Um den Lesefluss nicht unnötig zu stören, sind im Buch selber nur wenige Anmerkungen mit Ziffern markiert – nämlich diejenigen, die für den Laien von unmittelbarem Interesse sind. Alle anderen Anmerkungen, Kommentare und Quellenangaben finden Sie auf dieser Seite.

► Die Fußnoten sind seitenweise sortiert.

► Genauere Angaben zur zitierten Literatur finden Sie in der Liste der zitierten Fachliteratur.

 

Kapitel 1: Alles Ansichtssache?

19           „Eine Ausstrahlung, die im Betrachter Liebe erzeugt.“ − Stemmler 1988, S. 16

... zählen die Stoiker auch den Unterschied des Geschlechts. − Friedell 1976, S. 814ff

... schreibt Egon Friedell in seiner Kulturgeschichte der Neuzeit. − Friedell 1976, S. 814ff

... „der Schönste aller sterblichen Menschen“ − Homer, Ilias 20. Gesang

20           „Dein Schoß ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getränk mangelt“ − Hoheslied 7,3

                “Es war kein Mann unter den Söhnen Israels so schön wie er.” − 1. Sam 9,2

                „Er war von schöner Gestalt und der Herr war mit ihm.“ − 1. Sam 16,18

                Rebekka war „schön von Gestalt“ − 1. Mose 26,7

21           Diese Widersprüchlichkeit lässt sich selbst an der Mode ablesen. − Alle Angaben zur Geschichte der Mode nach Loschek 1999 und Friedell 1976.

... „ein Stück Märchen im Dasein“ − Friedell 1976, S. 128

Die Augen sind idealerweise blau, vor allem aber: strahlend. − Zur idealen Schönheit des Mittelalters siehe auch: Stemmler 1988, S. 97ff + 148 und Duby 1991, S. 341ff

22           ... ausgerechnet als Jungfrau Maria bei der Verkündigung. − Hersey 1998, S. 56

23           (Abbildungslegende) „Ein Gorilla würde besser reinpassen.“ − Clark 1972

Jesus soll als die „schönste Gestalt eines Menschen“ den Platz von Apollo einnehmen, Maria den von „Fenus“ − Dürer, nach Trapp 2003, S. 105

24           ... aufs Bett geschmissen zu werden.“ − Friedell 1976, S. 446ff

Ähnlich wuchtige Frauentypen tauchen in der zeitgenössischen Kunst extrem selten und in der Literatur überhaupt nicht auf. − Marwick 1988, S. 65

25           ... damit sie von jedermann bewundert werden kann − Knaurs Zeittafeln zur Deutschen Geschichte

27           ... Die Verkleidung ist zur Kleidung herabgesunken.“ − Friedell 1976, S. 1026

28           ... versteckt sie die Zigarette in einer Falte ihres Rockes und verbrennt − Knaurs Zeittafeln zur Deutschen Geschichte

... heißt es in einem der zeitgenössischen Schönheitsratgeber − Perrot 1984, S. 156

Philosophischen Untersuchung des Ursprungs unserer Ideen vom Erhabenen und vom Schönen − Burke 1989

29           Es ist als das „Übergewaltige“ − Pseudo-Longinus, zitiert nach Eco 2004, S. 278

„...und wird noch durch Schüchternheit erhöht“ − Burke 1989, S. 156

„...Schwäche vorzutäuschen, und sogar Krankheit.“ − zitiert nach Trapp 2003, S. 89, Übersetzung von mir (UR)

„... sie ist schön und nimmt ein und das ist genug.“ − Kant, Gesammelte Schriften, Bd. 2, S. 240 (http://gutenberg.spiegel.de)

„...seine eigne Sphäre findet es in der Welt des Schönen.“ − Trapp 2003, S. 101

„... Wo der Mann etwas Erhabenes hat, haben sie ein Loch!“ − Zit. nach SPIEGEL 31/2004, S. 135

30           „... so ist ein alter Geck das verächtlichste Geschöpf in der Natur.“ − Kant, nach Trapp 2003, S. 99

31           ... die eigentlichen Qualitäten des Mannes liegen auf einem anderen Feld. − Das Prinzip zeigt sich im Kino aufs Trefflichste. Während der männliche Held durchaus schön sein darf – die Heldin muss es sein. Ihre Weiblichkeit besteht in jugendlicher Schönheit. Männnlichkeit dagegen kommt in vielen Aggregatzuständen daher: jung oder alt, hart oder weich, schlank oder fett, glatthäutig oder zerfurcht.

33           Wenn andere mitmischen, hält man sich mit allzu brillanten Noten lieber zurück. − Kenrick & Gutierres 1980

Das gilt insbesondere für Männergruppen, wenn sie Frauen bewerten. − Berman et al. 1981

34           ... eine Gruppe israelischer Computerfachleute an der Universität Tel Aviv ... − Eisenthal et al.

So bevorzugt er offenbar Blondinen – vermutlich ganz wie seine Herren − Handelsblatt vom 6.2.2005

35           ... quer durch alle Landesteile, Altersgruppen und soziale Schichten, wurden dieselben Frauen als attraktiv oder weniger attraktiv ausgewählt. − Iliffe 1960. Die Untersuchung wurde 1965 mit demselben Bildmaterial in den USA wiederholt, dabei gingen 101 000 Rückmeldungen ein, aus denen eine Zufallsstichprobe von 6000 zur Auswertung ausgewählt wurde. Dabei zeigte sich eine generell sehr hohe Übereinstimmung zwischen Briten und Amerikanern – bei drei Fotos gingen die Meinungen allerdings nicht unwesentlich auseinander (siehe Henss 1992, S. 141ff).

... sondern noch mehr bei der Bewertung von Videosequenzen und am deutlichsten bei Live-Situationen. − Henss 1998, S. 52. Bei der Beurteilung von Fotos ergab sich eine Korrellation von r = 0,37, bei live-Situationen von r = 0,51. Auch bei Diener 1995 weisen die Bewertungen von Videosequenzen höhere Übereinstimmungsraten auf als die von Fotos.

36           ... an einem anderen scheiden sich die Geister (dem Sonnenbank-Schönling beispielsweise) − Bei unserem Schönheitsurteil schwingt immer auch die Persönlichkeit mit, die wir dem Kandidaten andichten, siehe Henss 1992, S. 317)

                Ungefähr die Hälfte unseres Schönheitsurteils ist „objektiv“ ... − Eine gute Zusammenfassung zur Urteilerübereinstimmung bietet Kapitel 6 in Henss 1992. Siehe hierzu auch: Hönekopp (im Druck).

Der Rest hängt an unseren persönlichen Vorlieben oder an sonstigen Umständen. − So hängt unser Schönheitsurteil z.B. auch davon ab, ob sich der bzw. die Betreffende in Begleitung eines schönen oder weniger schönen Mitmenschen befindet. Mit solchen „Kontrasteffekten“ werden wir uns noch in Kapitel 7 beschäftigen.
Auf unsere Wahrnehmung von Schönheit wirken offenbar auch ganz banale Faktoren ein – Namen etwa. Die amerikanische Kognitionsforscherin Amy Perfors vom Massachusets Institute of Technology stellte die Fotos von 24 Freunden bei „Hot or Not“ online und versah sie im Abstand von einigen Tagen mit jeweils unterschiedlichen Namen. Das Ergebnis: Bei Frauen brachten Namen mit runden Vokalen wie „u“ und „o“ Punkte – Julia, Laura, Sonja. Bei Männern dagegen war es gerade umgekehrt. Sie profitierten von Namen, deren Vokale im vorderen Mundteil gebildet werden, wie „i“ und „e“ (Perfors 2004). Siehe auch: Erwin 1993; danach sind 6 Prozent der Varianz im Schönheitsurteil auf den Namenseffekt zurückzuführen – allerdings nur bei Frauen. Auch Garwood (1978) fand einen deutlichen Effekt von Namen auf die Attraktivitätsbewertung. Dagegen wurden in einer deutschen Studie unterschiedliche Frauennamen zwar als stark unterschiedlich attraktiv bewertet, sie färbten jedoch nicht auf das Attraktivitätsurteil ab (Hassebrauck 1988).

... dass schon eine Stichprobe von gerade mal einem Dutzend Personen den „Geschmack der Allgemeinheit“ äußerst zuverlässig wiedergibt. − Henss 1992, S. 308. Henss gibt einen Medianwert der Inter-Rater-Korrelationen von 0,42 an (Henss 1998, S. 51). Die Frage, wieviel der Korrelationskoeffizient bei der Attraktivitätsbeurteilung über die tatsächliche Varianz aussagt (also darüber, zu welchem Teil das Urteil wirklich von dem zu beurteilenden Gesicht abhängt, und nicht vom persönlichen Geschmack der Bewerter oder auch von den äußeren Umständen der Bewertung), stellt Statistiker vor größere Probleme. Siehe hierzu die in den 1990er Jahren hart aber sportlich ausgetragene Kontroverse zwischen Ronald Henss und Manfred Hassebrauck (z.B. Henss 1992 115ff, Henss 1998 S. 276ff, Hassebrauck & Niketta, S. 29ff). Interessanterweise scheinen sich fast nur deutsche Wissenschaftler für die kniffligen statistischen Probleme hinter der Beurteilerübereinstimmung zu interessieren − neuerdings z.B. Johannes Hönekopp von der TU Chemnitz, der jedoch leider auf den „klassischen“ Streit zwischen Henss und Hassebrauck nicht eingeht (Hönekopp, im Druck).

37           Kinder spielen in dem Streit um einen „objektiven Schönheitssinn“ eine Schlüsselrolle. − Ein Literaturüberblick findet sich in Hoss & Langlois 2003

... dämmerte es ihr, dass es sich lohnen könnte, der Frage weiter nachzugehen. − wie in der Zeitschrift Discover berichtet wird (Brad Lemley: „Isn't She Lovely? − humans tend to attracted to symmetric beauty“, Februar 2000).

38           Eines ihrer ersten Experimente mit Kleinkindern sollte es gleich zum Klassiker bringen. − Langlois et al. 1987. Obwohl häufig zitiert, handelt es sich nicht um das erste Experiment der Art. Bereits 1985 publizierten Samuels und Ewy ihre Untersuchung an 3 und 6 Monate alten Kindern (Samuels & Ewy 1985). Die Kinder beider Altersklassen schauten in dem Experiment mehr als doppelt so lange auf die attraktiveren Bilder.

Die Kleinen blickten diejenigen Gesichter am längsten an, die auch von Erwachsenen als die attraktivsten angesehen worden waren! − und zwar unabhängig von Geschlecht, Alter und sogar Hautfarbe der dargestellten Personen (Langlois et al. 1991).

                ... und zwar ganz egal, wie attraktiv diese war. − Slater et al. 1998

... oder ob dabei doch subtile Lernprozesse eine Rolle spielen, ist noch höchst umstritten. − Die Debatte dreht sich um zwei Fragen. Erstens: Können Neugeborene tatsächlich schon Schönheit erkennen? Kalakanis & Langlois 2000 konnten – im Gegensatz zu der zitierten Arbeit von Slater − bei 15 Minuten alten Neugeborenen keine klare Präferenz für attraktivere Gesichter feststellen. Zweitens: Können Neugeborene überhaupt schon Durchschnittlichkeit erkennen, also einen Prototyp aus den ihnen bekannten Gesichtern extrahieren? Walton & Bower 1993 zeigten Neugeborenen verschiedene Gesichter, und anschließend ein aus diesen Gesichtern generiertes Durchschnittsbild und stellten fest, dass die Neugeborenen darauf wie auf ein bekanntes Gesicht reagierten − was die Autoren als Hinweis auf Durchschnittsbildung (d.h. Extraktion eines Prototyps) werten. Dem widersprechen De Haan et al. 2001: Nach ihren Ergebnissen wird ein Prototyp erst ab dem dritten Monat gebildet. Die von Slater et al. 1998 nachgewiesene Bevorzugung schöner Gesichter durch Neugenborene gründet sich also möglicherweise auf andere Faktoren als auf Durchschnittlichkeit.

39           ... dass Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen in ihrem Schönheitsurteil weitgehend übereinstimmen. − Literatur hierzu siehe z.B. Buss 2004, S. 144, Henss 1992, S. 148-150, Cunningham & Shamblen 2003, S. 205f

... und dem ihrer westlichen bzw. verwestlichten Artgenossen auf der anderen ergaben sich nur wenig Gemeinsamkeiten. − Jones & Hill 1993. Eine ausführliche Diskussion dieser Studie findet sich in Dion 2002, S. 242ff.

40           ... annähernd dieselben Standards für schwarze oder asiatische Gesichter. − Eine Studie an 3 Monate alten Babys ergab, dass schon eine kurze Gewöhnung an Gesichter fremder Populationen ausreichte, um die zuvor gezeigte Bevorzugung der eigenen Population stark zu reduzieren (Sangrigoli & de Schonen 2004; siehe auch Sangrigoli et al. 2005, Bar-Haim 2006).

... erst die bewussten Veränderungen machen ihn wahrhaft menschlich. − Siehe hierzu z.B. Boesen 1999.

 

Kapitel 2: Schönheit – nichts als Durchschnitt?

45           Judith Langlois von der University of Texas ... − Im 20. Jahrhundert war vermutlich D. Katz der erste, der anhand von fotografisch generierten Durchschnittsbildern den Zusammenhang zwischen Durchschnittlichkeit und Attraktivität erforschte (Katz 1952 und 1953).

... je mehr Gesichter in das Durchschnittsbild einfließen, desto schöner war das neue Gesicht. − Langlois & Roggman 1990. Einen Überblick über die verschiedenen Durchschnitts-Experimente anderer Forscher geben Cunningham et al. 2002, S. 216ff.

46           ... steht heute mit dem „Morphing“ eine deutlich verbesserte digitale Methode zur Verfügung. − Dabei werden auf den beiden zu verschmelzenden Bildern die Konturen der Gesichtsmerkmale (also z. B. der Umriss der Nase, der Augenbrauen oder des Mundes) durch korrespondierende Referenzpunkte (so genannte Keypoints) elektronisch markiert. Beim Berechnen des neuen Gesichts wird aus den Koordinatenwerten der korrespondierenden Keypoints ein Mittelwert gebildet, der dann den Referenzpunkt für das neue Bild abgibt. Somit werden die Gesichter beim Verschmelzen nicht nur, wie bisher, in der Länge und Breite skaliert, sondern gleichen sich im gesamten optischen Raum aneinander an.

47           ... eine Gruppe junger deutscher Wissenschaftler um den Psychologen Martin Gründl ... − Die von der Regensburger Gruppe verwendete Morphingmethode ist jedoch (genauso wie andere Morphing-Methoden) nicht frei von Textur- und Konturartefakten. Die Haare und Augenbrauen werden beispielsweise bei zunehmender Überlagerung immer dunkler, ebenso die Augen – das Ergebnis ist ein spezieller Typ der Morphing-Schönheit mit klar gezeichneten Konturen, die dadurch entstehen, dass die Umrisse (z. B. der Augenbrauen oder des Mundes) durch die Keypoint-Bearbeitung extrem scharf werden. Dazu kommt, dass die Haut mit jeder Überlagerung glatter wird (mehr zu diesem „Textur-Artefakt“ s.u.).

48           Martin Gründl ist nicht der Erste, der diesen Einwand vorbringt. − Siehe z.B. Benson & Perrett 1992.
Ein weiterer Einwand gegen die von Langlois verwendete Überlagerungstechnik besteht darin, dass die Augen und Lippen durch die ungenaue Passung der Bilder vergrößert wurden und dadurch möglicherweise attraktivitätssteigernd wirkten (Pittenger 1991). Dieses Artefakt wird erst durch die neuere Morphing-Technik ausgeschaltet, bei der die Umrisse der einzelnen Strukturen aneinander ausgerichtet werden.

49           Makellose Haut ist eines der Hauptingredienzen von Schönheit − wahrscheinlich sogar das allerwichtigste. − Mit dem Zusammenhang zwischen Hauttextur und Schönheit hat sich ganz besonders der deutsche Evolutionspsychologe Bernhard Fink (heute an der Universität Göttingen) beschäftigt – siehe z.B. Fink et al. 2001. Ob glatte Haut tatsächlich einen Hinweis auf einen besseren Gesundheitszustand enthält (wie Fink postuliert), ist weiterhin höchst umstritten.

Je mehr Bilder miteinander verschmolzen wurden, desto attraktiver erschienen sie. − Rhodes & Tremewan 1996. Siehe auch Little & Hancock 2002: Wenn an männlichen Gesichtern entweder nur die Textur, oder nur die Form (in Richtung Durchschnittlichkeit) verändert wird, so schlägt sich beides in einer Veränderung der Attraktivitätswerte nieder − beide Effekte wirken also offenbar unabhängig voneinander.

Nicht die Durchschnittlichkeit mache die Komposits schöner, sondern ihre Symmetrie. − Z.B. Alley & Cunningham 1991, Grammer & Thornhill 1994

50           „Das Auge mag Symmetrie“, stellte schon Darwin fest. − Voland & Grammer 2003, S. 2

51           ... sie sind ihm offenbar vertrauter. − Zebrowitz 1997, S. 124

Das Ergebnis: Die symmetrischeren Versionen werden klar bevorzugt. − Perrett et al. 1999

                Perretts Ergebnis wurde zwar in einigen anderen Untersuchungen bestätigt ... − Die erste Studie zur Wirkung von Symmetrie auf die menschliche Attraktivitätswahrnehmung stammt aus dem Jahr 1994 (Grammer & Thornhill 1994) und kam zu dem Ergebnis, dass Symmetrie die Attraktivität eines Gesichtes deutlich steigert. Die Untersuchung verwendete jedoch nur wenige, grobe Maße. Eine weitere „Pro Symmetrie“-Studie stammt von der amerikanischen Psychologin Linda Mealey. Sie vermaß die Gesichter von 34 eineiigen Zwillingspaaren und ließ die Paare in einer wissenschaftlichen Mausklick-Schönheitskonkurrenz gegeneinander antreten. Dabei wurde der jeweils symmetrischere Zwillingspartner im Durchschnitt als attraktiver bewertet (Mealey et al. 1999). Einen Überblick über die Literatur zum Thema Symmetrie gibt z.B. Thornhill & Gangestad 1999 oder Little et al. 2002 S. 62ff.

... aber durchaus nicht in allen. − Z.B. Kowner 1996: Viele Menschen empfinden ein leicht asymmetrisches Gesicht als angenehmer, zumindest bei jüngeren Menschen. Bei älteren Menschen wurde dagegen Symmetrie bevorzugt – möglicherweise deshalb, weil Gesichter im Lauf des Lebens ohnehin asymmetrischer werden. Besonders bevorzugt wird Asymmetrie bei Gesichtern, die Gefühle ausdrücken – vielleicht deshalb, weil echte Gefühle eine Seitenbevorzugung aufweisen (siehe hierzu auch Zaidel et al. 2005).
Auch in der schon erwähnten Regensburger Studie ergab sich keine systematische Bevorzugung von Symmetrie, weder bei Frauen- noch bei Männer-Gesichtern. Selbst unattraktive Gesichter profitierten nur in Einzelfällen (nämlich bei einem hohen Maß an Asymmetrie) von einer Symmetrisierung (Braun et al. 2001).
Weitere „Contra Symmetrie“-Befunde:
Der Papst der Gesichtsvermessung, der Kanadier Leslie Farkas, fand nur bei Abweichungen des Nasenrückens von der Symmetrieachse einen Zusammenhang zu den Attraktivitätswerten (Farkas 1994).
Eine Studie an 4 bis 9 Monate alten Krabbelkindern ergab, dass diese zwar lieber auf attraktive Gesichter schauten, Symmetrie spielte bei dieser Bevorzugung jedoch keine Rolle (Samuels et al. 1994).
Auch Hönekopp et al. 2004 finden keinen Zusammenhang zwischen Gesichtssymmetrie und Attraktivität (dafür dokumentieren sie erhebliche methodische Zweifel an vorhergehenden Symmetrie-Studien)
Nach einem neueren, umfangreichen Übersichtsartikel ergibt sich ein geringer Zusammenhang zwischen Attraktivität und Symmetrie bei Männergesichtern, für Frauengesichter scheint dies jedoch nicht zu gelten (Weeden & Sabini 2005, siehe dazu auch die Kommentare von Grammer et al. (2005) und Geary (2005).
Unabhängig davon, ob attraktive Gesichter tatsächlich symmetrischer sind – attraktive Gesichter werden als symmetrischer wahrgenommen (z.B. Shakelford & Larsen 1997).

                ... wurden die am Computer erzeugten symmetrischeren Versionen sogar als weniger attraktiv wahrgenommen. − Swaddle & Cuthill 1995, Zaidel et al. 2005.

52           ... dass der Durchschnittseffekt in beiden Ansichten zum Tragen kommt. − In der en face Projektion war der Effekt allerdings stärker als in der seitlichen. (Valentine et al. 2004). Siehe auch Rhodes et al. 1999: Durchschnittlichkeit und Symmetrie beeinflussen nach dieser Studie die Attraktivität eines Gesichtes unabhängig voneinander, der Effekt von Durchschnittlichkeit ist aber stärker.

53           ... die 1991 als Replik zur Langlois‘schen Durchschnitts-Hypothese erschien − Alley & Cunningham 1991. Siehe auch: Cunningham et al. 2002.

... die Durchschnittsbilder aus den vier attraktivsten Frauen- bzw. Männergesichtern. − Der Begriff „Sexy-Gesicht“ wurde von Karl Grammer geprägt (Grammer 1993).

54           ... obwohl in den Durchschnitts-Prototypen ein Vielfaches (nämlich 64 bzw 32) an Gesichtern steckt! − Die Regensburger Wissenschaftler gingen noch weiter. Wenn wirklich das größtmögliche Maß an Durchschnittlichkeit zum höchsten Maß an Attraktivität führen würde, müsste nicht nur das „Unsexy-Gesicht“ attraktiver werden, wenn man es dem „durchschnittlichsten“ Durchschnittsbild annähert. Dasselbe müsste dann auch für das „Sexy-Gesicht“ zutreffen. In Realität ist es jedoch nur das „Unsexy-Gesicht“, das von der Verdurchschnittlichung profitiert, das schöne Gesicht nimmt dadurch jedoch erwartungsgemäß Schaden (Braun et al. 2001).

                Durchschnitt ist also doch nicht alles. − Die Aussage „Durchschnittlichkeit ist zwar wichtig, aber kann nicht alles sein“ erhält auch aus einer ganz anderen Richtung Unterstützung: Leslie Farkas, der Weltexperte für Gesichtsvermessung, verglich die Daten von hübschen und weniger hübschen Gesichtern miteinander, und fand dabei nur bei wenigen Pararametern signifikante Unterschiede. Bei den Attraktiven war allerdings der Anteil der Messwerte, die innerhalb einer Standardabweichung vom Mittelwert der Bevölkerung liegen, deutlich höher als bei den Unattraktiven. Farkas bezeichnet diesen Bereich (der immerhin 68% der Messwerte enthält) als „optimal“, den Bereich innerhalb von zwei Standardabweichungen (95% der Messwerte) als „normal“. Attraktive Proportionen haben demnach einen außergewöhnlich hohen Spielraum (Farkas & Kolar 1987, Farkas et al. 1987).

                Und tatsächlich: Das neue Gesicht war noch einmal attraktiver. − Perrett et al. 1994. Der Effekt war jedoch nur bei Frauengesichtern festzustellen. Bei den Männergesichtern wurde zwar auch das „Sexy-Gesicht“ als attraktiver bewertet, die daraus erstellte „Karikatur-Version“ bekam jedoch keine guten Noten. Wir werden auf das Phänomen und mögliche Gründe dafür noch zu sprechen kommen.
Perrets Befunde stehen in klarem Widerspruch zur Langlois’schen Durchschnittshypothese – nach welcher Gesichtszüge, die vom Durchschnitt weg übertrieben werden, als weniger attraktiv wahrgenommen werden sollten. Judith Langlois warf Perrett denn auch methodische Mängel vor und legte im Jahr 2002 eine eigene Studie zum „Karikatur-Effekt“ vor (Rubenstein et al. 2002), in der sich eine attraktivitätssteigernde Wirkung des Karikatur-Effektes nicht nachweisen ließ. Auch zwischen dem Durchschnittsbild aus zufällig ausgewählten Gesichtern und dem Durchschnittsbild der attraktivsten Gesichter ergab sich kein Attraktivitätsunterschied. Mit diesen Befunden steht Judith Langlois jedoch sehr einsam da.

55           Nun ließ er seine Studenten mit Lineal und Zirkel auf die Fotos los. − Cunningham 1986

56           ... die Bezeichnung „Kindchenschema“. − Lorenz 1943

57           ... wenn der Säugling zunimmt und die nötigen Gesichtsrundungen entwickeln kann. − Die Psychologin Janet Mann sieht in der Bevorzugung der „süßesten“ Kinder ein evolutionäres Programm, das die Mutter vor „Fehlinvestitionen“ in ein nicht überlebensfähiges Kind schützt, die auf Kosten anderer Kinder mit besseren Chancen gehen könnten. Janet Mann wies in einer Studie nach, dass die Mütter frühgeborener, untergewichtiger Zwillinge in allen Fällen das Gesündere bevorzugten (Mann 1992).

                ... sowohl von ihren Eltern als auch dem Pflegepersonal der Säuglingsstation − Hildebrandt & Fitzgerald 1983, Badr Zahr 2001

Sie finden schwerer Pflegeeltern, werden häufiger vernachlässigt und missbraucht. − McCabe 1984

59           ... die Augenbrauen werden buschiger, die Haut rauer und behaarter. − Siehe z.B. Little et al. 2002, S. 66ff; Perrett & Penton-Voak 1999. Bei der Frage nach der Herkunft der Unterschiede in der Gesichtsanatomie von Mann und Frau ist die Datenlage allerdings alles andere als berauschend. Vor allem die Rolle der Geschlechtshormone im Wachstumsprozess des Gesichtsschädels ist nicht systematisch erforscht. Kompliziert wird die Diskussion auch dadurch, dass die Gesichtsform möglicherweise schon durch die pränatalen Hormonspiegel, z. B. von Testosteron, beeinflusst wird (siehe dazu Fink et al. 2005 – danach wird die Entwicklung einer mehr „männlichen“ oder mehr „weiblichen“ Gesichtsform nicht nur vom Hormonspiegel während der Pubertät beeinflusst, sondern auch vom pränatalen Testosteronspiegel, d. h. also dem Testosteronspiegel im Uterus. Dabei scheint allerdings die Wirkung des pränatalen Testosterons einem anderen Muster zu folgen als der Wachstumsprozess während der Pubertät. Dagegen finden Koehler et al. 2004 keine Korrelation zwischen pränatalem Testosteronspiegel und wahrgenommener „Männlichkeit“ eines Gesichtes).

