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Kapitel
1: Alles Ansichtssache?
19
„Eine Ausstrahlung, die im Betrachter Liebe
erzeugt.“ − Stemmler 1988, S.
16
...
zählen die Stoiker auch den Unterschied des Geschlechts.
− Friedell 1976, S.
814ff
...
schreibt Egon Friedell in seiner Kulturgeschichte der Neuzeit.
− Friedell 1976, S.
814ff
...
„der Schönste aller sterblichen Menschen“
− Homer, Ilias 20.
Gesang
20
„Dein
Schoß ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getränk
mangelt“ − Hoheslied 7,3
“Es war kein Mann unter den
Söhnen Israels so schön wie er.”
− 1. Sam 9,2
„Er war von schöner Gestalt und
der Herr war mit ihm.“ − 1. Sam 16,18
Rebekka war „schön von
Gestalt“ − 1. Mose 26,7
21
Diese Widersprüchlichkeit lässt
sich selbst an der Mode ablesen. − Alle Angaben
zur Geschichte der Mode nach Loschek 1999 und Friedell 1976.
...
„ein Stück Märchen im Dasein“
− Friedell 1976, S.
128
Die
Augen sind idealerweise blau, vor allem aber: strahlend. −
Zur
idealen Schönheit des Mittelalters siehe auch: Stemmler 1988,
S. 97ff + 148 und Duby 1991, S. 341ff
22
... ausgerechnet
als Jungfrau Maria bei der Verkündigung. −
Hersey
1998, S. 56
23
(Abbildungslegende) „Ein Gorilla würde besser
reinpassen.“ − Clark
1972
Jesus
soll als die „schönste Gestalt eines
Menschen“ den Platz von Apollo einnehmen, Maria den von
„Fenus“ − Dürer, nach Trapp 2003,
S. 105
24
... aufs Bett
geschmissen zu werden.“ − Friedell 1976, S.
446ff
Ähnlich
wuchtige Frauentypen tauchen in der zeitgenössischen Kunst
extrem selten und in der Literatur überhaupt nicht auf.
− Marwick 1988, S. 65
25
... damit sie von
jedermann bewundert werden kann − Knaurs Zeittafeln
zur Deutschen Geschichte
27
... Die
Verkleidung ist zur Kleidung herabgesunken.“ −
Friedell
1976, S. 1026
28
... versteckt sie
die Zigarette in einer Falte ihres Rockes und verbrennt −
Knaurs
Zeittafeln zur Deutschen Geschichte
...
heißt es in einem der zeitgenössischen
Schönheitsratgeber − Perrot 1984, S. 156
Philosophischen
Untersuchung des Ursprungs unserer Ideen vom Erhabenen und vom
Schönen − Burke 1989
29
Es ist als das
„Übergewaltige“ −
Pseudo-Longinus,
zitiert nach Eco 2004, S. 278
„...und
wird noch durch Schüchternheit erhöht“
− Burke 1989, S. 156
„...Schwäche
vorzutäuschen, und sogar Krankheit.“ −
zitiert
nach Trapp 2003, S. 89, Übersetzung von mir (UR)
„...
sie ist schön und nimmt ein und das ist genug.“
− Kant, Gesammelte
Schriften, Bd. 2, S. 240 (http://gutenberg.spiegel.de)
„...seine
eigne Sphäre findet es in der Welt des
Schönen.“ − Trapp 2003, S. 101
„...
Wo der Mann etwas Erhabenes hat, haben sie ein Loch!“
− Zit. nach
SPIEGEL 31/2004, S. 135
30
„... so
ist ein alter Geck das verächtlichste Geschöpf in der
Natur.“ − Kant, nach Trapp
2003, S. 99
31
... die eigentlichen Qualitäten
des Mannes liegen auf einem anderen Feld. − Das
Prinzip zeigt sich im Kino aufs Trefflichste. Während der
männliche Held durchaus schön sein darf
– die Heldin muss es sein. Ihre
Weiblichkeit besteht in jugendlicher Schönheit.
Männnlichkeit dagegen kommt in vielen
Aggregatzuständen daher: jung oder alt, hart oder weich,
schlank oder fett, glatthäutig oder zerfurcht.
33
Wenn andere
mitmischen, hält man sich mit allzu brillanten Noten lieber
zurück. − Kenrick &
Gutierres 1980
Das
gilt insbesondere für Männergruppen, wenn sie Frauen
bewerten. − Berman et al. 1981
34
... eine Gruppe
israelischer Computerfachleute an der Universität Tel Aviv ...
− Eisenthal et al.
So
bevorzugt er offenbar Blondinen – vermutlich ganz wie seine
Herren − Handelsblatt vom 6.2.2005
35
... quer durch
alle Landesteile, Altersgruppen und soziale Schichten, wurden dieselben
Frauen als attraktiv oder weniger attraktiv ausgewählt.
− Iliffe 1960. Die
Untersuchung wurde 1965 mit demselben Bildmaterial in den USA
wiederholt, dabei gingen 101 000 Rückmeldungen ein, aus denen
eine Zufallsstichprobe von 6000 zur Auswertung ausgewählt
wurde. Dabei zeigte sich eine generell sehr hohe
Übereinstimmung zwischen Briten und Amerikanern –
bei drei Fotos gingen die Meinungen allerdings nicht unwesentlich
auseinander (siehe Henss 1992, S. 141ff).
...
sondern noch mehr bei der Bewertung von Videosequenzen und am
deutlichsten bei Live-Situationen. −
Henss
1998, S. 52. Bei der Beurteilung von Fotos ergab sich eine Korrellation
von r = 0,37, bei live-Situationen von r = 0,51. Auch bei Diener 1995
weisen die Bewertungen von Videosequenzen höhere
Übereinstimmungsraten auf als die von Fotos.
36
... an einem
anderen scheiden sich die Geister (dem Sonnenbank-Schönling
beispielsweise) − Bei unserem
Schönheitsurteil schwingt immer auch die
Persönlichkeit mit, die wir dem Kandidaten andichten, siehe
Henss 1992, S. 317)
Ungefähr die Hälfte unseres
Schönheitsurteils ist „objektiv“ ...
− Eine gute Zusammenfassung zur
Urteilerübereinstimmung bietet Kapitel 6 in Henss 1992. Siehe
hierzu auch: Hönekopp (im Druck).
Der
Rest hängt an unseren persönlichen Vorlieben oder an
sonstigen Umständen. − So
hängt unser Schönheitsurteil z.B. auch davon ab, ob
sich der bzw. die Betreffende in Begleitung eines schönen oder
weniger schönen Mitmenschen befindet. Mit solchen
„Kontrasteffekten“ werden wir uns noch in Kapitel 7
beschäftigen.
Auf unsere Wahrnehmung von Schönheit wirken offenbar auch ganz
banale Faktoren ein – Namen etwa. Die amerikanische
Kognitionsforscherin Amy Perfors vom Massachusets Institute of
Technology stellte die Fotos von 24 Freunden bei „Hot or
Not“ online und versah sie im Abstand von einigen Tagen mit
jeweils unterschiedlichen Namen. Das Ergebnis: Bei Frauen brachten
Namen mit runden Vokalen wie „u“ und
„o“ Punkte – Julia, Laura, Sonja. Bei
Männern dagegen war es gerade umgekehrt. Sie profitierten von
Namen, deren Vokale im vorderen Mundteil gebildet werden, wie
„i“ und „e“ (Perfors 2004).
Siehe auch: Erwin 1993; danach sind 6 Prozent der Varianz im
Schönheitsurteil auf den Namenseffekt
zurückzuführen – allerdings nur bei Frauen.
Auch Garwood (1978) fand einen deutlichen Effekt von Namen auf die
Attraktivitätsbewertung. Dagegen wurden in einer deutschen
Studie unterschiedliche Frauennamen zwar als stark unterschiedlich
attraktiv bewertet, sie färbten jedoch nicht auf das
Attraktivitätsurteil ab (Hassebrauck 1988).
...
dass schon eine Stichprobe von gerade mal einem Dutzend Personen den
„Geschmack der Allgemeinheit“
äußerst zuverlässig wiedergibt. −
Henss 1992, S.
308. Henss gibt einen Medianwert der Inter-Rater-Korrelationen von 0,42
an (Henss 1998, S. 51). Die Frage, wieviel der Korrelationskoeffizient
bei der Attraktivitätsbeurteilung über die
tatsächliche Varianz aussagt (also darüber, zu
welchem Teil das Urteil wirklich von dem zu beurteilenden Gesicht
abhängt, und nicht vom persönlichen Geschmack der
Bewerter oder auch von den äußeren
Umständen der Bewertung), stellt Statistiker vor
größere Probleme. Siehe hierzu die in den 1990er
Jahren hart aber sportlich ausgetragene Kontroverse zwischen Ronald
Henss und Manfred Hassebrauck (z.B. Henss 1992 115ff, Henss 1998 S.
276ff, Hassebrauck & Niketta, S. 29ff). Interessanterweise
scheinen sich fast nur deutsche Wissenschaftler für die
kniffligen statistischen Probleme hinter der
Beurteilerübereinstimmung zu interessieren −
neuerdings z.B. Johannes Hönekopp von der TU Chemnitz, der
jedoch leider auf den „klassischen“ Streit zwischen
Henss und Hassebrauck nicht eingeht (Hönekopp, im Druck).
37
Kinder spielen in
dem Streit um einen „objektiven
Schönheitssinn“ eine Schlüsselrolle.
− Ein
Literaturüberblick findet sich in Hoss & Langlois 2003
...
dämmerte es ihr, dass es sich lohnen könnte, der
Frage weiter nachzugehen. − wie in der
Zeitschrift Discover berichtet wird (Brad Lemley:
„Isn't She Lovely? − humans tend to attracted to
symmetric beauty“, Februar 2000).
38
Eines ihrer
ersten Experimente mit Kleinkindern sollte es gleich zum Klassiker
bringen. − Langlois et al.
1987. Obwohl häufig zitiert, handelt es sich nicht um das
erste Experiment der Art. Bereits 1985 publizierten Samuels und Ewy
ihre Untersuchung an 3 und 6 Monate alten Kindern (Samuels &
Ewy 1985). Die Kinder beider Altersklassen schauten in dem Experiment
mehr als doppelt so lange auf die attraktiveren Bilder.
Die
Kleinen blickten diejenigen Gesichter am längsten an, die auch
von Erwachsenen als die attraktivsten angesehen worden waren!
− und zwar
unabhängig von Geschlecht, Alter und sogar Hautfarbe der
dargestellten Personen (Langlois et al. 1991).
... und zwar ganz egal, wie attraktiv diese war.
− Slater et al. 1998
...
oder ob dabei doch subtile Lernprozesse eine Rolle spielen, ist noch
höchst umstritten. − Die Debatte dreht
sich um zwei Fragen. Erstens: Können Neugeborene
tatsächlich schon Schönheit erkennen? Kalakanis
& Langlois 2000 konnten – im Gegensatz zu der
zitierten Arbeit von Slater − bei 15 Minuten alten
Neugeborenen keine klare Präferenz für attraktivere
Gesichter feststellen. Zweitens: Können Neugeborene
überhaupt schon Durchschnittlichkeit erkennen, also einen
Prototyp aus den ihnen bekannten Gesichtern extrahieren? Walton
& Bower 1993 zeigten Neugeborenen verschiedene Gesichter, und
anschließend ein aus diesen Gesichtern generiertes
Durchschnittsbild und stellten fest, dass die Neugeborenen darauf wie
auf ein bekanntes Gesicht reagierten − was die Autoren als
Hinweis auf Durchschnittsbildung (d.h. Extraktion eines Prototyps)
werten. Dem widersprechen De Haan et al. 2001: Nach ihren Ergebnissen
wird ein Prototyp erst ab dem dritten Monat gebildet. Die von Slater et
al. 1998 nachgewiesene Bevorzugung schöner Gesichter durch
Neugenborene gründet sich also möglicherweise auf
andere Faktoren als auf Durchschnittlichkeit.
39
... dass Menschen
aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen in ihrem
Schönheitsurteil weitgehend übereinstimmen.
− Literatur hierzu
siehe z.B. Buss 2004, S. 144, Henss 1992, S. 148-150, Cunningham
& Shamblen 2003, S. 205f
...
und dem ihrer westlichen bzw. verwestlichten Artgenossen auf der
anderen ergaben sich nur wenig Gemeinsamkeiten. −
Jones
& Hill 1993. Eine ausführliche Diskussion dieser
Studie findet sich in Dion 2002, S. 242ff.
40
...
annähernd dieselben Standards für schwarze oder
asiatische Gesichter. − Eine Studie an 3
Monate alten Babys ergab, dass schon eine kurze Gewöhnung an
Gesichter fremder Populationen ausreichte, um die zuvor gezeigte
Bevorzugung der eigenen Population stark zu reduzieren (Sangrigoli
& de Schonen 2004; siehe auch Sangrigoli et al. 2005, Bar-Haim
2006).
...
erst die bewussten Veränderungen machen ihn wahrhaft
menschlich. − Siehe hierzu z.B.
Boesen 1999.
Kapitel
2: Schönheit – nichts als Durchschnitt?
45
Judith Langlois
von der University of Texas ... − Im 20. Jahrhundert
war vermutlich D. Katz der erste, der anhand von fotografisch
generierten Durchschnittsbildern den Zusammenhang zwischen
Durchschnittlichkeit und Attraktivität erforschte (Katz 1952 und 1953).
...
je mehr Gesichter in das Durchschnittsbild einfließen, desto
schöner war das neue Gesicht. −
Langlois
& Roggman 1990. Einen Überblick über die
verschiedenen Durchschnitts-Experimente anderer Forscher geben
Cunningham et al. 2002, S. 216ff.
46
... steht heute
mit dem „Morphing“ eine deutlich verbesserte
digitale Methode zur Verfügung. −
Dabei
werden auf den beiden zu verschmelzenden Bildern die Konturen der
Gesichtsmerkmale (also z. B. der Umriss der Nase, der Augenbrauen oder
des Mundes) durch korrespondierende Referenzpunkte (so genannte
Keypoints) elektronisch markiert. Beim Berechnen des neuen Gesichts
wird aus den Koordinatenwerten der korrespondierenden Keypoints ein
Mittelwert gebildet, der dann den Referenzpunkt für das neue
Bild abgibt. Somit werden die Gesichter beim Verschmelzen nicht nur,
wie bisher, in der Länge und Breite skaliert, sondern gleichen
sich im gesamten optischen Raum aneinander an.
47
... eine Gruppe
junger deutscher Wissenschaftler um den Psychologen Martin
Gründl ... − Die von der
Regensburger Gruppe verwendete Morphingmethode ist jedoch (genauso wie
andere Morphing-Methoden) nicht frei von Textur- und Konturartefakten.
Die Haare und Augenbrauen werden beispielsweise bei zunehmender
Überlagerung immer dunkler, ebenso die Augen – das
Ergebnis ist ein spezieller Typ der Morphing-Schönheit mit
klar gezeichneten Konturen, die dadurch entstehen, dass die Umrisse (z.
B. der Augenbrauen oder des Mundes) durch die Keypoint-Bearbeitung
extrem scharf werden. Dazu kommt, dass die Haut mit jeder
Überlagerung glatter wird (mehr zu diesem
„Textur-Artefakt“ s.u.).
48
Martin
Gründl ist nicht der Erste, der diesen Einwand vorbringt.
− Siehe z.B. Benson
& Perrett 1992.
Ein weiterer Einwand gegen die von Langlois verwendete
Überlagerungstechnik besteht darin, dass die Augen und Lippen
durch die ungenaue Passung der Bilder vergrößert
wurden und dadurch möglicherweise
attraktivitätssteigernd wirkten (Pittenger 1991). Dieses
Artefakt wird erst durch die neuere Morphing-Technik ausgeschaltet, bei
der die Umrisse der einzelnen Strukturen aneinander ausgerichtet werden.
49
Makellose Haut
ist eines der Hauptingredienzen von Schönheit −
wahrscheinlich sogar das allerwichtigste. −
Mit
dem Zusammenhang zwischen Hauttextur und Schönheit hat sich
ganz besonders der deutsche Evolutionspsychologe Bernhard Fink (heute
an der Universität Göttingen) beschäftigt
– siehe z.B. Fink et al. 2001. Ob glatte Haut
tatsächlich einen Hinweis auf einen besseren
Gesundheitszustand enthält (wie Fink postuliert), ist
weiterhin höchst umstritten.
Je
mehr Bilder miteinander verschmolzen wurden, desto attraktiver
erschienen sie. − Rhodes &
Tremewan 1996. Siehe auch Little & Hancock 2002: Wenn an
männlichen Gesichtern entweder nur die Textur, oder nur die
Form (in Richtung Durchschnittlichkeit) verändert wird, so
schlägt sich beides in einer Veränderung der
Attraktivitätswerte nieder − beide Effekte wirken
also offenbar unabhängig voneinander.
Nicht
die Durchschnittlichkeit mache die Komposits schöner, sondern
ihre Symmetrie. − Z.B. Alley
& Cunningham 1991, Grammer & Thornhill 1994
50
„Das
Auge mag Symmetrie“, stellte schon Darwin fest. −
Voland
& Grammer 2003, S. 2
51
... sie sind ihm
offenbar vertrauter. − Zebrowitz 1997, S.
124
Das
Ergebnis: Die symmetrischeren Versionen werden klar bevorzugt.
− Perrett et al.
1999
Perretts Ergebnis wurde zwar in einigen anderen
Untersuchungen bestätigt ... − Die erste
Studie zur Wirkung von Symmetrie auf die menschliche
Attraktivitätswahrnehmung stammt aus dem Jahr 1994 (Grammer
& Thornhill 1994) und kam zu dem Ergebnis, dass Symmetrie die
Attraktivität eines Gesichtes deutlich steigert. Die
Untersuchung verwendete jedoch nur wenige, grobe Maße. Eine
weitere „Pro Symmetrie“-Studie stammt von der
amerikanischen Psychologin Linda Mealey. Sie vermaß die
Gesichter von 34 eineiigen Zwillingspaaren und ließ die Paare
in einer wissenschaftlichen Mausklick-Schönheitskonkurrenz
gegeneinander antreten. Dabei wurde der jeweils symmetrischere
Zwillingspartner im Durchschnitt als attraktiver bewertet (Mealey et
al. 1999). Einen Überblick über die Literatur zum
Thema Symmetrie gibt z.B. Thornhill & Gangestad 1999 oder
Little et al. 2002 S. 62ff.
...
aber durchaus nicht in allen. − Z.B. Kowner 1996:
Viele Menschen empfinden ein leicht asymmetrisches Gesicht als
angenehmer, zumindest bei jüngeren Menschen. Bei
älteren Menschen wurde dagegen Symmetrie bevorzugt –
möglicherweise deshalb, weil Gesichter im Lauf des Lebens
ohnehin asymmetrischer werden. Besonders bevorzugt wird Asymmetrie bei
Gesichtern, die Gefühle ausdrücken –
vielleicht deshalb, weil echte Gefühle eine Seitenbevorzugung
aufweisen (siehe hierzu auch Zaidel et al.