... das ursprünglich zur Herstellung von Phantombildern entwickelt worden war. − Die ersten Wissenschaftler, die sich der Methode bedienten, sind schon längst in Vergessenheit geraten – und das aus dem einzigen Grund, dass sie auf Deutsch publizierten. R. Fauss beispielsweise und B. Riedl setzten in den 80er Jahren die für die Polizei entwickelte Phantombild-Software „IdentiKit“ ein, um am Computer „ideale“ Gesichter konstruieren zu lassen, indem sie ihren Probanden am Bildschirm verschiedene Formen (von Augen, Mund und Nase) zur Auswahl vorsetzten (Fauss 1986, Riedl 1990).

                ... der „Unfitteste“ dagegen ausstirbt. − Johnston & Franklin 1993 und Johnston 2000. Programme dieser Art, die das Wirken der Evolution simulieren, nennen sich „genetic algorithm“.

62           ... wie in den 1950er Jahren Marilyn Monroe. − So genannte Environmental Security Hypothesis (Pettijohn & Tesser 1999). Das Prinzip gilt offenbar auch für die Körperform: Die Analyse der Maße der Playmates der Jahre 1960 bis 2000 bestätigen das Prinzip: Harte Zeiten verlangen Kerle – also weniger Kurven, größere und kräftigere Statur (Pettijohn & Jungeberg 2004).

63           ... je mehr davon im Blut kreist, desto unbewegter ist das Gesicht. − Pinker 2002, S. 345

                Ein Macho lächelt nicht. − Mueser et al. 1984

64           .. schreibt der Renaissance-Schriftsteller Agnolo Firenzuola. − Firenzuola 1992, S. 26

„Es war seine aufrichtige Art, mir in die Augen zu schauen.“ − McNeill 2003, S. 345

                ... dass große Augen zu den Hauptzutaten zumindest der weiblichen Schönheit gehören. − In fast allen Studien, die sich mit der Augengröße beschäftigen, werden größere Augen als attraktiver bewertet (z. B. Cunningham et al. 1995, Perrett et al. 1994, Geldart et al. 1999). Auch Leslie Farkas stellte bei seinen Vermessungsreihen an weiblichen Gesichtern fest, dass die schöneren Gesichter auch die größeren Augen hatten (Farkas 1994). Eine Ausnahme bildet Victor Johnston mit seinem „genetic algorithm“, bei dem sich die virtuelle Schönheit nicht durch überdurchschnittlich große Augen auszeichnete (Johnston & Franklin 1993, Johnston 2000).

65           ... als hübscher, netter und freundlicher eingestuft. − Hess 1965. Auch in einem psychologischen Experiment mit echten Menschen fühlten sich Männer mehr zu den Frauen mit künstlich erweiterten Pupillen hingezogen (Stass & Willis 1967).

Aber selbst bei Erwachsenengesichtern gelingt uns die Unterscheidung auf Anhieb nur bei 96 Prozent der Fälle. − McNeill 2003, S. 150. Wenn es darum geht, die Geschlechtszugehörigkeit eines Gesichtes zu bestimmen, scheint die Grenze zum eigenen Geschlecht hin verschoben zu sein: Frauen sind also eher in Gefahr, andere Frauen für Männer zu halten, genauso wie Männer eher dazu neigen, andere Männergesichter als weiblich einzustufen (Webster et al. 2004).

66           ... vor allem das kräftige Kinn und die markanten Wangenknochen. − Z. B. Cunningham et al. 1990, Grammer 1993, Scheib et al. 1999.

                Doch auch die Männer wurden durch Verweiblichung attraktiver ... − Perrett et al. 1998. Perretts Ergebnisse werden z. B. bestätigt von Rhodes et al. 2000 sowie Ishi et al. 2004.

67           ...  artet jedoch auch schnell in archaische Wildheit aus. − Siehe z. B. Penton-Voak & Chen 2004: Die Forscher bestimmten die Testosteronspiegel von Probanden und erstellten dann je ein Komposit-Bild aus den Gesichtern der Männer mit hohem bzw. niedrigem Testosteron-Spiegel. Das hoch testosteronhaltige Komposit wurde zwar als maskuliner eingestuft, aber nicht unbedingt als attraktiver. Siehe auch Swaddle & Reierson 2002.

                ... sagt dazu der Model-Agent Michael Southgate. − Zitat nach Etcoff 2001, S. 180

                ... desto eher „entwickelte“ sie per Mausklick maskuline Gesichter. − Um genau zu sein, waren die Gesichter nicht „männlich“ sondern „weniger feminisiert“ – sie standen nämlich genau in der Mitte zwischen der vermännlichten und der verweiblichten Version des männlichen Gesichtes (Little et al. 2001). Siehe auch Penton-Voak et al. 2003: Unattraktive Frauen bevorzugten darin femininere Gesichtszüge bei Männern.

                ... dass sie alles wollen, und zwar gleichzeitig – siehe dazu z. B. Cunningham et al. 1990

68           ... machte die kleine Verwandlungsaktion einen Riesenunterschied. − Townsend & Levy 1990a

... dass es sich um einen Arzt handelte. Townsend & Levy 1990b

69           ... – das gilt auch für die Stupsnase, die Größe des Mundes und den Augenabstand − von den Pausbacken ganz zu schweigen. Z. B. fand Karl Grammer bei seinem Vergleich von 16 „Normalfrauen“ und 16 Schönheiten aus Männermagazinen folgende Liste: weiter auseinanderstehende Augen, breitere Münder, stärker hervortretende, höher angesetzte Backenknochen und konkave Wangen, längere Nasen, im Verhältnis zur Gesichtslänge breitere Gesichter, relativ zum Gesamtgesicht breiteres Kinn (nach Henss 1998, S. 63).
Der Hauptgrund, warum die Frage nach der Attraktivität des „Kindchens“ in der Frau so unterschiedliche Antworten zeitigt, liegt wohl darin, dass der Kindchen-Eindruck schwer zu fassen ist. Zwar sind wir uns einigermaßen einig, welche Gesichter wir für kindlich halten, aber dieser Eindruck lässt sich schwer an Einzelmerkmalen festmachen. Am ehesten scheint noch ein breites Gesicht, ein kleines Kinn und große Augen zum Babyface-Eindruck beizutragen. Aber selbst bei diesen Parametern besteht nicht in allen Untersuchungen Konsens (siehe Henss 1998, S. 68ff; Berry 1991).
Entsprechend ist auch der Zusammenhang zwischen Kindchenschema und Attraktivitär schwer dingfest zu machen. In einer Untersuchung von Ronald Henss korrelierte die Attraktivität und die wahrgenommene Kindlichkeit des Gesichts bei Frauen nur mit r = 0,11 (also sehr schwach), bei Männern überhaupt nicht (Henss 1998, S. 68).

70           ... aber nicht einmal das berühmte markante Kinn kommt in allen Studien gut weg. − In der Liste fehlt das Kriterium „Gesichtsform“ (rund, oval, rechteckig), dem sowohl bei Männer- als auch bei Frauengesichtern bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die meines Wissens einzige Studie zu dem Thema ist eine von Ronald Henss betreute Diplomarbeit von Markus Becker, die sich auf online-Experimente im Internet stützt. Ihr Ergebnis zeigt, dass die Gesichtsform gegenüber den inneren Gesichtsmerkmalen relativ wenig Einfluss auf unser Schönheitsurteil hat. Bei Männern wurde im Schnitt eine ovale, bei Frauen eine quadratische Gesichtsform als besonders attraktiv bewertet (was im Fall der Frauen die Bedeutung „hoher“ Backenknochen und konkaver Wangen unterstreicht), jedoch war der Vorsprung dieser Gesichtsformen vor anderen gering. Einzig die kreisrunde Form bei Männergesichtern wurde durchgängig als wenig attraktiv bewertet (Becker 2003).

... mit Stärke, mit Sex oder Askese, Süße oder Stolz, Opulenz und Transzendenz. − Dazu kommt, dass jeder den anderen vor dem Hintergrund seiner ureigenen Erfahrungen sieht. Wir bewerten ein fremdes Gesicht nach Ähnlichkeiten zu uns bekannten Menschen und damit allen Menschen die uns jemals begegnet sind und eine Spur in unserem Gedächtnis hinterlassen haben − angefangen mit Mama und Papa. Zur Vielschichtigkeit des Schönheitsstereotyps siehe auch Henss 1998 S. 263ff.

                ... würden zwar mit der „unsrigen“ in vielem übereinstimmen, aber auch durchaus Unterschiede aufweisen. − Und noch stärker wären die Unterschiede, wenn es sich um unterschiedliche Ethnien handeln würde, mit ihren jeweils einzigartigen Physiognomien, in die sich ein nicht vertrauter Betrachter erst „einlesen“ muss. Die Tatsache, dass Schönheitsvorstellungen – neben allen Gemeinsamkeiten – stark von der jeweiligen „Gesichtsumgebung“ abhängen, wird in der evolutionspsychologischen Schönheitsforschung gerne ignoriert. So wird in einem der tonangebenden Lehrbücher der Evolutionspsychlogie, „Evolutionary Psychology“ von David Buss (Buss 2004), beispielsweise die in Kapitel 1 erwähnte Studie von Jones und Hill (Jones 1996, Jones & Hill 1993), in der sich keine gemeinsamen Schönheitsstandards zwischen zwei Stämmen von Amazonasindianern und mehreren westlichen Industriestaaten feststellen ließen, kurzerhand zu einer Bestätigung für einen „interkulturellen Konsens“ beim Schönheitsideal uminterpretiert (Buss 2004, S. 144).

71           ...  das Bild der perfekten Schönheit zusammenzusetzen. − Firenzuola 1992, S. 72

 

Kapitel 3: Schönheit im Kopf

73           Affen, die in völliger Isolation aufgewachsen sind, erkennen ihre Artgenossen ... − McNeill 2003, S. 482

                ... sagt die Psychologin Vicki Bruce − McNeill 2003, S. 15

                ... „zwischen Fassade und Bekenntnis“ − Finkielkraut 1987, S. 31

75           ... konnte er böse und freundliche Gesichtsausdrücke auseinanderhalten − Pegna et al. 2004

76           ... − zumindest der in der rechten Hirnhälfte gelegene Teil. − Es handelt sich um das so genannte „fusiforme Gesichtsareal“, das seinen Namen von seinem Sitz innerhalb des Gyrus fusiformis – der „spindelförmigen Windung“ – hat.
Die Frage, wie das Hirn die Signale von Gesichtern verarbeitet, ist auch in der Schönheitsforschung relevant: Erkennt es ein Gesicht anhand von Einzelmerkmalen, also z. B. Mund, Nase, Augen (so genanntes „featural processing“), oder geht es um das Gesamtbild, also die Abstände und Lage der einzelnen Merkmale zueinander („configural processing“)? – Das Hirn scheint beide Wege zu beschreiten, und zwar unabhängig voneinander (siehe z. B. Cabeza & Kato 2000, Haxby et al. 2000, 2002).

... hat die Forscher auf eine interessante Spur gebracht. − Vuilleumier 2005

77           Die rechte Gesichtshälfte scheint dem gesamten Gesicht mehr zu ähneln als die linke. − Das Erkennen von Emotionen weist eine Seitenbetonung nach rechts (vom Betrachteten aus gesehen) auf. Einzelne Studien fanden beim Lächeln eine Linksbetonung (z.B. Zaidel et al. 1995), der überwiegende Konsens ist jedoch, dass Emotionen stärker auf der rechten Seite des Gesichtes wahrgenommen werden. Siehe z.B. Burt & Perrett 1997, Chen et al. 1997.

... weil wir uns aus dem Spiegel nun einmal seitenverkehrt kennen. − Mita et al. 1977

78           Für das Schönheitsurteil der Betrachter war fast immer die rechte Gesichtshälfte ausschlaggebend! − Burt & Perrett 1997

Zumindest bei Frauen wurde das aus den rechten Hälften zusammenkomponierte Bild weitaus häufiger als das attraktivere benannt. − Zaidel et al. 1995. Das Ergebnis wird von einem anderen Experiment derselben Arbeitsgruppe bestätigt (Chen et al. 1997). In einer Studie zur Symmetrie besonders attraktiver (Model-) Gesichter ergab sich jedoch keine Bevorzugung einer bestimmten Gesichtshälfte (Zaidel & Cohen 2005).

79           ... so lange „studieren“ konnten, wie sie wollten. − Goldstein & Papageorge 1980. Nach einer neueren Studie von Olson & Marshuetz (2005) konnten Probanden schon innerhalb von 13 Millisekunden ein einigermaßen akkurates Schönheitsurteil fällen!

                ... wenn ein bestimmter Reiz einen affektiven Wert hat, also das Gefühl anspricht. − Johnston & Oliver-Rodriguez 1997. In einem weiteren Experiment derselben Arbeitsgruppe wurde die Reaktion sowohl von Männern als auch von Frauen auf Bilder von Männer- und Frauengesichter getestet. Dabei ergab sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine positive Korrelation zwischen den Attraktivitätsratings und der „P300“-Komponente des „event-related potentials“ (ERP) bei gegengeschlechtlichen Gesichtern, die bei Männern allerdings deutlich stärker ausfiel. Für gleichgeschlechtliche Gesichter fand sich eine solche Korrelation nur bei postovulatorischen Frauen (Oliver-Rodriguez et al. 1999, siehe auch Johnston & Wang 1991).

80           ... so etwas wie den „Schauer der Schönheit“. − Der Begriff stammt von Nancy Etcoff (Etcoff 2001 S. 184).

                ... unter „Gesichtsblindheit“ leidet − Von dem Patienten berichtet Nancy Etcoff in ihrem Buch „Nur die Schönsten überleben“ (Etcoff 2001, S. 187).

                ... die so genannte funktionelle Magnetresonanz-Tomographie. − Aharon et al. 2001. Die meines Wissens ersten Wissenschaftler, die sich der menschlichen Schönheit mit den Methoden bildgebender Verfahren − in diesem Fall mit Positronen-Emissions-Tomographie (PET) − genähert haben, arbeitete an der Universität von Kyoto (Nakamura et al. 1998). Attraktivität korrellierte dabei mit Aktivität im Frontalhirn der linken Hirnhälfte (siehe auch Aron et al. 2005).

84           ... auf der linken Seite richteten sich die Lustneuronen jedoch ganz nach der Attraktivität − Aron et al. 2005

                ... allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die oder der Schöne den Betrachter anschaute! − Kampe et al. 2001. Siehe dazu auch Mason et al. 2005: Ein weibliches Gesicht wurde in dieser Studie von Männern als attraktiver bewertet, wenn es den Blick dem Betrachter zuwendet. Für Frauen dagegen machte die Blickrichtung ihres Gegenübers keinen Unterschied.

86           ... sich in Geduld zu üben und auf die nächsten Studienergebnisse zu warten. − Ein Ergebnis ist soeben eingelaufen, und es passt eher zur amerikanischen als zur britischen Studie. Felicitas Kranz und Alumit Ishai von der Universität Zürich untersuchten die Gehirne von hetero- und homosexuellen Männern und Frauen, denen unter der Magnetresonanz-Röhre unterschiedlich attraktive Gesichter vorgelegt wurden. Das dabei auftretende Aktivitätsmuster in den mit der Verarbeitung von Gesichtern beschäftigten Regionen war dabei weder vom Geschlecht des Betrachters noch von dessen sexueller Orientierung abhängig. In dem zum Belohnungssystem gehörenden orbitofrontalen Kortex dagegen hing die Aktivität nicht nur von der Schönheit des präsentierten Gesichtes ab, sondern auch von der sexuellen Orientierung des Betrachters – Belohnungswert hatten also diejenigen schönen Gesichter, die auch sexuell relevant waren (Kranz & Ishai 2006).

... einer anderen Londoner Arbeitsgruppe am selben Labor. − O’Doherty et al. 2003.

               

Kapitel 4: Kurvenreiche Schönheit. Wie viel Fett enthält die Schönheitsformel?

87           ... nicht mit diesem hübschen Gesicht in Einklang stehen?“ − zitiert nach Fischer 1997, S. 172

88           ... bei denen beide Kandidaten wochenlang regelrecht gemästet werden. − Didou-Manent 2000 S. 36

... damit sie ihrem Bräutigam rund und schön entgegentreten kann. − Robinson 1998

89           ... heißt es etwa im Hohelied des Salomon. − Hoheslied 7,2

90           ... „um seinen Bauch zu vermindern, der das richtige Maß überschritten hat“ − zitiert nach Didou-Manent 2000, S. 55

91           ... und üppige Glieder habe oder doch vortäusche“, schreibt Egon Friedell. − Friedell 1976, S. 207

                ... heißt es in einem zeitgenössischen Schönheitsratgeber. − Jean Liebault (1582) in Didou-Manent 2000, S. 138 (Kürzungen von mir, UR)

                ... wie der französische Dichter Pierre de Ronsard schreibt. − zitiert nach Didou-Manent 2000, S. 141

                Die Pariserinnen fangen an, Essig zu trinken, um nicht zuzunehmen. − Perrot 1984, S. 68

                ... lässt Goethe 1772 seinen jungen Werther schreiben. − Goethe: Die Leiden des jungen Werthers, München (dtv) 1997, S. 98 (Auslassungen von mir).

93           ... und nur bei mageren 20 Prozent auf dünne Figuren. − Anderson et al. 1992. Siehe auch Ford & Beach 1951: Nach dieser ethnographischen Analyse bevorzugen 13 der untersuchten 23 Naturvölker bei ihren Frauen eine füllige Körperform, 5 eine schlanke und weitere 5 eine mittlere Ausführung.

                ... vor allem von solchen Gesellschaften bevorzugt, die sich um ihr tägliches Brot keine Sorgen machen müssen. − Aber: Eine neuere Analyse des interkulturellen Datenbestandes durch die Ethnologin Carol Ember ergab keine klaren Zusammenhänge zwischen unsicherer Versorgungslage und der Bevorzugung eines korpulenten Schönheitsideals. Einzig der Faktor „männliche Dominanz“ erwies sich hier als guter Prädiktor für ein eher fülliges Schönheitsideal (Ember et al. 2005).

94           ... die „Waist-to-Hip-Ratio“, kurz WHR. − Eine Übersicht zum Thema und zur relevanten Literatur bietet Singh 2002.

96           Die sieben Zehntel waren auf dem besten Weg zur Universalkonstante ... − Auch zwei deutsche Untersuchungen bestätigen die Befunde von Singh: Ronald Henss von der Universität des Saarlandes setzte als „Reizmaterial“ digital manipulierte Fotos ein (Henss 2000). Achim Schützwohl von der Universität Bielefeld arbeitete mit extrem kurzen Präsentationszeiten (Schützwohl 2006).

                ... zu einem Stamm von „echten“ Ureinwohnern, den Matsigenka im Südosten Perus. − Yu & Shepard 1998

                ... das Körpergewicht eine viel stärkere Rolle zu spielen als die „richtige“ Taillenmathematik. − Z. B. Tovée et al. 2002, Streeter & McBurney 2003, Furnham et al. 2005, Tassinary & Hansen 1998, Puhl & Boland 2001.

98           ... einmal rühmte, mit 10 000 Frauen geschlafen zu haben. − Buss 1997, S. 68

... um den eigenen Busen attraktiv zu erhalten. − Yalom 1998

99           ... von Stämmen, die „lange, hängende Brüste“ bevorzugen. − Ford & Beach 1951; siehe auch: Anderson 1988.

... in der wohl ersten in Deutschland gedruckten Heiratsanzeige. − zitiert nach Henss 1992, S. 16ff

                Deutsche Studenten beispielsweise sind im Schnitt 3 Zentimeter größer als Lehrlinge. − Wiwo.de vom 7.10.2003. Der französische Soziologengott Pierre Bourdieu dokumentierte für Frankreich eine lineare Beziehung zwischen Status und Größe, sowohl bei Frauen als auch bei Männern: Leitende (männliche) Angestellte maßen durchschnittlich 175,6 cm, Arbeiter nur 171,9 (Pierre Bourdieu, „Die feinen Unterschiede“, nach Amadieu 2002, S. 101f).

                ... dass unter 720 Paaren nur ein einziges war, bei dem das eherne Prinzip verletzt wurde. − Gillis & Avis 1980

100         ... ist 1,5 Zentimeter kleiner als sein Westgenosse. − Spiegel online vom 13.12.04: „Schlechtes Essen, kleine Menschen“

                ... und so das Wachstum der Unterschenkel hemmten. − Hassebrauck & Küpper 2002, S. 22

101         ... galt die modische und erotische Aufmerksamkeit zu allen Zeiten den Füßen. − Der Ethnologe Daniel Fessler sieht in kleinen Füßen sogar einen im Lauf der Evolution entstandenen, interkulturellen Schönheitsstandard (Fessler et al. 2005).

102         ... fleht die Geliebte ihren Angebeteten im Hohelied des Salomo an. − Hoheslied 1,6

                ... dass 92 Prozent von ihnen bei ihren Frauen relativ helle Haut bevorzugen − Van den Berghe & Frost 1986

103         ... wurde zum Exportschlager des Nordens. − Jones 1996b

In den Heldensagen sind die Braunhaarigen oft die Ritter mit Fehlern − Stemmler 1988, S. 96ff. Siehe auch Duby (Hrsg.) 1990.

Die Damen träufelten sich alle möglichen Tinkturen ins Haar und setzten es tagelang der Sonne aus, um der Norm zu genügen. − Friedell 1976, S. 207

„Hygienische Maßnahmen, wie man sich blonde Haare erhält und rote Haare los wird“ − Ratgeber des Friseurs P. Villaret, zitiert nach Perrot 1984, S. 259

104         ... das geflügelte Wort von Tom Wolfe ist symptomatisch. − zitiert nach Penz 2001, S. 205f

... als er sich selbst in eine attraktive Blonde verguckte. − Marwick 1988, S. 39

 

Kapitel 5: Sex, Lügen und Sekundenkleber

107         Die Vögel mit den verlängerten Schwänzen hatten deutlich mehr, die mit den verkürzten dagegen deutlich weniger Gelege in ihren Territorien − Andersson 1983

108         “Wenn ich eine Pfauenfeder sehe wird mir übel.” − zitiert nach Buss 2004, S. 7

111         Je höher das Pleiterisiko, desto mehr müssen sich die Marktteilnehmer ins Zeug legen. − Je polygamer, desto prächtiger. Diese schon von Darwin aufgestellte Regel ist in letzter Zeit modifiziert worden. Denn es gibt auch polygame Arten, bei denen beide Partner gleichermaßen unauffällig sind. In diesen Fällen scheint sich die Konkurrenzveranstaltung der sexuellen Selektion auf andere Gebiete verlagert zu haben, z. B. Gesänge, Tänze oder Flugdarbietungen (Höglund 1989). Aber auch bei monogamen Spezies ist die sexuelle Selektion am Wirken, und bringt mitunter einen starken sexuellen Dimorphismus hervor. In diesen Fällen bezieht sich die Konkurrenz unter den Männchen auf die fruchtbarsten Weibchen (so genannte female fecundity hypothesis oder Darwin-Fisher-Theorie, Kirkpatrick et al. 1990) oder auch die am frühesten paarungsbereiten Weibchen (die in der Regel mehr Nachkommen haben, siehe dazu z. B. Dearborn & Ryan 2002). Neuere Studien zeigen, dass der größere Fortpflanzungserfolg der stärker ornamentierten Männchen bei „sozial monogamen“ Arten überwiegend durch Seitensprünge zustandekommt (z. B. Thusius et al. 2001).

 

... wenn das Tier nur fünf seiner 150 Augen eingebüßt hat. − Petrie et al 1991. Nach einer neueren Untersuchung kommt es bei der Wahl der Pfauenhenne auf die Dichte der Augen an. Überraschenderweise bevorzugen Pfauenhennen Männchen mit kürzeren Schwänzen (und damit einer höheren optischen Augendichte) − obwohl die Länge des Pfauenschwanzes den Dominanzstatus des Männchens anzeigt (Loyau et al. 2005).

114         ... eine Art Kontoauszug, der dem Weibchen eine leckere „Einlage“ in das Joint genetic venture verspricht. − Petrie 1994. Einen schönen – auch schön bebilderten − Überblick über die Forschungen am Pfauen gibt die aus dem Heimatland des Pfaus stammende Zoologin Raghavendra Gadagkar (Gadagkar 2003).
Neben dem Pfau kann als weitere Kronzeugin für die Gute-Gene-Erklärung auch die Essigfliege herhalten. Lässt man ihnen nämlich bei der Partnerwahl freie Hand, dann kommt eine Generation heraus, die deutlich vitaler ist als die, deren Eltern vom Laborleiter nach dem Zufallsprinzip verkuppelt wurden (Partridge 1980).
Auch den Hausfink hat die Gute-Gene-Theorie hinter sich: Das Männchen mit dem leuchtendsten Rot auf Kopf und Brust zieht nicht nur die meisten Weibchen an, sondern es schleppt auch deutlich mehr Futter für seine Nachkommen heran als seine weniger feschen Konkurrenten (Hill 1991).

... durch verunreinigtes Serum vom Affen auf den Menschen übertragen worden. − Hamiltons berühmter Brief an Science sowie die Begründung für die Ablehnung durch die Redaktion findet sich unter http://www.uow.edu.au...

... dass eine bestimmte Theorie von ihm selber stammte − Dawkins 1996, S. 506

... Hypothese, die sich mit der Frage beschäftigt, warum es überhaupt Sex gibt. − Der Name der Hypothese bezieht sich auf eine Szene in „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll: Die Rote Königin macht Alice klar, dass man im Wunderland, um überhaupt mit der Landschaft mitzuhalten und am gleichen Ort zu bleiben, so schnell rennen muss, wie man nur kann. „Wenn man woanders hinkommen will, muss man mindestens doppelt so schnell rennen!“

115         ... dass sexuelle Ornamente möglicherweise deshalb attraktiv sind, weil sie eine starke Immunabwehr signalisieren. − Die Parasiten-Hypothese wird auch als „Bright male hypothesis“ gehandelt – denn nach ihr erwählen die Weibchen die Männchen mit den „strahlendsten“ Ornamenten.

Die Theorie erhielt sehr viel Aufmerksamkeit in der Fachwelt. − Nach einer großen Metaanalyse von Anders Pape Møller ist die Parasitenlast zwar mit der Ausprägung männlicher sexueller Ornamente korreliert, aber weniger stark als man theoretisch erwarten würde (Møller et al. 1999a; siehe auch Borgia et al. 2004).

... keinen Zusammenhang zwischen der Augenzahl und dem Gesundheitszustand oder den Immunparametern der Männchen feststellen. − Møller & Petrie 2002. Danach korreliert nur die Schwanzlänge mit dem Gesundheits- und Ernährungszustand des Pfauenhahns.

116         ... fanden rascher eine Partnerin, hatten mehr Junge und begingen häufiger Ehebruch. − Møller 1992

                Symmetrie zeigt somit „Entwicklungsstabilität“ und damit gute Gene an. − Dabei ist von so genannter fluktuierender Asymmetrie (FA) – im Gegensatz zur „direktionalen Asymmetrie“ (DA) die Rede. DA ist die in einem Individuum regelhaft und systematisch vorkommende Asymmetrie, z.B. die Dominanz einer Gesichtshälfte (meist der rechten), Rechts- bzw. Linkshändigkeit oder die Seitenpräferenz im Bauplan von Organen (z.B. linksseitige Anlage des Herzens). FA dagegen ist die ungerichtete, seitendifferente Ausprägung von Merkmalen, die keinem vorgegebenen Bauplan, sondern dem Zufallsprinzip gehorcht (wie ein Leberfleck etwa). Als „fluktuierend“ wird diese Form der Asymmetrie bezeichnet, weil die Asymmetrien von Generation zu Generation variabel sind. Siehe dazu z.B. Kowner & Thornhill 1999, Simmons et al. 2004.

... einen Zusammenhang zwischen Symmetrie und Paarungserfolg fest. − Møller & Thornhill 1998

Allerdings wird zunehmend Kritik an der methodischen Qualität vieler Untersuchungen laut ... − Siehe z. B. den Literaturüberblick von Richard Palmer von der University of Alberta in Kanada: http://www2.biology.ualberta.ca... Siehe auch: Tomkins & Simmons 2003.
Die Debatte um Relevanz und Interpretation von Fluktuierender Asymmetrie wird z. T. sehr emotional geführt, seit Anders Pape Moller von Kollegen der Datenmanipulation beschuldigt wurde und von einem dänischen Komitee für schuldig befunden und mit einem Berufsverbot belegt wurde. Mehr zur „Affäre Møller“ in einer Extraausgabe von Behavioral Ecology unter http://cricket.biol.sc.edu... sowie dem Nature-Artikel vom 29.1.2004 auf der Seite von Harald Pleiner: http://www.mpip-mainz.mpg.de....
Zu den verbissensten Kritikern von Møller gehört Richard Palmer, der dem Fall eine eigene Dokumentation widmet: http://www2.biology.ualberta.ca...

... und auch das ganze Konzept der „Entwicklungsstabilität“ gerät immer mehr ins Kreuzfeuer. − z. B. Polak 2003

117         ... sondern um ein Weibchen, Kinder und einen Schwanz.“ − Helena Cronin, zitiert nach Etcoff 2001, S. 191

118         Die Ausprägung und Aufrechterhaltung männlicher Ornamente scheinen nämlich vom Testosteronspiegel abzuhängen. − Roberts et al. 2004a

Tatsächlich weisen Studien darauf hin, dass Testosteron die Funktion des Immunsystems beeinträchtigt ... − Die Hypothese stützt sich u.a. auf die Tatsache, dass bei den Wirbeltieren die Männchen normalerweise eine geringere Immunantwort zeigen und mehr Infektionen aufweisen als die Weibchen (siehe z.B. Klein 2000a) – ein Phänomen, das jedoch möglicherweise nicht nur auf die direkte Wirkung von Geschlechtssteroiden auf die Immunkompetenz zurückzuführen ist, sondern auch auf deren Effekte auf Gene und Verhalten, die wiederum die Empfänglichkeit für Infekte beeinflussen (siehe Klein 2000b).
Die Wirkung von Testosteron als Immunsuppressor ist nicht sehr gut beforscht. Meist muss eine einzige Studie als Kronzeugin herhalten (Folstad & Karter 1992), und die meisten Befunde wurden an Insekten und Vögeln erhoben. Eine Metaanalyse von Roberts et al. (2004a) ergab keine klaren Hinweise auf eine immunsuppressive Wirkung von Testosteron. Zwar zeigte sich ein signifikanter immunsuppressiver Effekt, der jedoch verschwand, wenn Mehrfachstudien an derselben Spezies herausgerechnet wurden. Auch ein Effekt von Testosteron auf direkt messbare Immunparameter ließ sich in dieser Studie nicht belegen. Owen-Ashley et al. (2004) zeigten dagegen an Spatzen, dass Testosteron tatsächlich die zelluläre und humorale Immunantwort supprimierte.

                ... dass die Zunft geschlagene fünfzehn Jahre brauchte, um die Idee der Zahavis zu akzeptieren. − Auch Richard Dawkins bezeichnete die Handicap-Theorie in seinem 1976 erschienenen Buch „Das egoistische Gen“ noch als „nicht zu schlucken“. In der zweiten Auflage von 1994 revidierte er seine Meinung und gestand zerknirscht ein, dass die Zahavi-Theorie für ihn zum Beweis geworden sei, „dass Theorien von fast unbegrenzter Verrücktheit nicht mehr beiseite geschoben werden können, nur weil sie dem gesunden Menschverstand widersprechen“ (Dawkins 1996, S. 498). Der Durchbruch für die Handicap-Theorie war im Jahr 1990 durch zwei Artikel des theoretischen Biologen Alan Grafen gekommen, in denen er anhand von mathematischen Modellen nachweist, dass die Annahmen der Handicap-Theorie zu einer evolutionär stabilen Gleichgewicht führen können und damit evolutionär „funktionieren“ (Grafen 1990 a + b).

... kürzt man sie, kann der Vogel deutlich besser fliegen. − Evans & Thomas 1992

119         Aber so populär das Zahavi’sche Modell inzwischen geworden ist, es bleiben durchaus auch Fragen und Widersprüche. − Siehe hierzu z. B. Menninghaus 2003, S. 145ff

120         Werben heißt nun einmal übertreiben, flunkern, pardon: lügen. − Mit dem Problem hat sich unter anderem die Spieltheorie beschäftigt. Ihr Ergebnis: Betrug kann durchaus funktionieren – vorausgesetzt, es sind nicht zu viele Betrüger im Spiel. Ein schönes Beispiel liefert die schon angesprochene Markentasche: Solange nur wenige Billigkopien made in China im Umlauf sind, ist ihr Wert als Statussymbol noch wenig bedroht – sobald aber eine kritische Schwelle überschritten wird, ist es witzlos, weiter mit Prada, Gucci & Co zu protzen. Auch die klassische Signaltheorie geht davon aus, dass betrügerische Signale entstehen und auf Dauer evolutionär stabil sein können (z.B. Krebs & Dawkins 1984).
Welches Gleichgewicht sich zwischen Betrügern und Ehrlichen einspielt, scheint auch von den „Kosten der Wahl“ abzuhängen. Wenn es aufwändig und riskant ist, einen potentiellen Partner auf Herz und Nieren zu prüfen, kann sich ein manipulatives Signal leichter durchsetzen. Wenn etwa ein Vogelweibchen kilometerweit von Territorium zu Territorium fliegen muss, um die jeweiligen Männchen in Augenschein zu nehmen, wird es eher geheigt sein, sich auch auf die zweitbeste Wahl oder auch das Risko einzulassen, einem Betrüger aufzusitzen, als wenn sie auf dem Arenabalzplatz in aller Ruhe mit ihren Freundinnen Gene shoppen gehen kann.

... dass ihnen für den Rest des Lebens buchstäblich die Puste ausging. − Zudem wurden die gedopten Männchen auch noch polygam (Hunt et al. 2004).

121         Schönheit und Tod, wir werden darauf zurückkommen. − Sehr schön ist der Zusammenhang von Schönheit und Tod in Menninghaus 2003 thematisiert.

                ... dass von den Kindern der prächtigsten Väter noch deutlich mehr am Leben waren als von denen der unscheinbareren. − Petrie 1994

122         ... steigt es sofort in der innerweiblichen Hierarchie auf ... − Eibl-Eibesfeldt 1980, S. 485f

                ... sondern auch in der gleichgeschlechtlichen Hackordnung am höchsten. − siehe z.B. Zahavi & Zahavi 1998, S. 108

                ... denn auch das Aufsetzen weißer Hütchen ... hatte dieselbe Wirkung. − Burley & Symanski 1998

                ... haben auch die Runaway-Protagonisten eine ganze Reihe von Arten in petto, die ihre These stützen ... − In einer neueren Analyse der Literatur finden beispielsweise Cotton et al. (2004) wenig Unterstützung für die These, dass die Ausprägung sexueller Ornamente vom allgemeinen körperlichen Zustand abhängt (also ein Qualitätsausweis ist).
Bei der Suche nach einem Zusammenhang zwischen Ornament und “Qualität” ist allerdings zu berücksichtigen, dass es bei der sexuellen Selektion nicht nur um “gute Gene” geht, sondern auch um “passende Gene” (s.u.). Nach einem Übersichtsartikel von Neff & Pitcher (2005) tragen bei Arten, in denen das Männchen außer Sperma nichts in den Nachwuchs investiert, die “guten Gene” des Vaters allein nur recht wenig zur Fitness seiner Nachkommen bei – möglicherweise ist hier jedoch die Frage der “passenden Gene” relevanter (Neff & Pitcher 2005).

123         Vielleicht ist das eine Ornament modischer Wildwuchs ohne tiefere Bedeutung, ein anderes wiederum seriöser Ausdruck von Qualität? − Dahinter steht die Frage, ob die verschiedenen Ornamente bzw. Ornamentkomponenten (z.B. die Länge, die Symmetrie, die Farbe, Musterung etc...) allesamt Marker für eine zugrundeliegende Gesamtqualität sind – sogenannte single ornament Hypothese – oder ob jedes einzelne Ornament für eine andere genetische Qualität steht – multiple ornament Hypothese (siehe dazu z. B. Møller & Pomiankowski 1993; zur Frage nach „single“ vs „multiple ornament“ am Menschen siehe Kap. 8).

Irgendwann muss also auch der Fisher-Scheck durch echte Qualitäten gedeckt werden, sprich ehrlich werden. − Garcia & Ramirez (2005) beschreiben anhand einer mexikanischen Fischart, wie ein Signal, das zunächst dem bloßen Zweck diente, durch seine „ästhetische“ Wirkung Weibchen anzuziehen, sich im Lauf der Zeit aber zu einem Qualitätsindikator entwickelte. Umgekehrt kann jedoch auch ein Merkmal, das ursprünglich Fitness anzeigte, zu einem Fisher-Ungetüm werden. Ob das Handicap dann jedoch unbedingt genetische Qualität anzeigt, ist nicht gesagt – genausogut kann es auch um phänotypische Qualität gehen.

                ... heißt es in einem taoistischen Lehrsatz des altchinesischen Philosophen Zhuangzi. − Nach Fischer 1997, S. 67

124         ... zwar ein Minderheitenvotum darstellt, aber durchaus interessante Argumente auf ihrer Seite hat. − Die Frage, ob sexuelle Selektion als „Isolationsmechanismus“ bei der Artbildung eine Rolle spielt, ja möglicherweise sogar die treibende Kraft ist, ist in der Evolutionsbiologie umstritten. Siehe hierzu den Übersichtsartikel von Ptacek 2000, sowie Cronin 1991, Miller 2001 (S. 93f), Zahavi & Zahavi 1998 (S. 91f) und Magro 1999.

Ornamente stehen ihr zufolge zuallererst im Dienst der Arterkennung. − Ein Beispiel gibt die Familie der Hawaiianischen Grillen ab. Mit den vier neuen Arten, die sie pro eine Million Jahre hervorbringt, ist sie ein Musterbeispiel für äußerst rasante Artenbildung. Dabei scheint die Abgrenzung zwischen den Arten ausschließlich auf der unterschiedlichen Taktfrequenz des Gezirpes der Männchen zu beruhen. Wenn Männchen unterschiedlicher Arten nebeneinander zirpen, steuert das Weibchen zielsicher auf den einen zu, der allein sie glücklich machen kann. Die anderen sind schlichtweg nicht sexy für sie (Mendelson & Shaw 2005).

... schrieb beispielsweise im 18. Jahrhundert der Philosoph Edmund Burke. − Zitiert nach Menninghaus 2003, S. 92

125         Die Sichtweise ist, wie gesagt, ein Minderheitenvotum ... − Noch extremer (und vollkommen ungesichert) ist die Spekulation des Italieners Alessandro Cellerino, wonach sich in den vielen Tausend Jahren, in denen der moderne Mensch Seite an Seite mit dem Neandertaler gelebt hat, möglicherweise diejenigen Gene durchgesetzt haben, die ihre Träger für die sexuellen Reize von Neandertalerfrauen bzw. –männern unempfänglich gemacht haben (Cellerino 2002).

 

Kapitel 6: Sapiens mal wieder die Ausnahme?

126         Schon in diesem zarten Alter hat die Menschenfrau den Höhepunkt ihrer Schönheit erreicht. − Cross & Cross 1971

                ... auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit.“ − Arthur Schopenhauer, Über die Weiber (Kapitel XXVII von Parerga und Paralipomena II), 1851, § 365.

                Zumindest bei den meisten jungen Frauen ist das eindeutig nicht der Fall. − Henss 1992, S. 164

127         ... zu 99 Prozent der Zeit unfruchtbar. − Etcoff 2001, S. 83

128         Sie ist universal, keine einzige Kultur bildet eine Ausnahme.“ − Buss 1997, S. 116

... denn die Männer gingen bei ihrer Wahl ausschließlich nach der Attraktivität. − Huston 1973

... Entschlossenheit und Mut, vielleicht auch Redlichkeit und Herzengüte.“ − Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, zitiert nach Henss 1992, S. 244 (Kleinere Umstellung von mir, UR).

... unwiderstehliches Geschöpf, blond, langbeinig, klug, zärtlich“ − DIE ZEIT vom 29.1.04. In einer Analyse von Heiratsanzeigen der DDR stellten Pfister & Voigt (1982) das gleiche Muster wie in Westdeutschland fest: Der Mann ist in erster Linie am Aussehen seiner Zukünftigen interessiert, die Frau dagegen an den Charaktereigenschaften des Kandidaten. Siehe auch: Berry & Miller 2001. In dieser Studie wurde der Erstkontakt von 51 Paaren gegengeschlechtlicher Studenten und Studentinnen beobachtet. Dabei zeigte sich, dass die Attraktivität der beteiligten Frau einen starken Einfluss auf die Qualität der Begegnung hatte. Der Kontakt wurde hinterher von beiden Partnern, genauso wie von fremden Dritten, als besser, tiefer und angenehmer empfunden, je attraktiver die Frau war. Bei den beteiligten Männern dagegen spielte das Aussehen für die Qualität der Begegnung keine Rolle, sondern die Persönlichkeit, v.a. das Maß an Extraversion.
Das „klassiche“ Muster der Partnerwahl (Männer wollen schöne Frauen, Frauen dagegen Männer mit Persönlichkeit und Status) belegen auch Regan et al. 2000, Graziano et al. 1997, Gutierres et al.1999; Kenrick et al. 1994.

129         ... sondern durch den Verkauf einer eigenen Internet-Firma „gemacht“ hatte. − Hanko et al. 2004

                Frauen legten bedeutend weniger Wert auf Attraktivität als Männer, die wiederum gut auf Status verzichten konnten. − Fletcher et al. 2004. Siehe auch: Li et al. 2002

... sich nach Männern sehnen, die ihnen in puncto Status überlegen sind. − Diskussion und Literatur siehe z. B. Gaulin & McBurney 2001, S. 215ff, Buss 2004, S. 103ff.

130         ... werden systematisch die bessergestellten Männer bevorzugt. − Buss 1997, S. 79

                ... sind es gerade die Frauen, die auf die äußere Attraktivität ihres Liebhabers mehr Wert legen. − Das Muster wird auch von einer neueren Studie des Münchener Psychologen Tobias Greitemeyer bestätigt: Während bei Männern in jeder Art von Beziehung die Attraktivität ihrer Partnerin ganz oben auf der Wunschliste steht, gilt für Frauen die Regel: je kurzfristiger das geplante Engagement, desto höher steht Attraktivität im Kurs. Bei Langfristbeziehungen ist dagegen Status unter den erwünschten Eigenschaften eines Mannes absolut unabdingbar (Greitemeyer 2005).

Auch die Intelligenz der Bettgenossin ist ihnen ziemlich egal. − Buss 2004, S. 172

132         ... dass sie mit zornigen Gesichtsausdrücken in Verbindung gebracht werden. − Aronoff et al. 1988, Aronoff et al. 1992

... dass Schönheit sich in Abgrenzung zum „Schimpansen-Look“ entwickelt hat, führt zum weiblichen Geschlecht. − Siehe auch: Meyer & Quong 1999. Der Begriff „Schimpansenlook“ stammt von Menninhaus 2003, S. 94.

                Die Entwicklung weg vom Affen ist nämlich in der Tat eine Entwicklung hin zum Kind. − Diese so genannte „Neotenie-Hypothese“ stammt von dem Anthropologen Doug Jones (Jones 1995). Danach ist die Entwicklung hin zu einer kindlicheren Schädelform auf sexuelle Selektion zurückzuführen – auf die Tatsache nämlich, dass Männer „neotene“, also kindliche Gesichtsformen als attraktiver empfinden. Laut Jones steckt hinter dieser Präferenz eine Vorliebe für relativ junge Frauen. Die Hypothese wird kontrovers diskutiert (siehe dazu den Anhang in Jones 1995) – insbesondere zwei Fragen sind umstritten; Handelt es sich bei dem Hang zu Neotenie um eine echte Adaptation oder – wie Jones insinuiert − um ein Nebenprodukt unserer Bevorzugung rel. jugendlicher Frauen? Donald Symons argumentiert für die Adaptationsthese – demnach müsste Neotenie per se einen Fortpflanzungsvorteil bieten. Als möglichen Kandidaten nennt er den Hormonstatus, der sich möglicherweise auf den Wachstumsprozess des Gesichtsschädels auswirkt. Auf diese sog. „Hormonhypothese“ werden wir in Kapitel 8 zu sprechen kommen. Eine weitere offene Frage bei der Neotenie-Diskussion ist, ob hinter der Bevorzugung für neotene Gesichtszüge möglicherweise das Kindchenschema (und nicht eine Bevorzugung von Jugendlichkeit) als auslösender Mechanismus steht (z. B. Zebrowitz 1997).

                ... hat sich der menschliche Schädel immer weiter hin zum Kindchenschema entwickelt ... − Jones 1995, Brace et al. 1991

                Die „Grundeinstellung“ von Schönheit ist weiblich. − Siehe auch: Ford & Beach 1951. Die Ethnologen kommen in dieser ethnographischen Untersuchung von 190 Naturvölkern zu dem Schluss: „In den meisten Gesellschaften erfährt die Attraktivität der Frau mehr explizite Wertschätzung als die der Männer. Deren Attraktivität hängt üblicherweise mehr von ihrer Tüchtigkeit als von der äußeren Erscheinung ab.
In den verschiedensten Kulturen werden Attribute, die sich auf die körperliche Attraktivität beziehen – „attraktiv“, „schön“, „sexy“ – eindeutig mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert (Williams & Best 1990).

133         ... wie nahe sie dem über alles verehrten Ideal weiblicher Schönheit kommen. − Boesen 1999, S. 219ff

134         ... muss er sie auf Schritt und Tritt bewachen und auch in schöner Regelmäßigkeit „begatten“. − Diamond 1998

                ... was möglicherweise ihren stärker durchbluteten Lippen, weiteren Pupillen und ihrer strafferen Haut zu verdanken ist. − Roberts et al. 2004. Siehe auch Law Smith et al. 2006. Angeblich werden Frauen in der ovulatorischen ihres Zyklus auch symmetrischer (Manning et al. 1996, Scutt et al., 1996).

Frauen hängen dann mehr am Telefon. − Rohwer 2005

... finden sie den Geruch der fruchtbaren Zyklus-Phase angenehmer − Poran 1994, Singh & Bronstad 2001

                ... wie sich an dem Anstieg ihres Testosteronspiegels ablesen lässt. − Grammer & Jütte 1997

                ... dessen „Weiblichkeit“ bzw. „Männlichkeit“ sie mit einem Regler verändern konnten. − Johnston et al. 2001

135         ... die dem eigentlichen Partner an Status und Attraktivität überlegen sind. − Baker & Bellis 1995, Buss & Schmitt 1993

                Ob an allen derzeit viel diskutierten zyklusbedingten Veränderungen wirklich etwas dran ist, muss sich noch erweisen. − Eine Übersicht zum Thema geben Little et al. 2002, S. 69ff. Siehe auch Penton-Voak et al. 1999, Penton-Voak & Perrett 2001, Gangestad et al. 2002, Gangestad et al. 2004, Haselton & Miller (in press), Pillsworth et al. 2004, Bullivant et al. 2004.
Viele der genannten Befunde sind jedoch nicht unumstritten. So fanden etwa Luevano & Zebrowitz (2005) zwar eine Präferenz von Frauen für maskuline Männer bei Kurzzeit-Beziehungen, aber diese waren nicht zyklusabhängig. Auch die Frage, ob Frauen in ihrer fruchtbaren Zeit wirklich auch sexuell aktiver sind, ist trotz zig Studien immer noch nicht definitiv beantwortet. Nach einer großen, multinationalen Studie scheint sich zumindest in festen Beziehungen unter der Bettdecke nicht mehr und nicht weniger abzuspielen, wenn die Frau fruchtbar ist (Brewis & Meyer 2005).

Ähnlich soll er sein, aber nicht zu ähnlich. − In seinem klassischen, als „Amsterdamprojekt“ bekannt gewordenen Versuch, konnte Pat Bateson nachweisen, dass japanische Wachteln, wenn man ihnen die freie Auswahl zwischen verschiedenen Partnern lässt, die Cousins ersten Grades bevorzugen. Die Geschwister, genauso wie völlig fremde Kandidaten, ließen sie dagegen links liegen (Bateson 1982).
Daraus lässt sich allerdings keine universale Gesetzmäßigkeit ableiten: An manchen anderen Tierarten wurde nachgewiesen, dass gerade „outbreeding“, also die Paarung mit genetisch möglichst weit entfernten Partnern, zu mehr und fruchtbarerem Nachwuchs führt. Das richtige Maß an Nähe bzw. Ferne scheint u. a. vom Parasitendruck bzw. ganz allgemein vom Selektionsdruck abzuhängen, also dem Grad der Anpassung einer Spezies an ihre Umwelt (siehe hierzu z. B. Ridley 1995, S. 388ff; Lynn Dicks (2002): Like father like husband, New Scientist, 173, S. 26ff).

136         ... um ihrem Nachwuchs ein optimal angepasstes Immunsystem zu bescheren. − Z. B. Neff & Pitcher 2005, Penn 2002, Roberts & Gosling 2003)

                ... von Carole Ober von der University of Chicago an den Hutterern erhärtet. − Ober et al. 1997. Philip Hedrick und Francis Black von der Yale University fanden dagegen bei 11 Indianerstämmen in Amazonien nur ein zufälliges MHC-Muster der Partner. Die Studie ist allerdings wegen ihrer kleinen Fallzahl nicht besonders aussagekräftig (Alison Motluk (2001). Scent of a man. New Scientist, 169(2277), 36ff.

137         ... die in ihrer MHC-Ausstattung „fremd“ waren – jedoch nicht zu fremd. − Mit ihrer Studie bestätigt Suma Jacob zumindest zum Teil zwei frühere Studien, die als erste einen Zusammenhang zwischen MHC-Ausstattung und Geruchsvorlieben festgestellt hatten (Wedekind et al. 1995, Wedekind & Füri 1997). Claus Wedekind von der Universität Bern ließ darin seine Studentinnen die T-Shirts von sechs Männern beschnüffeln, die diese zwei Nächte hintereinander getragen hatten. Dabei stellte sich heraus, dass Frauen den Geruch von Männern bevorzugen, die ihnen in der MHC-Ausstattung unähnlich sind – interessanterweise galt dies jedoch nur für Frauen, die nicht die Pille einnahmen. Anstatt einen unterschiedlichen Partner (möglicherweise zum Wohle der Immunstärke des Nachwuchses) auszuschnüffeln, fiel die Wahl von Frauen unter hormoneller Kontrazeption auf einen ihnen ähnlichen Partner. Eine mögliche Erklärung liegt laut Wedekind darin, dass die Pille eine Schwangerschaft vortäuscht – und in der Schwangerschaft zieht es Frauen möglicherweise zur vertrauten genetischen Umgebung ihrer Verwandtschaft (siehe auch DeBruine et al. 2005, Hudson et al. 1996). Das Phänomen ist auch an Mäusen zu beobachten: Sobald sie schwanger sind, sind sie von bekannten Gerüchen angezogen.

Wenn auch das letzte Wort über die Hypothese der „genetischen Passung“ noch gesprochen ist ... − Z. B. Thornhill et al. 2003. Danach riecht MHC-Unähnlichkeit nur für Männer besser.