2005).
Auch in der schon erwähnten
Regensburger Studie ergab sich keine systematische Bevorzugung von
Symmetrie, weder bei Frauen- noch bei Männer-Gesichtern.
Selbst unattraktive Gesichter profitierten nur in Einzelfällen
(nämlich bei einem hohen Maß an Asymmetrie) von
einer Symmetrisierung (Braun et al. 2001).
Weitere „Contra Symmetrie“-Befunde:
► Der Papst der
Gesichtsvermessung, der Kanadier Leslie Farkas, fand nur bei
Abweichungen des Nasenrückens von der Symmetrieachse einen
Zusammenhang zu den Attraktivitätswerten (Farkas 1994).
► Eine Studie an 4
bis 9 Monate alten Krabbelkindern ergab, dass diese zwar lieber auf
attraktive Gesichter schauten, Symmetrie spielte bei dieser Bevorzugung
jedoch keine Rolle (Samuels et al. 1994).
► Auch
Hönekopp et al. 2004 finden keinen Zusammenhang zwischen
Gesichtssymmetrie und Attraktivität (dafür
dokumentieren sie erhebliche methodische Zweifel an vorhergehenden
Symmetrie-Studien)
► Nach einem
neueren, umfangreichen Übersichtsartikel ergibt sich ein
geringer Zusammenhang zwischen Attraktivität und Symmetrie bei
Männergesichtern, für Frauengesichter scheint dies
jedoch nicht zu gelten (Weeden & Sabini 2005, siehe dazu auch
die Kommentare von Grammer et al. (2005)
und Geary (2005).
Unabhängig davon, ob attraktive
Gesichter tatsächlich symmetrischer sind –
attraktive Gesichter werden als symmetrischer wahrgenommen (z.B.
Shakelford & Larsen 1997).
... wurden die am Computer erzeugten
symmetrischeren Versionen sogar als weniger attraktiv wahrgenommen.
− Swaddle & Cuthill 1995, Zaidel et al.
2005.
52
... dass der
Durchschnittseffekt in beiden Ansichten zum Tragen kommt. − In der en
face Projektion war der Effekt allerdings stärker
als in der seitlichen. (Valentine et al. 2004). Siehe auch Rhodes et
al. 1999: Durchschnittlichkeit und Symmetrie beeinflussen nach dieser
Studie die Attraktivität eines Gesichtes unabhängig
voneinander, der Effekt von Durchschnittlichkeit ist aber
stärker.
53
... die 1991 als
Replik zur Langlois‘schen Durchschnitts-Hypothese erschien
− Alley &
Cunningham 1991. Siehe auch: Cunningham et al. 2002.
...
die Durchschnittsbilder aus den vier attraktivsten Frauen- bzw.
Männergesichtern. − Der Begriff
„Sexy-Gesicht“ wurde von Karl Grammer
geprägt (Grammer 1993).
54
... obwohl in den
Durchschnitts-Prototypen ein Vielfaches (nämlich 64 bzw 32) an
Gesichtern steckt! − Die Regensburger
Wissenschaftler gingen noch weiter. Wenn wirklich das
größtmögliche Maß an
Durchschnittlichkeit zum höchsten Maß an
Attraktivität führen würde, müsste
nicht nur das „Unsexy-Gesicht“ attraktiver werden,
wenn man es dem „durchschnittlichsten“
Durchschnittsbild annähert. Dasselbe müsste dann auch
für das „Sexy-Gesicht“ zutreffen. In
Realität ist es jedoch nur das
„Unsexy-Gesicht“, das von der
Verdurchschnittlichung profitiert, das schöne Gesicht nimmt
dadurch jedoch erwartungsgemäß Schaden (Braun et al.
2001).
Durchschnitt ist also doch nicht alles.
− Die Aussage „Durchschnittlichkeit ist
zwar wichtig, aber kann nicht alles sein“ erhält
auch aus einer ganz anderen Richtung Unterstützung: Leslie
Farkas, der Weltexperte für Gesichtsvermessung, verglich die
Daten von hübschen und weniger hübschen Gesichtern
miteinander, und fand dabei nur bei wenigen Pararametern signifikante
Unterschiede. Bei den Attraktiven war allerdings der Anteil der
Messwerte, die innerhalb einer Standardabweichung vom Mittelwert der
Bevölkerung liegen, deutlich höher als bei den
Unattraktiven. Farkas bezeichnet diesen Bereich (der immerhin 68% der
Messwerte enthält) als „optimal“, den
Bereich innerhalb von zwei Standardabweichungen (95% der Messwerte) als
„normal“. Attraktive Proportionen haben demnach
einen außergewöhnlich hohen Spielraum (Farkas
& Kolar 1987, Farkas et al. 1987).
Und tatsächlich: Das neue Gesicht war
noch einmal attraktiver. − Perrett et al. 1994.
Der Effekt war jedoch nur bei Frauengesichtern festzustellen. Bei den
Männergesichtern wurde zwar auch das
„Sexy-Gesicht“ als attraktiver bewertet, die daraus
erstellte „Karikatur-Version“ bekam jedoch keine
guten Noten. Wir werden auf das Phänomen und mögliche
Gründe dafür noch zu sprechen kommen.
Perrets Befunde stehen in klarem Widerspruch zur
Langlois’schen Durchschnittshypothese – nach
welcher Gesichtszüge, die vom Durchschnitt weg
übertrieben werden, als weniger attraktiv wahrgenommen werden
sollten. Judith Langlois warf Perrett denn auch methodische
Mängel vor und legte im Jahr 2002 eine eigene Studie zum
„Karikatur-Effekt“ vor (Rubenstein et al. 2002), in
der sich eine attraktivitätssteigernde Wirkung des
Karikatur-Effektes nicht nachweisen ließ. Auch zwischen dem
Durchschnittsbild aus zufällig ausgewählten
Gesichtern und dem Durchschnittsbild der attraktivsten Gesichter ergab
sich kein Attraktivitätsunterschied. Mit diesen Befunden steht
Judith Langlois jedoch sehr einsam da.
55
Nun
ließ er seine Studenten mit Lineal und Zirkel auf die Fotos
los. − Cunningham 1986
56
... die
Bezeichnung „Kindchenschema“. −
Lorenz
1943
57
... wenn der
Säugling zunimmt und die nötigen Gesichtsrundungen
entwickeln kann. − Die Psychologin
Janet Mann sieht in der Bevorzugung der
„süßesten“ Kinder ein
evolutionäres Programm, das die Mutter vor
„Fehlinvestitionen“ in ein nicht
überlebensfähiges Kind schützt, die auf
Kosten anderer Kinder mit besseren Chancen gehen könnten.
Janet Mann wies in einer Studie nach, dass die Mütter
frühgeborener, untergewichtiger Zwillinge in allen
Fällen das Gesündere bevorzugten (Mann 1992).
... sowohl von ihren Eltern als auch dem
Pflegepersonal der Säuglingsstation − Hildebrandt
& Fitzgerald 1983, Badr Zahr 2001
Sie
finden schwerer Pflegeeltern, werden häufiger
vernachlässigt und missbraucht. − McCabe 1984
59
... die
Augenbrauen werden buschiger, die Haut rauer und behaarter. −
Siehe z.B. Little
et al. 2002, S. 66ff; Perrett & Penton-Voak 1999. Bei der Frage
nach der Herkunft der Unterschiede in der Gesichtsanatomie von Mann und
Frau ist die Datenlage allerdings alles andere als berauschend. Vor
allem die Rolle der Geschlechtshormone im Wachstumsprozess des
Gesichtsschädels ist nicht systematisch erforscht. Kompliziert
wird die Diskussion auch dadurch, dass die Gesichtsform
möglicherweise schon durch die pränatalen
Hormonspiegel, z. B. von Testosteron, beeinflusst wird (siehe dazu Fink
et al. 2005 – danach wird die Entwicklung einer mehr
„männlichen“ oder mehr
„weiblichen“ Gesichtsform nicht nur vom
Hormonspiegel während der Pubertät beeinflusst,
sondern auch vom pränatalen Testosteronspiegel, d. h. also dem
Testosteronspiegel im Uterus. Dabei scheint allerdings die Wirkung des
pränatalen Testosterons einem anderen Muster zu folgen als der
Wachstumsprozess während der Pubertät. Dagegen finden
Koehler et al. 2004 keine Korrelation zwischen pränatalem
Testosteronspiegel und wahrgenommener
„Männlichkeit“ eines Gesichtes).
...
das ursprünglich zur Herstellung von Phantombildern entwickelt
worden war. − Die ersten
Wissenschaftler, die sich der Methode bedienten, sind schon
längst in Vergessenheit geraten – und das aus dem
einzigen Grund, dass sie auf Deutsch publizierten. R. Fauss
beispielsweise und B. Riedl setzten in den 80er Jahren die für
die Polizei entwickelte Phantombild-Software
„IdentiKit“ ein, um am Computer
„ideale“ Gesichter konstruieren zu lassen, indem
sie ihren Probanden am Bildschirm verschiedene Formen (von Augen, Mund
und Nase) zur Auswahl vorsetzten (Fauss 1986, Riedl 1990).
... der „Unfitteste“ dagegen
ausstirbt. − Johnston & Franklin 1993 und
Johnston 2000. Programme dieser Art, die das Wirken der Evolution
simulieren, nennen sich „genetic algorithm“.
62
... wie in den
1950er Jahren Marilyn Monroe. − So genannte
Environmental Security Hypothesis (Pettijohn & Tesser
1999). Das Prinzip gilt offenbar auch für die
Körperform: Die Analyse der Maße der Playmates der
Jahre 1960 bis 2000 bestätigen das Prinzip: Harte Zeiten
verlangen Kerle – also weniger Kurven,
größere und kräftigere Statur (Pettijohn
& Jungeberg 2004).
63
... je mehr davon
im Blut kreist, desto unbewegter ist das Gesicht. − Pinker 2002, S.
345
Ein Macho lächelt nicht. − Mueser
et al. 1984
64
.. schreibt der
Renaissance-Schriftsteller Agnolo Firenzuola. −
Firenzuola
1992, S. 26
„Es
war seine aufrichtige Art, mir in die Augen zu schauen.“
− McNeill 2003, S.
345
... dass große Augen zu den Hauptzutaten
zumindest der weiblichen Schönheit gehören.
− In fast allen Studien, die sich mit der
Augengröße beschäftigen, werden
größere Augen als attraktiver bewertet (z. B.
Cunningham et al. 1995, Perrett et al. 1994, Geldart et al. 1999). Auch
Leslie Farkas stellte bei seinen Vermessungsreihen an weiblichen
Gesichtern fest, dass die schöneren Gesichter auch die
größeren Augen hatten (Farkas 1994). Eine Ausnahme
bildet Victor Johnston mit seinem „genetic
algorithm“, bei dem sich die virtuelle Schönheit
nicht durch überdurchschnittlich große Augen
auszeichnete (Johnston & Franklin 1993, Johnston 2000).
65
... als
hübscher, netter und freundlicher eingestuft. −
Hess
1965. Auch in einem psychologischen Experiment mit echten Menschen
fühlten sich Männer mehr zu den Frauen mit
künstlich erweiterten Pupillen hingezogen (Stass &
Willis 1967).
Aber
selbst bei Erwachsenengesichtern gelingt uns die Unterscheidung auf
Anhieb nur bei 96 Prozent der Fälle. −
McNeill
2003, S. 150. Wenn es darum geht, die Geschlechtszugehörigkeit
eines Gesichtes zu bestimmen, scheint die Grenze zum eigenen Geschlecht
hin verschoben zu sein: Frauen sind also eher in Gefahr, andere Frauen
für Männer zu halten, genauso wie Männer
eher dazu neigen, andere Männergesichter als weiblich
einzustufen (Webster et al. 2004).
66
... vor allem das
kräftige Kinn und die markanten Wangenknochen. − Z. B. Cunningham
et al. 1990, Grammer 1993, Scheib et al. 1999.
Doch auch die Männer wurden durch
Verweiblichung attraktiver ... − Perrett et al.
1998. Perretts Ergebnisse werden z. B. bestätigt von Rhodes et
al. 2000 sowie Ishi et al. 2004.
67
...
artet jedoch auch schnell in archaische Wildheit aus. −
Siehe
z. B. Penton-Voak & Chen 2004: Die Forscher bestimmten die
Testosteronspiegel von Probanden und erstellten dann je ein
Komposit-Bild aus den Gesichtern der Männer mit hohem bzw.
niedrigem Testosteron-Spiegel. Das hoch testosteronhaltige Komposit
wurde zwar als maskuliner eingestuft, aber nicht unbedingt als
attraktiver. Siehe auch Swaddle & Reierson 2002.
... sagt dazu der Model-Agent Michael Southgate.
− Zitat nach Etcoff 2001, S. 180
... desto eher „entwickelte“
sie per Mausklick maskuline Gesichter. − Um genau
zu sein, waren die Gesichter nicht
„männlich“ sondern „weniger
feminisiert“ – sie standen nämlich genau
in der Mitte zwischen der vermännlichten und der
verweiblichten Version des männlichen Gesichtes (Little et al.
2001). Siehe auch Penton-Voak et al. 2003: Unattraktive Frauen
bevorzugten darin femininere Gesichtszüge bei Männern.
... dass sie alles wollen, und zwar gleichzeitig –
siehe dazu z. B. Cunningham et al. 1990
68
... machte die
kleine Verwandlungsaktion einen Riesenunterschied. − Townsend
& Levy 1990a
...
dass es sich um einen Arzt handelte. Townsend &
Levy 1990b
69
... –
das gilt auch für die Stupsnase, die Größe
des Mundes und den Augenabstand − von den Pausbacken ganz zu
schweigen. Z. B. fand Karl
Grammer bei seinem Vergleich von 16 „Normalfrauen“
und 16 Schönheiten aus Männermagazinen folgende
Liste: weiter auseinanderstehende Augen, breitere Münder,
stärker hervortretende, höher angesetzte
Backenknochen und konkave Wangen, längere
Nasen, im Verhältnis zur Gesichtslänge breitere
Gesichter, relativ zum Gesamtgesicht breiteres Kinn (nach Henss 1998,
S. 63).
Der Hauptgrund, warum die Frage nach der Attraktivität des
„Kindchens“ in der Frau so unterschiedliche
Antworten zeitigt, liegt wohl darin, dass der Kindchen-Eindruck schwer
zu fassen ist. Zwar sind wir uns einigermaßen einig, welche
Gesichter wir für kindlich halten, aber dieser Eindruck
lässt sich schwer an Einzelmerkmalen festmachen. Am ehesten
scheint noch ein breites Gesicht, ein kleines Kinn und große
Augen zum Babyface-Eindruck beizutragen. Aber selbst bei diesen
Parametern besteht nicht in allen Untersuchungen Konsens (siehe Henss
1998, S. 68ff; Berry 1991).
Entsprechend ist auch der Zusammenhang zwischen Kindchenschema und
Attraktivitär schwer dingfest zu machen. In einer Untersuchung
von Ronald Henss korrelierte die Attraktivität und die wahrgenommene
Kindlichkeit des Gesichts bei Frauen nur mit r = 0,11 (also sehr
schwach), bei Männern überhaupt nicht (Henss 1998, S.
68).
70
... aber nicht
einmal das berühmte markante Kinn kommt in allen Studien gut
weg. − In der Liste fehlt
das Kriterium „Gesichtsform“ (rund, oval,
rechteckig), dem sowohl bei Männer- als auch bei
Frauengesichtern bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die
meines Wissens einzige Studie zu dem Thema ist eine von Ronald Henss
betreute Diplomarbeit von Markus Becker, die sich auf
online-Experimente im Internet stützt. Ihr Ergebnis zeigt,
dass die Gesichtsform gegenüber den inneren Gesichtsmerkmalen
relativ wenig Einfluss auf unser Schönheitsurteil hat. Bei
Männern wurde im Schnitt eine ovale, bei Frauen eine
quadratische Gesichtsform als besonders attraktiv bewertet (was im Fall
der Frauen die Bedeutung „hoher“ Backenknochen und
konkaver Wangen unterstreicht), jedoch war der Vorsprung dieser
Gesichtsformen vor anderen gering. Einzig die kreisrunde Form bei
Männergesichtern wurde durchgängig als wenig
attraktiv bewertet (Becker 2003).
...
mit Stärke, mit Sex oder Askese, Süße oder
Stolz, Opulenz und Transzendenz. − Dazu kommt, dass
jeder den anderen vor dem Hintergrund seiner ureigenen Erfahrungen
sieht. Wir bewerten ein fremdes Gesicht nach Ähnlichkeiten
zu uns bekannten Menschen und damit allen Menschen die uns jemals
begegnet sind und eine Spur in unserem Gedächtnis hinterlassen
haben − angefangen mit Mama und Papa. Zur Vielschichtigkeit
des Schönheitsstereotyps siehe auch Henss 1998 S. 263ff.
... würden zwar mit der
„unsrigen“ in vielem übereinstimmen, aber
auch durchaus Unterschiede aufweisen. − Und noch
stärker wären die Unterschiede, wenn es sich um
unterschiedliche Ethnien handeln würde, mit ihren jeweils
einzigartigen Physiognomien, in die sich ein nicht vertrauter
Betrachter erst „einlesen“ muss. Die Tatsache, dass
Schönheitsvorstellungen – neben allen
Gemeinsamkeiten – stark von der jeweiligen
„Gesichtsumgebung“ abhängen, wird in der
evolutionspsychologischen Schönheitsforschung gerne ignoriert.
So wird in einem der tonangebenden Lehrbücher der
Evolutionspsychlogie, „Evolutionary Psychology“ von
David Buss (Buss 2004), beispielsweise die in Kapitel 1
erwähnte Studie von Jones und Hill (Jones 1996, Jones
& Hill 1993), in der sich keine gemeinsamen
Schönheitsstandards zwischen zwei Stämmen von
Amazonasindianern und mehreren westlichen Industriestaaten feststellen
ließen, kurzerhand zu einer Bestätigung für
einen „interkulturellen Konsens“ beim
Schönheitsideal uminterpretiert (Buss 2004, S. 144).
71
... das
Bild der perfekten Schönheit zusammenzusetzen. −
Firenzuola
1992, S. 72
Kapitel
3: Schönheit im Kopf
73
Affen, die in
völliger Isolation aufgewachsen sind, erkennen ihre
Artgenossen ... − McNeill 2003, S.
482
... sagt die Psychologin Vicki Bruce − McNeill
2003, S. 15
... „zwischen Fassade und
Bekenntnis“ − Finkielkraut 1987, S. 31
75
... konnte er
böse und freundliche Gesichtsausdrücke
auseinanderhalten − Pegna et al. 2004
76
... −
zumindest der in der rechten Hirnhälfte gelegene Teil.