138         ... zu einer ominösen Gruppe von Duftstoffen, die als „Pheromone“ bezeichnet werden. − Einen Überblick zum Thema geben Kohl et al. 2001.

139         ... obwohl sie sie zuvor recht unterschiedlich bewertet hatten. − Grammer & Jütte 1997

                ... denn bis heute ist das Ergebnis von Anja Rikowski von keiner anderen Arbeitsgruppe bestätigt worden. − Tendenziell wurde es sogar falsifiziert: Thornhill & Gangestad 1999 fanden zwar bei beiden Geschlechtern einen Zusammenhang zwischen Attraktivität des Gesichtes und des Körpergeruchs, dieser war jedoch statistisch nicht signifikant.

... sind sich die Menschen ziemlich einig darin, was eine schöne Stimme ist und was nicht. − Und genauso wie bei der Optik wird das Schöne mit dem Guten gleichgesetzt: Wer eine schöne Stimme hat, wird als liebenswerter, kompetenter und dominanter eingeschätzt (Zuckerman & Driver 1989, Zuckerman et al. 1990). Dabei beeinflussen sich Stimme und Gesicht gegenseitig: Wer ein schönes Gesicht hat, dessen Stimme wird auch als attraktiver wahrgenommen, umgekehrt macht eine schöne Stimme ein Gesicht in der Wahrnehmung schöner (Zuckerman et al. 1991).

140         Die Stimme eines Menschen enthält ziemlich verlässliche Hinweise auf sein Alter, die Körpergröße, sein Gewicht ... − Krauss et al. 2002

                ... er ist auch wirklich sexuell aktiver! − Hughes et al. 2004

                ... haben nach einer ebenfalls von Susan Hughes stammenden Studie auch attraktivere Stimmen. − Hughes et al. 2002

 

Kapitel 7: Schönheit – nur ein Vorurteil?

143         ... dürfte auf das Konto des Kontrasteffektes gehen. − Dunn et al. (1996) zeigten 297 Versuchspersonen Bilder lächelnder Münder, die sich in der Symmetrie des Lächelns, der Anzahl der sichtbaren Zähne, dem Zustand ebendieser Zähne (saniert oder unsaniert) und deren Farbe unterschieden. Dabei stellte sich die Helligkeit der Zähne als wichtigster Faktor heraus, der über die Attraktivität des Lächelns entschied (Dunn et al. 1996).

                ... deren Wellenlänge genau zwischen den beiden im Training verwendeten Reizen liegt. − Hanson 1959

144         ... neigen tatsächlich dazu, auf symmetrische Muster stärker anzusprechen als auf Zufallsmuster. − Enquist & Arak 1994, Johnstone 1994

... ebenso interessanten Theorie zu: der “Prototyp-Theorie“. − Auch „Cognitive averaging theory“ genannt; siehe dazu Rubenstein et al. 2002.

145         ... wurde auch hier der Durchschnitt als attraktiver empfunden als die Einzelbilder. − Halberstadt & Rhodes 2000, 2003

                Wie diese Prototypen gebildet und vor allem gespeichert werden, ist noch immer schwer umstritten. − Die Prototyp-Theorie ist nur eine Erklärung für die Erkennung und Speicherung von Signalen. Sie bekommt in letzter Zeit Gegenwind von so genannten „konnektionistischen“ Konzepten, die sich auf Erkenntnisse stützen, die anhand von künstlichen neuronalen Netzwerken gewonnen wurden; siehe z.B. Enquist & Arak 1998.

                ... empfanden hinterher leicht verzerrte Gesichter als „normal“ und damit auch als attraktiver als völlig unverzerrte Gesichter. − Rhodes et al. 2003

146         ... empfanden sie ein aus beiden Volksgruppen gemischtes Gesicht nachher als „japanisch“ oder eher als „europäisch“. − Das selbe Phänomen lässt sich bei Gesichtsausdrücken beobachten: Ob ein aus den entsprechenden Emotionen zusammengemischtes Gesicht als „angewidert“ oder „überrascht“ wahrgenommen wird, hängt davon ab, welchem der beiden Gesichtsausdrücke die Versuchspersonen vorher ausgesetzt waren (Webster et al. 2004).
Auch die Wahrnehmung der Körperfigur scheint vom Nachhall-Phänomen beeinflusst zu sein. Christopher Winkler und Gillian Rhodes setzten ihren Versuchspersonen menschliche Silhouetten vor, die sie vorher am Computer in unterschiedlichem Maß künstlich verschmälert oder verbreitert hatten. Je nachdem, ob die Probanden vorher an dünnere oder dickere Körperformen gewöhnt worden waren, bewerteten sie die verschlankten oder verbreiterten Silhouetten als „normal“. Bei der Bewertung der Attraktivität zeigte sich jedoch überraschenderweise ein von den entsprechenden Versuchen an Gesichtern abweichendes Ergebnis: zwar bevorzugten die an schlanke Figuren gewöhnten Versuchspersonen noch schlankere Modelle; die an dickere Figuren gewöhnten empfanden diese jedoch nicht als attraktiver (Winkler & Rhodes 2005).

... nimmt sich ein mittelmäßiges Exemplar gleich richtig bescheiden aus. − Kenrick & Gutierres 1980. Das Phänomen wird in diesem Zusammenhang als „Kontrasteffekt“ bezeichnet, und gehört zum größeren Formenkreis der „Kontexteffekte“. Einen Überblick über die umfangreiche Literatur zu Kontexteffekten gibt Henss 1993.

                ... desto mehr Gemeinsamkeiten dürften Menschen demnach in ihren Schönheitsstandards entwickeln. − Ob die Fähigkeit zur Prototypbildung angeboren ist, oder im Lauf der ersten drei Monate durch Erfahrung erworben wird, ist umstritten. Walton & Bower (1993) zeigten Neugeborenen zunächst verschiedene Gesichter. Als sie ihnen im Anschluss das Durchschnittsbild aus diesen Gesichtern präsentierten, reagierten diese darauf wie auf ein bekanntes Gesicht, was von den Autoren als Hinweis auf Durchschnittsbildung (d.h. Extraktion eines Prototyps) gewertet wird. Dem widerspricht De Haan et al. (2001): Nach ihren Ergebnissen wird ein Prototyp erst ab dem dritten Monat gebildet. Siehe hierzu auch Kelly et al. (2006, im Druck).
Im Gegensatz zur Bewertung von Gesichtern, unterscheiden sich Kinder und Erwachsene in ihren Vorlieben für bestimmte Körperfiguren deutlich. Erst mit Beginn der Pubertät können Kinder breitschultrigen Männerkörpern und kurvenreichen Frauenkörpern etwas abgewinnen. Vorher empfinden sie schmale, wenig profilierte (also kindliche) Silhoutten als schöner (Connolly et al. 2004).

147         Tatsächlich schneiden in Rating-Experimenten bekannte Gesichter regelmäßig besser ab als unbekannte. − Zebrowitz 1997 S. 137ff, Langlois et al. 1994

                ... wenn man den Versuchspersonen ein Gesicht so kurz darbietet, dass sie es gar nicht bewusst wahrnehmen können! − Moreland et al. 1979

                ... je weniger Berührung die Versuchspersonen mit der entsprechenden Volksgruppe gehabt hatten. − z.B. Rhodes et al. 2005b, Byatt & Rhodes 2004

                ... dass wir uns an fremde Gesichter ... extrem schnell gewöhnen können ... − Sehr schön nachgewiesen wurde dieser „Gewöhnungseffekt“ von dem israelischen Psychologen Yair Bar-Haim und seinen Kollegen. Sie setzten drei Gruppen von Säuglingen, die alle ungefähr drei Monate alt waren, Gesichter von schwarzen und weißen Erwachsenen vor und zeichneten die Blickdauer der kleinen Probanden auf. (Sie kennen die Versuchsanordnung schon von den Versuchen von Judith Langlois aus Kapitel 1). Die erste Gruppe waren Kinder äthiopischer Eltern, die auf ihre Einwanderung nach Israel warteten; die zweite stammte aus weißen, israelischen Familien; und die dritte bestand aus äthiopischen Kindern, die in einem so genannten Eingliederungszentrum in Israel lebten. Die schwarzen bzw. weißen Kinder der beiden ersten Gruppen mochten am Liebsten die Gesichter ihrer eigenen Hautfarbe. Bei den kleinen Äthiopiern jedoch, die im Eingliederungszentrum mit Menschen aus aller Herren Länder zusammenlebten, ließ sich eine Vorliebe für die eigene Hautfarbe nicht feststellen: sie teilten ihre Blickdauer gerecht zwischen schwarzen und weißen Gesichtern auf (Bar-Haim et al. 2006; siehe hierzu auch Sangrigoli & de Schonen 2004 und Sangrigoli et al. 2005).

                ... immer mehr weg vom klassischen, „weißen“ Standard hin zu einem Multikulti-Ideal geht. − Etcoff 2001, S. 166

150         Kindchenschema ist demnach nichts anderes als die Gipfelverschiebung von Weiblichkeit. − Diese Idee stammt von Vilaynur Ramachandran, den Sie weiter unten kennenlernen werden (Ramachandran & Hirstein 1999).

151         ... durchschnittlich mehr als einen Punkt auf einer Skala von 1 bis 10 aus. − Hergovich benutzte dabei das virtuelle Schminkstudio von L’Oreal (http://www.lorealparis.de), um die Wirkung verschiedener Schminktechniken zu ermitteln (Hergovich et al. 2001). Auch in einer Studie von Graham und Jouhar (1980) führte der Einsatz von Make-up zu signifikant höheren Attraktivitätszuschreibungen, außerdem wurden auch die Persönlichkeitsbewertungen positiv beeinflusst. Dasselbe Ergebnis erbrachte auch eine Studie von Osborn (1996).
Auf der Suche nach dem genauen Wirkmechanismus von Make-up und Schminke veränderte der Psychologe Richard Russell auf Schwarz-Weiß-Fotos von Frauen- und Männergesichtern computertechnisch den Hell-/Dunkelkontrast im Bereich der Augen und des Mundes (so dass die Lippen sowie Iris, Augenränder, Wimpern und Augenbrauen gegenübder der umgebenden Haut dunkler erscheinen). Bei Frauen ging ein höherer Kontrast mit höheren Attraktivitätswerten einher, bei Männern war genau das Gegenteil der Fall. Russells Erklärung: Da Frauen von Natur aus hellere Haut haben als Männer, ist der höhere Kontrast ein Zeichen von Weiblichkeit (Russell 2003). Die Effekte sind allerdings gering. Zudem weist die Studie Mängel auf: so wurde z.B. nicht zwischen der Wirkung des simulierten Schminkeffektes im Bereich des Mundes und der Augen differenziert, so dass zumindest bei den Männern das Ergebnis schlicht darauf zurückzuführen sein könnte, dass wir geschminkte Lippen nunmal nicht gewohnt sind (und deshalb merkwürdig empfinden).

152         ... die treibende Kraft hinter der Evolution von Ornamenten und Signalen jeder Art. − Z.B. Enquist & Arak 1998. Dass die Evolution von Signalen vom Empfänger vorangetrieben wird, ist klassisches Gedankengut der Verhaltensforschung. Siehe z.B. Eibl-Eibesfeldt 1980, S. 147. Siehe auch Katz 1999.

Auch der gute alte Fisher aus Kapitel 5 lässt sich mit Wahrnehmungsvorlieben – genauer der “Gipfelverschiebung” − erklären. − Z. T sogar besser, denn nach dem Signalmodell ist für die Entwicklung eines Runaway keine genetische Kopplung zwischen Merkmal (des Senders) und Vorliebe (des Empfängers) notwendig – welche im klassichen Fisher-Prozess-Modell die Voraussetzung für einen Runaway ist – womit sich jedoch die Koevolution von Signalen unterschiedlicher Arten (wie z.B. von Blütenpflanzen und der bestäubenden Insektenart nicht erklären ließ.

                ... aus dem ursprünglich bevorzugten Grün ein sattes Blau entwickelt hatte. − Jansson & Enquist 2003

153         ... mit einer noch auffälligeren Show zu imponieren. − Zur Signalevolution bei sich widersprechenden Interessen der beiden Geschlechter (so genannte „Chase away“-Selektion) siehe Holland & Rice 1998, Rice & Holland 2005.

Je extremer die Interessenskonflikte zwischen den Partnern sind, desto extremer entwickeln sich in der Regel die eingesetzten Signale. − Dabei dürfte einer neueren Studie zufolge auch eine Rolle spielen, ob es der Vater oder die Mutter ist, welche über das Geschlecht des Nachwuchses bestimmen (Albert & Otto 2005). Im „XY“-System der Säugetiere ist dies das Männchen: Je nachdem, ob dieses sein X- oder Y-Chromosom weitergibt, wird das Kind männlich oder weiblich. Bei Vögeln oder Schmetterlingen dagegen wird das Geschlecht der Nachkommen von der Mutter bestimmt – sie ist nämlich „ZW“, während der Vater „ZZ“ ist, und damit bei der Festlegung des Geschlechts keine Rolle spielt.
Wenn die für ein bestimmtes, auffälliges Ornament verantwortlichen Gene nun auf dem Z-Chromosom sitzen (was sie häufig zu tun scheinen), haben Weibchen ein Interesse, eine Vorliebe für auffällig ornamentierte Männchen zu entwickeln – denn dieses wird sein Z-Chromosom in jedem Fall weitervererben und damit für auffällig ornamentierten, also begehrten männlichen Nachwuchs sorgen. Dieser Fitness-Vorteil der männlichen Nachkommen wiegt die Tatsache, dass der weibliche Teil der Nachkommenschaft das Handicap zu tragen hat, dass sie durch das schmückende Z-Chromosom des Vaters für ihre Fressfeinde sichtbarer sind, mehr als auf.
Im XY-System ist der Fall jedoch anders: Hier sollte sich ein Weibchen eher für einen unauffälligeren Gatten interessieren. Denn wenn die für die Ornamentierung verantwortlichen Gene auf dem X-Chromosom sitzen (was häufig der Fall ist), erscheinen sie nur bei der Tochter – womit das entsprechende Weibchen ein doppeltes Problem hat: ihre männlichen Nachkommen sind nicht „sexy“, ihre weiblichen dagegen haben das schmückende Gen geerbt – das sie leichter zur Beute werden lässt.
Ob sich also – unter den Bedingungen der Damenwahl, wie sie bis auf wenige Ausnahmen in allen Arten vorherrscht – ein „Runaway“ hin zu einer auffälligen Ornamentierung des männlichen Geschlechtes entwickelt, hängt möglicherweise vom chromosomalen System ab. Sollten sich diese an mathematischen Modellen gewonnenen Erkenntnisse in der Realität bestätigen, könnte eine Schlussfolgerung daraus lauten, dass sich das Paradebeispiel Pfau, oder auch andere stark geschmückte Vogelarten, als Erklärungsmodell für die sexuelle Selektion von Säugetieren und insbesondere dem Menschen nicht eignen.

154         Signalevolution ist so launisch wie die Mode. Z. B. Ghirlanda & Enquist 2003, Jansson & Enquist 2005, Enquist & Ghirlanda 2005, Kenward et al. 2004.
Was haben nun die am Tier- und Computermodell erforschten neuronalen Wahrnehmungsvorlieben mit der menschlichen Schönheit zu tun? – Nach Enquist kann das Gesicht als n-dimensionaler Raum aufgefasst werden, dessen Vektoren aus den verschiedensten Reizgradienten bestehen, die sowohl Generalisierung als auch Differenzierung erfordern. Beispielsweise müssen Gesichter trotz ihrer Unterschiedlichkeit als Menschengesichter erkannt werden, genauso die unterschiedlichen Babygesichter als Babygesichter. Aus dieser Notwendigkeit zu verallgemeinern leitet sich nach Enquist unsere Vorliebe für Durchschnittlichkeit ab. Eine andere Aufgabe des Wahrnehmungssystems besteht darin, die verschiedenen Kategorien zu unterscheiden (beispielsweise Mann von Frau, Kind von Erwachsenem, junge Erwachsene von alten etc.), und dieser Prozess führt zur Vorliebe für übertriebene Reize, denn je übertriebener ein Reiz, desto leichter ist er von einem anderen zu unterscheiden. Was wir als Attraktivität wahrnehmen wäre demnach die Resultante aus den jeweiligen Optima von supernormalen und „durchschnittlichen“ Reizen (Enquist et al. 2001).

155         ... Gallus gallus domesticus gegen Homo sapiens. − Ghirlanda et al. 2002

156         Denn wer kann sich ein hinderliches Ornament überhaupt leisten? − So kann sich offenbar ein Signal, das ursprünglich eine Wahrnehmungsvorliebe in unehrlicher Weise ausnutzte (so genannte „Wahrnehmungsfalle“, siehe Christy 1995, Endler et al. 1998) mit der Zeit zu einem ehrlichen Qualitätssignal entwickeln, wie die Biologen Constantino Macías Garcia und Elvia Ramirez von der University of St. Andrews in Schottland anhand der Schwanzbänder einer mexikanischen Fischart nachweisen konnten (Garcia & Ramirez 2005, Stuart-Fox (im Druck).

157         ... Leslie Zebrowitz von der Brandeis University in Massachusets ... − http://zebrowitz..., http://www.brandeis.edu...

158         ... auch schon bei etwas niedrigeren Tönen, wenn auch in entsprechend abgeschwächter Form. − Die Hypothese heißt auf englisch „Anomalous face overgeneralization hypothesis“.

                ... spricht in diesem Zusammenhang vom „Rauchmelderprinzip“. − Nesse & Williams 1995

159         ... mit deutlich mehr Milde rechnen als die mit reifen Gesichtern. − Zebrowitz & McDonald 1991

                ... möglicherweise als Gegenreaktion auf ihr Antihelden-Image. − Zebrowitz et al. 1998

160         ... dem Betreffenden den entsprechenden Charakter anzudichten. − Die Autoren nennen den Effekt „emotional face overgeneralization“.

                ... beide lösen dieselbe Reaktion in uns aus. − Der Verwechslungseffekt scheint auch hinter folgendem Phänomen – das Zebrowitz als „mistaken identity effect“ bezeichnet – zu stehen: Wer zufällig einem uns bekannten Menschen ähnlich sieht, dem werden auch dessen Eigenschaften zugeschrieben. Das „Opfer“ unserer Überreaktion ist sozusagen in die Haut unseres Bekannten geschlüpft – eine Verwandlung, die für den Betreffenden meist eher von Vorteil ist: Wen wir kennen, halten wir reflexartig für besser − und für schöner, wie Sie schon aus Kapitel 6 wissen.

                ... um damit „die Philosophen zu ärgern“ − wie sein Kollege Ramachandran schreibt (Ramachandran 2001).

161         Um zu verstehen, was Kunst ist, muss man das Hirn studieren. − Einer der ersten, der die Kunst solchermaßen aus biologischem Blickwinkel betrachtete, war der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt (Eibl-Eibesfeldt 1986, S. 819ff).

                Und dort spielen eben genau die Wahrnehmungsvorlieben, die wir in diesem Kapitel kennen gelernt haben, eine tragende Rolle. − Einen Überblick geben Reber et al. 2004

... für die ästhetische Wirkung von Kunstwerken verantwortlich macht. − Ramachandran & Hirstein 1999. Die Thesen von Ramachandran und Hirstein waren Gegenstand einer BBC-Reportage mit dem Titel „The Artful Brain“, die im Netz unter http://www.bbc.co.uk... verfügbar ist.

                ... in dem auf „echte“ Gesichter spezialisierten Hirngebiet und im Mandelkern. − Kawabata & Zeki 2004. Interessanterweise lief gleichzeitig in Spanien eine ganz ähnliche – allerdings weniger ausgeklügelte − Untersuchung, in der ebenfalls Bilder verschiedener Kategorien verwendet wurden (Cela-Conde et al. 2004). In dieser Studie wurde „ästhetische“ Aktivität zwar auch im Frontalhirn nachgewiesen, aber in einem dorsalen Abschnitt.
Der Frage, wo im Hirn unser ästhetisches Urteil gefällt wird, ging auch das Team um Thomas Jacobsen von der Universität Leipzig nach. Die Forscher zeigten ihren Versuchspersonen in der Magnetresonanzröhre verschiedene Muster geometrischer Formen, die sich in ihrer Komplexität und Symmetrie unterschieden. Dabei zeigte sich, dass von den Versuchspersonen als unterschiedlich schön bewertete Muster auch unterschiedliche Reaktionen im Hirn hervorriefen, wobei offenbar unterschiedliche Strukturen an der Bewertung eines Musters als „schön“ und bei der Bewertung als „symmetrisch“ beteiligt waren. Offenbar arbeiten die beiden Systeme jedoch nicht vollkommen unabhängig voneinander: wenn immer ein Reiz als „schön“ empfunden wurde, führte dies auch zu einer Aktivierung des Symmetrie-Netzwerkes.
Darüber hinaus förderte die Studie einen interessanten Befund zu Tage, der uns noch in Kapitel 11 bei der Frage nach der Herkunft des Attraktivitätsstereotyps beschäftigen wird: Das für die ästhetische Bewertung der Reize zuständige neuronale Netzwerk scheint sich zumindest zum Teil mit dem Netzwerk zu überlappen, das bei moralischen Wertungen aktiv ist. (Jacobsen et al. 2006).

162         ... in die sich dann hoffentlich irgendwann auch die große Schwester, die Philosophie, einmischt. − Erste Ansätze bieten das schon erwähnte Buch des Berliner Literaturwissenschaftlers Winfried Menninghaus (Menninghaus 2003) und das des Münchener Literaturwissenschaftlers Karl Eibl (Eibl 2004).

 

Kapitel 8: Schöne Theorien?

163         ... die Theorien müssen nun zeigen, was sie zur Erklärung der menschlichen Schönheit beizutragen haben. − Eine Diskussion der verschiedenen Theorien der sexuellen Selektion im Hinblick auf den Menschen bieten neben den in der Bücherliste genannten Büchern z.B. folgende Übersichtsartikel:
- Thornhill & Gangestad 1999b
- Grammer et al. 2003
- Skamel 2003

164         ... und dürften damit auch mehr Nachkommen haben. − Udry & Eckland 1984

... dass die befragten Studenten und Studentinnen umso mehr „dates“ hatten, je schöner sie waren. − Waller 1937

Die schönen Liebhaber sind zufriedener mit dem, was sich unter der Bettdecke abspielt. − Langlois et al. 2000. Langlois teilt das, was Mann und Frau miteinander machen, in zwei Bereiche ein: unter der Überschrift „Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht“ fasst sie „Häufigkeit von Verabredungen“, „Mangel an Angst vor Verabredungen“ und „Selbstbehauptung bei Verabredungen“. Unter der Überschrift „Sexuelle Erfahrung“ kommt dann das Liebesleben im engeren Sinn: „Häufigkeit von Sex“ und „Anzahl der Partner“. Nach Langlois schneiden die Attraktiven in beiden Disziplinen besser ab, sowohl beim Ausgehen (Effektstärke 63/37) als auch nach dem Heimkommen (58/42).

... und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb von festen Beziehungen. − Z.B. Thornhill & Gangestad 1994; Thornhill et al. 1995; Gangestad & Thornhill 1997.

                ... aktiver als ihre weniger ansehnlichen Schwestern – allerdings nicht in fremden Betten. − Die Datenlage ist jedoch, wie gesagt, bei den Frauen weniger eindeutig – um nicht zu sagen, verworren: In verschiedenen Studien steigt mit der Attraktivität die Anzahl der Partner, z.B. in der Untersuchung von Hughes & Gallup (2003): demnach geht eine attraktive „waist-to-hip ratio“ mit der Aufnahme von Geschlechtsverkehr in jüngeren Jahren, einer größeren Anzahl von Partnern und mehr Seitensprüngen einher.
In einer Untersuchung an australischen Studenten hatte ein attraktiver Körper jedoch keinerlei Einfluss auf das Sexleben der jeweiligen Frau – wohl aber ein schönes Gesicht. Die mit einem solchen gesegneten Frauen hatten früher mit Sex angefangen, und hatten mehr Langzeit-Partnerschaften (definiert als mehr als 12 Monate haltende Beziehungen) hinter sich. Bei den Kurzzeit-Beziehungen ergaben sich allerdings keine Unterschiede zu ihren weniger attraktiven Geschlechtsgenossinnen (Rhodes et al. 2005a).
US-amerikanische Psychologen gingen 1999 der Frage nach, was eigentlich Frauen mit einer ungewöhnlich hohen Zahl an Sex-Partnern auszeichnet – und kamen zu dem überraschenden Ergebnis, dass diese Frauen sich in ihrer Attraktivität nicht von ihren zurückhaltenderen Geschlechtsgenossinnen unterschieden (Mikach & Bailey 1999). Auch eine deutsche Untersuchung an der FU Berlin an 180 Singles ergab bei Frauen keine Korrelation zwischen Attraktivität und der Anzahl ihrer Partner − wohl aber bei Männern (Pashos & Niemitz 2003).
Wieder andere Studien legen nahe, dass die sexuelle Aktivität, wenn man sie gegen die Schönheit aufträgt, bei Frauen einer U-Kurve folgt: mehr Umtriebigkeit im oberen und unteren Bereich der Attraktivitätsskala, in der Mitte herrscht dagegen etwas mehr Ruhe. In einer Untersuchung aus dem Jahr 1987 hatten sowohl besonders unattraktive als auch besonders attraktive Frauen mehr Sexpartner (Stelzer et al. 1987). Eine Studie aus dem Jahr 1970 bestätigt diesen Befund zumindest teilweise: Im Jahr 1970 gaben 400 Studentinnen der University of Colorado Auskunft über ihr Liebesleben. 56% der besonders attraktiven Frauen waren keine Jungfrauen mehr, dagegen nur 31% der durchschnittlich Attraktiven − gegenüber 37% der unterdurchschnittlich Attraktiven (Kaats & Davis 1970). Allerdings ergab sich in dieser Studie zwischen den erfahrenen Schönen und eher Unschönen kein Unterschied in der Anzahl der Partner und der Häufigkeit von Geschlechtsverkehr.

... was nach einer Studie aus dem Jahr 1998 auch die Bereitschaft zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einbezieht. − Agocha & Cooper 1999

165         ... wäre makellose Haut damit der „Indikator“ für gute Gene par excellence ... − Tatsächlich werden Menschen mit glatter Haut nicht nur als schöner, sondern auch als gesünder wahrgenommen (Jones et al. 2004a). Ob diese Verbindung ausschließlich auf das Konto des Attraktivitätsstereotyps geht (siehe nächstes Kapitel), oder ob glatte Haut tatsächlich für mehr Gesundheit (ein besseres Immunsystem etwa) steht, ist eine heiß diskutierte Frage, auf die es jedoch bisher keine wirklich überzeugende Antwort gibt (siehe z.B. Fink et al. 2001, Weeden & Sabini 2005).

... nämlich einer besseren Gesundheit für unseren Nachwuchs? − Roberts et al. 2005a, Roberts et al. 2005b.

166         ... dass uns die Evolution mit einer Vorliebe für perfekt symmetrische Gesichter ausgestattet hätte. − Zaidel et al. 2005; Zaidel & Cohen 2005. Siehe auch: Weeden & Sabini 2005. Nach diesem Übersichtsartikel gibt es zwar einen geringen Zusammenhang zwischen Attraktivität und Symmetrie, dieser ist jedoch nur schwach und außerdem nur für Männergesichter nachweisbar. Auch Hönekopp et al. 2004 fanden keinen Zusammenhang zwischen Gesichtssymmetrie und Attraktivität. (dafür dokumentierten sie erhebliche methodische Zweifel an vorhergehenden Symmetrie-Studien).
Auch Thornhill und Gangestad – die beiden Symmetrie-Päpste resümieren in ihrem Übersichtsartikel (Thornhill & Gangestad 1999b): wieviel Symmetrie zur Attraktivität eines Gesichtes beiträgt, ist derzeit unbekannt; aber neuere Ergebnisse legen nahe, dass es wenig ist.

Je symmetrischer die Männer gebaut waren, desto mehr Partnerinnen hatten sie, sowohl im Ehebett als auch außerhalb. − Die Korrelationen waren jedoch, wie die Autoren zugeben, ziemlich klein (Thornhill & Gangestad 1994; Gangestad & Thornhill 1997).

Sie erlebten nämlich häufiger einen Orgasmus – und zwar tendenziell gemeinsam mit ihrem Partner. − Thornhill et al. 1995; Møller et al. 1999b. Dabei war die Orgasmushäufigkeit nicht nur mit Symmetrie sondern auch der Attraktivität des Partners korreliert. Auch in einer an der Universität Kassel durchgeführten Untersuchung, die sich auf 388 Fragebögen stützt, berichten diejenigen Frauen mit den attraktiveren Partnern häufiger über einen Orgasmus beim letzten Zusammensein. Die Studie leidet jedoch daran, dass Attraktivität subjektiv eingeschätzt wurde, und somit Faktoren wie der Grad der Verliebtheit im Spiel gewesen sein dürften und das Ergebnis möglichweise verfälschen.

167         ... So sollen symmetrische Männer etwa das bessere Immunsystem haben ... − Thornhill et al. 2003

... besseres Sperma ... − Manning et al. 1998; Soler et al. 2003

                ... und bessere Haut ... − Jones et al. 2004a, 2004b

                ... von höherer Intelligenz ganz zu schweigen. − Furlow et al. 1997. Demnach sind die Intelligenzunterschiede zu 20% an körperliche Symmetrie gekoppelt.

                ... sind anscheinend symmetrische Brüste Zeichen von Fruchtbarkeit. − Manning et al. 1997; Møller et al. 1995

                Nach der „Gute Gene-Hypothese“ ist ein schönes Gesicht ein „Gesundheitszeugnis“. − Thornhill & Gangestad 1999b

168         ... dieser ist jedoch recht schwach und außerdem nur bei Frauen aufzuspüren. − Der Zusammenhang von Gesundheit und Attraktivität ist nicht besonders systematisch erforscht, auch wenn zu diesem Thema eine Vielzahl von Studien vorliegen, die sich jedoch nicht nur in ihrem Design erheblich unterscheiden, sondern auch in ihrer Qualität – hier lassen viele sehr zu wünschen übrig, manche liegen auch unter jeder Kritik. Eine Metaanalyse des ganzen bunten Haufens haben Weeden und Sabini (2005) versucht. Ihr Ergebnis: bei Frauen lässt sich ein, allerdings schwacher, Zusammenhang zwischen Aussehen und Gesundheit feststellen, bei Männern nicht. Einen Literaturüberblick gibt (neben Weeden & Sabini 2005) auch eine Seminararbeit von Margarete Poekl, die in dem Sammelband von Andreas Hergovich (2001) veröffentlicht ist.
Das letzte Wort zum Thema Gesundheit ist auch mit der Metaanalyse von Weeden und Sabini noch nicht gesprochen. Aus theoretischen Erwägungen müssten Gesundheit und Attraktivität deutlich korrelieren, und zwar deshalb, weil die beide Größen von der Variablen „sozialer Status“ abhängig sind. Mehr dazu weiter unten in diesem Kapitel.

... Satoshi Kanazawa von der London School of Economics und Jody Kovar von der University of Pennsylvania, der für einiges Aufsehen sorgte. − Kanazawa & Kovar 2004. Seit seinem Erscheinen führt der Artikel die Charts der am häufigsten heruntergeladenen Artikel der Zeitschrift Intelligence an.

169         ... auf robuste wissenschaftliche Ergebnisse stützen. − z. B. Hart et al. 2005; Deary et al. 2005

                ... und ist eindeutig mit „Ja“ zu beantworten. − Literatur siehe Kanazawa & Kovar 2004

                Schönheit ist danach mindestens in gleichem Maße erblich wie Intelligenz. − McGowern et al. 1996, Rowe et al. 1989

170         ... hartnäckig als „Beweis“ für die Gute-Gene-Hypothese angeführt. − Henderson & Anglin 2003

                ... und der Evolutionspsychologe Victor Johnston von der University of New Mexico gehören. − z. B. Johnston 2006, Thornhill & Grammer 1999

                ... und führt damit zu den begehrten weiblichen Gesichtsproportionen. − Die Beeinflussung des Wachstums des Gesichtsschädels durch Östrogen ist allerdings (genauso wenig wie die von Testosteron) nicht gut abgesichert. Wirklich aussagekräftige Studien werden von den Proponenten nicht angeführt. Mit Sicherheit wird die Gesichtsmorphologie auch von einer nicht mit Hormonwirkungen assoziierten genetischen Komponente beeinflusst. Ob ein Mensch ein langes oder kurzes Kinn bekommt, ist oft schon im Kindesalter zu erkennen, und hängt in der Regel schlicht von der Kinnlänge der Eltern ab.

                Dazu kommt, dass die Fruchtbarkeit einer Frau tatsächlich von ihrem Östrogenspiegel abhängt. − Literatur siehe Jasienska et al. 2004

                ... nach guter wissenschaftlicher Sitte noch der Bestätigung durch andere Untersucher bedürfen. − Die Studie von Law Smith et al. (2006) hat das unbestreitbare Verdienst, dass sie den überfälligen Einstieg in die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Attraktivität und Geschlechtshormonen am weiblichen Gesicht markiert. Die Untersuchung hat jedoch ein paar Schwachpunkte, die in der Studie selber z.T. nicht ausreichend diskutiert werden (für eine interessante Diskussion der Befunde danke ich Johannes Hönekopp von der TU Chemnitz):
Hormonspiegel schwanken oft enorm. Dies gilt beim Östrogen insbesondere in der späten follikulären Phase, wo der ovulatorische Gipfel sehr steil ist und dann abrupt wieder abfällt. Es hängt also stark vom Messzeitpunkt ab, ob man den jeweiligen Gipfel „erwischt“ oder nicht. Dies ist nur bei täglicher Messung gewährleistet, in der vorliegenden Studie erfolgten die Messungen aber nur einmal wöchentlich. Die Östrogenunterschiede zwischen den Frauen könnten damit vor allem die Tatsache widerspiegeln, wie exakt man den Gipfel erwischt hat. In diesem Fall hätten Law Smith et al. die Frauen nicht nach der Höhe der jeweiligen Östrogenexposition voneinander getrennt, sondern die ovulierenden von den noch nicht oder nicht mehr ovulierenden Frauen. Wenn ovulierende Frauen – wie Roberts et al. 2004b berichten – tatsächlich als attraktiver wahrgenommen werden, so hätten Law Smith et al. letztlich nur diesen Effekt repliziert, nicht aber einen Hinweis auf die oft postulierte globalere Östrogenwirkung auf die Gesichtsattraktivität (z. B. im Rahmen des Wachstumsprozesses des Gesichtsschädels) aufgedeckt.
Law Smith et al. gehen in ihrer Studie nicht auf die Frage ein, worin nun der Attraktivitätsunterschied zwischen den unter hohem bzw. niedrigerem Östrogeneinfluss stehenden Gesichtern besteht. Wenn man die beiden Bilder vergleicht, fällt jedoch ins Auge, dass sich die Proportionen der unteren Gesichtshälfte deutlich unterscheiden: Das „östrogenhaltigere“ Gesicht hat ein niedrigeres Kinn – aus Kap. 2 wissen Sie, dass dieses Merkmal zu den wichtigsten Attraktivitätsmerkmalen des weiblichen Gesichtes zählt. Dieser Befund würde auf eine Östrogenwirkung im Lauf des Wachstumsprozesses hinweisen.
Die Hypothese, dass die weibliche Gesichtsform vom Östrogenspiegel während des Wachstums abhängt, ist jedoch alles andere als abgesichert. Der Wachstumsprozess des Gesichtsschädels ist zwar aus morphologischer Sicht recht ausgiebig untersucht (z.B. Mark et al. 1988), bei der Frage nach den Ursachen für die unterschiedliche Wachstumsdynamik des männlichen und weiblichen Schädels herrscht jedoch wenig Klarheit. Auch Law Smith et al. können offenbar keine diesbezügliche Literatur nennen. (Auch Law Smiths Coautor David Perrett stellt in einer Publikation aus dem Jahr 1999 die unterschiedlichen Wachstumsmuster des männlichen und weiblichen Gesichtsschädels ausschließlich als Effekt des männlichen Hormones Testosteron (bzw. dessen Abwesenheit) dar. Demnach ist die weibliche Gesichtsform quasi der „Default-Modus“, von dem dann je nach Testosteron-Einfluss mehr oder weniger abgewichen wird – von einem Östrogeneinfluss ist darin nicht die Rede; siehe Perrett & Penton-Voak 1999).
Gerade im Hinblick auf den Unterschied in der Gesichtsproportion liegt im Fall der vorliegenden Studie eine Erklärung für die Nullkorrelation bei den geschminkten Gesichtern nicht recht auf der Hand. Die Gesichtsproportionen dürften von der Verwendung von Make-up recht unabhängig sein.

172         ... einmal hübsch, immer hübsch. − Der amerikanische Psychologe G.R. Adams sammelte Bilder von Kindern vom Kindergarten- bis ins Jugendlichenalter, und stellte fest: Wer als Kind ein hübsches Gesicht hatte, hatte dieses auch noch als junger Erwachsener (Adams 1977). Bei der Körperform sind die Unterschiede im Lauf des Lebens natürlich größer – aus einem anmutigen Kind kann problemlos ein teigiger 45-Jähriger werden.

                ... mit größeren Brüsten und einer schlankeren Taille einherzugehen. − Jasienska et al. 2004. − Wenn nun die Attraktivität des (weiblichen) Körpers also zumindest teilweise auf das Wirken von Hormonen zurückzuführen ist, und die Schönheit des Gesichtes – wenn die Ergebnisse von Law Smith et al. einer kritischen Prüfung standhalten − möglicherweise ebenfalls (wenn auch wahrscheinlich zu einem viel kleineren Teil), stellt sich die Frage, ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen einem schönen Gesicht und einem schönen Körper gibt?
Die Frage ist auch aus evolutionstheoretischer Sicht interessant. Wenn Schönheit nämlich „gute Gene“ signalisiert, lassen sich daraus zwei Schlüsse ziehen: Entweder die verschiedenen Komponenten der Schönheit (Figur, Haut, Symmetrie, Gesichtsform etc.) sind allesamt Marker für diese zugrundeliegende Gesamtqualität – sogenannte single ornament Hypothese – oder jede Komponente steht für eine andere genetische Qualität: die Hautglattheit z. B. für Parasitenfreiheit, die Symmetrie für „Entwicklungsstabilität“ etc. – multiple ornament Hypothese (siehe z. B. Møller et al. 1993).
Die einzige Untersuchung, die dieser Frage beim Menschen nachgeht, stammt von Randy Thornhill und Karl Grammer (Thornhill & Grammer 1999). Darin wurden Nacktaufnahmen von 92 Frauen europäischer Abstammung im Alter von 18 bis 30 Jahren, die sich auf eine Anzeige in der Los Angeles Times hin gemeldet hatten, von einer männlichen Jury bewertet, die aus je 30 jungen Österreichern und Studenten der University of New Mexico bestand. Die Männer bekamen dabei entweder nur die Gesichter der Frauen zu sehen, oder aber nur ihre Vorder- bzw. Hinteransichten. Thornhill und Grammer stellten nun fest, dass die Bewertungen der drei verschiedenen Ansichten miteinander korrelierten, und zwar Vorder- mit Hinteransicht recht stark (r = 0,6), und Gesicht mit Vorder- bzw. Hinteransicht etwas weniger, aber immer noch deutlich (r = 0,3). Wer ein schönes Gesicht hat, hat demnach mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch eine gute Figur, und umgekehrt. Die Autoren schließen daraus, dass der Körper und das Gesicht der Frau zusammen ein single ornament darstellen, das potentiellen Partnern „gute Gene“ anzeigt – und diese guten Gene sehen sie in einer opulenten, auf hohe Fruchtbarkeit deutenden Ausstattung mit weiblichen Hormonen am Wirken.
Die Studie wird in der evolutionspsychologischen Literatur oft als eine Art Kronzeugin für die Hormon-Hypothese gehandelt – eine Tatsache, die jedoch ein
paar kritische Anmerkungen verdient:
Gerade im Lichte der Ergebnisse von Law Smith et al., nach denen Schminken die positive Korrelation zwischen Hormonstatus und Attraktivität zunichte machte, nimmt es Wunder, dass Thornhill & Grammer diesen Faktor in ihrer Studie nicht berücksichtigten. Sie schreiben zwar, „faces appear to have little make-up on them“, aber wirklich überzeugen kann diese Aussage nicht. Wer in Los Angeles in das Studio eines Starfotografen (wie es in der vorliegenden Studie der Fall war) geht, ist bis zum Beweis des Gegenteils perfekt geschminkt. Auch die Möglichkeit, dass nur ein Teil der Kandidatinnen geschminkt war, ein anderer nicht, wirkt nicht gerade beruhigend – nachdem Schminken schätzungsweise immerhin 20% der Varianz beim Schönheitsurteil ausmacht (siehe Kap. 7).
Selbst wenn die gefundenen Korrelationen „echt“ sind − stützen die Ergebnisse tatsächlich die Hormonhypothese? Zweifel sind nicht nur deshalb angebracht, weil sich die Behauptung der Autoren, dass Östrogen den Wachstumsprozess des Gesichtes (im Sinne attraktiver weiblicher Gesichtsproportionen) auf keine validen Daten stützen kann. Mindestens drei Erklärungsmöglichkeiten bieten sich als Alternative zur „Hormonhypothese“ an:
Erstens: Die Haut. Haut ist, wie Sie aus Kapitel 2 wissen, beim Gesicht der hauptsächliche attraktivitätsbestimmende Einzelfaktor – und möglicherweise beeinflusst die Zartheit der Haut auch unser Schönheitsurteil beim Körper. Wer nun aber eine schön glatte Haut im Gesicht hat, dürfte eine solche möglicherweise auch am Körper sein Eigen nennen – womit sich zumindest ein Teil der Korrelationen zwischen den einzelnen Ansichten erklären lassen könnten. Natürlich kann die Qualität der Haut wiederum von Hormonen beeinflusst sein – aber eben genausogut durch viele andere Faktoren, wie z.B. MHC-Heterozygozität, wenn man der Spekulation von Roberts et al. 2005a folgen will. Oder einfach „guten Hautgenen“ ohne jede sonstige Bedeutung? Oder oder ...
Eine zweite, von Doug Jones stammende, Erklärungsmöglichkeit wird in der Studie zwar zitiert, aber nicht wirklich diskutiert: dass nämlich eine Korrelation der drei Ansichten möglicherweise auch über den Faktor „assortative mating“ erklärt werden könnte (der besagt, dass ein Mann, der auf schöne Gesichter steht, in der Regel auch eine Vorliebe für schöne Vorder- und Hinteransichten hat, und dass dieser in dieselbe Richtung weisende Selektionsdruck auch die verschiedenen „Ornamente“ in dieselbe Richtung drängt).
Eine dritte mögliche Erklärung wird von den Autoren zwar diskutiert, aber nicht stichhaltig entkräftet: dass nämlich Frauen mit einem besonders schönen Gesicht auch eher dazu neigen dürften, ihren Körper durch Diät und Training in Form zu halten.
Obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als ob sich die beiden Studien von Law Smith et al. (2006) und Thornhill & Grammer bestens ergänzten, ist dies bei genauerem Hinsehen nicht unbedingt der Fall (auch dann nicht, wenn man von den gegenläufigen Ergebnissen beim Faktor „Schminken“ absieht): Wenn wirklich der Östrogenspiegel der Schlüssel zur Erklärung der gefundenen Korrelationen wäre, müssten gerade die Merkmale des Körpers, die von einem hohen Östrogenspiegel abhängen, ganz besonders mit der Gesichtsattraktivität korrelieren. Beim Körper schlagen sich höhere Ö-Spiegel nach der von Law Smith zitierten Studie von Jasienska et al. (2004) durch a) größere Brüste und b) eine geringere Waist-to-hip ratio nieder. In der Thornhill-Studie waren es aber gerade diese beiden Faktoren, die nicht mit der Gesichtsattraktivität korreliert waren. Man kann sich dem Fazit der Autoren, „More research is needed“ also nur anschließen.

Woran aber hätten die schönen Homo-sapiens-Mitglieder schwerer zu tragen als die weniger schönen? − Zur Frage der Anwendbarkeit der Handicap-Theorie auf Homo sapiens siehe Skamel 2003.

173         ... „durch größeren Wärmeverlust verschwendeten Energie“. − Zahavi & Zahavi 1998, S. 360

                ... gute Ernährungsmöglichkeiten für den Nachwuchs vorgaukeln. − Aber auch bei dieser Erklärung bleibt die Frage offen, warum nicht alle Männer auf die Maxi-Ausstattung stehen, sondern im Gegenteil die Geschmäcker sehr verschieden sind.

174         – womit der Grundstein zur langfristigen Paarbindung gelegt worden wäre. − Diese und andere Spekulationen sowie die enstsprechende Literatur findet sich in Menninghaus 2003, S. 181

... mussten die erotisierenden Pobacken an die Vorderfront wandern. − Morris 1968

... aber die Hässlichen waren tatsächlich auch weniger schlau. − Zebrowitz & Rhodes 2004. Die Studie verwendet dieselbe Stichprobe wie die Längsschnittstudie von Zebrowitz et al. 2002. Im Prinzip handelt es sich um eine Nachuntersuchung, wobei diesmal das „Untersuchungsgut“ in zwei Gruppen eingeteilt wurde: eine schönere und eine weniger schöne Hälfte. Wenn Probanden anhand von Fotos die Intelligenz und die Gesundheit der Abgebildeten einschätzen sollten, so gelang ihnen das bei der unattraktiven Stichprobe – zumindest bei dreien der vier untersuchten Altersstufen − recht gut; bei der attraktiveren Stichprobe jedoch zeigte sich keinerlei Zusammenhang zwischen dem Urteil der Bewerter und den tatsächlichen Verhältnissen.
Leider gilt auch für die Hypothese der schlechten Gene, dass die Befunde, auf die sie sich stützt, genauso gut durch die „soziale Passung“ erklärt werden können, also durch die Tatsache, dass aufgrund der Stratifizierung der Gesellschaft (weibliche) Schönheit und (männliche) „Qualität“ unweigerlich zusammenfinden (s.o.).
Als Unterstützung für die „bad genes“ Hypothese von Leslie Zebrowitz lässt sich möglicherweise auch ein Befund aus der hirnphysiologischen Attraktivitätsforschung verbuchen: In der in Kapitel 7 erwähnten Studie von Kawabata & Zeki (2004), in der Probanden in der Magnetresonanz-Röhre mit den verschiedensten Kunstwerken konfrontiert wurden, stellten die Autoren zu ihrer eigenen Verblüffung („we are puzzled“) fest: Wenn die Probanden „schöne“ bzw. „hässliche“ Bilder (d.h. Bilder, die sie in einem Vorversuch selber als „schön“ bzw. „hässlich“ klassifiziert hatten) betrachteten, wurde neben ihrem Belohnungszentrum (das allerdings nur auf die „schönen“ Bilder reagierte) in beiden Fällen auch der Motorkortex aktiv, dessen Aufgabe es ist, Muskelbewegungen vorzubereiten und zu koordinieren. Dabei wurde der Motorkortex besonders dann hellwach, wenn die Versuchsperson hässlichen Bildern ausgesetzt war.
Dass das Bewegungssystem bei der ästhetischen Bewertung mit einbezogen war, erklären sich die Autoren damit, dass der Organismus auf diese Weise vorbereitet wird, auf die jeweiligen Reize adäquat zu reagieren – sich beispielsweise zu nähern oder aber auch zu fliehen. Diese Reaktionsbereitschaft war nun aber deutlich größer, wenn die Probanden hässlichen Reizen ausgesetzt waren – ganz wie es die Zebrowitzsche „Übergeneralisation“ voraussagt.
Dass Hässlichkeit offenbar stärker abstoßend wirkt als Schönheit anziehend, wurde auch in einem einfachen Zuordnungsexperiment im Jahr 1968 demonstriert (Lampel & Anderson 1968). Versuchspersonen bekamen drei Bilder unterschiedlich attraktiver Gesichter sowie vier unterschiedlich schmeichelhafte Charakterbeschreibungen in allen 12 möglichen Kombinationen vorgelegt, und wurden nach ihren Eindruck von der jeweiligen Person befragt. Es überrascht nicht, dass das attraktive Bild einen positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsbewertung hatte, genauso wie das unattraktivste Bild sie negativ beeinflusste. Dabei war aber der positive Effekt des schönen Gesichtes deutlich geringer als der negative Einfluss des hässlichen! Alle vier Kombinationen mit dem hässlichen Bild wurden ziemlich einheitlich negativ bewertet, d.h. selbst die extrem positive Charakterbeschreibung konnte gegenüber dem Eindruck des hässlichen Bildes in der Gesamtbewertung der Person wenig ausrichten.

 

... von neutralen, weil ahnungslosen Testpersonen überproportional häufig als unattraktiv bewertet wurden. − In einer Studie von Farina et al. 1977 etwa wurden Fotos von chronischen Psychiatriepatienten (durchschnittliche Hospitalisationsdauer 6 Jahre) im Vergleich zu nicht hospitalisierten Gleichaltrigen als deutlich weniger attraktiv bewertet. Eine andere Studie der selben Forscher an weiblichen Patientinnen einer psychiatrischen Einrichtung ergab, dass die Erkrankung der Patientinnen umso schwerer war, je weniger attraktiv sie von den Bewertern eingeschätzt wurden. (Allerdings könnte in diesem Fall die Kausalität auch umgekehrt sein: wer schwerer erkrankt ist, kümmert sich auch weniger um sein Aussehen).
Napoleon et al. (1980) nahmen sich die High school-Jahrbücher von Patienten einer psychiatrischen Abteilung vor. Bei der Bewertung der Fotos zeigte sich, dass die späteren Patienten auffallend weniger attraktiv waren als ihre gleichaltrigen Mitschüler.
Ein ähnlicher Zusammenhang zeigte sich an Gefängnisinsassen: Die Psychologen Norman Cavior und Ramona Howard ließen 159 Fotos von Insassen eines amerikanischen Jugendgefängnisses mit Fotos von 134 Highschool-Schülern vergleichen. Die straffällig gewordenen Jugendlichen wurden als weniger attraktiv bewertet als ihre unauffälligen Altersgenossen (Cavior & Howard 1973).

176         ... und in ganz derselben Weise, wenn ein Hässlicher seinen Blick abwendete. − Kampe et al. 2001

                ... der nur innerhalb einer genetisch programmierten so genannten sensiblen Phase ablaufen kann und unwiderruflich ist. − Grundlegendes zur Rolle von Prägung in der sexuellen Selektion und weitere Literatur siehe: Owens et al. 1999; Penton-Voak & Perrett 2000.

177         ... an dem sie dann den Geruch anderer Männer zeitlebens abgleichen. − Jacob et al. 2002

                Genauso entscheiden sich adoptierte Schafe und Ziegen bei der späteren Partnerwahl für die Spezies ihrer Adoptivmutter. − Kendrick et al. 1998

                ... befriedigte sich mit Hilfe der nackten Jünglinge einer Ausgabe der Zeitschrift „Playgirl“ selber. − „Das Fest der Triebe“, SPIEGEL 41/2005, S. 203

                Die sensible Prägungsphase für Fetische scheint demnach zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr zu liegen. − Für Informationen und anregende Diskussionen über die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Sexuallebens danke ich Magnus Enquist von der Universität Stockholm.

                ... die Jungs dagegen wandeln eher auf den Spuren der Mutter. − Jedlicka 1980

178         Bei Männern geht offenbar die Haarfarbe der Mutter in die Schönheitsgleichung ein, bei Frauen dagegen die beider Eltern. − Little & Perrett 2002; Little et al. 2003

... tippen sie überzufällig häufig auf den richtigen. − Das war v.a. dann der Fall, wenn das Verhältnis zum Adoptivvater in der Kindheit gut gewesen war (Bereczkei et al. 2004). Dass es sich auch bei den Vorlieben für bestimmte MHC-Konstellationen im Tierreich um erlernte (Präge-)Prozesse handelt, konnten Penn & Potts 1998 durch Studien an Tieren zeigen, die von Müttern einer anderen Art adoptiert worden waren.