− Es handelt sich um
das so genannte „fusiforme Gesichtsareal“, das
seinen Namen von seinem Sitz innerhalb des Gyrus fusiformis –
der „spindelförmigen Windung“ –
hat.
Die Frage, wie das Hirn die Signale von Gesichtern
verarbeitet, ist auch in der Schönheitsforschung relevant:
Erkennt es ein Gesicht anhand von Einzelmerkmalen, also z. B. Mund,
Nase, Augen (so genanntes „featural processing“),
oder geht es um das Gesamtbild, also die Abstände und Lage der
einzelnen Merkmale zueinander („configural
processing“)? – Das Hirn scheint beide Wege zu
beschreiten, und zwar unabhängig voneinander (siehe z. B.
Cabeza & Kato 2000, Haxby et al. 2000, 2002).
...
hat die Forscher auf eine interessante Spur gebracht. −
Vuilleumier
2005
77
Die rechte
Gesichtshälfte scheint dem gesamten Gesicht mehr zu
ähneln als die linke. − Das Erkennen von
Emotionen weist eine Seitenbetonung nach rechts (vom Betrachteten aus
gesehen) auf. Einzelne Studien fanden beim Lächeln eine
Linksbetonung (z.B. Zaidel et al. 1995), der überwiegende
Konsens ist jedoch, dass Emotionen stärker auf der rechten
Seite des Gesichtes wahrgenommen werden. Siehe z.B. Burt &
Perrett 1997, Chen et al. 1997.
...
weil wir uns aus dem Spiegel nun einmal seitenverkehrt kennen.
− Mita et al. 1977
78
Für das
Schönheitsurteil der Betrachter war fast immer die rechte
Gesichtshälfte ausschlaggebend! −
Burt
& Perrett 1997
Zumindest
bei Frauen wurde das aus den rechten Hälften
zusammenkomponierte Bild weitaus häufiger als das attraktivere
benannt. − Zaidel et al.
1995. Das Ergebnis wird von einem anderen Experiment derselben
Arbeitsgruppe bestätigt (Chen et al. 1997). In einer Studie
zur Symmetrie besonders attraktiver (Model-) Gesichter ergab sich
jedoch keine Bevorzugung einer bestimmten Gesichtshälfte
(Zaidel & Cohen 2005).
79
... so lange
„studieren“ konnten, wie sie wollten. −
Goldstein
& Papageorge 1980. Nach einer neueren Studie von Olson
& Marshuetz (2005) konnten Probanden schon innerhalb von 13
Millisekunden ein einigermaßen akkurates
Schönheitsurteil fällen!
... wenn ein bestimmter Reiz einen affektiven Wert
hat, also das Gefühl anspricht. − Johnston
& Oliver-Rodriguez 1997. In einem weiteren Experiment derselben
Arbeitsgruppe wurde die Reaktion sowohl von Männern als auch
von Frauen auf Bilder von Männer- und Frauengesichter
getestet. Dabei ergab sich sowohl bei Männern als auch bei
Frauen eine positive Korrelation zwischen den
Attraktivitätsratings und der
„P300“-Komponente des „event-related
potentials“ (ERP) bei gegengeschlechtlichen Gesichtern, die
bei Männern allerdings deutlich stärker ausfiel.
Für gleichgeschlechtliche Gesichter fand sich eine solche
Korrelation nur bei postovulatorischen Frauen (Oliver-Rodriguez et al.
1999, siehe auch Johnston & Wang 1991).
80
... so etwas wie
den „Schauer der Schönheit“. −
Der
Begriff stammt von Nancy Etcoff (Etcoff 2001 S. 184).
... unter „Gesichtsblindheit“
leidet − Von dem Patienten berichtet Nancy Etcoff
in ihrem Buch „Nur die Schönsten
überleben“ (Etcoff 2001, S. 187).
... die so genannte funktionelle
Magnetresonanz-Tomographie. − Aharon et al. 2001.
Die meines Wissens ersten Wissenschaftler, die sich der menschlichen
Schönheit mit den Methoden bildgebender Verfahren −
in diesem Fall mit Positronen-Emissions-Tomographie (PET) −
genähert haben, arbeitete an der Universität von
Kyoto (Nakamura et al. 1998). Attraktivität korrellierte dabei
mit Aktivität im Frontalhirn der linken
Hirnhälfte (siehe auch Aron et al. 2005).
84
... auf der
linken Seite richteten sich die Lustneuronen jedoch ganz nach der
Attraktivität − Aron et al. 2005
... allerdings nur unter der Voraussetzung, dass
die oder der Schöne den Betrachter anschaute! − Kampe
et al. 2001. Siehe dazu auch Mason et al. 2005: Ein weibliches Gesicht
wurde in dieser Studie von Männern als attraktiver bewertet,
wenn es den Blick dem Betrachter zuwendet. Für Frauen dagegen
machte die Blickrichtung ihres Gegenübers keinen Unterschied.
86
... sich in
Geduld zu üben und auf die nächsten Studienergebnisse
zu warten. − Ein Ergebnis ist
soeben eingelaufen, und es passt eher zur amerikanischen als zur
britischen Studie. Felicitas Kranz und Alumit Ishai von der
Universität Zürich untersuchten die Gehirne von
hetero- und homosexuellen Männern und Frauen, denen unter der
Magnetresonanz-Röhre unterschiedlich attraktive Gesichter
vorgelegt wurden. Das dabei auftretende Aktivitätsmuster in
den mit der Verarbeitung von Gesichtern beschäftigten Regionen
war dabei weder vom Geschlecht des Betrachters noch von dessen
sexueller Orientierung abhängig. In dem zum Belohnungssystem
gehörenden orbitofrontalen Kortex dagegen hing die
Aktivität nicht nur von der Schönheit des
präsentierten Gesichtes ab, sondern auch von der sexuellen
Orientierung des Betrachters – Belohnungswert hatten also
diejenigen schönen Gesichter, die auch sexuell relevant waren
(Kranz & Ishai 2006).
...
einer anderen Londoner Arbeitsgruppe am selben Labor. −
O’Doherty
et al. 2003.
Kapitel
4: Kurvenreiche Schönheit. Wie viel Fett enthält die
Schönheitsformel?
87
... nicht mit
diesem hübschen Gesicht in Einklang stehen?“
− zitiert nach
Fischer 1997, S. 172
88
... bei denen
beide Kandidaten wochenlang regelrecht gemästet werden.
− Didou-Manent 2000
S. 36
...
damit sie ihrem Bräutigam rund und schön
entgegentreten kann. − Robinson 1998
89
...
heißt es etwa im Hohelied des Salomon. −
Hoheslied
7,2
90
... „um
seinen Bauch zu vermindern, der das richtige Maß
überschritten hat“ − zitiert
nach Didou-Manent 2000, S. 55
91
... und
üppige Glieder habe oder doch vortäusche“,
schreibt Egon Friedell. − Friedell 1976, S.
207
... heißt es in einem
zeitgenössischen Schönheitsratgeber. − Jean
Liebault (1582) in Didou-Manent 2000, S. 138 (Kürzungen von
mir, UR)
... wie der französische Dichter Pierre
de Ronsard schreibt. − zitiert nach Didou-Manent
2000, S. 141
Die Pariserinnen fangen an, Essig zu trinken, um
nicht zuzunehmen. − Perrot 1984, S. 68
... lässt Goethe 1772 seinen jungen
Werther schreiben. − Goethe: Die Leiden des jungen
Werthers, München (dtv) 1997, S. 98 (Auslassungen von mir).
93
... und nur bei
mageren 20 Prozent auf dünne Figuren. −
Anderson
et al. 1992. Siehe auch Ford & Beach 1951: Nach dieser
ethnographischen Analyse bevorzugen 13 der untersuchten 23
Naturvölker bei ihren Frauen eine füllige
Körperform, 5 eine schlanke und weitere 5 eine mittlere
Ausführung.
... vor allem von solchen Gesellschaften
bevorzugt, die sich um ihr tägliches Brot keine Sorgen machen
müssen. − Aber: Eine neuere Analyse des
interkulturellen Datenbestandes durch die Ethnologin Carol Ember ergab
keine klaren Zusammenhänge zwischen unsicherer Versorgungslage
und der Bevorzugung eines korpulenten Schönheitsideals. Einzig
der Faktor „männliche Dominanz“ erwies
sich hier als guter Prädiktor für ein eher
fülliges Schönheitsideal (Ember et al. 2005).
94
... die
„Waist-to-Hip-Ratio“, kurz WHR. −
Eine
Übersicht zum Thema und zur relevanten Literatur bietet Singh
2002.
96
Die sieben
Zehntel waren auf dem besten Weg zur Universalkonstante ... −
Auch zwei deutsche
Untersuchungen bestätigen die Befunde von Singh: Ronald Henss
von der Universität des Saarlandes setzte als
„Reizmaterial“ digital manipulierte Fotos ein
(Henss 2000). Achim Schützwohl von der Universität
Bielefeld arbeitete mit extrem kurzen Präsentationszeiten
(Schützwohl 2006).
... zu einem Stamm von
„echten“ Ureinwohnern, den Matsigenka im
Südosten Perus. − Yu & Shepard
1998
... das Körpergewicht eine viel
stärkere Rolle zu spielen als die
„richtige“ Taillenmathematik. − Z.
B. Tovée et al. 2002, Streeter & McBurney 2003,
Furnham et al. 2005, Tassinary & Hansen 1998, Puhl &
Boland 2001.
98
... einmal
rühmte, mit 10 000 Frauen geschlafen zu haben. −
Buss
1997, S. 68
...
um den eigenen Busen attraktiv zu erhalten. −
Yalom
1998
99
... von
Stämmen, die „lange, hängende
Brüste“ bevorzugen. −
Ford
& Beach 1951; siehe auch: Anderson 1988.
...
in der wohl ersten in Deutschland gedruckten Heiratsanzeige.
− zitiert nach Henss
1992, S. 16ff
Deutsche Studenten beispielsweise sind im Schnitt
3 Zentimeter größer als Lehrlinge. −
Wiwo.de vom 7.10.2003. Der französische
Soziologengott Pierre Bourdieu dokumentierte für Frankreich
eine lineare Beziehung zwischen Status und Größe,
sowohl bei Frauen als auch bei Männern: Leitende
(männliche) Angestellte maßen durchschnittlich 175,6
cm, Arbeiter nur 171,9 (Pierre Bourdieu, „Die feinen
Unterschiede“, nach Amadieu 2002, S. 101f).
... dass unter 720 Paaren nur ein einziges war,
bei dem das eherne Prinzip verletzt wurde. − Gillis & Avis 1980
100
... ist 1,5
Zentimeter kleiner als sein Westgenosse. − Spiegel online vom 13.12.04:
„Schlechtes Essen, kleine Menschen“
... und so das Wachstum der Unterschenkel hemmten.
− Hassebrauck & Küpper 2002, S. 22
101
... galt die
modische und erotische Aufmerksamkeit zu allen Zeiten den
Füßen. − Der Ethnologe
Daniel Fessler sieht in kleinen Füßen sogar einen im
Lauf der Evolution entstandenen, interkulturellen
Schönheitsstandard (Fessler et al. 2005).
102
... fleht die
Geliebte ihren Angebeteten im Hohelied des Salomo an. − Hoheslied 1,6
... dass 92 Prozent von ihnen bei ihren Frauen
relativ helle Haut bevorzugen − Van den Berghe
& Frost 1986
103
... wurde zum
Exportschlager des Nordens. − Jones 1996b
In
den Heldensagen sind die Braunhaarigen oft die Ritter mit Fehlern
− Stemmler 1988, S.
96ff. Siehe auch Duby (Hrsg.) 1990.
Die
Damen träufelten sich alle möglichen Tinkturen ins
Haar und setzten es tagelang der Sonne aus, um der Norm zu
genügen. − Friedell 1976, S.
207
„Hygienische
Maßnahmen, wie man sich blonde Haare erhält und rote
Haare los wird“ − Ratgeber des
Friseurs P. Villaret, zitiert nach Perrot 1984, S. 259
104
... das geflügelte Wort von Tom
Wolfe ist symptomatisch. − zitiert nach Penz 2001,
S. 205f
...
als er sich selbst in eine attraktive Blonde verguckte. −
Marwick
1988, S. 39
Kapitel
5: Sex, Lügen und Sekundenkleber
107
Die
Vögel mit den verlängerten Schwänzen hatten
deutlich mehr, die mit den verkürzten dagegen deutlich weniger
Gelege in ihren Territorien − Andersson 1983
108
“Wenn ich
eine Pfauenfeder sehe wird mir übel.” −
zitiert
nach Buss 2004, S. 7
111
Je höher
das Pleiterisiko, desto mehr müssen sich die Marktteilnehmer
ins Zeug legen. − Je polygamer,
desto prächtiger. Diese schon von Darwin aufgestellte Regel
ist in letzter Zeit modifiziert worden. Denn es gibt auch polygame
Arten, bei denen beide Partner gleichermaßen
unauffällig sind. In diesen Fällen scheint sich die
Konkurrenzveranstaltung der sexuellen Selektion auf andere Gebiete
verlagert zu haben, z. B. Gesänge, Tänze oder
Flugdarbietungen (Höglund 1989). Aber auch bei monogamen
Spezies ist die sexuelle Selektion am Wirken, und bringt mitunter einen
starken sexuellen Dimorphismus hervor. In diesen Fällen
bezieht sich die Konkurrenz unter den Männchen auf die
fruchtbarsten Weibchen (so genannte female fecundity hypothesis oder
Darwin-Fisher-Theorie, Kirkpatrick et al. 1990) oder auch die am
frühesten paarungsbereiten Weibchen (die in der Regel mehr
Nachkommen haben, siehe dazu z. B. Dearborn & Ryan 2002).
Neuere Studien zeigen, dass der größere
Fortpflanzungserfolg der stärker ornamentierten
Männchen bei „sozial monogamen“ Arten
überwiegend durch Seitensprünge zustandekommt (z. B.
Thusius et al. 2001).
...
wenn das Tier nur fünf seiner 150 Augen
eingebüßt hat. − Petrie et al 1991.
Nach einer neueren Untersuchung kommt es bei der Wahl der Pfauenhenne
auf die Dichte der Augen an.
Überraschenderweise bevorzugen Pfauenhennen Männchen
mit kürzeren Schwänzen (und damit einer
höheren optischen Augendichte) − obwohl die
Länge des Pfauenschwanzes den Dominanzstatus des
Männchens anzeigt (Loyau et al. 2005).
114
... eine Art
Kontoauszug, der dem Weibchen eine leckere
„Einlage“ in das Joint genetic venture verspricht.
− Petrie 1994. Einen
schönen – auch schön bebilderten
− Überblick über die Forschungen am Pfauen
gibt die aus dem Heimatland des Pfaus stammende Zoologin Raghavendra
Gadagkar (Gadagkar 2003).
Neben dem Pfau kann als weitere Kronzeugin für die
Gute-Gene-Erklärung auch die Essigfliege herhalten.
Lässt man ihnen nämlich bei der Partnerwahl freie
Hand, dann kommt eine Generation heraus, die deutlich vitaler ist als
die, deren Eltern vom Laborleiter nach dem Zufallsprinzip verkuppelt
wurden (Partridge 1980).
Auch den Hausfink hat die Gute-Gene-Theorie hinter sich: Das
Männchen mit dem leuchtendsten Rot auf Kopf und Brust zieht
nicht nur die meisten Weibchen an, sondern es schleppt auch deutlich
mehr Futter für seine Nachkommen heran als seine weniger
feschen Konkurrenten (Hill 1991).
...
durch verunreinigtes Serum vom Affen auf den Menschen
übertragen worden. − Hamiltons
berühmter Brief an Science sowie die
Begründung für die Ablehnung durch die Redaktion
findet sich unter http://www.uow.edu.au...
...
dass eine bestimmte Theorie von ihm selber stammte −
Dawkins
1996, S. 506
...
Hypothese, die sich mit der Frage beschäftigt, warum es
überhaupt Sex gibt. − Der Name der
Hypothese bezieht sich auf eine Szene in „Alice im
Wunderland“ von Lewis Carroll: Die Rote Königin
macht Alice klar, dass man im Wunderland, um überhaupt mit der
Landschaft mitzuhalten und am gleichen Ort zu bleiben, so schnell
rennen muss, wie man nur kann. „Wenn man woanders hinkommen
will, muss man mindestens doppelt so schnell rennen!“
115
... dass sexuelle
Ornamente möglicherweise deshalb attraktiv sind, weil sie eine
starke Immunabwehr signalisieren. − Die
Parasiten-Hypothese wird auch als „Bright male
hypothesis“ gehandelt – denn nach ihr
erwählen die Weibchen die Männchen mit den
„strahlendsten“ Ornamenten.
Die
Theorie erhielt sehr viel Aufmerksamkeit in der Fachwelt. −
Nach
einer großen Metaanalyse von Anders Pape Møller
ist die Parasitenlast zwar mit der Ausprägung
männlicher sexueller Ornamente korreliert, aber weniger stark
als man theoretisch erwarten würde (Møller et al.
1999a; siehe auch Borgia et al. 2004).
...
keinen Zusammenhang zwischen der Augenzahl und dem Gesundheitszustand
oder den Immunparametern der Männchen feststellen. −
Møller
& Petrie 2002. Danach korreliert nur die Schwanzlänge
mit dem Gesundheits- und Ernährungszustand des Pfauenhahns.
116
... fanden
rascher eine Partnerin, hatten mehr Junge und begingen
häufiger Ehebruch. − Møller
1992
Symmetrie zeigt somit
„Entwicklungsstabilität“ und damit gute
Gene an. − Dabei ist von so genannter
fluktuierender Asymmetrie (FA) – im Gegensatz zur
„direktionalen Asymmetrie“ (DA) die Rede. DA ist
die in einem Individuum regelhaft und systematisch vorkommende
Asymmetrie, z.B. die Dominanz einer Gesichtshälfte (meist der
rechten), Rechts- bzw. Linkshändigkeit oder die
Seitenpräferenz im Bauplan von Organen (z.B. linksseitige
Anlage des Herzens). FA dagegen ist die ungerichtete, seitendifferente
Ausprägung von Merkmalen, die keinem vorgegebenen Bauplan,
sondern dem Zufallsprinzip gehorcht (wie ein Leberfleck etwa). Als
„fluktuierend“ wird diese Form der Asymmetrie
bezeichnet, weil die Asymmetrien von Generation zu Generation variabel
sind. Siehe dazu z.B. Kowner & Thornhill 1999, Simmons et al.
2004.
...
einen Zusammenhang zwischen Symmetrie und Paarungserfolg fest.
− Møller
& Thornhill 1998
Allerdings
wird zunehmend Kritik an der methodischen Qualität vieler
Untersuchungen laut ... − Siehe z. B. den
Literaturüberblick von Richard Palmer von der University of
Alberta in Kanada: http://www2.biology.ualberta.ca...