179         „Evolution nach der Mode“ − Der Begriff stammt m. W. von Winfried Menninghaus (Menninghaus 2003).

180         ... sind sie sich doch von ihrer genetischen Substanz her äußerst ähnlich. − Für Biologen zählen wir zu den „kleinen Arten“ – obwohl von der Verbreitung und Bevölkerungsgröße her keine größere Art als unsere vorstellbar ist. Das „klein“ bezieht sich auf die genetische Vielfalt, die in unserem Fall deshalb so klein ist, weil die Homo sapiens-Bevölkerung vor weniger als 100 000 Jahren, kurz vor ihrer Auswanderung aus Afrika, zu einer kleinen Horde zusammengeschmolzen war, von der alle heute lebenden Menschen abstammen.

... dass die Sonneneinstrahlung allein als Erklärung für die helle Haut der Europäer nicht ausreicht. − Aoki 2002; Frost (im Druck)

181         ... die Menschen anderer Rassen würden ihr jeweiliges Aussehen dem der Europäer vorziehen. − Nach Etcoff 2001, S. 154

                Dabei ergab sich kein Hinweis auf eine Bevorzugung der eigenen Population. − Burke et al. 2005. Eine minimale Bevorzugung der eigenen Population fand sich bei Männern als Bewertern von „echten“ (also nicht gemorphten) Frauengesichtern. Rhodes et al. 2005b (s.u.) konnten eine Bevorzugung der eigenen Population nur bei Weißen feststellen, wenn männliche Gesichter zur Bewertung standen. Hönekopp et al. (im Druck) fanden dagegen generell eine Bevorzugung der eigenen Population.

182         ... schreibt etwa der Historiker Arthur Marwick in seinem Standardwerk Beauty in History. − Marwick 1988, S. 33

                Dasselbe galt auch für „echte“ Mischlingsgesichter. − Rhodes et al. 2005b. Die Bevorzugung von Mischlingen widerspricht eigentlich der Prototyp-Theorie (nach der wir immer diejenige Ethnie bevorzugen müssten, von der wir die meisten Gesichter um uns haben – in der Regel also die eigene. Rhodes erklärt sich die höhere Attraktivität von Mischlingsgesichter damit, dass sie gesünder wirken – was sie wiederum attraktiver mache. Eine befriedigende Erklärung ist das jedoch nicht, da die Verbindung von Schönheit und (zugeschriebener) Gesundheit auch in umgekehrter Richtung gilt: schöne Gesichter werden auch als gesünder wahrgenommen (mehr dazu in Kap. 9).

183         ... ihre Überlebenschancen sind dabei oft an die Zahl und den Status dieser Reservepapas gebunden. − Sarah Blaffer Hrdy fasst die entsprechende Literatur in dem Artikel „Comes the Child before Man“ zusammen (Hrdy 2005).

184         Wir weichen buchstäblich vor den Schönen zurück. − Dabbs & Stokes 1975. Die Frage, wie sich Fußgänger verhalten, ist offenbar Gegenstand reichhaltiger Forschungsbemühungen. Den State of the Art dieser Disziplin gibt ein netter Übersichtsartikel von Daamen & Hoogendoorn (2003).

185         Die Schönen (ebenso wie die Großen) haben ein größeres “Territorium” um sich. − Hartnett et al. 1974

                ... messen wir den Schönen automatisch einen höheren Status zu. − Kalick 1988

                Offenbar verführen wir mit Schönheit nicht nur das andere Geschlecht, sondern auch das eigene, und das vielleicht sogar noch mehr. − Siehe z.B. Hamermesh & Parker 2003. Die Bewertung männlicher Dozenten durch ihre Studenten hing demnach dreimal so stark vom Aussehen ab als die ihrer weiblichen Kolleginnen. Genauso waren es offenbar die männlichen Studenten, die stärker von der Schönheit ihrer Dozenten beeindruckbar waren.

186         ... ist der Anführer oft der am besten aussehende und athletischste Junge. − (aber nicht unbedingt der größte) ***Evidence?***

... auch Attraktivität über die Eignung zum Alphatier entscheidet – aber nur bei Männern. − Anderson et al. 2001

                ... sollten in der Renaissance lieber „nicht sehr lang“ sein. − Firenzuola 1992, S. 53

187         Der heute gewünschte große Mund mit den vollen Lippen stellt eine historische Kuriosität dar. − So dokumentiert der Meister der Gesichtsvermessung, Leslie Farkas, etwa die vollere, gegenüber der Unterlippe etwas vorstehende Oberlippe als einen der eindeutigen Unterschiede zwischen seinen Stichproben von schönen und weniger schönen Frauen (Farkas 1994).

                ... die Vorliebe für Figuren in Gewichtsklassen, bei denen die Fruchtbarkeit deutlich eingeschränkt ist. − Die Grundannahme der klassischen Evolutionstheorie, dass sich die Subjekte der Evolution „rational“ verhalten – dass also ein bestimmter Selektionsdruck irgendwann zu einem „angepassten“ Verhalten bzw. Merkmal führen müsste, wird zunehmend hinterfragt. Denn Evolution spielt sich nicht in einer starren „Umwelt“ ab, sondern zu einem großen Teil in einem komplizierten Beziehungsverhältnis zwischen Akteuren, deren Interessen sich gegenseitig widersprechen, wie etwa zwischen Jäger und Beute, Männchen und Weibchen, Eltern und Kind (so genannte „antagonistsiche Coevolution“). In solchen antagonistischen Verhältnissen ist ein Gleichgewicht der jeweiligen evolutionären Strategien (durch welches sich nach der evolutionären Spieltheorie ein Zustand der „Anpassung“ definiert) nicht zu erwarten. Siehe hierzu Enquist et al. 2002.

 

Kapitel 9: Den Schönen gibt’s der Herr im Schlaf

191         „Wie kann eine so schöne Frau so grausam sein?“ − BILD, 7.1.2002

                “Wer schön ist, ist auch gut“ − Sappho, Fragment Nr. 101

... „werden sozial erwünschte Eigenschaften in höherem Maß zugeschrieben als unattraktiven Personen“ − Dion et al. 1972

Karen Dion und ihre Kolleginnen gaben dem Phänomen den schönen Namen Halo-Effekt − Der Halo-Effekt bezeichnet generell das „Überstrahlen“ von positiven (oder auch negativen) Persönlichkeitseigenschaften von einem Persönlichkeitsbereich auf einen anderen – mit dem Ergebnis, dass uns Menschen entweder ziemlich durchgängig als „gut“ oder ziemlich durchgängig als „schlecht“ erscheinen. Der Begriff wurde schon 1920 von dem Psychologen Edward Thorndike geprägt und von Dion et al. wieder aufgenommen.

Die Publikation trat eine wahre Lawine an ähnlichen Untersuchungen los ... − Eine Zusammenfassung der Studien findet sich z.B. in Henss 1922, S. 58ff sowie in Langlois et al. 2000.

                ... für glücklicher, selbstsicherer, liebenswürdiger, durchsetzungsfähiger und in jeder Hinsicht kompetenter. − Die amerikanischen Soziologen Murray Webster und James Driskell wollten es noch genauer wissen. Lässt sich der Schönheitsbonus in Zahlen fassen? Sie legten ihren Versuchspersonen Fotos vor, die je zur Hälfte wunderhübsche und weniger anziehende Zeitgenossen darstellten. Jedem Bild war eine Liste mit Fragen zur Persönlichkeit des Abgebildeten beigefügt (Beispiel: „Wie schätzen Sie das Abstraktionsvermögen dieser Person ein?“) – dabei durften für jede der abgefragten Eigenschaften oder Fähigkeiten zwischen 5 und 25 Punkte vergeben werden. Das Ergebnis: die Schönen erreichten durchschnittlich 17,3 Punkte, die weniger Schönen dagegen nur 12,8. So weit, so bekannt. Der Clou der Untersuchung besteht in den darauf folgenden Durchläufen: Diesmal wurden den Probanden je zwei fingierte Lebensläufe (ohne Foto!) vorgelegt, die mit demselben Fragebogen bewertet werden mussten. Dabei wurden für die Menschen mit brillantem Lebenslauf (super Ausbildung, super Karriere) durchschnittlich 19,2 Punkte, für die wenig brillanten 10,6 vergeben. − Was passiert nun aber, wenn man die beiden Lebensläufe je zur Hälfte mit einem hübschen bzw. hässlichen Bildchen versieht? Die Unattraktiven, deren bloßes Bild im ersten Durchlauf ja nur 12,8 Punkte einsammeln konnte, verbessern sich durch den untergeschobenen brillanten Lebenslauf deutlich, und zwar auf 16,5 Punkte. Umgekehrt leidet das Image der Schönen unter einem glanzlosen Lebenslauf, sie gehen von 17,3 auf 14,3 runter. Damit schneiden sie in der Bewertung ihrer „Leistung“ aber immer noch 4 Punkte besser ab als die Loser ohne Bild! Und: die Hässlichen bleiben fast 3 Punkte hinter der „objektiven“ Beurteilung zurück, auch wenn sie untadelige Leistungen erbracht haben (Webster & Driskell 1983).

                Auch in puncto Intelligenz sind sie ihren weniger bezaubernden Mitmenschen voraus − und zwar um Längen! − Zebrowitz et al. 2002. Die Autoren geben beim Zusammenhang zwischen Attraktivität und vermuteter Intelligenz eine Effektstärke von r = 0,6 an.

                Erstaunlicherweise galten die attraktivsten Musiker auch als die besten. − North & Hargreaves 1997.

                Gute Menschen empfinden wir automatisch als schöner. − Z. B. Gross & Crofton 1977; Owens & Ford 1978; Graziano et al. 1993; Hassin & Trope 2000. In diesen Studien bekommen Versuchspersonen Fotos unterschiedlich attraktiver Menschen vorgelegt, die jeweils mit unterschiedlich positiven Charaktereigenschaften „unterlegt“ wurden. Je positiver diese Eigenschaften waren, desto attraktiver wurde das Aussehen der Person bewertet.

Das Schönheitsurteil von Männern dagegen ist von charakterlichen Qualitäten weniger zu beeindrucken. − Kniffin & Wilson 2004. Eigentlich besteht die Publikation aus drei Studien:
Studie 1: Die Versuchspersonen bewerteten 27 ehemalige Klassenkameraden anhand des Jahrbuchs der Schule nach „Vertrautheit“, „Sympathie“, „Respekt“ und „Aussehen“. Dabei zeigte sich, dass die Attraktivität mindestens genau so stark von den anderen Variablen (am stärksten: „Sympathie“) beeinflusst wurde wie durch die objektive (durch eine aus Fremden bestehende Jury bewertete) Attraktivität. Dass „innere Werte“ in das Schönheitsurteil einfließen, galt allerdings in deutlich geringerem Maß für Männer als für Frauen – Männer gingen offenbar viel stärker nach dem Äußeren (Wenn Männer Frauen bewerteten, ließen sich 60% der Varianz des Schönheitsurteils durch deren „objektive Attraktivität“ erklären, im umgekehrten Fall, also wenn Frauen Männer bewerten, waren es nur 37,5%).
Studie 2. Hier bewerteten sich die Mitglieder einer gemischtgeschlechtlichen studentischen Rudermannschaft gegenseitig nach den selben Kriterien wie in Studie 1, nachdem sie 18 Monate lang zusammen trainiert hatten. Die Bewertung der Attraktivität hing dabei stark vom Engagement und Teamgeist des jeweiligen Kandidaten ab.
Studie 3: siehe Text. Auch hier fand sich wieder ein deutlicher Geschlechtsunterschied: Bei der Bewertung von Frauen durch Männer waren immerhin 62% der Varianz im Schönheitsurteil durch die „objektive Attraktivität“ der Kandidatin zu erklären, bei der Bewertung von Männern durch Frauen 19,2%, und bei der Bewertung von Frauen durch Frauen gerade mal 9,3%.
Die Folgerung der Autoren: „If you want to enhance your physical attractiveness, become a valuable social partner“

Während Frauen also für das „umgekehrte Stereotyp“ anfälliger zu sein scheinen als Männer (d.h. sie neigen eher dazu, das Äußere nach dem Inneren zu bewerten), ist der Fall beim „normalen“ Stereotyp offenbar entgegengesetzt: hier sind es die Männer, die anfälliger dafür sind, das Äußeren als Maßstab für das Innere zu nehmen. In einem Experiment sollten Männer und Frauen einen Aufsatz über Patriotismus bewerten (Kaplan 1978). Die von ihnen vergebene Note hing wie erwartet von dem Bildchen der angeblichen Verfasserin ab – allerdings nur, wenn der Bewerter ein Mann war! Das Urteil der Frauen war deutlich freier vom Schönheitsvorurteil. (Bei der Bewertung von männlichen „Autoren“ spielte die Attraktivität weder für Frauen noch für Männer eine große Rolle). Siehe auch: Downs et al. 1982: Männer sind demnach generell anfälliger für stereotypes Denken als Frauen, Jugendliche mehr als Erwachsene, und Weiße mehr als Hispanics und schwarze Amerikaner.

In einer so genannten Metaanalyse wertete sie alle bis dato erschienenen Studien zum Schönheitsstereotyp aus ... − Langlois et al. 2000. Eine ausführliche, annähernd fehlerfreie Zusammenfassung dieser Metaanalyse findet sich in Hergovich 2001, S. 197ff.

                ... bekamen die süßesten Kleinen mehr Küsse, wurden öfter geknuddelt und angelacht. − Langlois et al. 1995

195         ... dass sie schlauer und liebenswürdiger seien. − Stephan & Langlois 1984

                ... während dem weniger ansehnlichen „Peter“ eine Karriere als Krimineller vorhergesagt wurde. − Dion 1972

                Schon im Kindergartenalter geht es ums Aussehen, wie das Team von Judith Langlois feststellte. − Vaughn & Langlois 1983

                Die Kinder waren umso beliebter, je hübscher sie waren. − In einer Studie von Detlef Rost an deutschen Grundschulkindern kamen Korrelationen zwischen „hübsch“ und „mögen“ von r = 0,92 heraus – eine für sozialwissenschaftliche Vergleichsstudien gigantisch hohe Zahl (Rost 1993).

                Vor allem Mädchen scheinen dazu zu neigen, ihre Freundinnen nach dem Äußeren auszusuchen. − Krantz 1987

                ... und ihre weitere schulische Karriere als deutlich glorreicher prognostiziert. − Clifford & Hatfield (Walster) 1973; siehe auch: Ross & Salvia 1975.

196         Auch Schönheit gehört zum Talent. − Landy & Sigall 1974

                ... hat sich in mehreren Studien als frommer Wunsch entpuppt. − z. B. Baugh & Parry 1991. Einen Überblick über die relevante Literatur gibt Rost 1993

                ... ganz besonders in “weichen” Fächern wie Sachkunde oder Musik ... − Rost 1993: in dieser Studie bekamen Grundschulkinder vor allem in den Fächern bessere Noten, in denen es an harten Kriterien mangelt (musische Fächer und Sachkunde).

                ... zu 20-40 Prozent durch das Äußere bedingt − Maisonneuve & Bruchon-Schweitzer 1999, S. 52

                ... andere Forscher fanden jedoch deutlich schwächere Zusammenhänge. − Die Metaanalyse von Feingold 1992 etwa findet äußerst geringe Korrellationen zwischen schulischer Leistung und Attraktivität (r = 0,02 für Jungs und 0,07 für Mädchen).

                ... dass Schüler das Schönheitsstereotyp umgekehrt auch auf ihre Lehrer anwenden. − z.B. Hamermesh & Parker 2003

197         ... ihre Schönheit könne mit der von Aphrodite mithalten. − Michel de Montaigne, Essays, Frankfurt am Main 1998, S. 534

                ... hängt es von seinem Äußeren ab, ob er verpfiffen wird. − Mace 1972, Steffensmeier & Terry 1973, Deseran & Chung 1979

                Für ein und dieselbe Straftat schwankte die Buße attraktivitätsabhängig zwischen 1400 und 400 Dollar. − Downs & Lyons 1991

                ... häufiger angeklagt, härter bestraft und als gefährlicher eingestuft. − Esses & Webster 1988

                Schönheit ist also eine Freundin bei Gericht. − - wie sich Elaine Hatfield und Susan Sprecher in ihrem Buch „Mirror, Mirror: The Importance of Looks in Everyday Life“ ausdrücken (Hatfield & Sprecher 1986).

198         Sie wird nun quasi als Komplizin mitbestraft. − Sigall & Ostrove 1975

                ... waren 40 Prozent von seiner Schuld überzeugt. Im anderen nur 29 Prozent. − Kleine Zeitung vom 22.3.97, S. 72, nach Posch 1999, S. 182

                ... denjenigen mit dem weniger angenehmen Äußeren zu verurteilen. − nach Wright 2004

199         ... verbesserte sich die Prognose der Operierten gegenüber der ihrer unbehandelten Kollegen. − Die Behandelten wurden um 36% weniger ins Gefängnis eingeliefert. Bei Junkies jedoch hatte die Operation keinerlei Einfluss auf die kriminelle Karriere (Kurtzberg et al. 1978).

                ... oder aber zumindest das Recht erhalten, einen Stellvertreter zu schicken. − Wiley 1995

                Die Antwort wurde, wie sich herausstellte, stark von der Attraktivität der Hilfsbedürftigen beeinflusst. − Einen Überblick über diese und viele andere Studien zum menschlichen „helping behavior“ geben Hatfield & Sprecher (1986)

                Ein alltägliches Problem mit einer einfachen Lösung: Man muss nur gut aussehen. − Bian 1997

                ... ein kleiner Umweg in Kauf genommen, allerdings nur, wenn sie auch schön ist. − Wilson & Dovidio 1985

200         ... um zu verhindern, dass sich übermotivierte Probanden Schaden zufügten. − „Was Männer für eine hübsche Frau auf sich nehmen“, Spiegel online vom 17.2.2005

                ... indem sie ihm ihr Hinterteil präsentieren. − Grinde 2002, S. 187

                Und zwar gilt das für Männer und Frauen gleichermaßen. − Zebrowitz 1997, S. 156

201         Am wenigsten Hemmungen haben Frauen gutaussehenden Männern gegenüber. − Nadler et al. 1982

                ... Therapeuten gehen bei den Schönen automatisch davon aus, dass sie weniger stark gestört sind. − Cash et al. 1977b

                Frauen bekommen in psychiatrischen Kliniken zum Beispiel mehr Einzeltherapie, wenn sie schön sind. − Chesler, P.: Women and Madness; Garden City N.Y. 1972

                Je attraktiver der „Verkäufer“, desto eher lassen sich die „Kunden“ etwas verkaufen. − Reingen & Kernan 1993

                Attraktive Vertreter machen mehr Umsatz als weniger attraktive. − DeShields et al. 1996

                ... genau doppelt so viel zusammenbekommen wie der Rest. − Reingen & Kernan 1993

202         ... das es in der Spieltheorie zu Berühmtheit gebracht hat. − Mulford et al. 1998

203         Schönen Menschen wird beispielsweise eher ein Geheimnis anvertraut. − Brundage et al. 1977; Cash et al. 1975. Nach Young 1979 gilt dies auch für die Arzt-Patient-Beziehung. Die Bereitschaft, sich einem Arzt bzw. einer Ärztin anzuvertrauen, hängt demnach auch von deren Attraktivität ab.

                ... dass in Werbespots, Anzeigen und auf Plakaten ausschließlich schöne Menschen auftauchen. − Benoy (1982)

 

Kapitel 10: Schönheitskapitalismus

204         ... und auch später kommen sie schneller auf der Karriereleiter voran. − Einen Überblick über die Literatur geben Solnick & Schweitzer 1999; eine Metaanalyse der einschlägigen Studien haben Hosoda et al. vorgenommen (Hosoda et al. 2003)

                Ob alter Hase oder blutiger Anfänger, alle lassen sie sich von Schönheit umgarnen. − Marlowe et al. 1996

205         Das schönste Drittel verdient etwa 5 Prozent mehr als der Durchschnitt, die Reizlosesten müssen einen Abschlag von 5-10 Prozent hinnehmen. − Hamermesh & Biddle 1994

206         ... dass Kunden lieber mit attraktiven Mitarbeitern zu tun haben wollen. − DeShields et al. 1996

                ... in der Werbebranche auf den Grund gegangen. − Hamermesh et al. 1997; Pfann et al. 2000

                ... „nicht Passenden nach Abwägung zu kündigen“ − „Wer nicht hübsch genug ist, fliegt“, Spiegel online, 21.1.04

                ... wo das Wort „Kunde“ ein Fremdwort ist. − Der Einfluss des Aussehens auf den Gehaltszettel ist überwiegend unabhängig von der Art der Beschäftigung (Hamermesh und Biddle 1994)

207         ... dessen Ergebnisse sie 2004 unter der Überschrift „Why Beauty Matters“ veröffentlichten. − Möbius & Rosenblat (im Druck)

                Der „Arbeitgeber“ gab dabei ... eine Gehaltsofferte ab. − Der Spielerfolg des „Arbeitgebers“ wiederum hängt davon ab, wie akkurat er die tatsächliche Leistung „seines“ Arbeiters eingeschätzt hat – wenn dieser hinter den (in das Gehalt eingepreisten) Erwartungen zurückbleibt, bekommt auch der Arbeitgeber Punkte abgezogen.

208         Hier haftet allzu viel Attraktivität und Modebewusstsein immer noch der Ruch des Unseriösen an. − z.B. Snyder et al. 1988

                ... ein Angestellter im privaten Sektor dagegen zehn. − Singly & Thélot 1988

                Bei Frauen macht Größe keinen Unterschied − In einigen wenigen Studien wurde auch bei Frauen ein Einfluss der Körpergröße auf das Gehalt gefunden. Der Effekt war allerdings durchgängig geringer als bei Männern.

209         ... der deutsche Durchschnittsmann ist 1,77 m groß − Zahlen für die USA: mehr als die Hälfte der Firmenchefs der 500 größten US-Firmen ist größer als 1,83 m (Durchschnitt der US-Männer: 1,75. Nur eine Mini-Minderheit von 3% ist kleiner als 1,70 (Etcoff 2001, S. 195)

                Dabei wurden dem „Professor“ fünf Zentimeter mehr zugemessen als dem „Studenten“. − Das gleiche Phänomen: Die Größe der amerikanischen Präsidenten wird von der Bevölkerung um 7,6 cm überschätzt (R. Keyes 1980, zitiert nach Amadieu 1988, S. 62)

                ... und dieser Vorsprung bleibt auch im weiteren Leben bestehen. − Eine Diskussion der entsprechenden Literatur findet sich in Harris 2002, S. 272.

                Selbstvertrauen scheint zumindest einer der Schlüssel zur Schönheitsprämie zu sein. − Persico et al. 2003

210         Ein neues Zeitalter hat begonnen: Schönheit kann Wahlen entscheiden. − Einen Überblick über die Literatur zum Thema „Schönheit & Politik“ findet sich auf http://www.schoenheitsformel.de/politik.htm.

                ... (so wie auch ihr Vorgänger Collin Powell ein attraktiver Mann war). − In diesem Zusammenhang sei auch an die bemerkenswerte „Merkel-Metamorphose“ erinnert: Der Wandel von der Oppositionsführerin über die Kandidatin bis hin zur Regierungschefin war mit einem deutlichen, mit Hilfe kosmetischer Künste bewerkstelligten Attraktivitätsgewinn verbunden. Auch in anderen Ländern werden die Eliten auf den Regierungsbänken immer schöner (ein Beispiel aus unserem Nachbarland: Dominique de Villepin). Das heißt nun allerdings beileibe nicht, dass wir es bei Politikern nur noch mit Schönheitsikonen zu tun hätten. Trotzdem sind Phänomene wie die ukrainische Ex-Regierungschefin Yulia Timotchenko, oder die lettische Parlamentspräsidentin Ingrida Udre (die hierzulande durch ihre umstrittenen Wechselpläne zur EU-Kommission Schlagzeilen machte), Symbole einer neuen Zeit − von der Pornoqueen und italienischen Parlamentsabgeordneten Ilona Staller alias Ciccciolina ganz zu schweigen.

211         ... dass die Schönsten fast dreimal mehr Stimmen erhalten hatten als die Unattraktivsten. − Efran & Patterson 1974: Die Forscher führten anlässlich von Parlamentswahlen ein Experiment durch, bei dem Studenten die Attraktivität der Kandidaten in drei Kategorien einteilten. Das tatsächliche Wahlergebnis zeigte, dass die Schönsten 32% der Stimmen, die Unattraktivsten dagegen nur 11% erhielten.

                ... werden seltener unterbrochen und erfahren mehr Zustimmung. − Horai et al 1974, Chaiken 1979

                ... sondern schlicht von ihrem Aussehen. − Elder 1969. Der Effekt war bei Frauen aus der Arbeiterklasse stärker ausgeprägt als bei Frauen aus der Mittelschicht.

212         Je attraktiver sie waren, desto ungebildeter war die Frau an ihrer Seite! − Udry & Eckland 1984

                ... leben schwergewichtige Männer sogar eher überdurchschnittlich häufig in einer festen Beziehung! − Viner et al. 2005. Die Heiratswahrscheinlichkeit eines Mannes scheint dagegen mehr von der Körpergröße abzuhängen (nach einer polnischen Studie von Pawlowski et al. 2000 sind die Ledigen deutlich kleiner als die Verheirateten).

                ... wurden als attraktiver beurteilt als Kinder ärmerer Eltern. − Vagt & Majert 1979

213         ... Dann werden Sie mich verstehen!“ − Sie hat das Geld inzwischen zusammenbekommen und belohnt ihr Publikum jetzt regelmäßig mit Bildchen und frivolen Berichten über ihre Erfolge mit der neuen Ausstattung.