Siehe auch: Tomkins & Simmons 2003.
Die Debatte um Relevanz und Interpretation von Fluktuierender
Asymmetrie wird z. T. sehr emotional geführt, seit Anders Pape
Moller von Kollegen der Datenmanipulation beschuldigt wurde und von
einem dänischen Komitee für schuldig befunden und mit
einem Berufsverbot belegt wurde. Mehr zur „Affäre
Møller“ in einer Extraausgabe von Behavioral
Ecology unter http://cricket.biol.sc.edu...
sowie dem Nature-Artikel vom 29.1.2004 auf der
Seite von Harald Pleiner: http://www.mpip-mainz.mpg.de....
Zu den verbissensten Kritikern von Møller gehört
Richard Palmer, der dem Fall eine eigene Dokumentation widmet: http://www2.biology.ualberta.ca...
...
und auch das ganze Konzept der
„Entwicklungsstabilität“ gerät
immer mehr ins Kreuzfeuer. − z. B. Polak 2003
117
... sondern um
ein Weibchen, Kinder und einen Schwanz.“ −
Helena
Cronin, zitiert nach Etcoff 2001, S. 191
118
Die
Ausprägung und Aufrechterhaltung männlicher Ornamente
scheinen nämlich vom Testosteronspiegel abzuhängen.
− Roberts et al.
2004a
Tatsächlich
weisen Studien darauf hin, dass Testosteron die Funktion des
Immunsystems beeinträchtigt ... −
Die
Hypothese stützt sich u.a. auf die Tatsache, dass bei den
Wirbeltieren die Männchen normalerweise eine geringere
Immunantwort zeigen und mehr Infektionen aufweisen als die Weibchen
(siehe z.B. Klein 2000a) – ein Phänomen, das jedoch
möglicherweise nicht nur auf die direkte Wirkung von
Geschlechtssteroiden auf die Immunkompetenz
zurückzuführen ist, sondern auch auf deren Effekte
auf Gene und Verhalten, die wiederum die Empfänglichkeit
für Infekte beeinflussen (siehe Klein 2000b).
Die Wirkung von Testosteron als Immunsuppressor ist nicht sehr gut
beforscht. Meist muss eine einzige Studie als Kronzeugin herhalten
(Folstad & Karter 1992), und die meisten Befunde wurden an
Insekten und Vögeln erhoben. Eine Metaanalyse von Roberts et
al. (2004a) ergab keine klaren Hinweise auf eine immunsuppressive
Wirkung von Testosteron. Zwar zeigte sich ein signifikanter
immunsuppressiver Effekt, der jedoch verschwand, wenn Mehrfachstudien
an derselben Spezies herausgerechnet wurden. Auch ein Effekt von
Testosteron auf direkt messbare Immunparameter ließ sich in
dieser Studie nicht belegen. Owen-Ashley et al. (2004) zeigten dagegen
an Spatzen, dass Testosteron tatsächlich die
zelluläre und humorale Immunantwort supprimierte.
... dass die Zunft geschlagene fünfzehn
Jahre brauchte, um die Idee der Zahavis zu akzeptieren. − Auch
Richard Dawkins bezeichnete die Handicap-Theorie in seinem 1976
erschienenen Buch „Das egoistische Gen“ noch als
„nicht zu schlucken“. In der zweiten Auflage von
1994 revidierte er seine Meinung und gestand zerknirscht ein, dass die
Zahavi-Theorie für ihn zum Beweis geworden sei,
„dass Theorien von fast unbegrenzter Verrücktheit
nicht mehr beiseite geschoben werden können, nur weil sie dem
gesunden Menschverstand widersprechen“ (Dawkins 1996, S.
498). Der Durchbruch für die Handicap-Theorie war im Jahr 1990
durch zwei Artikel des theoretischen Biologen Alan Grafen gekommen, in
denen er anhand von mathematischen Modellen nachweist, dass die
Annahmen der Handicap-Theorie zu einer evolutionär stabilen
Gleichgewicht führen können und damit
evolutionär „funktionieren“ (Grafen 1990 a
+ b).
...
kürzt man sie, kann der Vogel deutlich besser fliegen.
− Evans &
Thomas 1992
119
Aber so
populär das Zahavi’sche Modell inzwischen geworden
ist, es bleiben durchaus auch Fragen und Widersprüche.
− Siehe hierzu z. B.
Menninghaus 2003, S. 145ff
120
Werben
heißt nun einmal übertreiben, flunkern, pardon:
lügen. − Mit dem Problem
hat sich unter anderem die Spieltheorie beschäftigt. Ihr
Ergebnis: Betrug kann durchaus funktionieren – vorausgesetzt,
es sind nicht zu viele Betrüger im Spiel. Ein schönes
Beispiel liefert die schon angesprochene Markentasche: Solange nur
wenige Billigkopien made in China im Umlauf sind, ist ihr Wert als
Statussymbol noch wenig bedroht – sobald aber eine kritische
Schwelle überschritten wird, ist es witzlos, weiter mit Prada,
Gucci & Co zu protzen. Auch die klassische Signaltheorie geht
davon aus, dass betrügerische Signale entstehen und auf Dauer
evolutionär stabil sein können (z.B. Krebs &
Dawkins 1984).
Welches Gleichgewicht sich zwischen Betrügern und Ehrlichen
einspielt, scheint auch von den „Kosten der Wahl“
abzuhängen. Wenn es aufwändig und riskant ist, einen
potentiellen Partner auf Herz und Nieren zu prüfen, kann sich
ein manipulatives Signal leichter durchsetzen. Wenn etwa ein
Vogelweibchen kilometerweit von Territorium zu Territorium fliegen
muss, um die jeweiligen Männchen in Augenschein zu nehmen,
wird es eher geheigt sein, sich auch auf die zweitbeste Wahl oder auch
das Risko einzulassen, einem Betrüger aufzusitzen, als wenn
sie auf dem Arenabalzplatz in aller Ruhe mit ihren Freundinnen Gene
shoppen gehen kann.
...
dass ihnen für den Rest des Lebens buchstäblich die
Puste ausging. − Zudem wurden die
gedopten Männchen auch noch polygam (Hunt et al. 2004).
121
Schönheit und Tod, wir werden darauf zurückkommen.
− Sehr
schön ist der Zusammenhang von Schönheit und Tod in
Menninghaus 2003 thematisiert.
... dass von den Kindern der prächtigsten
Väter noch deutlich mehr am Leben waren als von denen der
unscheinbareren. − Petrie 1994
122
... steigt es
sofort in der innerweiblichen Hierarchie auf ... −
Eibl-Eibesfeldt 1980, S. 485f
... sondern auch in der gleichgeschlechtlichen
Hackordnung am höchsten. − siehe z.B.
Zahavi & Zahavi 1998, S. 108
... denn auch das Aufsetzen weißer
Hütchen ... hatte dieselbe Wirkung. −
Burley & Symanski 1998
... haben auch die Runaway-Protagonisten eine
ganze Reihe von Arten in petto, die ihre These stützen ...
− In einer neueren Analyse der Literatur finden
beispielsweise Cotton et al. (2004) wenig Unterstützung
für die These, dass die Ausprägung sexueller
Ornamente vom allgemeinen körperlichen Zustand
abhängt (also ein Qualitätsausweis ist).
Bei der Suche nach einem Zusammenhang zwischen Ornament und
“Qualität” ist allerdings zu
berücksichtigen, dass es bei der sexuellen Selektion nicht nur
um “gute Gene” geht, sondern auch um
“passende Gene” (s.u.). Nach einem
Übersichtsartikel von Neff & Pitcher (2005) tragen bei
Arten, in denen das Männchen außer Sperma nichts in
den Nachwuchs investiert, die “guten Gene” des
Vaters allein nur recht wenig zur Fitness seiner Nachkommen bei
– möglicherweise ist hier jedoch die Frage der
“passenden Gene” relevanter (Neff & Pitcher
2005).
123
Vielleicht ist
das eine Ornament modischer Wildwuchs ohne tiefere Bedeutung, ein
anderes wiederum seriöser Ausdruck von Qualität?
− Dahinter steht die
Frage, ob die verschiedenen Ornamente bzw.
Ornamentkomponenten (z.B. die Länge, die Symmetrie, die Farbe,
Musterung etc...) allesamt Marker für eine zugrundeliegende
Gesamtqualität sind – sogenannte single ornament
Hypothese – oder ob jedes einzelne Ornament für eine
andere genetische Qualität steht – multiple ornament
Hypothese (siehe dazu z. B. Møller & Pomiankowski
1993; zur Frage nach „single“ vs
„multiple ornament“ am Menschen siehe Kap. 8).
Irgendwann
muss also auch der Fisher-Scheck durch echte Qualitäten
gedeckt werden, sprich ehrlich werden. −
Garcia
& Ramirez (2005) beschreiben anhand einer mexikanischen
Fischart, wie ein Signal, das zunächst dem bloßen
Zweck diente, durch seine „ästhetische“
Wirkung Weibchen anzuziehen, sich im Lauf der Zeit aber zu einem
Qualitätsindikator entwickelte. Umgekehrt kann jedoch auch ein
Merkmal, das ursprünglich Fitness anzeigte, zu einem
Fisher-Ungetüm werden. Ob das Handicap dann jedoch unbedingt genetische
Qualität anzeigt, ist nicht gesagt – genausogut kann
es auch um phänotypische Qualität gehen.
... heißt es in einem taoistischen
Lehrsatz des altchinesischen Philosophen Zhuangzi. − Nach
Fischer 1997, S. 67
124
... zwar ein
Minderheitenvotum darstellt, aber durchaus interessante Argumente auf
ihrer Seite hat. − Die Frage, ob
sexuelle Selektion als „Isolationsmechanismus“ bei
der Artbildung eine Rolle spielt, ja möglicherweise sogar die
treibende Kraft ist, ist in der Evolutionsbiologie umstritten. Siehe
hierzu den Übersichtsartikel von Ptacek 2000, sowie Cronin
1991, Miller 2001 (S. 93f), Zahavi & Zahavi 1998 (S. 91f) und
Magro 1999.
Ornamente
stehen ihr zufolge zuallererst im Dienst der Arterkennung. −
Ein
Beispiel gibt die Familie der Hawaiianischen Grillen ab. Mit den vier
neuen Arten, die sie pro eine Million Jahre hervorbringt, ist sie ein
Musterbeispiel für äußerst rasante
Artenbildung. Dabei scheint die Abgrenzung zwischen den Arten
ausschließlich auf der unterschiedlichen Taktfrequenz des
Gezirpes der Männchen zu beruhen. Wenn Männchen
unterschiedlicher Arten nebeneinander zirpen, steuert das Weibchen
zielsicher auf den einen zu, der allein sie glücklich machen
kann. Die anderen sind schlichtweg nicht sexy für sie (Mendelson
& Shaw 2005).
...
schrieb beispielsweise im 18. Jahrhundert der Philosoph Edmund Burke.
− Zitiert nach
Menninghaus 2003, S. 92
125
Die Sichtweise
ist, wie gesagt, ein Minderheitenvotum ... − Noch
extremer (und vollkommen ungesichert) ist die Spekulation des
Italieners Alessandro Cellerino, wonach sich in den vielen Tausend
Jahren, in denen der moderne Mensch Seite an Seite mit dem Neandertaler
gelebt hat, möglicherweise diejenigen Gene durchgesetzt haben,
die ihre Träger für die sexuellen Reize von
Neandertalerfrauen bzw. –männern
unempfänglich gemacht haben (Cellerino 2002).
Kapitel
6: Sapiens mal wieder die Ausnahme?
126
Schon in diesem
zarten Alter hat die Menschenfrau den Höhepunkt ihrer
Schönheit erreicht. − Cross &
Cross 1971
... auf Kosten ihrer ganzen übrigen
Lebenszeit.“ − Arthur Schopenhauer,
Über die Weiber (Kapitel XXVII von Parerga und
Paralipomena II), 1851, § 365.
Zumindest bei den meisten jungen Frauen ist das
eindeutig nicht der Fall. − Henss 1992, S. 164
127
... zu 99 Prozent
der Zeit unfruchtbar. − Etcoff 2001, S. 83
128
Sie ist
universal, keine einzige Kultur bildet eine Ausnahme.“
− Buss 1997, S. 116
...
denn die Männer gingen bei ihrer Wahl ausschließlich
nach der Attraktivität. − Huston 1973
...
Entschlossenheit und Mut, vielleicht auch Redlichkeit und
Herzengüte.“ − Arthur
Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung,
zitiert nach Henss 1992, S. 244 (Kleinere Umstellung von mir, UR).
...
unwiderstehliches Geschöpf, blond, langbeinig, klug,
zärtlich“ − DIE ZEIT vom 29.1.04. In
einer Analyse von Heiratsanzeigen der DDR stellten Pfister &
Voigt (1982) das gleiche Muster wie in Westdeutschland fest: Der Mann
ist in erster Linie am Aussehen seiner Zukünftigen
interessiert, die Frau dagegen an den Charaktereigenschaften des
Kandidaten. Siehe auch: Berry & Miller 2001. In dieser Studie
wurde der Erstkontakt von 51 Paaren gegengeschlechtlicher Studenten und
Studentinnen beobachtet. Dabei zeigte sich, dass die
Attraktivität der beteiligten Frau einen starken Einfluss auf
die Qualität der Begegnung hatte. Der Kontakt wurde hinterher
von beiden Partnern, genauso wie von fremden Dritten, als besser,
tiefer und angenehmer empfunden, je attraktiver die Frau war. Bei den
beteiligten Männern dagegen spielte das Aussehen für
die Qualität der Begegnung keine Rolle, sondern die
Persönlichkeit, v.a. das Maß an Extraversion.
Das „klassiche“ Muster der Partnerwahl
(Männer wollen schöne Frauen, Frauen dagegen
Männer mit Persönlichkeit und Status) belegen auch
Regan et al. 2000, Graziano et al. 1997,
Gutierres et al.1999; Kenrick et al. 1994.
129
... sondern durch
den Verkauf einer eigenen Internet-Firma „gemacht“
hatte. − Hanko et al. 2004
Frauen legten bedeutend weniger Wert auf Attraktivität als
Männer, die wiederum gut auf Status verzichten konnten.
− Fletcher et al.
2004. Siehe auch: Li et al. 2002
...
sich nach Männern sehnen, die ihnen in puncto Status
überlegen sind. − Diskussion und
Literatur siehe z. B. Gaulin & McBurney 2001, S. 215ff, Buss
2004, S. 103ff.
130
... werden
systematisch die bessergestellten Männer bevorzugt.
− Buss 1997, S. 79
... sind es gerade die Frauen, die auf die
äußere Attraktivität ihres Liebhabers mehr
Wert legen. − Das Muster wird auch von einer
neueren Studie des Münchener Psychologen Tobias Greitemeyer
bestätigt: Während bei Männern in jeder Art
von Beziehung die Attraktivität ihrer Partnerin ganz oben auf
der Wunschliste steht, gilt für Frauen die Regel: je
kurzfristiger das geplante Engagement, desto höher steht
Attraktivität im Kurs. Bei Langfristbeziehungen ist dagegen
Status unter den erwünschten Eigenschaften eines Mannes
absolut unabdingbar (Greitemeyer 2005).
Auch
die Intelligenz der Bettgenossin ist ihnen ziemlich egal. −
Buss
2004, S. 172
132
... dass sie mit
zornigen Gesichtsausdrücken in Verbindung gebracht werden.
− Aronoff et al.
1988, Aronoff et al. 1992
...
dass Schönheit sich in Abgrenzung zum
„Schimpansen-Look“ entwickelt hat, führt
zum weiblichen Geschlecht. − Siehe auch: Meyer
& Quong 1999. Der Begriff „Schimpansenlook“
stammt von Menninhaus 2003, S. 94.
Die Entwicklung weg vom Affen ist nämlich
in der Tat eine Entwicklung hin zum Kind. − Diese
so genannte „Neotenie-Hypothese“ stammt von dem
Anthropologen Doug Jones (Jones 1995). Danach ist die Entwicklung hin
zu einer kindlicheren Schädelform auf sexuelle Selektion
zurückzuführen – auf die Tatsache
nämlich, dass Männer „neotene“,
also kindliche Gesichtsformen als attraktiver empfinden. Laut Jones
steckt hinter dieser Präferenz eine Vorliebe für
relativ junge Frauen. Die Hypothese wird kontrovers diskutiert (siehe
dazu den Anhang in Jones 1995) – insbesondere zwei Fragen
sind umstritten; Handelt es sich bei dem Hang zu Neotenie um eine echte
Adaptation oder – wie Jones insinuiert − um ein
Nebenprodukt unserer Bevorzugung rel. jugendlicher Frauen? Donald
Symons argumentiert für die Adaptationsthese –
demnach müsste Neotenie per se einen Fortpflanzungsvorteil
bieten. Als möglichen Kandidaten nennt er den Hormonstatus,
der sich möglicherweise auf den Wachstumsprozess des
Gesichtsschädels auswirkt. Auf diese sog.
„Hormonhypothese“ werden wir in Kapitel 8 zu
sprechen kommen. Eine weitere offene Frage bei der Neotenie-Diskussion
ist, ob hinter der Bevorzugung für neotene
Gesichtszüge möglicherweise das Kindchenschema (und
nicht eine Bevorzugung von Jugendlichkeit) als auslösender
Mechanismus steht (z. B. Zebrowitz 1997).
... hat sich der menschliche Schädel
immer weiter hin zum Kindchenschema entwickelt ... − Jones
1995, Brace et al. 1991
Die „Grundeinstellung“ von
Schönheit ist weiblich. − Siehe auch:
Ford & Beach 1951. Die Ethnologen kommen in dieser
ethnographischen Untersuchung von 190 Naturvölkern zu dem
Schluss: „In den meisten Gesellschaften erfährt die
Attraktivität der Frau mehr explizite Wertschätzung
als die der Männer. Deren Attraktivität
hängt üblicherweise mehr von ihrer
Tüchtigkeit als von der äußeren Erscheinung
ab.
In den verschiedensten Kulturen werden Attribute, die sich auf die
körperliche Attraktivität beziehen –
„attraktiv“, „schön“,
„sexy“ – eindeutig mit dem weiblichen
Geschlecht assoziiert (Williams & Best 1990).
133
... wie nahe sie
dem über alles verehrten Ideal weiblicher Schönheit
kommen. − Boesen 1999, S.
219ff
134
... muss er sie
auf Schritt und Tritt bewachen und auch in schöner
Regelmäßigkeit „begatten“.
− Diamond 1998
... was möglicherweise ihren
stärker durchbluteten Lippen, weiteren Pupillen und ihrer
strafferen Haut zu verdanken ist. − Roberts et al.
2004. Siehe auch Law Smith et al. 2006. Angeblich werden Frauen in der
ovulatorischen ihres Zyklus auch symmetrischer (Manning et al. 1996,
Scutt et al., 1996).
Frauen
hängen dann mehr am Telefon. −
Rohwer
2005
...
finden sie den Geruch der fruchtbaren Zyklus-Phase angenehmer
− Poran 1994, Singh
& Bronstad 2001
... wie sich an dem Anstieg ihres
Testosteronspiegels ablesen lässt. −
Grammer & Jütte 1997
... dessen „Weiblichkeit“ bzw.
„Männlichkeit“ sie mit einem Regler
verändern konnten. − Johnston et al. 2001
135
... die dem
eigentlichen Partner an Status und Attraktivität
überlegen sind. − Baker &
Bellis 1995, Buss & Schmitt 1993
Ob an allen derzeit viel diskutierten
zyklusbedingten Veränderungen wirklich etwas dran ist, muss
sich noch erweisen. − Eine Übersicht zum
Thema geben Little et al. 2002, S. 69ff. Siehe auch Penton-Voak et al.
1999, Penton-Voak & Perrett 2001, Gangestad et al. 2002,
Gangestad et al. 2004, Haselton & Miller (in press), Pillsworth
et al. 2004, Bullivant et al. 2004.
Viele der genannten Befunde sind jedoch nicht unumstritten. So fanden
etwa Luevano & Zebrowitz (2005) zwar eine Präferenz
von Frauen für maskuline Männer bei
Kurzzeit-Beziehungen, aber diese waren nicht zyklusabhängig.
Auch die Frage, ob Frauen in ihrer fruchtbaren Zeit wirklich auch
sexuell aktiver sind, ist trotz zig Studien immer noch nicht definitiv
beantwortet. Nach einer großen, multinationalen Studie
scheint sich zumindest in festen Beziehungen unter der Bettdecke nicht
mehr und nicht weniger abzuspielen, wenn die Frau fruchtbar ist (Brewis
& Meyer 2005).
Ähnlich
soll er sein, aber nicht zu ähnlich. −
In
seinem klassischen, als „Amsterdamprojekt“ bekannt
gewordenen Versuch, konnte Pat Bateson nachweisen, dass japanische
Wachteln, wenn man ihnen die freie Auswahl zwischen verschiedenen
Partnern lässt, die Cousins ersten Grades bevorzugen. Die
Geschwister, genauso wie völlig fremde Kandidaten,
ließen sie dagegen links liegen (Bateson 1982).
Daraus lässt sich allerdings keine universale
Gesetzmäßigkeit ableiten: An manchen anderen
Tierarten wurde nachgewiesen, dass gerade
„outbreeding“, also die Paarung mit genetisch
möglichst weit entfernten Partnern, zu mehr und fruchtbarerem
Nachwuchs führt. Das richtige Maß an Nähe
bzw. Ferne scheint u. a. vom Parasitendruck bzw. ganz allgemein vom
Selektionsdruck abzuhängen, also dem Grad der Anpassung einer
Spezies an ihre Umwelt (siehe hierzu z. B. Ridley 1995, S. 388ff; Lynn
Dicks (2002): Like father like husband, New Scientist, 173,
S. 26ff).
136
... um ihrem
Nachwuchs ein optimal angepasstes Immunsystem zu bescheren. −
Z. B. Neff
& Pitcher 2005, Penn 2002, Roberts & Gosling 2003)
... von Carole Ober von der University of Chicago
an den Hutterern erhärtet. − Ober et al.
1997. Philip Hedrick und Francis Black von der Yale University fanden
dagegen bei 11 Indianerstämmen in Amazonien nur ein
zufälliges MHC-Muster der Partner. Die Studie ist allerdings
wegen ihrer kleinen Fallzahl nicht besonders aussagekräftig
(Alison Motluk (2001). Scent of a man. New Scientist, 169(2277),
36ff.
137
... die in ihrer
MHC-Ausstattung „fremd“ waren – jedoch
nicht zu fremd. − Mit ihrer Studie
bestätigt Suma Jacob zumindest zum Teil zwei frühere
Studien, die als erste einen Zusammenhang zwischen MHC-Ausstattung und
Geruchsvorlieben festgestellt hatten (Wedekind et al. 1995, Wedekind
& Füri 1997). Claus Wedekind von der
Universität Bern ließ darin seine Studentinnen die
T-Shirts von sechs Männern beschnüffeln, die diese
zwei Nächte hintereinander getragen hatten. Dabei stellte sich
heraus, dass Frauen den Geruch von Männern bevorzugen, die
ihnen in der MHC-Ausstattung unähnlich sind –
interessanterweise galt dies jedoch nur für Frauen, die nicht
die Pille einnahmen. Anstatt einen unterschiedlichen Partner
(möglicherweise zum Wohle der Immunstärke des
Nachwuchses) auszuschnüffeln, fiel die Wahl von Frauen unter
hormoneller Kontrazeption auf einen ihnen ähnlichen Partner.
Eine mögliche Erklärung liegt laut Wedekind darin,
dass die Pille eine Schwangerschaft vortäuscht – und
in der Schwangerschaft zieht es Frauen möglicherweise zur
vertrauten genetischen Umgebung ihrer Verwandtschaft (siehe auch
DeBruine et al. 2005, Hudson et al. 1996). Das Phänomen ist
auch an Mäusen zu beobachten: Sobald sie schwanger sind, sind
sie von bekannten Gerüchen angezogen.
Wenn
auch das letzte Wort über die Hypothese der
„genetischen Passung“ noch gesprochen ist ...
− Z. B. Thornhill et
al. 2003. Danach riecht MHC-Unähnlichkeit nur für
Männer besser.
138
... zu einer
ominösen Gruppe von Duftstoffen, die als
„Pheromone“ bezeichnet werden. −
Einen
Überblick zum Thema geben Kohl et al. 2001.
139
... obwohl sie
sie zuvor recht unterschiedlich bewertet hatten. −
Grammer
& Jütte 1997
... denn bis heute ist das Ergebnis von Anja
Rikowski von keiner anderen Arbeitsgruppe bestätigt worden.
− Tendenziell wurde es sogar falsifiziert:
Thornhill & Gangestad 1999 fanden zwar bei beiden Geschlechtern
einen Zusammenhang zwischen Attraktivität des Gesichtes und
des Körpergeruchs, dieser war jedoch statistisch nicht
signifikant.
...
sind sich die Menschen ziemlich einig darin, was eine schöne
Stimme ist und was nicht. − Und genauso wie
bei der Optik wird das Schöne mit dem Guten gleichgesetzt: Wer
eine schöne Stimme hat, wird als liebenswerter, kompetenter
und dominanter eingeschätzt (Zuckerman & Driver 1989,
Zuckerman et al. 1990). Dabei beeinflussen sich Stimme und Gesicht
gegenseitig: Wer ein schönes Gesicht hat, dessen Stimme wird
auch als attraktiver wahrgenommen, umgekehrt macht eine schöne
Stimme ein Gesicht in der Wahrnehmung schöner (Zuckerman et
al. 1991).
140
Die Stimme eines
Menschen enthält ziemlich verlässliche Hinweise auf
sein Alter, die Körpergröße, sein Gewicht
... − Krauss et al. 2002
... er ist auch wirklich sexuell aktiver!
− Hughes et al. 2004
... haben nach einer ebenfalls von Susan Hughes
stammenden Studie auch attraktivere Stimmen. − Hughes
et al. 2002
Kapitel
7: Schönheit – nur ein Vorurteil?
143
...
dürfte auf das Konto des Kontrasteffektes gehen. −
Dunn
et al. (1996) zeigten 297 Versuchspersonen Bilder lächelnder
Münder, die sich in der Symmetrie des Lächelns, der
Anzahl der sichtbaren Zähne, dem Zustand ebendieser
Zähne (saniert oder unsaniert) und deren Farbe unterschieden.
Dabei stellte sich die Helligkeit der Zähne als wichtigster
Faktor heraus, der über die Attraktivität des
Lächelns entschied (Dunn et al. 1996).
... deren Wellenlänge genau zwischen den
beiden im Training verwendeten Reizen liegt. − Hanson
1959
144
... neigen
tatsächlich dazu, auf symmetrische Muster stärker
anzusprechen als auf Zufallsmuster. −
Enquist
& Arak 1994, Johnstone 1994
...
ebenso interessanten Theorie zu: der
“Prototyp-Theorie“. −
Auch
„Cognitive averaging theory“ genannt; siehe dazu
Rubenstein et al. 2002.
145
... wurde auch
hier der Durchschnitt als attraktiver empfunden als die Einzelbilder.
− Halberstadt
& Rhodes 2000, 2003
Wie diese Prototypen gebildet und vor allem
gespeichert werden, ist noch immer schwer umstritten. − Die
Prototyp-Theorie ist nur eine Erklärung
für die Erkennung und Speicherung von Signalen. Sie bekommt in
letzter Zeit Gegenwind von so genannten
„konnektionistischen“ Konzepten, die sich auf
Erkenntnisse stützen, die anhand von künstlichen
neuronalen Netzwerken gewonnen wurden; siehe z.B. Enquist &
Arak 1998.
... empfanden hinterher leicht verzerrte Gesichter
als „normal“ und damit auch als attraktiver als
völlig unverzerrte Gesichter. − Rhodes et
al. 2003
146
... empfanden sie
ein aus beiden Volksgruppen gemischtes Gesicht nachher als
„japanisch“ oder eher als
„europäisch“. −
Das
selbe Phänomen lässt sich bei
Gesichtsausdrücken beobachten: Ob ein aus den
entsprechenden Emotionen zusammengemischtes Gesicht als
„angewidert“ oder
„überrascht“ wahrgenommen wird,
hängt davon ab, welchem der beiden Gesichtsausdrücke
die Versuchspersonen vorher ausgesetzt waren (Webster et al. 2004).
Auch die Wahrnehmung der Körperfigur
scheint vom Nachhall-Phänomen beeinflusst zu sein. Christopher
Winkler und Gillian Rhodes setzten ihren Versuchspersonen menschliche
Silhouetten vor, die sie vorher am Computer in unterschiedlichem
Maß künstlich verschmälert oder verbreitert
hatten. Je nachdem, ob die Probanden vorher an dünnere oder
dickere Körperformen gewöhnt worden waren, bewerteten
sie die verschlankten oder verbreiterten Silhouetten als
„normal“. Bei der Bewertung der
Attraktivität zeigte sich jedoch überraschenderweise
ein von den entsprechenden Versuchen an Gesichtern abweichendes
Ergebnis: zwar bevorzugten die an schlanke Figuren gewöhnten
Versuchspersonen noch schlankere Modelle; die an
dickere Figuren gewöhnten empfanden diese jedoch nicht als
attraktiver (Winkler & Rhodes 2005).
...
nimmt sich ein mittelmäßiges Exemplar gleich richtig
bescheiden aus. − Kenrick &
Gutierres 1980. Das Phänomen wird in diesem Zusammenhang als
„Kontrasteffekt“ bezeichnet, und gehört
zum größeren Formenkreis der
„Kontexteffekte“. Einen Überblick
über die umfangreiche Literatur zu Kontexteffekten gibt Henss
1993.
... desto mehr Gemeinsamkeiten dürften
Menschen demnach in ihren Schönheitsstandards entwickeln.
− Ob die Fähigkeit zur Prototypbildung
angeboren ist, oder im Lauf der ersten drei Monate durch Erfahrung
erworben wird, ist umstritten. Walton & Bower (1993) zeigten
Neugeborenen zunächst verschiedene Gesichter. Als sie ihnen im
Anschluss das Durchschnittsbild aus diesen Gesichtern
präsentierten, reagierten diese darauf wie auf ein bekanntes
Gesicht, was von den Autoren als Hinweis auf Durchschnittsbildung (d.h.
Extraktion eines Prototyps) gewertet wird. Dem widerspricht De Haan et
al. (2001): Nach ihren Ergebnissen wird ein Prototyp erst ab dem
dritten Monat gebildet. Siehe hierzu auch Kelly et al. (2006, im Druck).
Im Gegensatz zur Bewertung von Gesichtern, unterscheiden sich Kinder
und Erwachsene in ihren Vorlieben für bestimmte Körperfiguren
deutlich. Erst mit Beginn der Pubertät können Kinder
breitschultrigen Männerkörpern und kurvenreichen
Frauenkörpern etwas abgewinnen. Vorher empfinden sie schmale,
wenig profilierte (also kindliche) Silhoutten als schöner
(Connolly et al. 2004).
147
Tatsächlich schneiden in Rating-Experimenten bekannte
Gesichter regelmäßig besser ab als unbekannte.
− Zebrowitz 1997 S.
137ff, Langlois et al. 1994
... wenn man den Versuchspersonen ein Gesicht so
kurz darbietet, dass sie es gar nicht bewusst wahrnehmen
können! − Moreland et al. 1979
... je weniger Berührung die
Versuchspersonen mit der entsprechenden Volksgruppe gehabt hatten.
− z.B. Rhodes et al. 2005b, Byatt & Rhodes
2004
... dass wir uns an fremde Gesichter ... extrem
schnell gewöhnen können ... −
Sehr schön nachgewiesen wurde dieser
„Gewöhnungseffekt“ von dem israelischen
Psychologen Yair Bar-Haim und seinen Kollegen. Sie setzten drei Gruppen
von Säuglingen, die alle ungefähr drei Monate alt
waren, Gesichter von schwarzen und weißen Erwachsenen vor und
zeichneten die Blickdauer der kleinen Probanden auf. (Sie kennen die
Versuchsanordnung schon von den Versuchen von Judith Langlois aus
Kapitel 1). Die erste Gruppe waren Kinder äthiopischer Eltern,
die auf ihre Einwanderung nach Israel warteten; die zweite stammte aus
weißen, israelischen Familien; und die dritte bestand aus
äthiopischen Kindern, die in einem so genannten
Eingliederungszentrum in Israel lebten. Die schwarzen bzw.
weißen Kinder der beiden ersten Gruppen mochten am Liebsten
die Gesichter ihrer eigenen Hautfarbe. Bei den kleinen
Äthiopiern jedoch, die im Eingliederungszentrum mit Menschen
aus aller Herren Länder zusammenlebten, ließ sich
eine Vorliebe für die eigene Hautfarbe nicht feststellen: sie
teilten ihre Blickdauer gerecht zwischen schwarzen und weißen
Gesichtern auf (Bar-Haim et al. 2006; siehe hierzu auch Sangrigoli
& de Schonen 2004 und Sangrigoli et al. 2005).
... immer mehr weg vom klassischen,
„weißen“ Standard hin zu einem
Multikulti-Ideal geht. − Etcoff 2001, S. 166
150
Kindchenschema ist
demnach nichts anderes als die Gipfelverschiebung von Weiblichkeit.
− Diese Idee stammt
von Vilaynur Ramachandran, den Sie weiter unten kennenlernen werden
(Ramachandran & Hirstein 1999).
151
...
durchschnittlich mehr als einen Punkt auf einer Skala von 1 bis 10 aus.
− Hergovich benutzte
dabei das virtuelle Schminkstudio von L’Oreal (http://www.lorealparis.de),
um die Wirkung verschiedener Schminktechniken zu ermitteln (Hergovich
et al. 2001). Auch in einer Studie von Graham und Jouhar (1980)
führte der Einsatz von Make-up zu signifikant höheren
Attraktivitätszuschreibungen, außerdem wurden auch
die Persönlichkeitsbewertungen positiv beeinflusst. Dasselbe
Ergebnis erbrachte auch eine Studie von Osborn (1996).
Auf der Suche nach dem genauen Wirkmechanismus von Make-up und Schminke
veränderte der Psychologe Richard Russell auf
Schwarz-Weiß-Fotos von Frauen- und Männergesichtern
computertechnisch den Hell-/Dunkelkontrast im Bereich der Augen und des
Mundes (so dass die Lippen sowie Iris, Augenränder, Wimpern
und Augenbrauen gegenübder der umgebenden Haut dunkler
erscheinen). Bei Frauen ging ein höherer Kontrast mit
höheren Attraktivitätswerten einher, bei
Männern war genau das Gegenteil der Fall. Russells
Erklärung: Da Frauen von Natur aus hellere Haut haben als
Männer, ist der höhere Kontrast ein Zeichen von
Weiblichkeit (Russell 2003). Die Effekte sind allerdings gering. Zudem
weist die Studie Mängel auf: so wurde z.B. nicht zwischen der
Wirkung des simulierten Schminkeffektes im Bereich des Mundes und der
Augen differenziert, so dass zumindest bei den Männern das
Ergebnis schlicht darauf zurückzuführen sein
könnte, dass wir geschminkte Lippen nunmal nicht gewohnt sind
(und deshalb merkwürdig empfinden).
152
... die treibende
Kraft hinter der Evolution von Ornamenten und Signalen jeder Art.
− Z.B. Enquist
& Arak 1998. Dass die Evolution von Signalen vom
Empfänger vorangetrieben wird, ist klassisches Gedankengut der
Verhaltensforschung. Siehe z.B. Eibl-Eibesfeldt 1980, S. 147. Siehe
auch Katz 1999.
Auch
der gute alte Fisher aus Kapitel 5 lässt sich mit
Wahrnehmungsvorlieben – genauer der
“Gipfelverschiebung” − erklären.
− Z. T sogar besser,
denn nach dem Signalmodell ist für die Entwicklung eines
Runaway keine genetische Kopplung zwischen Merkmal (des Senders) und
Vorliebe (des Empfängers) notwendig – welche im
klassichen Fisher-Prozess-Modell die Voraussetzung für einen
Runaway ist – womit sich jedoch die Koevolution von Signalen
unterschiedlicher Arten (wie z.B. von Blütenpflanzen und der
bestäubenden Insektenart nicht erklären
ließ.
... aus dem ursprünglich bevorzugten
Grün ein sattes Blau entwickelt hatte. − Jansson
& Enquist 2003
153
... mit einer
noch auffälligeren Show zu imponieren. −
Zur
Signalevolution bei sich widersprechenden Interessen der beiden
Geschlechter (so genannte „Chase away“-Selektion)
siehe Holland & Rice 1998, Rice & Holland 2005.
Je
extremer die Interessenskonflikte zwischen den Partnern sind, desto
extremer entwickeln sich in der Regel die eingesetzten Signale.
− Dabei
dürfte einer neueren Studie zufolge auch eine Rolle spielen,
ob es der Vater oder die Mutter ist, welche über das
Geschlecht des Nachwuchses bestimmen (Albert & Otto 2005). Im
„XY“-System der Säugetiere ist dies das
Männchen: Je nachdem, ob dieses sein X- oder Y-Chromosom
weitergibt, wird das Kind männlich oder weiblich. Bei
Vögeln oder Schmetterlingen dagegen wird das Geschlecht der
Nachkommen von der Mutter bestimmt – sie ist nämlich
„ZW“, während der Vater
„ZZ“ ist, und damit bei der Festlegung des
Geschlechts keine Rolle spielt.