... so steht ihnen auch die gleiche Verehrung zu.“ − Zitiert nach Michel de Montaigne, Essays, Frankfurt am Main 1998, S. 534

                Wer mit einem angenehmen Äußeren gesegnet ist, hat schlichtweg mehr Bonität − Das Bild stammt von Bernd Guggenberger (Guggenberger 1997).

... wird weniger gehänselt, gemobbt und verprügelt ... − Lowenstein 1978

214         Zur Klärung der Frage haben die Ökonomen wieder mal zum Spiel gebeten. − Solnick & Schweitzer 1999

215         Bei Bewerbungen für Top-Positionen werden deshalb eher die Reizloseren bevorzugt. − Heilman & Saruwatari 1979, Heilman & Stopeck 1985

                ... bekamen dagegen eher Raum, sich über ihre Erfolge zu verbreiten. − “Die Gunst des kantigen Kinns“, Spiegel online, o.D.

216         ... empfiehlt dementsprechend auch die Wirtschaftswoche ihren Leserinnen beim Thema Businessmode. − Wirtschaftswoche vom 7.8.2003, S. 77

                ... dass im Beruf Kleidung vor allem für die Frau wichtig ist, irrt sich gewaltig! − Scherbaum & Shepherd 1987

                ... verdiente 5 Prozent mehr als der Durchschnitt, bei den Frauen waren es 4 Prozent. − Andere Studien finden eher geringere Schönheitsboni für Frauen als für Männer: In ihrer Untersuchung der Gehälter von 1062 kanadischen Vollzeit-Angestellten fanden Roszell et al. (1989) zwar, dass Attraktivität das Einkommen positiv beeinflusste, dieser Effekt war jedoch nur bei Männern und nicht bei Frauen signifikant.
In ihrer Studie an Betriebswirtschaftsabsolventen wiesen Frieze et al. (1991) nach, dass Attraktivität, ganz im Gegensatz zu Männern, bei Frauen keinen Einfluss auf ihre Einstiegsgehälter hatte; attraktive Frauen verdienten jedoch später im Lauf ihrer Karriere mehr als weniger attraktive. In ihrer Stichprobe verdienten Männer für jede “Attraktivitätseinheit” (auf einer 5-stufigen Skala) im Durchschnitt 2600 $ mehr, bei Frauen waren es 2150 $. Auch in der bereits erwähnten Studie von Biddle & Hamermesh (1998) über die Karriereaussichten von Rechtsanwälten zeigte sich, dass der Effekt von Attraktivität auf das Einkommen bei Männer stärker war als für Frauen.

                Das Martyrium der Hässlichen So lautet der Titel eines Buches des französischen Historikers Jean Heritier (Heritier 1991)

                ... schreibt im 13. Jahrhundert Wilhem von Auvergne in seinem „Traktat über das Gute und das Böse“. − Wilhelm von Auvergne (1180 – 1249), Tractatus de bono et malo, zitiert nach Eco 2004.

                ... es reicht sie vor den Blicken der anderen wegzuschließen.” − Heritier 1991, S. 79

217         ... wie es auf Französisch treffend heißt. − défigurer, von figure = Gesicht

218         ... heißt es in einem der am weitesten verbreiteten Schönheitsratgeber der Renaissance. − Agnolo Firenzuola: On The Beauty of Women (Discorsi delle bellezze delle donne, ca. 1538), University of Pennsylvania Press, 1992

                ... Leute mit „unansehnlichem Äußeren“ von der Straße weg zu verhaften. − Synnott 1990, S. 56

219         In der frühchristlichen Zeit ist Satan voller Grazie. − Im 11ten und 12ten Jahrhundert kommt es dann zur “großen Explosion des Teuflischen”, wie der Historiker Jacques le Goff das Phänomen bezeichnet. Im 13. Jahrhundert kommt noch einmal das alte Bild vom niedlichen Teufelchen zum Vorschein, dann aber wird Satan endgültig satanisch wie wir ihn kennen.

 

Kapitel 11: Selbsttäuschung als Programm?

221         ... fällt es ihnen schwerer, die Handlung zu verstehen. − Interessanterweise scheint das jedoch nur für weibliche Charaktere zu gelten (Ramsey & Langlois 2002).

                ... gleich zu Beginn des berühmten Streitgespräches Hippias major. − Platon, Hippias major, hier frei zitiert nach Hauskeller 1994 S. 15ff.

222         ... seine Stufenleiter des Schönen. − siehe Hauskeller 1994 S. 42-54

223         „Sein Antlitz schien wie das eines Engels.“ − Theklaakten, zitiert nach Stemmler 1988, S. 73.

                Das Wort „schön“ oder „Schönheit“ kommt im Neuen Testament nicht ein einziges Mal vor. − Stemmler 1988, S. 57

                ... fragt Paulus im Korintherbrief. − 1. Kor. 6,19

224         ... da nicht nur die Guten, sondern auch die Bösen daran teilhaben. − Stemmler 1988, S. 171

                ... denn pflege man das eine, vernachlässige man das andere. − Stemmler 1988, S. 57

                ... „dass das Innere noch schöner war als das Äußere“ − Stemmler 1988, S. 71

225         ... dass sie Esau und nicht Jakob zur Frau gegeben werden soll. − Stemmler 1988, S. 45

                ... der “Schönste der Sterblichen” − Erratum: Das Zitat muss heißen “die schönste Gestalt eines Menschen” (Dürer, nach Trapp 2003, S. 105.

                ... zuweilen sogar mit einer (stoffverhüllten) Erektion. − Dabei wird die im 16. Jahrhundert herrschende Mode der „Schamkapseln“ (Penisfutteral) aufgenommen.

226         ... wird die Fahne des Schönheitsstereotyps erst recht hochgehalten. − Aber auch die Renaissance ist der körperlichen Schönheit gegenüber alles andere als frei von Ambivalenz. “Die strahlende Schönheit des Körpers wird nur durch das Auge erkannt. Das Gelüste des Tastsinnes hingegen ist eine Art von Unkeuschheit und die Verirrung eines niedrigen Menschen. ... Die entartete Liebe ist ein Absturz vom Anschauen zum Berühren”, schreibt Marsilio Ficino, der Begründer des Neoplatonismus (zitiert nach Hauskeller 1994 S. 90ff, Auslassungen von mir, UR).

                ... dass „irgendeine Entwicklung ... den normalen Gang unterbrochen hat“. − Michel de Montaigne, Essays, Frankfurt am Main 1998, S. 534

227         ... die „weder Mensch noch Dschinn entjungfert hat“ − 55. Sure. Die Zahl von „72“ Jungfrauen stammt nicht aus dem Koran selber, sondern aus den Hadithen.

228         In den 90er Jahren untersuchte Karen Dion, die „Erfinderin“ des Halo-Effekts, chinesische Studenten aus Torontos Chinatown. − Dion et al. 1990

                ... Sorge um andere und Rechtschaffenheit. − Dabei wurde „Sorge“ mehr den (schönen) Frauen und „Rechtschaffenheit“ („integrity“) mehr den (schönen) Männern zugeschrieben (Wheeler & Kim 1997).

                ... der das Gute und das Schöne sprachlich nicht auseinanderhalten konnte. − Das griechische „kalos“ heißt gut und schön gleichzeitig.

                Ein einziger Begriff bedeutet „gut“ oder „schön“, je nach Kontext. − Zu den afrikanischen Sprachen siehe Boesen 1999. Weitere Beispiele, v.a. aus den indogermanischen Sprachen finden sich in Henss 1992 S. 86ff.

229         ... rief der Maler David voll revolutionärer Inbrunst im Konvent aus. − Friedell 1976, S. 857

                Die guten Geister sind auch die schönen – und umgekehrt. − Z. B. Henss 1992, S. 90

                Die alten Äypter kannten für Schönheit und Sonnenlicht nur ein einziges Wort − „nfr“ ... − Der Stamm „nfr“ ist auch in „Nofretete“ (wörtlich übersetzt: „Die Schöne ist gekommen“) enthalten (Stemmler 1988).

230         ... bezeichnet gleichzeitig den rechtgläubigen Muslim (von daher „Pak-istan“, das „Land der Sauberen“). − Ein Beispiel aus einer afrikanischen Sprache: Im Fulfulde, der Sprache der afrikanischen Fulbe-Viehhirten heißt „laabi“: sauber, rein und hell, leuchtend, strahlend (Boesen 1999, S. 200ff).

231         ... geht auf das lateinische „villanus“ zurück, den ungebildeten Hinterwäldler. − Amadieu 2003, S. 49

                ... waren ihr gegenüber offener und lächelten mehr. − Langlois et al. 1990

                Das Klischee muss also schon im Kopf sein, wenn die Kleinen anfangen, die Welt auf zwei Beinen zu erkunden. − Ramsey et al. 2004, Ramsey & Langlois 2002

                Dieses Reaktionsmuster bildet sich schon im Krabbelalter – ab dem 9. Monat – heraus. − Rubenstein & Langlois 2000; Ramsey et al. 2004 – in dieser Studie wird der Nachweis erbracht, dass Säuglinge spätestens mit 6 Monaten unterschiedlich attraktive Gesichter in zwei getrennte Kategorien fassen. Allerdings: Kategoriebildung heißt noch lange nicht Stereotypbildung. Die Autoren stellen hierzu eine kognitive Hypothese zur Diskussion, die jedoch so spekulativ ist, dass hier nicht darauf eingegangen werden soll.

232         Registrieren die Kleinen etwa schon im Säuglingsalter, dass die Schönen bevorzugt werden? − So eine der Spekulationen von Ramsey et al. 2004.

233         Wenn „schön“ und „gut“ (genauso wie „sauber“ und „mächtig“) dabei in einen Topf geraten, dann deshalb, weil es für „positive“ Bewertungen nun einmal nur einen einzigen Topf gibt. − Zwei neuere Studien scheinen diesen Befund zu stützen: Das Team um Thomas Jacobsen von der Universität Leipzig zeigte Versuchspersonen in der Magnetresonanzröhre verschiedene Muster geometrischer Formen, die sich in ihrer Komplexität und Symmetrie unterschieden. Das bei der ästhetischen Bewertung der Reize aktivierte neuronale Netzwerk scheint sich zumindest zum Teil mit dem Netzwerk zu überlappen, das immer dann aktiv ist, wenn wir Menschen und Vorgänge moralisch bewerten (Jacobsen et al. 2006).
Dass unser Wahrnehmungsapparat „schön“ und „gut“ von Anfang an in einen Topf wirft, zeigt auch ein trickreiches Experiment von Ingrid Olson von der University of Pennsylvania und ihrer Kollegin Christy Marshuetz von der Yale University. Sie setzten ihren Versuchspersonen für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde (genau: 13 Millisekunden) unterschiedlich schöne Gesichter vor. Obwohl es den Personen unmöglich war, die Gesichter bewusst wahrzunehmen, konnten sie deren Attraktivität doch ziemlich akkurat einschätzen (Sie kennen ein ähnliches Experiment aus Kapitel 3). Der Clou des Ganzen besteht im zweiten Teil des Experimentes: Die Forscherinnen blendeten nach jedem Bild einzelne Wörter ein – und stellten fest, dass positiv besetzte Begriffe wie „Glück“ oder „Lachen“ deutlich schneller erkannt wurden, wenn sie auf ein attraktives Bild folgten. Schönheit, so die Forscherinnen, ist im Hirn demnach mit anderen „positiven Konzepten“ verknüpft. Die Erregung breitet sich offenbar von einem „positives Konzept“ (wie Schönheit) automatisch auf alle anderen positiven Konzepte aus − und macht die dort gespeichertemn Informationen damit leichter abrufbar (Olson & Marshuetz 2005).

234         ... das Alter und die sexuelle Ausrichtung“ umfasst)Entwurf zur Europäischen Verfassung (Artikel II-81, Nichtdiskriminierung) −

... und mit diesem Wissen unsere Entscheidungen und Einschätzungen kritisch überprüfen. − Devine 1989

                ... dass auch ihr Verhalten gegenüber Kindern möglicherweise vom Schönheitsstereotyp beeinflusst ist. − Maisonneuve & Bruchon-Schweitzer 1999, S. 52

                Nach einer französischen Strudie sind es eher die jungen Lehrer und Lehrerinnen, die weniger vom Stereotyp beeinflusst werden. − Bruchon-Schweitzer 1990

 

Kapitel 12: Schön, smart und glücklich?

236         „Attraktive Kinder und Erwachsene“ ...„verhalten sich positiver als unattraktive Kinder und Erwachsene.“ − Langlois et al. 2000

                ... kurz: sie sind selbstbewusster. − Die entsprechende Literatur wird in Feingold 1992 diskutiert. Siehe auch Persico et al. 2003. In der Langlois-Studie wird eine Effektstärke für „Selbstbewusstsein und Selbstachtung“ von 56/44 angegeben. Eine französische Studie von Marilou Bruchon-Schweitzer an 273 Studenten fand eine Korrelation zwischen fremdeingschätzter Attraktivität und Selbstwert von r = 0,25 bei beiden Geschlechtern (Bruchon-Schweitzer 1990). Der Zusammenhang dürfte möglicherweise deshalb relativ deutlich ausgefallen sein, weil das Attraktivitätsspektrum der Versuchspersonen recht breit war – sie waren aktiv für die Kategorien „très beau, moyen, très laid“ ausgesucht worden. Der Selbstwertunterschied zwischen der oberen und der unteren Kategorie wird in einer anderen Publikation von Bruchon-Schweitzer auf einer Skala von 0 bis 40 folgendermaßen angegeben: 20,29 versus 15,84 (Frauen), 20,18 versus 16,10 (Männer) (Bruchon-Schweitzer 1989).

                ... die Unscheinbaren dagegen warteten geschlagene 9 Minuten. − Jackson & Huston 1975

                ... dass sie „empathischer“ und „sozial kompetenter“ sind – sich also auch mehr um die anderen sorgen. − Langlois gibt als Effektstärke bei „sozialer Kompetenz“ 55/45 an.

                Die Mehrheit der Studien sieht dagegen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. − Nach einigen Untersuchungen gilt das für Männer mehr als für Frauen, z. B. Reis & Wheeler 1991: Die Studie ist Teil einer als „Rochester Interaction Record“ bekanntgewordenen Untersuchung, in der das tatsächliche Sozialverhalten von Menschen über Tage akribisch protokolliert wurde. Attraktivität bei Männern (aber nicht bei Frauen) zeigte sich darin als guter „Prädiktor“ für den offenen und angstfreien Umgang mit anderen − je attraktiver, desto kontaktfreudiger (auch in sexueller Hinsicht) und selbstsicherer waren die Männer. Langlois (Langlois et al. 2000) konnte in ihrer Metaanalyse bei der Sozialkompetenz allerdings keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern dingfest machen.

237         Die Gefängnisse scheinen tatsächlich von weniger attraktiven Menschen bevölkert zu sein. − Cavior & Howard 1973

                Bei Erwachsenen allerdings ergibt sich gerade mal ein Mini-Effekt von 52/48. − Die bislang umfangreichste Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und Attraktivität stammt von der Arbeitsgruppe um Linda Jackson an der Michigan State University (Jackson et al. 1995). Schönheit war demnach bei Kindern mit höherer intellektueller Kompetenz verbunden, bei Erwachsenen war der Zusammenhang deutlich schwächer (Die bei Kindern gefundene Korrelation war zwar statitisch eindeutig, die Effektstärke mit r = 0,2 jedoch nur mäßig. Bei Erwachsenen betrug die Korrelation r = 0,12). Wenn man aus dem Datenmaterial eine so genannte „outlier-Studie“ (deren Ergebnisse völlig aus dem Rahmen fallen) und die weiter unten beschriebene Studie von Umberson & Hughes (1987), die wegen der Tatsache, dass sowohl die Attraktivität als auch die Kompetenz der Kandidaten von derselben Person eingeschätzt wurden, in die Kritik geraten war, ausschließt, ergibt sich fast eine Nullkorrelation. Das Ergebnis steht im Einklang mit der Metaanalyse von Alan Feingold (1992), in der sich zwischen der Testintelligenz und der Attraktivität von Erwachsenen so gut wie kein Zusammenhang finden ließ.
Dieses Bild wird auch in einer Studie von Leslie Zebrowitz bestätigt, die sich auf drei große Längsschnittstudien stützt, die auf seit 1928 gewonnene Daten zurückgreift: Am deutlichsten ist auch hier der Zusammenhang zwischen Schönheit und Intelligenz bei Kindern. − Bei Jugendlichen und im mittleren Erwachsenenalter scheint er dagegen weniger ausgeprägt zu sein. Und bei älteren Erwachsenen ergibt sich wiederum eine „Nullkorellation“ – also kein aussagekräftiger Zusammenhang (Zebrowitz et al. 2002). Auf die Daten dieser Studie greift eine Nachuntersuchung aus dem Jahr 2004 zurück (Zebrowitz & Rhodes 2004): Dabei zeigte sich, dass zwar in der oberen Hälfte der Attraktivitätsverteilung kein Zusammenhang zwischen Attraktivität und Intelligenz feststellbar war, wohl aber in der unteren (auf die von diesem Befund gestütze so genannte „bag genes“ Hypothese geht Kapitel 7 ein).
Von den vielen sonstigen Einzeluntersuchungen zum Zusammenhang von Intelligenz und Attraktivität sei hier nur noch eine erwähnt, und zwar die des Marburger Entwicklungspsychologen Detlef Rost. Er untersuchte 224 Grundschulkinder, von denen ca. die Hälfte hochbegabt waren, und fand dabei keinen Unterschied in der Attraktivitätsbewertung von Hoch- und Normalbegabten (Rost 1993).

In den wenigsten Studien wurde allerdings die Körpergröße – eminenter Attraktivitätsfaktor bei Männern – berücksichtigt. Aus mehreren Untersuchungen weiß man, dass die Körpergröße bei Männern mit der Intelligenz zusammenhängt – nicht dramatisch, aber doch verlässlich. In einer schwedischen Untersuchung an 32887 Rekruten beispielsweise steigerte sich die durchschnittliche intellektuelle Leistung kontinuierlich mit der Körpergröße (Tuvemo et al. 1999). Siehe auch: Teasdale et al. 1991: Größe und Intelligenz korrelierten in dieser Studie mit r = 0,2. Der Zusammenhang scheint auch bei Kindern zu gelten, und zwar v.a. im unteren Bereich der Wachstumskurve (eine Review gibt Wheeler et al. 2004).

239         ... sind sie sogar eine echte Enttäuschung. − Die in der Langlois’schen Metaanalyse für den Zusammenhang zwischen Attraktivität und Persönlichkeitseigenschaften angegebenen Zahlen müssen mit Vorsicht interpretiert werden. Denn die Studie weist einen schwer wiegenden methodischen Mangel auf: die untersuchten Parameter werden nicht sauber in die Bereiche „tatsächliches Verhalten/Eigenschaften“ und „von anderen zugeschriebenes Verhalten/Eigenschaften“ getrennt. So wird z.B. „beruflicher Erfolg“ unter der Kategorie „tatsächliches Verhalten/Eigenschaften“ geführt (in die – richtigerweise – auch die „gemessene Intelligenz“ einsortiert ist). Nun wissen wir jedoch (aus Kapitel 9 und 10), dass der größere berufliche Erfolg der Schönen mehr mit den Erwartungen der anderen zu tun hat als mit ihren tatsächlichen Fähigkeiten. Dasselbe Problem bei den Parametern „Beliebtheit, Sozialkontakte“ (bei denen immerhin eine Effektstärke von 65/35 angegeben wird): Auch hier hat der gemessene Wert nicht unbedingt etwas mit den tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften zu tun – attraktive Menschen sind nunmal schon aufgrund des Attraktivitätsstereotyps überdurchschnittlich beliebt.
Die unsaubere Trennung zwischen tatsächlichen und zugeschriebenen Eigenschaften dürfte dazu führen, dass die Effektstärken beim tatsächlichen Verhalten eher übertrieben dargestellt werden – womit sich vielleicht auch der teilweise Widerspruch der Langlois’schen Zahlen zu denen einer älteren Metaanalyse von 93 Studien aus dem Jahr 1992 erklären könnte, in der deutlich geringere Korrelationen zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Attraktivität festgestellt worden waren (Feingold 1992).
Der größte Teil der in beiden Metaanalysen erfassten Studien ist darüber hinaus mit einem anderen, prinzipiellen methodischen Problem behaftet: da das „Untersuchungsgut“ fast nur Studenten, mithin Angehörige der bürgerlichen Mittelschicht umfasst, ist die Varianz in den untersuchten Eigenschaften im Vergleich zur Gesamtbevölkerung deutlich eingeschränkt. Insbesondere der durch die „bad genes Hypothese“ (Kapitel 7) ins Blickfeld geratene untere Bereich des Spektrums ist in den Untersuchungen fast vollständig ausgeblendet. − Dieser Umstand dürfte nun allerdings den gegenteiligen Effekt wie die Vermischung von tatsächlichen und zugeschriebenen Eigenschaften haben – nämlich den, dass die Effektstärken systematisch unterschätzt werden (siehe dazu auch weiter unten in diesem Kapitel).

240         ... ist von der „Umwelt“ viel weniger beeinflussbar, als dies klassischerweise angenommen wurde.- Das soll nun nicht heißen, dass der Rosenthal-Effekt nur Schall und Rauch wäre. Seine Wirkung wurde mittlerweile in hunderten von Studien eindrucksvoll bestätigt. Es scheint jedoch so, als ob seine – unstrittige − Wirkung auf das menschliche Verhalten allzu leichtfertig auf die menschliche Persönlichkeit übertragen worden wäre – vielleicht aus dem überbordenden Optimismus der sozialwissenschaftlichen Sturm- und Drangzeit heraus, die den Menschen als unbegrenzt formbares Produkt seiner Umwelt sah.

                „abgebunden wie Gips“ − James 1980. Siehe auch Harris 2002, z.B. S. 425ff.

242         ... als in der Welt der smarten 20-Jährigen aus den amerikanischen Vorstädten. − Möglicherweise ist dies mit ein Grund, warum eine der wenigen Studien, die einen wirklich repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung berücksichtigt, deutlich höhere Korrelationen zwischen Attraktivität und Persönlichkeitsmerkmalen gefunden hat (Umberson & Hughes 1987, s.u.). Das Gesagte soll aber nicht die Kritik entkräften, die Ed Diener und andere an der in der Studie verwendeten Methode der Schönheitsmessung vorgetragen haben: Die Fragebögen wurden nicht von den Befragten selber, sondern von den Interviewern ausgefüllt – welche wiederum auch diejenigen waren, die die Attraktivität der Befragten beurteilten. Damit könnte dem Wirken des Attraktivitätsstereotyps Tür und Tor geöffnet gewesen sein.

                Erste Ergebnisse unterstützen die „Bad-genes“-Hypothese. − Zebrowitz & Rhodes 2004

244         ... sondern auch glücklicher, zufriedener und weniger gestresst. − wobei der Zusammenhang zwischen Glück und Attraktivität deutlich stärker war als der zwischen Glück und beruflichem Erfolg (Umberson & Hughes 1987).

                ... erst dann, wenn man ihn in einem Experiment überprüft hat. − Neben der Tatsache, dass die Untersuchten den Untersuchern bekannt waren, bezog sich die Kritik auch auf die Frage: Möglicherweise lässt sich der Zusammenhang zwischen Glück und Attraktivität ja schlicht darauf zurückführen, dass die Glücklicheren mehr lächeln? Oder einfach mehr für ihre Schönheit tun, z.B. mehr Wert auf Make-up, Frisur und tolle Kleidung legen? (Diener et al. 1995)

                ... auf jeden Fall deutlich geringer als in der Studie von Umberson. − Die Korrelation zwischen „physical attractiveness und „social well-beeing“ betrug je nach Medium (Foto, Video, Life-Situation) r = 0,17-0,24.

                ... ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Glück und Schönheit ist nur bei Männern zu finden. − Die Korrelation lag für Männer bei r = 0,23-0,33, für Frauen bei r = 0,1–0,18.

                „Manche Frauen macht Schönheit glücklich, andere unglücklich“ − Kiyotaka Watanabe in Taschen 2005, S. 275

245         „Die Schönen“, so Ed Dieners Antwort, „sind mit der affektiven Seite ihres Lebens zufriedener.“ − Der ensprechende Korrelationskoeffizient betrug 0,18-0,23. Auch Campbell et al. 1976 kommen zu diesem Ergebnis: „In the affective side of their lives, attractive people are clearly more positive.“ Auch nach Blumstein & Schwarz 1983 berichten attraktivere Frauen über ein zufriedeneres Sexleben und von treueren Partnern als weniger attraktive. Nach Murstein & Christy 1976 und Murstein 1972 gilt dieser Zusammenhang (dass die Zufriedenheit mit der Ehe von der Attraktivität des Partners abhängt ) nur für Männer.
Auch die Untersuchung von Judith Langlois (Langlois et al. 2000) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: die sexuellen Erfahrungen der Schönen – Männer wie Frauen gleichermaßen − scheinen tatsächlich reichhaltiger zu sein, sowohl in qualitativer – sie sind zufriedener mit dem, was sich unter der Bettdecke abspielt – als auch quantitativer Hinsicht. Langlois teilt das, was Mann und Frau miteinander machen, in zwei Bereiche ein: Unter der Überschrift „Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht“ fasst sie Häufigkeit von Verabredungen, Mangel an Angst vor Verabredungen, Selbstbehauptung bei Verabredungen; unter „sexuelle Erfahrung“ dann das, was sich unter der Bettdecke abspielt: Häufigkeit von Sex, Anzahl der Partner. Das Ergebnis: klarer Vorteil für die Attraktiven, sowohl beim Ausgehen (Effektstärke 63/37) als auch nach dem Heimkommen (58/42).

                Die eigene Beziehung wurde darin als umso befriedigender eingestuft, je attraktiver der jeweilige Partner ist ... − Sangrador & Yela 2000

                ... denen der Schwung abhandengekommen ist. − Rowe & Penton-Voack 2005

246         ... rappeln sich die guten Gefühle langsam wieder auf und erreichen im Lauf der Zeit wieder ihr Ausgangsniveau.) − sog. „Abnutzungs-Theorie“ (Adaptation theory, siehe Brickman et al. 1978. Danach ist fürs Glücklichsein „temperament“ (also Persönlichkeit) wichtiger als „ressources“ (Geld und Schönheit). Siehe auch Myers 2004.