Wenn die für ein bestimmtes, auffälliges Ornament
verantwortlichen Gene nun auf dem Z-Chromosom sitzen (was sie
häufig zu tun scheinen), haben Weibchen ein Interesse, eine
Vorliebe für auffällig ornamentierte
Männchen zu entwickeln – denn dieses wird sein
Z-Chromosom in jedem Fall weitervererben und damit für
auffällig ornamentierten, also begehrten männlichen
Nachwuchs sorgen. Dieser Fitness-Vorteil der männlichen
Nachkommen wiegt die Tatsache, dass der weibliche Teil der
Nachkommenschaft das Handicap zu tragen hat, dass sie durch das
schmückende Z-Chromosom des Vaters für ihre
Fressfeinde sichtbarer sind, mehr als auf.
Im XY-System ist der Fall jedoch anders: Hier sollte sich ein Weibchen
eher für einen unauffälligeren Gatten interessieren.
Denn wenn die für die Ornamentierung verantwortlichen Gene auf
dem X-Chromosom sitzen (was häufig der Fall ist), erscheinen
sie nur bei der Tochter – womit das entsprechende Weibchen
ein doppeltes Problem hat: ihre männlichen Nachkommen sind
nicht „sexy“, ihre weiblichen dagegen haben das
schmückende Gen geerbt – das sie leichter zur Beute
werden lässt.
Ob sich also – unter den Bedingungen der Damenwahl, wie sie
bis auf wenige Ausnahmen in allen Arten vorherrscht – ein
„Runaway“ hin zu einer auffälligen
Ornamentierung des männlichen Geschlechtes entwickelt,
hängt möglicherweise vom chromosomalen System ab.
Sollten sich diese an mathematischen Modellen gewonnenen Erkenntnisse
in der Realität bestätigen, könnte eine
Schlussfolgerung daraus lauten, dass sich das Paradebeispiel Pfau, oder
auch andere stark geschmückte Vogelarten, als
Erklärungsmodell für die sexuelle Selektion von
Säugetieren und insbesondere dem Menschen nicht eignen.
154
Signalevolution ist
so launisch wie die Mode. Z. B. Ghirlanda
& Enquist 2003, Jansson & Enquist 2005, Enquist
& Ghirlanda 2005, Kenward et al. 2004.
Was haben nun die am Tier- und Computermodell erforschten neuronalen
Wahrnehmungsvorlieben mit der menschlichen Schönheit zu tun?
– Nach Enquist kann das Gesicht als n-dimensionaler Raum
aufgefasst werden, dessen Vektoren aus den verschiedensten
Reizgradienten bestehen, die sowohl Generalisierung als auch
Differenzierung erfordern. Beispielsweise müssen Gesichter
trotz ihrer Unterschiedlichkeit als Menschengesichter
erkannt werden, genauso die unterschiedlichen Babygesichter als Babygesichter.
Aus dieser Notwendigkeit zu verallgemeinern leitet sich nach Enquist
unsere Vorliebe für Durchschnittlichkeit ab. Eine andere
Aufgabe des Wahrnehmungssystems besteht darin, die verschiedenen
Kategorien zu unterscheiden (beispielsweise Mann
von Frau, Kind von Erwachsenem, junge Erwachsene von alten etc.), und
dieser Prozess führt zur Vorliebe für
übertriebene Reize, denn je übertriebener ein Reiz,
desto leichter ist er von einem anderen zu unterscheiden. Was wir als
Attraktivität wahrnehmen wäre demnach die Resultante
aus den jeweiligen Optima von supernormalen und
„durchschnittlichen“ Reizen (Enquist et al. 2001).
155
... Gallus
gallus domesticus gegen Homo sapiens. − Ghirlanda
et al. 2002
156
Denn wer kann
sich ein hinderliches Ornament überhaupt leisten? −
So
kann sich offenbar ein Signal, das ursprünglich eine
Wahrnehmungsvorliebe in unehrlicher Weise ausnutzte (so genannte
„Wahrnehmungsfalle“, siehe Christy 1995, Endler et
al. 1998) mit der Zeit zu einem ehrlichen Qualitätssignal
entwickeln, wie die Biologen Constantino Macías Garcia und
Elvia Ramirez von der University of St. Andrews in Schottland anhand
der Schwanzbänder einer mexikanischen Fischart nachweisen
konnten (Garcia & Ramirez 2005, Stuart-Fox
(im Druck).
157
... Leslie Zebrowitz von der Brandeis
University in Massachusets ... −
http://zebrowitz...,
http://www.brandeis.edu...
158
... auch schon
bei etwas niedrigeren Tönen, wenn auch in entsprechend
abgeschwächter Form. − Die Hypothese
heißt auf englisch „Anomalous face
overgeneralization hypothesis“.
... spricht in diesem Zusammenhang vom
„Rauchmelderprinzip“. − Nesse
& Williams 1995
159
... mit deutlich
mehr Milde rechnen als die mit reifen Gesichtern. − Zebrowitz
& McDonald 1991
... möglicherweise als Gegenreaktion auf
ihr Antihelden-Image. − Zebrowitz et al. 1998
160
... dem
Betreffenden den entsprechenden Charakter anzudichten. −
Die
Autoren nennen den Effekt „emotional face
overgeneralization“.
... beide lösen dieselbe Reaktion in uns
aus. − Der Verwechslungseffekt scheint auch hinter
folgendem Phänomen – das Zebrowitz als
„mistaken identity effect“ bezeichnet –
zu stehen: Wer zufällig einem uns bekannten Menschen
ähnlich sieht, dem werden auch dessen Eigenschaften
zugeschrieben. Das „Opfer“ unserer
Überreaktion ist sozusagen in die Haut unseres Bekannten
geschlüpft – eine Verwandlung, die für den
Betreffenden meist eher von Vorteil ist: Wen wir kennen, halten wir
reflexartig für besser − und für
schöner, wie Sie schon aus Kapitel 6 wissen.
... um damit „die Philosophen zu
ärgern“ − wie sein Kollege
Ramachandran schreibt (Ramachandran 2001).
161
Um
zu verstehen, was Kunst ist, muss man das Hirn studieren. − Einer der ersten,
der die Kunst solchermaßen aus biologischem Blickwinkel
betrachtete, war der Verhaltensforscher Irenäus
Eibl-Eibesfeldt (Eibl-Eibesfeldt 1986, S. 819ff).
Und
dort spielen eben genau die Wahrnehmungsvorlieben, die
wir in diesem Kapitel kennen gelernt haben, eine tragende Rolle.
− Einen Überblick geben Reber et al. 2004
...
für die ästhetische Wirkung von Kunstwerken
verantwortlich macht. − Ramachandran
& Hirstein 1999. Die Thesen von Ramachandran und Hirstein waren
Gegenstand einer BBC-Reportage mit dem Titel „The Artful
Brain“, die im Netz unter
http://www.bbc.co.uk... verfügbar ist.
... in dem auf „echte“
Gesichter spezialisierten Hirngebiet und im Mandelkern. − Kawabata
& Zeki 2004. Interessanterweise lief gleichzeitig in Spanien
eine ganz ähnliche – allerdings weniger
ausgeklügelte − Untersuchung, in der ebenfalls
Bilder verschiedener Kategorien verwendet wurden (Cela-Conde et al.
2004). In dieser Studie wurde
„ästhetische“ Aktivität zwar auch
im Frontalhirn nachgewiesen, aber in einem dorsalen Abschnitt.
Der Frage, wo im Hirn unser ästhetisches Urteil
gefällt wird, ging auch das Team um Thomas Jacobsen von der
Universität Leipzig nach. Die Forscher zeigten ihren
Versuchspersonen in der Magnetresonanzröhre verschiedene
Muster geometrischer Formen, die sich in ihrer Komplexität und
Symmetrie unterschieden. Dabei zeigte sich, dass von den
Versuchspersonen als unterschiedlich schön bewertete Muster
auch unterschiedliche Reaktionen im Hirn hervorriefen, wobei offenbar
unterschiedliche Strukturen an der Bewertung eines Musters als
„schön“ und bei der Bewertung als
„symmetrisch“ beteiligt waren. Offenbar arbeiten
die beiden Systeme jedoch nicht vollkommen unabhängig
voneinander: wenn immer ein Reiz als
„schön“ empfunden wurde, führte
dies auch zu einer Aktivierung des Symmetrie-Netzwerkes.
Darüber hinaus förderte die Studie einen
interessanten Befund zu Tage, der uns noch in Kapitel 11 bei der Frage
nach der Herkunft des Attraktivitätsstereotyps
beschäftigen wird: Das für die ästhetische
Bewertung der Reize zuständige neuronale Netzwerk scheint sich
zumindest zum Teil mit dem Netzwerk zu überlappen, das bei
moralischen Wertungen aktiv ist. (Jacobsen et al. 2006).
162
... in die sich
dann hoffentlich irgendwann auch die große Schwester, die
Philosophie, einmischt. − Erste
Ansätze bieten das schon erwähnte Buch des Berliner
Literaturwissenschaftlers Winfried Menninghaus (Menninghaus 2003) und
das des Münchener Literaturwissenschaftlers Karl Eibl (Eibl
2004).
Kapitel
8: Schöne Theorien?
163
... die Theorien
müssen nun zeigen, was sie zur Erklärung der
menschlichen Schönheit beizutragen haben. −
Eine
Diskussion der verschiedenen Theorien der sexuellen Selektion im
Hinblick auf den Menschen bieten neben den in der
Bücherliste genannten Büchern z.B. folgende
Übersichtsartikel:
- Thornhill & Gangestad 1999b
- Grammer et al. 2003
- Skamel 2003
164
... und
dürften damit auch mehr Nachkommen haben. −
Udry
& Eckland 1984
...
dass die befragten Studenten und Studentinnen umso mehr
„dates“ hatten, je schöner sie waren.
− Waller 1937
Die
schönen Liebhaber sind zufriedener mit dem, was sich unter der
Bettdecke abspielt. − Langlois et al.
2000. Langlois teilt das, was Mann und Frau miteinander machen, in zwei
Bereiche ein: unter der Überschrift „Erfahrungen mit
dem anderen Geschlecht“ fasst sie
„Häufigkeit von Verabredungen“,
„Mangel an Angst vor Verabredungen“ und
„Selbstbehauptung bei Verabredungen“. Unter der
Überschrift „Sexuelle Erfahrung“ kommt
dann das Liebesleben im engeren Sinn: „Häufigkeit
von Sex“ und „Anzahl der Partner“. Nach
Langlois schneiden die Attraktiven in beiden Disziplinen besser ab,
sowohl beim Ausgehen (Effektstärke 63/37) als auch nach dem
Heimkommen (58/42).
...
und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb von festen
Beziehungen. − Z.B. Thornhill & Gangestad 1994;
Thornhill et al. 1995; Gangestad & Thornhill 1997.
... aktiver als ihre weniger ansehnlichen
Schwestern – allerdings nicht in fremden Betten. − Die
Datenlage ist jedoch, wie gesagt, bei den Frauen weniger eindeutig
– um nicht zu sagen, verworren: In verschiedenen Studien
steigt mit der Attraktivität die Anzahl der Partner, z.B. in
der Untersuchung von Hughes & Gallup (2003): demnach geht eine
attraktive „waist-to-hip ratio“ mit der Aufnahme
von Geschlechtsverkehr in jüngeren Jahren, einer
größeren Anzahl von Partnern und mehr
Seitensprüngen einher.
In einer Untersuchung an australischen Studenten hatte ein attraktiver
Körper jedoch keinerlei Einfluss auf das Sexleben der
jeweiligen Frau – wohl aber ein schönes Gesicht. Die
mit einem solchen gesegneten Frauen hatten früher mit Sex
angefangen, und hatten mehr Langzeit-Partnerschaften (definiert als
mehr als 12 Monate haltende Beziehungen) hinter sich. Bei den
Kurzzeit-Beziehungen ergaben sich allerdings keine Unterschiede zu
ihren weniger attraktiven Geschlechtsgenossinnen (Rhodes et al. 2005a).
US-amerikanische Psychologen gingen 1999 der Frage nach, was eigentlich
Frauen mit einer ungewöhnlich hohen Zahl an Sex-Partnern
auszeichnet – und kamen zu dem überraschenden
Ergebnis, dass diese Frauen sich in ihrer Attraktivität nicht
von ihren zurückhaltenderen Geschlechtsgenossinnen
unterschieden (Mikach & Bailey 1999). Auch eine deutsche
Untersuchung an der FU Berlin an 180 Singles ergab bei Frauen keine
Korrelation zwischen Attraktivität und der Anzahl ihrer
Partner − wohl aber bei Männern (Pashos &
Niemitz 2003).
Wieder andere Studien legen nahe, dass die sexuelle Aktivität,
wenn man sie gegen die Schönheit aufträgt, bei Frauen
einer U-Kurve folgt: mehr Umtriebigkeit im oberen und unteren Bereich
der Attraktivitätsskala, in der Mitte herrscht dagegen etwas
mehr Ruhe. In einer Untersuchung aus dem Jahr 1987 hatten sowohl
besonders unattraktive als auch besonders attraktive Frauen mehr
Sexpartner (Stelzer et al. 1987). Eine Studie aus dem Jahr 1970
bestätigt diesen Befund zumindest teilweise: Im Jahr 1970
gaben 400 Studentinnen der University of Colorado Auskunft
über ihr Liebesleben. 56% der besonders attraktiven Frauen
waren keine Jungfrauen mehr, dagegen nur 31% der durchschnittlich
Attraktiven − gegenüber 37% der
unterdurchschnittlich Attraktiven (Kaats & Davis 1970).
Allerdings ergab sich in dieser Studie zwischen den erfahrenen
Schönen und eher Unschönen kein Unterschied in der
Anzahl der Partner und der Häufigkeit von Geschlechtsverkehr.
...
was nach einer Studie aus dem Jahr 1998 auch die Bereitschaft zu
ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einbezieht. −
Agocha
& Cooper 1999
165
... wäre
makellose Haut damit der „Indikator“ für
gute Gene par excellence ... − Tatsächlich
werden Menschen mit glatter Haut nicht nur als schöner,
sondern auch als gesünder wahrgenommen (Jones et al. 2004a).
Ob diese Verbindung ausschließlich auf das Konto des
Attraktivitätsstereotyps geht (siehe nächstes
Kapitel), oder ob glatte Haut tatsächlich für mehr
Gesundheit (ein besseres Immunsystem etwa) steht, ist eine
heiß diskutierte Frage, auf die es jedoch bisher keine
wirklich überzeugende Antwort gibt (siehe z.B. Fink et al.
2001, Weeden & Sabini 2005).
...
nämlich einer besseren Gesundheit für unseren
Nachwuchs? − Roberts et al.
2005a, Roberts et al. 2005b.
166
... dass uns die
Evolution mit einer Vorliebe für perfekt symmetrische
Gesichter ausgestattet hätte. −
Zaidel
et al. 2005; Zaidel
& Cohen 2005. Siehe auch: Weeden & Sabini 2005. Nach
diesem Übersichtsartikel gibt es zwar einen geringen
Zusammenhang zwischen Attraktivität und Symmetrie, dieser ist
jedoch nur schwach und außerdem nur für
Männergesichter nachweisbar. Auch Hönekopp et al.
2004 fanden keinen Zusammenhang zwischen Gesichtssymmetrie und
Attraktivität. (dafür dokumentierten sie erhebliche
methodische Zweifel an vorhergehenden Symmetrie-Studien).
Auch Thornhill und Gangestad – die beiden
Symmetrie-Päpste resümieren in ihrem
Übersichtsartikel (Thornhill & Gangestad 1999b):
wieviel Symmetrie zur Attraktivität eines Gesichtes
beiträgt, ist derzeit unbekannt; aber neuere Ergebnisse legen
nahe, dass es wenig ist.
Je
symmetrischer die Männer gebaut waren, desto mehr Partnerinnen
hatten sie, sowohl im Ehebett als auch außerhalb. −
Die Korrelationen
waren jedoch, wie die Autoren zugeben, ziemlich klein (Thornhill & Gangestad 1994;
Gangestad & Thornhill 1997).
Sie
erlebten nämlich häufiger einen Orgasmus –
und zwar tendenziell gemeinsam mit ihrem Partner. −
Thornhill
et al. 1995; Møller et al. 1999b. Dabei war die
Orgasmushäufigkeit nicht nur mit Symmetrie sondern auch der
Attraktivität des Partners korreliert. Auch in einer an der
Universität Kassel durchgeführten Untersuchung, die
sich auf 388 Fragebögen stützt, berichten diejenigen
Frauen mit den attraktiveren Partnern häufiger über
einen Orgasmus beim letzten Zusammensein. Die Studie leidet jedoch
daran, dass Attraktivität subjektiv eingeschätzt
wurde, und somit Faktoren wie der Grad der Verliebtheit im Spiel
gewesen sein dürften und das Ergebnis möglichweise
verfälschen.
167
... So sollen
symmetrische Männer etwa das bessere Immunsystem haben ...
− Thornhill et al.
2003
...
besseres Sperma ... − Manning et al.
1998; Soler et al. 2003
... und bessere Haut ... − Jones
et al. 2004a, 2004b
... von höherer Intelligenz ganz zu
schweigen. − Furlow et al. 1997. Demnach sind die
Intelligenzunterschiede zu 20% an körperliche Symmetrie
gekoppelt.
... sind anscheinend symmetrische Brüste
Zeichen von Fruchtbarkeit. − Manning et al. 1997;
Møller et al. 1995
Nach der „Gute Gene-Hypothese“
ist ein schönes Gesicht ein
„Gesundheitszeugnis“. − Thornhill
& Gangestad 1999b
168
... dieser ist
jedoch recht schwach und außerdem nur bei Frauen
aufzuspüren. − Der Zusammenhang
von Gesundheit und Attraktivität ist nicht besonders
systematisch erforscht, auch wenn zu diesem Thema eine Vielzahl von
Studien vorliegen, die sich jedoch nicht nur in ihrem Design erheblich
unterscheiden, sondern auch in ihrer Qualität – hier
lassen viele sehr zu wünschen übrig, manche liegen
auch unter jeder Kritik. Eine Metaanalyse des ganzen bunten Haufens
haben Weeden und Sabini (2005) versucht. Ihr Ergebnis: bei Frauen
lässt sich ein, allerdings schwacher, Zusammenhang zwischen
Aussehen und Gesundheit feststellen, bei Männern nicht. Einen
Literaturüberblick gibt (neben Weeden & Sabini 2005)
auch eine Seminararbeit von Margarete Poekl, die in dem Sammelband von
Andreas Hergovich (2001) veröffentlicht ist.
Das letzte Wort zum Thema Gesundheit ist auch mit der Metaanalyse von
Weeden und Sabini noch nicht gesprochen. Aus theoretischen
Erwägungen müssten Gesundheit und
Attraktivität deutlich korrelieren, und zwar deshalb, weil die
beide Größen von der Variablen „sozialer
Status“ abhängig sind. Mehr dazu weiter unten in
diesem Kapitel.
...
Satoshi Kanazawa von der London School of Economics und Jody Kovar von
der University of Pennsylvania, der für einiges Aufsehen
sorgte. − Kanazawa &
Kovar 2004. Seit seinem Erscheinen führt der Artikel die
Charts der am häufigsten heruntergeladenen Artikel der
Zeitschrift Intelligence an.
169
... auf robuste
wissenschaftliche Ergebnisse stützen. −
z.
B. Hart et al. 2005; Deary et al. 2005
... und ist eindeutig mit „Ja“
zu beantworten. − Literatur siehe Kanazawa
& Kovar 2004
Schönheit ist danach mindestens in
gleichem Maße erblich wie Intelligenz. − McGowern
et al. 1996, Rowe et al. 1989
170
...
hartnäckig als „Beweis“ für die
Gute-Gene-Hypothese angeführt. − Henderson
& Anglin 2003
... und der Evolutionspsychologe Victor Johnston
von der University of New Mexico gehören. − z.
B. Johnston 2006, Thornhill & Grammer 1999
... und führt damit zu den begehrten
weiblichen Gesichtsproportionen. − Die
Beeinflussung des Wachstums des Gesichtsschädels durch
Östrogen ist allerdings (genauso wenig wie die von
Testosteron) nicht gut abgesichert. Wirklich aussagekräftige
Studien werden von den Proponenten nicht angeführt. Mit
Sicherheit wird die Gesichtsmorphologie auch von einer nicht mit
Hormonwirkungen assoziierten genetischen Komponente beeinflusst. Ob ein
Mensch ein langes oder kurzes Kinn bekommt, ist oft schon im
Kindesalter zu erkennen, und hängt in der Regel schlicht von
der Kinnlänge der Eltern ab.
Dazu kommt, dass die Fruchtbarkeit einer Frau
tatsächlich von ihrem Östrogenspiegel
abhängt. − Literatur siehe Jasienska et
al. 2004
... nach guter wissenschaftlicher Sitte noch der
Bestätigung durch andere Untersucher bedürfen.
− Die Studie von Law Smith et al. (2006) hat das
unbestreitbare Verdienst, dass sie den überfälligen
Einstieg in die Erforschung des Zusammenhangs zwischen
Attraktivität und Geschlechtshormonen am weiblichen Gesicht
markiert. Die Untersuchung hat jedoch ein paar Schwachpunkte, die in
der Studie selber z.T. nicht ausreichend diskutiert werden
(für eine interessante Diskussion der Befunde danke ich
Johannes Hönekopp von der TU Chemnitz):
► Hormonspiegel
schwanken oft enorm. Dies gilt beim Östrogen insbesondere in
der späten follikulären Phase, wo der ovulatorische
Gipfel sehr steil ist und dann abrupt wieder abfällt. Es
hängt also stark vom Messzeitpunkt ab, ob man den jeweiligen
Gipfel „erwischt“ oder nicht. Dies ist nur bei
täglicher Messung gewährleistet, in der vorliegenden
Studie erfolgten die Messungen aber nur einmal wöchentlich.
Die Östrogenunterschiede zwischen den Frauen könnten
damit vor allem die Tatsache widerspiegeln, wie exakt man den Gipfel
erwischt hat. In diesem Fall hätten Law Smith et al. die
Frauen nicht nach der Höhe der jeweiligen
Östrogenexposition voneinander getrennt, sondern die
ovulierenden von den noch nicht oder nicht mehr ovulierenden Frauen.
Wenn ovulierende Frauen – wie Roberts et al. 2004b berichten
– tatsächlich als attraktiver wahrgenommen werden,
so hätten Law Smith et al. letztlich nur diesen Effekt
repliziert, nicht aber einen Hinweis auf die oft postulierte globalere
Östrogenwirkung auf die Gesichtsattraktivität (z. B.
im Rahmen des Wachstumsprozesses des Gesichtsschädels)
aufgedeckt.
► Law Smith et al.
gehen in ihrer Studie nicht auf die Frage ein, worin
nun der Attraktivitätsunterschied zwischen den unter hohem
bzw. niedrigerem Östrogeneinfluss stehenden Gesichtern
besteht. Wenn man die beiden Bilder vergleicht, fällt jedoch
ins Auge, dass sich die Proportionen der unteren
Gesichtshälfte deutlich unterscheiden: Das
„östrogenhaltigere“ Gesicht hat ein
niedrigeres Kinn – aus Kap. 2 wissen Sie, dass dieses Merkmal
zu den wichtigsten Attraktivitätsmerkmalen des weiblichen
Gesichtes zählt. Dieser Befund würde auf eine
Östrogenwirkung im Lauf des Wachstumsprozesses hinweisen.
► Die Hypothese,
dass die weibliche Gesichtsform vom Östrogenspiegel
während des Wachstums abhängt, ist jedoch alles
andere als abgesichert. Der Wachstumsprozess des
Gesichtsschädels ist zwar aus morphologischer Sicht recht
ausgiebig untersucht (z.B. Mark et al. 1988), bei der Frage nach den
Ursachen für die unterschiedliche Wachstumsdynamik des
männlichen und weiblichen Schädels herrscht jedoch
wenig Klarheit. Auch Law Smith et al. können offenbar keine
diesbezügliche Literatur nennen. (Auch Law Smiths Coautor
David Perrett stellt in einer Publikation aus dem Jahr 1999 die
unterschiedlichen Wachstumsmuster des männlichen und
weiblichen Gesichtsschädels ausschließlich als
Effekt des männlichen Hormones Testosteron (bzw. dessen
Abwesenheit) dar. Demnach ist die weibliche Gesichtsform quasi der
„Default-Modus“, von dem dann je nach
Testosteron-Einfluss mehr oder weniger abgewichen wird – von
einem Östrogeneinfluss ist darin nicht die Rede; siehe Perrett
& Penton-Voak 1999).
► Gerade im Hinblick
auf den Unterschied in der Gesichtsproportion liegt im Fall der
vorliegenden Studie eine Erklärung für die
Nullkorrelation bei den geschminkten Gesichtern nicht recht auf der
Hand. Die Gesichtsproportionen dürften von der Verwendung von
Make-up recht unabhängig sein.
172
... einmal
hübsch, immer hübsch. −
Der
amerikanische Psychologe G.R. Adams sammelte Bilder von Kindern vom
Kindergarten- bis ins Jugendlichenalter, und stellte fest: Wer als Kind
ein hübsches Gesicht hatte, hatte dieses auch noch als junger
Erwachsener (Adams 1977). Bei der Körperform sind die
Unterschiede im Lauf des Lebens natürlich
größer – aus einem anmutigen Kind kann
problemlos ein teigiger 45-Jähriger werden.
... mit größeren
Brüsten und einer schlankeren Taille einherzugehen.
− Jasienska et al.
2004. − Wenn nun die Attraktivität des
(weiblichen) Körpers also zumindest teilweise auf das Wirken
von Hormonen zurückzuführen ist, und die
Schönheit des Gesichtes – wenn die Ergebnisse von
Law Smith et al. einer kritischen Prüfung standhalten
− möglicherweise ebenfalls (wenn auch wahrscheinlich
zu einem viel kleineren Teil), stellt sich die Frage, ob es vielleicht
einen Zusammenhang zwischen einem schönen Gesicht und einem
schönen Körper gibt?
Die Frage ist auch aus
evolutionstheoretischer Sicht interessant. Wenn Schönheit
nämlich „gute Gene“ signalisiert, lassen
sich daraus zwei Schlüsse ziehen: Entweder die verschiedenen
Komponenten der Schönheit (Figur, Haut, Symmetrie,
Gesichtsform etc.) sind allesamt Marker für diese
zugrundeliegende Gesamtqualität – sogenannte single
ornament Hypothese – oder jede Komponente steht
für eine andere genetische Qualität: die
Hautglattheit z. B. für Parasitenfreiheit, die Symmetrie
für „Entwicklungsstabilität“ etc.
– multiple ornament Hypothese (siehe z.
B. Møller et al. 1993).
Die einzige Untersuchung, die dieser Frage beim Menschen nachgeht,
stammt von Randy Thornhill und Karl Grammer (Thornhill & Grammer 1999).
Darin wurden Nacktaufnahmen von 92 Frauen europäischer
Abstammung im Alter von 18 bis 30 Jahren, die sich auf eine Anzeige in
der Los Angeles Times hin gemeldet hatten, von
einer männlichen Jury bewertet, die aus je 30 jungen
Österreichern und Studenten der University of New Mexico
bestand. Die Männer bekamen dabei entweder nur die Gesichter
der Frauen zu sehen, oder aber nur ihre Vorder- bzw. Hinteransichten.
Thornhill und Grammer stellten nun fest, dass die Bewertungen der drei
verschiedenen Ansichten miteinander korrelierten, und zwar Vorder- mit
Hinteransicht recht stark (r = 0,6), und Gesicht mit Vorder- bzw.
Hinteransicht etwas weniger, aber immer noch deutlich (r = 0,3). Wer
ein schönes Gesicht hat, hat demnach mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit auch eine gute Figur, und umgekehrt. Die Autoren
schließen daraus, dass der Körper und das Gesicht
der Frau zusammen ein single ornament darstellen,
das potentiellen Partnern „gute Gene“ anzeigt
– und diese guten Gene sehen sie in einer opulenten, auf hohe
Fruchtbarkeit deutenden Ausstattung mit weiblichen Hormonen am Wirken.
Die Studie wird in der
evolutionspsychologischen Literatur oft als eine Art Kronzeugin
für die Hormon-Hypothese gehandelt – eine Tatsache,
die jedoch ein paar kritische Anmerkungen verdient:
► Gerade im Lichte
der Ergebnisse von Law Smith et al., nach denen Schminken die positive
Korrelation zwischen Hormonstatus und Attraktivität zunichte
machte, nimmt es Wunder, dass Thornhill & Grammer diesen Faktor
in ihrer Studie nicht berücksichtigten. Sie schreiben zwar,
„faces appear to have little make-up on them“, aber
wirklich überzeugen kann diese Aussage nicht. Wer in Los
Angeles in das Studio eines Starfotografen (wie es in der vorliegenden
Studie der Fall war) geht, ist bis zum Beweis des Gegenteils perfekt
geschminkt. Auch die Möglichkeit, dass nur ein Teil der
Kandidatinnen geschminkt war, ein anderer nicht, wirkt nicht gerade
beruhigend – nachdem Schminken schätzungsweise
immerhin 20% der Varianz beim Schönheitsurteil ausmacht (siehe
Kap. 7).
► Selbst wenn die
gefundenen Korrelationen „echt“ sind −
stützen die Ergebnisse tatsächlich die
Hormonhypothese? Zweifel sind nicht nur deshalb angebracht, weil sich
die Behauptung der Autoren, dass Östrogen den Wachstumsprozess
des Gesichtes (im Sinne attraktiver weiblicher Gesichtsproportionen)
auf keine validen Daten stützen kann. Mindestens drei
Erklärungsmöglichkeiten bieten sich als Alternative
zur „Hormonhypothese“ an:
► Erstens: Die Haut. Haut
ist, wie Sie aus Kapitel 2 wissen, beim Gesicht der
hauptsächliche attraktivitätsbestimmende Einzelfaktor
– und möglicherweise beeinflusst die Zartheit der
Haut auch unser Schönheitsurteil beim Körper. Wer nun
aber eine schön glatte Haut im Gesicht hat, dürfte
eine solche möglicherweise auch am Körper sein Eigen
nennen – womit sich zumindest ein Teil der Korrelationen
zwischen den einzelnen Ansichten erklären lassen
könnten. Natürlich kann die Qualität der
Haut wiederum von Hormonen beeinflusst sein – aber eben
genausogut durch viele andere Faktoren, wie z.B.
MHC-Heterozygozität, wenn man der Spekulation von Roberts et
al. 2005a folgen will. Oder einfach „guten
Hautgenen“ ohne jede sonstige Bedeutung? Oder oder ...
► Eine zweite, von Doug Jones
stammende, Erklärungsmöglichkeit wird in der Studie
zwar zitiert, aber nicht wirklich diskutiert: dass nämlich
eine Korrelation der drei Ansichten möglicherweise auch
über den Faktor „assortative mating“
erklärt werden könnte (der besagt, dass ein Mann, der
auf schöne Gesichter steht, in der Regel auch eine Vorliebe
für schöne Vorder- und Hinteransichten hat, und dass
dieser in dieselbe Richtung weisende Selektionsdruck auch die
verschiedenen „Ornamente“ in dieselbe Richtung
drängt).
► Eine dritte mögliche
Erklärung wird von den Autoren zwar diskutiert, aber nicht
stichhaltig entkräftet: dass nämlich Frauen mit einem
besonders schönen Gesicht auch eher dazu neigen
dürften, ihren Körper durch Diät und
Training in Form zu halten.
► Obwohl es auf den
ersten Blick so aussieht, als ob sich die beiden Studien von Law Smith
et al. (2006) und Thornhill & Grammer bestens
ergänzten, ist dies bei genauerem Hinsehen nicht unbedingt der
Fall (auch dann nicht, wenn man von den gegenläufigen
Ergebnissen beim Faktor „Schminken“ absieht): Wenn
wirklich der Östrogenspiegel der Schlüssel zur
Erklärung der gefundenen Korrelationen wäre,
müssten gerade die Merkmale des Körpers, die von
einem hohen Östrogenspiegel abhängen, ganz besonders
mit der Gesichtsattraktivität korrelieren. Beim
Körper schlagen sich höhere Ö-Spiegel nach
der von Law Smith zitierten Studie von Jasienska et al. (2004) durch a)
größere Brüste und b) eine geringere
Waist-to-hip ratio nieder. In der Thornhill-Studie waren es
aber gerade diese beiden Faktoren, die nicht mit der
Gesichtsattraktivität korreliert waren. Man kann sich dem
Fazit der Autoren, „More research is needed“ also
nur anschließen.
Woran
aber hätten die schönen Homo-sapiens-Mitglieder
schwerer zu tragen als die weniger schönen? −
Zur
Frage der Anwendbarkeit der Handicap-Theorie auf Homo sapiens siehe
Skamel 2003.
173
...
„durch größeren Wärmeverlust
verschwendeten Energie“. −
Zahavi
& Zahavi 1998, S. 360
... gute Ernährungsmöglichkeiten
für den Nachwuchs vorgaukeln. − Aber auch
bei dieser Erklärung bleibt die Frage offen, warum nicht alle
Männer auf die Maxi-Ausstattung stehen, sondern im Gegenteil
die Geschmäcker sehr verschieden sind.
174
– womit
der Grundstein zur langfristigen Paarbindung gelegt worden
wäre. − Diese und andere
Spekulationen sowie die enstsprechende Literatur findet sich in
Menninghaus 2003, S. 181
...
mussten die erotisierenden Pobacken an die Vorderfront wandern.
− Morris 1968
...
aber die Hässlichen waren tatsächlich auch weniger
schlau. − Zebrowitz
& Rhodes 2004. Die Studie verwendet dieselbe Stichprobe wie die
Längsschnittstudie von Zebrowitz et al. 2002. Im Prinzip
handelt es sich um eine Nachuntersuchung, wobei diesmal das
„Untersuchungsgut“ in zwei Gruppen eingeteilt
wurde: eine schönere und eine weniger schöne
Hälfte. Wenn Probanden anhand von Fotos die Intelligenz und
die Gesundheit der Abgebildeten einschätzen sollten, so gelang
ihnen das bei der unattraktiven Stichprobe – zumindest bei
dreien der vier untersuchten Altersstufen − recht gut; bei
der attraktiveren Stichprobe jedoch zeigte sich keinerlei Zusammenhang
zwischen dem Urteil der Bewerter und den tatsächlichen
Verhältnissen.
Leider gilt auch für die Hypothese der schlechten Gene, dass
die Befunde, auf die sie sich stützt, genauso gut durch die
„soziale Passung“ erklärt werden
können, also durch die Tatsache, dass aufgrund der
Stratifizierung der Gesellschaft (weibliche) Schönheit und
(männliche) „Qualität“
unweigerlich zusammenfinden (s.o.).
Als Unterstützung für die „bad
genes“ Hypothese von Leslie Zebrowitz lässt sich
möglicherweise auch ein Befund aus der hirnphysiologischen
Attraktivitätsforschung verbuchen: In der in Kapitel 7
erwähnten Studie von Kawabata & Zeki (2004), in der
Probanden in der Magnetresonanz-Röhre mit den verschiedensten
Kunstwerken konfrontiert wurden, stellten die Autoren zu ihrer eigenen
Verblüffung („we are puzzled“) fest: Wenn
die Probanden „schöne“ bzw.
„hässliche“ Bilder (d.h. Bilder, die sie
in einem Vorversuch selber als „schön“
bzw. „hässlich“ klassifiziert hatten)
betrachteten, wurde neben ihrem Belohnungszentrum (das allerdings nur
auf die „schönen“ Bilder reagierte) in
beiden Fällen auch der Motorkortex aktiv, dessen Aufgabe es
ist, Muskelbewegungen vorzubereiten und zu koordinieren. Dabei wurde
der Motorkortex besonders dann hellwach, wenn die Versuchsperson
hässlichen Bildern ausgesetzt war.
Dass das Bewegungssystem bei der ästhetischen Bewertung mit
einbezogen war, erklären sich die Autoren damit, dass der
Organismus auf diese Weise vorbereitet wird, auf die jeweiligen Reize
adäquat zu reagieren – sich beispielsweise zu
nähern oder aber auch zu fliehen. Diese Reaktionsbereitschaft
war nun aber deutlich größer, wenn die Probanden
hässlichen Reizen ausgesetzt waren – ganz wie es die
Zebrowitzsche „Übergeneralisation“
voraussagt.
Dass Hässlichkeit offenbar stärker
abstoßend wirkt als Schönheit anziehend, wurde auch
in einem einfachen Zuordnungsexperiment im Jahr 1968 demonstriert
(Lampel & Anderson 1968). Versuchspersonen bekamen drei Bilder
unterschiedlich attraktiver Gesichter sowie vier unterschiedlich
schmeichelhafte Charakterbeschreibungen in allen 12 möglichen
Kombinationen vorgelegt, und wurden nach ihren Eindruck von der
jeweiligen Person befragt. Es überrascht nicht, dass das
attraktive Bild einen positiven Einfluss auf die
Persönlichkeitsbewertung hatte, genauso wie das unattraktivste
Bild sie negativ beeinflusste. Dabei war aber der positive Effekt des
schönen Gesichtes deutlich geringer als der negative Einfluss
des hässlichen! Alle vier Kombinationen mit dem
hässlichen Bild wurden ziemlich einheitlich negativ bewertet,
d.h. selbst die extrem positive Charakterbeschreibung konnte
gegenüber dem Eindruck des hässlichen Bildes in der
Gesamtbewertung der Person wenig ausrichten.