... dass sie es an „Mitgefühl mit den Unterdrückten der Welt“ mangeln ließen. − Dermer & Thiel 1975

248         ... ist dann enttäuscht, dass sie sich doch so verhalten wie ganz normale Menschen. − Andreoni & Petrie 2005. Dieselbe Erklärung taucht auch bei Eckel & Wilson 2004 und Eckel & Wilson (im Druck) auf, die ebenfalls die Wirkung von Attraktivität in wirtschaftlichen Austauschbeziehungen mit Hilfe der Spieltheorie untersucht haben: „Subjects expect attractive first movers to be more generous than others. Since attractive persons are not more generous, this leads to disappointment, which is then punished in the second stage of the game. Dasselbe Muster zeigte sich ja auch in dem Ultimatum-Spiel von Solnick und Schweitzer (1999), das Sie in Kapitel 10 kennengelernt haben: „The relationship between attractiveness and bargaining decisions is complicated by the finding that subjects also demanded more from attractive people. This result suggests that the benefits of physical attractiveness may be context dependent. People may be both more generous to and more demanding of attractive people“.

Am Ende waren es gerade die Superattraktiven, die leer ausgingen. − Krebs & Adinolfi 1975.

249         Am besten scheint frau also zu fahren, wenn sie zwar schön ist, aber nicht zu schön. − Gallucci & Meyer 1984. Die Abwertung der Superschönen war allerding in der bereits erwähnten Studie von Dermer & Thiel (1975) nicht nachgewisen worden. In beiden Studien waren jedoch, entgegen aller Erwartung, die negativen Zuschreibungen im Wesentlichen unabhängig von der Attraktivität der Bewertenden. Nur „elterliche Fähigkeiten“ wurden den Attraktiven in der Dermer & Thiel Studie ganz besonders von den unattraktiven Bewertern abgesprochen. Eine gute Diskussion der Studien zum negativen Stereotyp findet sich bei Henns 1992 S. 64ff.

... so fühle ich das Verlangen der Männer, die mir begegnen.“ − Sandor Marai: Die Gräfin von Parma, München 2003

250         Die Testosteronausschüttung der Probanden war durch den Kontakt mit der Schönen um glatte 30 Prozent angestiegen. − Roney et al. 2003

251         Diejenigen jedoch, die ihrer Schönheit auch selbst gute Noten gegeben hatten, wiesen auch deutlich höhere Zufriedenheitswerte auf. − Die Korrelation betrug r = 0,39, die Autoren nennen dies einen „moderaten Effekt“ (Greitemeyer & Brodbeck 2000).

252         ... allerdings nur, wenn man sich selbst auch schön fühlt. − Auch hier kann sich Ed Diener bestätigt fühlen, dessen Studie (Diener et al. 1995) einen deutlichen Zusammenhang zwischen gefühlter Schönheit und Wohlbefinden zutage gefördert hatte. Siehe auch Lerner et al. 1973: Selbstwertgefühl und Zufriedenheit mit dem eigenen Körper korrelierten hier deutlich, und zwar bei Frauen (mit r = 0,43) noch etwas mehr als bei Männern (r = 0,33). Der Befund wurde von Stokes et al. 2003 repliziert: (subjektives) Körperbild und allgemeine Lebenszufriedenheit waren auch in dieser Studie voneinander abhängig.

Erstaunlicherweise hat aber die gefühlte Schönheit offenbar ziemlich wenig mit der tatsächlichen Schönheit zu tun. − Nach Feingold 1992 korrelieren beide Attraktivitätsskalen im Mittel nur mit r = 0,24. Die Größenordnung wird auch von Greitemeyer & Brodbeck (2000) repliziert, hier betrug die Korrelation bei Live-Situationen 0,33. Bei Diener 1995 finden sich Korrelationen zwischen objektiver und subjektiver Attraktivität von 0,21 (Fotos) und 0,34 (Video).
Dass Zufriedenheit mehr mit der „gefühlten Schönheit“ als mit der „objektiven Schönheit“ zusammenhängt, geht auch aus der Metaanalyse von Alan Feingold (Feingold 1992) hervor: die Korrelation von Wohlbefinden zu fremdeingeschätzter Attraktivität war hier durchgängig geringer als die zur selbsteingschätzen Attraktivität. In dieselbe Richtung weisen auch die Ergebnisse der Langlois’schen Metaanalyse (Langlois 2000): die Kategorie „Geistige Gesundheit, Wohlbefinden, Emotionale Stabilität“ hing deutlich stärker von der selbsteingeschätzten als von der fremdeingeschätzten Attraktivität ab (Effektstärken 54 / 46 versus 58 / 42). Auch in der Längsschnittstudie von Rosenblum et al. 1999, in der 115 Jugendliche im Alter von 13, 15 und 18 Jahren untersucht wurden, zeigte sich, dass Körperbild und Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen nur wenig mit der fremdbestimmten Attraktivität (und auch wenig mit dem BMI) zu tun hatten. Eine Diskussion der relevanten Literatur findet sich in Niketta 2000. Zur Frage, ob die geringe Korrelation zwischen selbst- und fremdeingeschätzter Attraktivität möglicherweise (auch) auf einem statistischen Artefakt beruht, siehe: Henss 1992, S. 104f.

                Nur wenige Menschen etwa schätzen sich als unterdurchschnittlich schön ein ... − Henss 1992, S. 104f

Männer neigen eher als Frauen dazu, ihr Äußeres zu überschätzen ... − Gurman & Balban 1990. Bei niedrigem Selbstwert ist die Einschätzung eher akkurat.

... ganz so, wie das von ihrem höheren Selbstwertpegel her auch zu erwarten wäre. − Marsh 1989

                dass sich ihr Aussehen im Lauf des Lebens stark geändert habe − und zwar eher zum Positiven. − Berscheid et al. 1972

 

Kapitel 13: Schönheit, Liebe und Prostitution

254         ... das man mit Fug und Recht als die Geburtsstunde der modernen Attraktivitätsforschung bezeichnen kann. − Walster et al. 1966

255         ... zählte demnach nur ein einziger Faktor: dessen Schönheit. − Die Korrelationen betrugen r = 0,78 für Männer und r = 0,69 für Frauen und sind damit sehr hoch. Der Nebenbefund, dass Frauen sich offenbar weniger vom Aussehen beeindrucken lassen, wurde bis auf die heutigen Tage immer wieder zuverlässig reproduziert (siehe Kap. 6).

                Schönheit ist für Platon das „Liebreizendste“ − Platon, Phaidros, zitiert nach Grassi 1980, S. 112.

                ... sondern trägt mit Beschwerde seine Bürde weiter“ − Platon, Symposion, zitiert nach Hauskeller 1994, S. 50.

256         Danach paaren sich bei auf Dauer angelegten Beziehungen Partner mit ähnlichem Kontostand auf der Schönheitsbank. − In einer Metaanalyse von Alan Feingold betrug die Interpartnerkorrelation der Attraktivitätswerte r = 0,39, und ist damit substanziell (Feingold 1988). Siehe auch Murstein 1972.

                Dabei ist es in aller Regel der besser aussehende Partner, der in einem fremden Bett auftaucht. − Hatfield et al. 1979

                Wenn ein Schöner einen weniger schönen Partner hat, verfügt er oft über ein geringeres Selbstwertgefühl. − Murstein et al. 2002

257         ... das Ergebnis des Computer-Dance (und vieler anderer psychologischer Experimente) − Einen Überblick gibt Henss 1992 S. 34ff.

                ... Sie wären zusammen mit 199 anderen auf eine Party eingeladen. − Die Idee stammt aus Hassebrauck & Küpper 2002, S. 119.

258         ... wählte er durchweg die Schönste. − Huston 1973

259         ... wählen sie sich schon im Kindergartenalter die Schönsten aus. − Langlois & Stephan 1977, Langlois & Styczynski 1979

                ... spielen mehr und besser miteinander als Kinder aus unterschiedlichen Schönheitsklassen. − Langlois & Downs 1979

260         Erst mit 21 Jahren verringert er sich etwas, verschwindet jedoch nie ganz. − Die Arbeitsgruppe um Marsh (1989) befragte 12000 Kinder und Jugendliche. In der 2. Klasse waren noch die Mädchen mit ihrem Aussehen zufriedener als die Jungs, in der 3. und 4. Klasse lagen beide Geschlechter ungefähr gleichauf, ab der 5. Klasse hielten sich die Mädchen für weniger attraktiv, und dieser Unterschied im Körperkonzept wurde bis zur 9. Klasse immer größer. Erst im Alter von 21 Jahren verringerte er sich wieder, verschwand jedoch nie ganz. Siehe auch: Vagt et al. 1985: darin zeigten sich 15jährige Frauen deutlich weniger zufrieden mit ihrem Aussehen als gleichaltrige Männer, und ihr Wohlbefinden war eher als bei den Männer mit ihrem Aussehen assoziiert.
In einer Untersuchung von Davies & Furnham (1986) nahm die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei Frauen vom 12. bis zum 18. Lebensjahr beständig zu. Die am häufigsten genannte „Problemzone“ waren die Hüften − nur jedes dritte Mädchen war mit diesem Körperteil zufrieden.

Wer weniger zu bieten hat, muss seine Ansprüche senken. − Siehe z.B. Kurzban & Weeden 2005.

                ... wie eine polnische Studie nachgewiesen hat. − Pawlowski et al. 2000

261         ... eine „sehr vernünftige Verrücktheit“. − Illouz 2003, S. 192

                ... schreibt der englische Dichter John Keats im Jahr 1819 an seine Verlobte Fanny Brawne. − Marwick 1988, S. 207

                ... schreibt hundert Jahre später Keats Dichterkollege William Butler Yeats in dem Gedicht „Für Anne Gregory“. − William Butler Yeats: „For Anne Gregory“, in: The Winding Stair and Other Poems, 1933.

262         ... bei ihrer Wahl nach dem Äußeren gegangen zu sein. − Hadjistavropoulos & Genest 1994

263         In Liebesdingen sind Frauen rationaler als Männer. − Illouz 2003, S. 203

                Männer können ihren sozialen Erfolg in sexuellen Marktwert umrubeln, Frauen werfen ihre Schönheit in die Waagschale. − Eine faktenreiche historische Analyse zum Thema „Schönheit als Vehikel des sozialen Aufstiegs“ liefert der Historiker Arthur Marwick in seinem Werk „Beauty in History“ (Marwick 1988, insbesondere S. 89ff und 144ff).

264         ... als wenn man die Frau für eine Fremde ausgibt. − Sigall & Landy 1973, Berscheid & Walster 1974

265         ... zwischen 1800 und 2000 Modelagenturen, die etwa 70 000 haupt- und nebenberufliche Models vertreten ... − Hochrechnung aufgrund von Zahlen des Verbandes lizensierter Modellagenturen (VELMA).

                Der geschätzte Jahresumsatz der Branche liegt bei 14,5 Milliarden Euro. − nach einer Schätzung der Gewerkschaft Verdi (http://www.arbeitsplatz-prostitution.de)

                ... Pamela Anderson, nach dem Geheimnis ihres Erfolgs befragt − SPIEGEL 27/2003

266         ... erkannte schon die Feministin Rita Freedman. − Freedman 1989, S. 63

268         Aristoteles: „Arbeit und Tugend schließen einander aus.“ − Braig & Renz 2001, S. 96

                „Müßiggang ist wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat.“ − Luther, zitiert nach Braig & Renz 2001, S. 105. Zur Geschichte unserer Einstellung zur Arbeit siehe: Axel Braig und Ulrich Renz: „Die Kunst, weniger zu arbeiten“, S. 93 – 125. Mehr zu dem Buch unter www.arbeitswahn.de.

269         ... mit den heutigen „Society-Damen“ nicht zu vergleichen ... − Marwick 1988

                ... ihre „corporate identity“ übernehmen soll, sich als ganzer Mensch „einbringen“ und „Leistung aus Leidenschaft“ erbringen soll ... − Der Kampf um die Herzen der Angestellten greift zunehmend auf eine quasi-religiöse Symbolik zurück − siehe hierzu den Spiegel online-Essay des Autors: „Enron oder die Macht der Visionen“, http://arbeitswahn.de/visionen.html.

 

Kapitel 14: Ausweitung der Problemzone(n)

278         ... Das Modediktat betrifft den Körper“ − Ebba Drolshagen, in Posch 1999, S. 34

... ist längst keine Frage der Scham mehr, sondern eine Frage der richtigen Figur. − Die neue Moral wird in einer, „Soziologie des nackten Busens“ genannten Studie des französischen Soziologen Jean-Claude Kaufmann auf den Punkt gebracht. Über mehrere Wochen beobachtete und interviewte er mit seinem Team die „Bewohnerinnen“ eines Nacktbadestrandes, zeichnete das kleinste Detail auf. Auf den ersten Blick scheint „alles zu gehen“. Was geht, ist bei näherem Hinsehen jedoch strengstens reglementiert: jede Frau muss sich nach genauen Regeln richten, die von ihrer Figur, ihrem Alter und ihrer sozialen Herkunft abhängen. Sie muss die Blicke, die auf ihrem Körper liegen richtig interpretieren und durch die richtigen Posen und Gesten adäquat auf sie reagieren (Kaufmann 2002).

279         ... schätzungsweise 180 Milliarden Dollar Jahresumsatz. − „Pots of promise“, The Economist, 22.5.2003

                L'Oréal machte im Jahr 2004 bei 14,5 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 2,1 Milliarden. − SPIEGEL 10/2005, S. 88

280         Zunächst kamen die Achselhaare ins Visier ... − Bei ihrem ersten Auftauchen waren Achselhaare noch höchst sexualisiert − einen Blick in die Achselhöhle einer Bühnenschönheit zu erhaschen galt geradezu als erotische Offenbarung.

                92 Prozent der amerikanischen Schülerinnen und Studentinnen entfernen sich regelmäßig Bein- und Achselhaare ... − Tiggemann & Kenyon 1998

281         ... ein Unternehmen entwickelt Strumpfhosen mit „haarwuchshemmenden Aktivkörpern“. − Es handelt sich um das Unternehmen Cognis Textile Technology („Geheimwaffe gegen den Mief“, SPIEGEL 9/2004).

282         Ein „Sozialexperiment gigantischen Ausmaßes“ − Guggenberger 1997

283         ... für deutlich weniger attraktiv hielten als die zweite Gruppe. − Crouch & Degelman 1998. Siehe auch Cattarin et al. 2000, Turner et al. 1997

                ... durch den Vergleich mit anderen gleichermaßen „runterziehen“. − Henderson-King & Henderson-King 1997, Monro & Huon 2005

                ... suggerierte, dass es sich um Models handelte. − Cash et al. 1983. Cash, T.F., Cash, D.W., & Butters, J. (1983).

284         ... als mit Michael Ballack. − Dagegen demonstrierte der Sozialpsychologe Thomas Mussweiler, dass wir bei unserer Selbsteinschätzung durchaus unrealistische Vergleiche heranziehen. In einem seiner Experimente sollten zwei Gruppen von Versuchspersonen ihre eigene Sportlichkeit einschätzen. Der einen Gruppe wurde dabei der Name des Papstes „subliminal“ präsentiert, d.h. für den Bruchteil einer Sekunde – unterhalb der bewussten Wahrnehmungsschwelle − in das Gesichtsfeld eingeblendet, der anderen der Name „Michael Jordan“. Die Jordan-Gruppe hielt sich für deutlich unsportlicher (Mussweiler et al. 2004).

                ... von 23 auf 56 Prozent bei den Frauen und von 15 auf 43 Prozent bei den Männern. − Umfragen für Psychology Today, nach Posch 1999. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch in Deutschland nachweisen. Dabei scheinen, was die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper angeht, Männer und Frauen immer enger zusammenzurücken (Kluge et al. 1999).

                Die kosmetische Industrie verfügt über ein jährliches Werbebudget von 40 Milliarden Dollar − Die Firmen der Schönheitsindustrie geben nur 2-3% ihres Umsatzes für Forschung & Entwicklung aus – verglichen mit 15% in der pharmazeutischen Industrie. Auf der anderen Seite stecken sie 20-25% in Werbung und Promotion („Pots of promise“, The Economist, 22.5.2003).

                ... für ihr Idealgewicht würden sie fünf Jahre ihres Lebens opfern. − Posch 1999, S. 150

                ... wenn es die genetische Veranlagung zur Fettleibigkeit hätte. − Spiegelreporter 01/2001, S. 34

286         ... ist unser heutiger Weg zum jeweiligen Schönheitsideal ein Spaziergang. − „Kaum ein Körperteil, das man in unnatürlicher Weise irgendwie verändern kann, ist verschont geblieben“, schreibt Darwin über seine Erlebnisse auf seiner 5-jährigen Reise um die Welt. „Das Maß an so verursachtem Leiden muss extrem gewesen sein, denn viele der Eingriffe nehmen Jahre in Anspruch; in der Vorstellung der Menschen müssen sie demnach als zwingend notwendig erachtet worden sein.“ (Darwin 1871, nach Cunningham & Shamblen 2003 S. 209f; Übersetzung von mir, UR)

                ... um den Körper zum Glänzen zu bringen ... − Etcoff 2001, S. 12

287         Erst danach fragt er noch: „Fehlt es dir etwa an Brot oder Nahrung?“ − Gilgamesch-Epos, sechste Tafel, http://www.pinselpark.org...

 

Kapitel 15: Schönheit in Zeiten ihrer Machbarkeit

288         ... zum Vorzugspreis von 149 Euro an. − „Wer schön sein will, muss laufen“, Spiegel online vom 8.12.2004

                ... heißt es etwa auf der Internetseite der Berliner Charité. − http://www.aesthetik-forum.de...

                ... lautet etwa die „Philosophie“ einer großen Klinik-Kette. www.moser-kliniken...

                ... haben 70 Prozent der Deutschen mittlerweile keine Einwände gegen Schönheitschirurgie mehr. − Anika Geisler: „Schönheitsoperationen“, Stern 46/2004

                ... würden einen Eingriff machen lassen, wenn er nicht so teuer wäre. − Emnid für Brigitte, Dossier zu Schönheits-OP, Brigitte 8/2004

                In Amerika haben sich 5 Prozent der College-Studenten bereits unters Messer begeben. − Sarwer et al. 2005. Siehe auch: Pearl & Weston 2003

289         ... verdienen weniger als 50 000 Dollar im Jahr, 30 Prozent sogar weniger als 25 000. − Etcoff 2001, S. 126

                „smart operations for smart people“- www.beauty-pro.de

                ... werden auf Ratingseiten im Internet stolz der Öffentlichkeit zur Bewertung vorgelegt. − z. B. www.ratemyimplants.com.

                ... und Augenlidkorrekturen (334 052). − Weitere Zahlen der American Society for Aesthetic Plastic Surgery finden sich auf www.cosmetic...

                ... innerhalb von vier Jahren alle anderen Verfahren überholt hat. − Zahlen nach American Society of Plastic Surgeons, www.plastic...

                ... der Umsatz der Branche beträgt hierzulande rund 1,6 Milliarden Euro. − Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie, DGÄPC, Welt am Sonntag, 18.9.05.

290         ... mit dem Ergebnis zufrieden. − Es handelt sich dabei allerdings eher um eine Trendaussage, da die meisten Studien zu dem Thema erhebliche qualitative Mängel aufweisen. Siehe dazu den Reviewartikel von Castle et al. 2002.

                Männer, jüngere Patienten, Depressive oder Angstgestörte scheinen dagegen weniger zu profitieren ... − Davis et al. 2002

                ... die sich den Busen durch Silikonimplantate hatten vergrößern lassen. − Koot et al. 2003

                ... und auch die Anzahl der Einweisungen in psychiatrische Kliniken lag deutlich höher. − Einen Überblick über die Literatur geben McLaughlin et al. 2004. Siehe auch: Sarwer et al. 2003, Jacobsen et al. 2004.

291         ... beschäftigte in der Nachkriegszeit 22 Vollzeit-Retoucheure. − Nach Peter W. Engelmeier: Beauties. Augsburg, 1999 (Augustus Verlag)

... setzt sich Dove an die Spitze der Bewegung. − www.initiativefuer...; www.campaign...

297         ... anlässlich des ersten öffentlichen Auftritts der jungen Mutter Pooth nach der Entbindung. − Bild.T-online vom 4.5.2004

                „Sie fasteten, turnten und kotzten“ − Die Formulierung stammt von Waltraud Posch (Posch 1999).

298         ... scheinen die festgefügten Dogmen von früher allmählich ins Wanken zu geraten. − Z. B. Flegal et al. 2005. Das letzte Wort in der derzeitigen „Idealgewichtsdebatte“ ist allerdings mit Sicherheit noch nicht gesprochen. Der Trend geht aber weg von dem einfachen Paradigma „Je schlanker desto besser − je dicker, desto schlechter“ hin zu einer differenzierteren Betrachtung.

                ... und in Brasilien gibt es mehr “Avon Ladies” (900 000) als Männer und Frauen in der Armee. − „Pots of promise“, Economist vom 22. Mai 2003

299         ... Federn und Perlen tragen und sich schminken.“ − zitiert nach Dorothy Schefer: What is beauty? Paris 1997 (Ed. Assouliné), S. 72

 

Kapitel 16: Jenseits des Schönheitswahns

301         ... „übernahm der Schönheitsmythos dessen Funktion als gesellschaftliches Herrschaftsinstrument.“ − Wolf 1991, S. 13

                ... vom Lippenstift bis zum High-Tech-Epiliergerät -, sind es fast zwei Drittel. − Riordan 1997, S. XVff

302         ... Ich habe es nicht über mich gebracht, die Pressekonferenz aufzusuchen.“ − DIE ZEIT 50/2004, S. 44 ff, www.zeit.de...

                ... falschen Wimpern und Büstenhaltern gefüllt wurde. − Freedman 1989, S. 7

                ... trotzdem hatte die Bewegung ihren Namen weg: „Bra-Burners“. − Die frühe Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft beklagte schon 1792, dass die Frauen „eifrig ihren Körper schmücken und putzen, damit er bei den Männern Beachtung findet“ (zitiert nach Posch 1999, S. 21, Umstellungen von mir). In der modernen Frauenbewegung wurde die Tradition, Schminke und Mode abzulehnen, bereits von Simone de Beauvoir begründet (Marwick 1988, S. 29).

303         ... bekam eine modebewusste Aktivistin von einer Mitstreiterin zu hören. − Friday 1997, S. 312

                „Ein voller Busen ist in Wirklichkeit ein Mühlstein am Hals einer Frau.“ − Greer 2000, S. 34

304         ... während die Ärzte ihre Kunst auf das „rein medizinisch“ Indizierte beschränken wollten. − Haiken 1997

309         Yuppies, die hinter dem großen Geld her sind, sind im Durchschnitt unglücklicher als solche, denen Geld egal ist. − Myers 2000

                Je mehr sich eine Frau mit ihrem Körper beschäftigt, desto unzufriedener ist sie mit ihm. − Z. B. Ackard et al. 2000. Siehe auch Kasser & Ryan 1993 und 1996): Danach sind “innere Lebensziele” (wie “sich selbst annehmen”, “der Gemeinschaft helfen”, “Mitgliedschaft in Vereinen etc.”, “Gesundheit”) für die Lebenszufriedenheit entscheidender als “äußere Ziele”, insbesondere das Streben nach materiellen Werten, Attraktivität und Ansehen.

311         Dasselbe scheint nach einigen Studien aber auch für sehr attraktive Menschen zu gelten. − In der Frage der „distinctiveness“, also der Unterscheidbarkeit attraktiver Gesichter herrscht alles andere als Einigkeit in der Forschergemeinde. David Perrett etwa spricht von „low distinctiveness of attractive faces“ und macht dafür den hohen Gehalt an Durchschnittlichkeit verantwortlich (Perrett et al. 1994, er bezieht sich dabei auf Light et al. 1981). Andreas Müller (Müller 1998 in Hassebrauck & Niketta 1998, S. 150) dagegen schreibt „Die Mehrheit der Studien zeigt, dass attraktive Gesichter eher besser erinnert werden, da sie atypischer sind, d.h. eben nicht ein Normalgesicht“ und bezieht sich dabei u.a. auf eigene Studien. Nach Rhodes & Tremewan 1996 werden attraktive Gesichter aus einer Menge weniger leicht herausgepickt, der Zusammenhang ist jedoch nur mäßig. Mallet & Lallemand (2003) zeigen, dass 10-Jährige attraktive fremde Gleichaltrige besser erkennen, aber nur, wenn diese männlich sind; bei weiblichen Gesichtern wurden eher die unattraktiveren besser erkannt. Für die Versuchspersonen von Maner et al. (2003) dagegen traf das genaue Gegenteil zu: Sie konnten attraktive Frauen besser wiedererkennen als unattraktive, und unattraktive Männer eher als attraktive. In der Studie von Deblieck & Zaidel (2003) hatten weibliche Versuchspersonen ein besseres Gedächtnis für attraktive Gesichter (egal, ob diese männlich oder weiblich waren), männliche Versuchspersonen erkannten jedoch unattraktivere Gesichter leichter wieder. Wickham & Morris (2003) kommen zu dem Schluss, dass die Wiedererkennbarkeit von Gesichtern nicht von ihrer Attraktivität abhängt. Attraktive Gesichter streuen demnach über alle Bereiche von Unterscheidbarkeit. Siehe auch: Becker et al. 2005.

                ... nicht in der Lage, allzu wählerisch zu sein ... − Menninghaus 2003, S. 28

312         ... Exzesse an Leidenschaft und Feuer der Sinnlichkeit“ − Marwick 1988, S. 70

313         ... „durchaus sexuell anziehend“ seien ... − Posch 1999, S. 133

314         „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“. − Psalm 90, 12

                ... stellt soeben „Nature“, die führende Wissenschaftszeitschrift der Welt in einem Leitartikel fest.“Good eggs” (Editorial), Nature, 2004, 432, S. 7013