...
von neutralen, weil ahnungslosen Testpersonen überproportional
häufig als unattraktiv bewertet wurden. −
In
einer Studie von Farina et al. 1977 etwa wurden Fotos von chronischen
Psychiatriepatienten (durchschnittliche Hospitalisationsdauer 6 Jahre)
im Vergleich zu nicht hospitalisierten Gleichaltrigen als deutlich
weniger attraktiv bewertet. Eine andere Studie der selben Forscher an
weiblichen Patientinnen einer psychiatrischen Einrichtung ergab, dass
die Erkrankung der Patientinnen umso schwerer war, je weniger attraktiv
sie von den Bewertern eingeschätzt wurden. (Allerdings
könnte in diesem Fall die Kausalität auch umgekehrt
sein: wer schwerer erkrankt ist, kümmert sich auch weniger um
sein Aussehen).
Napoleon et al. (1980) nahmen sich die High school-Jahrbücher
von Patienten einer psychiatrischen Abteilung vor. Bei der Bewertung
der Fotos zeigte sich, dass die späteren Patienten auffallend
weniger attraktiv waren als ihre gleichaltrigen Mitschüler.
Ein ähnlicher Zusammenhang zeigte sich an
Gefängnisinsassen: Die Psychologen Norman Cavior und Ramona
Howard ließen 159 Fotos von Insassen eines amerikanischen
Jugendgefängnisses mit Fotos von 134
Highschool-Schülern vergleichen. Die straffällig
gewordenen Jugendlichen wurden als weniger attraktiv bewertet als ihre
unauffälligen Altersgenossen (Cavior & Howard 1973).
176
... und in ganz
derselben Weise, wenn ein Hässlicher seinen Blick abwendete.
− Kampe et al. 2001
... der nur innerhalb einer genetisch
programmierten so genannten sensiblen Phase ablaufen kann und
unwiderruflich ist. − Grundlegendes zur Rolle von
Prägung in der sexuellen Selektion und weitere Literatur
siehe: Owens et al. 1999; Penton-Voak
& Perrett 2000.
177
... an dem sie
dann den Geruch anderer Männer zeitlebens abgleichen.
− Jacob et al. 2002
Genauso entscheiden sich adoptierte Schafe und
Ziegen bei der späteren Partnerwahl für die Spezies
ihrer Adoptivmutter. − Kendrick et al. 1998
... befriedigte sich mit Hilfe der nackten
Jünglinge einer Ausgabe der Zeitschrift
„Playgirl“ selber. − „Das
Fest der Triebe“, SPIEGEL 41/2005, S. 203
Die sensible Prägungsphase für
Fetische scheint demnach zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr zu
liegen. − Für Informationen und anregende
Diskussionen über die Irrungen und Wirrungen des menschlichen
Sexuallebens danke ich Magnus Enquist von der Universität
Stockholm.
... die Jungs dagegen wandeln eher auf den Spuren
der Mutter. − Jedlicka 1980
178
Bei
Männern geht offenbar die Haarfarbe der Mutter in die
Schönheitsgleichung ein, bei Frauen dagegen die beider Eltern.
− Little &
Perrett 2002; Little et al. 2003
...
tippen sie überzufällig häufig auf den
richtigen. − Das war v.a. dann
der Fall, wenn das Verhältnis zum Adoptivvater in der Kindheit
gut gewesen war (Bereczkei et al. 2004). Dass es sich auch bei den
Vorlieben für bestimmte MHC-Konstellationen im Tierreich um
erlernte (Präge-)Prozesse handelt, konnten Penn &
Potts 1998 durch Studien an Tieren zeigen, die von Müttern
einer anderen Art adoptiert worden waren.
179
„Evolution nach der Mode“ −
Der
Begriff stammt m. W. von Winfried Menninghaus (Menninghaus 2003).
180
... sind sie sich
doch von ihrer genetischen Substanz her äußerst
ähnlich. − Für
Biologen zählen wir zu den „kleinen Arten“
– obwohl von der Verbreitung und
Bevölkerungsgröße her keine
größere Art als unsere vorstellbar ist. Das
„klein“ bezieht sich auf die genetische Vielfalt,
die in unserem Fall deshalb so klein ist, weil die Homo
sapiens-Bevölkerung vor weniger als 100 000 Jahren, kurz vor
ihrer Auswanderung aus Afrika, zu einer kleinen Horde
zusammengeschmolzen war, von der alle heute lebenden Menschen abstammen.
...
dass die Sonneneinstrahlung allein als Erklärung für
die helle Haut der Europäer nicht ausreicht. −
Aoki
2002; Frost (im Druck)
181
... die Menschen
anderer Rassen würden ihr jeweiliges Aussehen dem der
Europäer vorziehen. − Nach Etcoff 2001,
S. 154
Dabei ergab sich kein Hinweis auf eine Bevorzugung
der eigenen Population. − Burke et al. 2005. Eine
minimale Bevorzugung der eigenen Population fand sich bei
Männern als Bewertern von „echten“ (also
nicht gemorphten) Frauengesichtern. Rhodes et al. 2005b (s.u.) konnten
eine Bevorzugung der eigenen Population nur bei Weißen
feststellen, wenn männliche Gesichter zur Bewertung standen.
Hönekopp et al. (im Druck) fanden dagegen generell eine
Bevorzugung der eigenen Population.
182
... schreibt etwa
der Historiker Arthur Marwick in seinem Standardwerk Beauty in History.
− Marwick 1988, S. 33
Dasselbe galt auch für
„echte“ Mischlingsgesichter. − Rhodes
et al. 2005b. Die Bevorzugung von Mischlingen widerspricht eigentlich
der Prototyp-Theorie (nach der wir immer diejenige Ethnie bevorzugen
müssten, von der wir die meisten Gesichter um uns haben
– in der Regel also die eigene. Rhodes erklärt sich
die höhere Attraktivität von Mischlingsgesichter
damit, dass sie gesünder wirken – was sie wiederum
attraktiver mache. Eine befriedigende Erklärung ist das jedoch
nicht, da die Verbindung von Schönheit und (zugeschriebener)
Gesundheit auch in umgekehrter Richtung gilt: schöne Gesichter
werden auch als gesünder wahrgenommen (mehr dazu in Kap. 9).
183
... ihre
Überlebenschancen sind dabei oft an die Zahl und den Status
dieser Reservepapas gebunden. − Sarah Blaffer Hrdy
fasst die entsprechende Literatur in dem Artikel „Comes the
Child before Man“ zusammen (Hrdy 2005).
184
Wir weichen
buchstäblich vor den Schönen zurück.
−
Dabbs & Stokes 1975. Die Frage, wie sich
Fußgänger verhalten, ist offenbar Gegenstand
reichhaltiger Forschungsbemühungen. Den State of the
Art dieser Disziplin gibt ein netter
Übersichtsartikel von Daamen & Hoogendoorn (2003).
185
Die Schönen (ebenso wie die Großen) haben ein
größeres “Territorium” um sich.
− Hartnett et al.
1974
... messen
wir den Schönen automatisch einen
höheren Status zu. − Kalick 1988
Offenbar verführen wir mit Schönheit nicht nur das
andere Geschlecht, sondern auch das eigene, und das vielleicht sogar
noch mehr. − Siehe z.B.
Hamermesh & Parker 2003. Die Bewertung männlicher
Dozenten durch ihre Studenten hing demnach dreimal so stark vom
Aussehen ab als die ihrer weiblichen Kolleginnen. Genauso waren es
offenbar die männlichen Studenten, die stärker von
der Schönheit ihrer Dozenten beeindruckbar waren.
186
... ist der
Anführer oft der am besten aussehende und athletischste Junge.
− (aber nicht
unbedingt der größte) ***Evidence?***
...
auch Attraktivität über die Eignung zum Alphatier
entscheidet – aber nur bei Männern. −
Anderson
et al. 2001
... sollten in der Renaissance lieber
„nicht sehr lang“ sein. −
Firenzuola 1992, S. 53
187
Der heute
gewünschte große Mund mit den vollen Lippen stellt
eine historische Kuriosität dar. −
So
dokumentiert der Meister der Gesichtsvermessung, Leslie Farkas, etwa
die vollere, gegenüber der Unterlippe etwas vorstehende
Oberlippe als einen der eindeutigen Unterschiede zwischen seinen
Stichproben von schönen und weniger schönen Frauen
(Farkas 1994).
... die Vorliebe für Figuren in
Gewichtsklassen, bei denen die Fruchtbarkeit deutlich
eingeschränkt ist. − Die Grundannahme der
klassischen Evolutionstheorie, dass sich die Subjekte der Evolution
„rational“ verhalten – dass also ein
bestimmter Selektionsdruck irgendwann zu einem
„angepassten“ Verhalten bzw. Merkmal
führen müsste, wird zunehmend hinterfragt. Denn
Evolution spielt sich nicht in einer starren
„Umwelt“ ab, sondern zu einem großen Teil
in einem komplizierten Beziehungsverhältnis zwischen Akteuren,
deren Interessen sich gegenseitig widersprechen, wie etwa zwischen
Jäger und Beute, Männchen und Weibchen, Eltern und
Kind (so genannte „antagonistsiche Coevolution“).
In solchen antagonistischen Verhältnissen ist ein
Gleichgewicht der jeweiligen evolutionären Strategien (durch
welches sich nach der evolutionären Spieltheorie ein Zustand
der „Anpassung“ definiert) nicht zu erwarten. Siehe
hierzu Enquist et al. 2002.
Kapitel
9: Den Schönen gibt’s der Herr im Schlaf
191
„Wie
kann eine so schöne Frau so grausam sein?“
− BILD, 7.1.2002
“Wer schön ist, ist auch
gut“ − Sappho, Fragment Nr. 101
...
„werden sozial erwünschte Eigenschaften in
höherem Maß zugeschrieben als unattraktiven
Personen“ − Dion et al. 1972
Karen
Dion und ihre Kolleginnen gaben dem Phänomen den
schönen Namen Halo-Effekt − Der Halo-Effekt
bezeichnet generell das „Überstrahlen“ von
positiven (oder auch negativen) Persönlichkeitseigenschaften
von einem Persönlichkeitsbereich auf einen anderen –
mit dem Ergebnis, dass uns Menschen entweder ziemlich
durchgängig als „gut“ oder ziemlich
durchgängig als „schlecht“ erscheinen. Der
Begriff wurde schon 1920 von dem Psychologen Edward Thorndike
geprägt und von Dion et al. wieder aufgenommen.
Die
Publikation trat eine wahre Lawine an ähnlichen Untersuchungen
los ... − Eine
Zusammenfassung der Studien findet sich z.B. in Henss 1922, S. 58ff
sowie in Langlois et al. 2000.
... für glücklicher,
selbstsicherer, liebenswürdiger, durchsetzungsfähiger
und in jeder Hinsicht kompetenter. − Die
amerikanischen Soziologen Murray Webster und James Driskell wollten es
noch genauer wissen. Lässt sich der Schönheitsbonus
in Zahlen fassen? Sie legten ihren Versuchspersonen Fotos vor, die je
zur Hälfte wunderhübsche und weniger anziehende
Zeitgenossen darstellten. Jedem Bild war eine Liste mit Fragen zur
Persönlichkeit des Abgebildeten beigefügt (Beispiel:
„Wie schätzen Sie das Abstraktionsvermögen
dieser Person ein?“) – dabei durften für
jede der abgefragten Eigenschaften oder Fähigkeiten zwischen 5
und 25 Punkte vergeben werden. Das Ergebnis: die Schönen
erreichten durchschnittlich 17,3 Punkte, die weniger Schönen
dagegen nur 12,8. So weit, so bekannt. Der Clou der Untersuchung
besteht in den darauf folgenden Durchläufen: Diesmal wurden
den Probanden je zwei fingierte Lebensläufe (ohne Foto!)
vorgelegt, die mit demselben Fragebogen bewertet werden mussten. Dabei
wurden für die Menschen mit brillantem Lebenslauf (super
Ausbildung, super Karriere) durchschnittlich 19,2 Punkte, für
die wenig brillanten 10,6 vergeben. − Was passiert nun aber,
wenn man die beiden Lebensläufe je zur Hälfte mit
einem hübschen bzw. hässlichen Bildchen versieht? Die
Unattraktiven, deren bloßes Bild im ersten Durchlauf ja nur
12,8 Punkte einsammeln konnte, verbessern sich durch den
untergeschobenen brillanten Lebenslauf deutlich, und zwar auf 16,5
Punkte. Umgekehrt leidet das Image der Schönen unter einem
glanzlosen Lebenslauf, sie gehen von 17,3 auf 14,3 runter. Damit
schneiden sie in der Bewertung ihrer „Leistung“
aber immer noch 4 Punkte besser ab als die Loser ohne Bild! Und: die
Hässlichen bleiben fast 3 Punkte hinter der
„objektiven“ Beurteilung zurück, auch wenn
sie untadelige Leistungen erbracht haben (Webster & Driskell
1983).
Auch in puncto Intelligenz sind sie ihren weniger
bezaubernden Mitmenschen voraus − und zwar um
Längen! − Zebrowitz et al. 2002. Die
Autoren geben beim Zusammenhang zwischen Attraktivität und
vermuteter Intelligenz eine Effektstärke von r = 0,6 an.
Erstaunlicherweise galten die attraktivsten
Musiker auch als die besten. − North &
Hargreaves 1997.
Gute Menschen empfinden wir automatisch als
schöner. − Z. B. Gross & Crofton
1977; Owens & Ford 1978; Graziano et al. 1993; Hassin &
Trope 2000. In diesen Studien bekommen Versuchspersonen Fotos
unterschiedlich attraktiver Menschen vorgelegt, die jeweils mit
unterschiedlich positiven Charaktereigenschaften
„unterlegt“ wurden. Je positiver diese
Eigenschaften waren, desto attraktiver wurde das Aussehen der Person
bewertet.
Das
Schönheitsurteil von Männern dagegen ist von
charakterlichen Qualitäten weniger zu beeindrucken.
− Kniffin &
Wilson 2004. Eigentlich besteht die Publikation aus drei Studien:
Studie 1: Die Versuchspersonen
bewerteten 27 ehemalige Klassenkameraden anhand des Jahrbuchs der
Schule nach „Vertrautheit“,
„Sympathie“, „Respekt“ und
„Aussehen“. Dabei zeigte sich, dass die
Attraktivität mindestens genau so stark von den anderen
Variablen (am stärksten: „Sympathie“)
beeinflusst wurde wie durch die objektive (durch eine aus Fremden
bestehende Jury bewertete) Attraktivität. Dass
„innere Werte“ in das Schönheitsurteil
einfließen, galt allerdings in deutlich geringerem
Maß für Männer als für Frauen
– Männer gingen offenbar viel stärker nach
dem Äußeren (Wenn Männer Frauen bewerteten,
ließen sich 60% der Varianz des Schönheitsurteils
durch deren „objektive Attraktivität“
erklären, im umgekehrten Fall, also wenn Frauen
Männer bewerten, waren es nur 37,5%).
Studie 2. Hier bewerteten sich die
Mitglieder einer gemischtgeschlechtlichen studentischen Rudermannschaft
gegenseitig nach den selben Kriterien wie in Studie 1, nachdem sie 18
Monate lang zusammen trainiert hatten. Die Bewertung der
Attraktivität hing dabei stark vom Engagement und Teamgeist
des jeweiligen Kandidaten ab.
Studie 3: siehe Text. Auch hier fand
sich wieder ein deutlicher Geschlechtsunterschied: Bei der Bewertung
von Frauen durch Männer waren immerhin 62% der Varianz im
Schönheitsurteil durch die „objektive
Attraktivität“ der Kandidatin zu erklären,
bei der Bewertung von Männern durch Frauen 19,2%, und bei der
Bewertung von Frauen durch Frauen gerade mal 9,3%.
Die Folgerung der Autoren: „If
you want to enhance your physical attractiveness,
become a valuable social partner“
Während Frauen also für das „umgekehrte
Stereotyp“ anfälliger zu sein scheinen als
Männer (d.h. sie neigen eher dazu, das
Äußere nach dem Inneren zu bewerten), ist der Fall
beim „normalen“ Stereotyp offenbar entgegengesetzt:
hier sind es die Männer, die anfälliger
dafür sind, das Äußeren als
Maßstab für das Innere zu nehmen. In einem
Experiment sollten Männer und Frauen einen Aufsatz
über Patriotismus bewerten (Kaplan 1978). Die von ihnen
vergebene Note hing wie erwartet von dem Bildchen der angeblichen
Verfasserin ab – allerdings nur, wenn der Bewerter ein Mann
war! Das Urteil der Frauen war deutlich freier vom
Schönheitsvorurteil. (Bei der Bewertung von
männlichen „Autoren“ spielte die
Attraktivität weder für Frauen noch für
Männer eine große Rolle). Siehe auch: Downs et al.
1982: Männer sind demnach generell anfälliger
für stereotypes Denken als Frauen, Jugendliche mehr als
Erwachsene, und Weiße mehr als Hispanics und schwarze
Amerikaner.
In
einer so genannten Metaanalyse wertete sie alle bis dato erschienenen
Studien zum Schönheitsstereotyp aus ... −
Langlois
et al. 2000. Eine ausführliche, annähernd fehlerfreie
Zusammenfassung dieser Metaanalyse findet sich in Hergovich 2001, S.
197ff.
... bekamen die süßesten
Kleinen mehr Küsse, wurden öfter geknuddelt und
angelacht. − Langlois et al. 1995
195
... dass sie
schlauer und liebenswürdiger seien. −
Stephan
& Langlois 1984
... während dem weniger ansehnlichen
„Peter“ eine Karriere als Krimineller vorhergesagt
wurde. − Dion 1972
Schon im
Kindergartenalter geht es ums Aussehen, wie das Team von Judith
Langlois feststellte. − Vaughn
& Langlois 1983
Die Kinder waren
umso beliebter, je hübscher sie waren. − In
einer Studie von Detlef Rost an deutschen Grundschulkindern kamen
Korrelationen zwischen „hübsch“ und
„mögen“ von r = 0,92 heraus –
eine für sozialwissenschaftliche Vergleichsstudien gigantisch
hohe Zahl (Rost 1993).
Vor allem Mädchen scheinen dazu zu
neigen, ihre Freundinnen nach dem Äußeren
auszusuchen. − Krantz 1987
... und ihre weitere schulische Karriere als
deutlich glorreicher prognostiziert. − Clifford
& Hatfield (Walster) 1973; siehe auch: Ross & Salvia
1975.
196
Auch
Schönheit gehört zum Talent. −
Landy
& Sigall 1974
... hat sich in mehreren Studien als frommer
Wunsch entpuppt. − z. B.
Baugh & Parry 1991. Einen Überblick über die
relevante Literatur gibt
Rost 1993
... ganz
besonders in “weichen” Fächern wie
Sachkunde oder Musik ... − Rost 1993: in
dieser Studie bekamen Grundschulkinder vor allem in den
Fächern bessere Noten, in denen es an harten Kriterien mangelt
(musische Fächer und Sachkunde).
... zu 20-40 Prozent durch das
Äußere bedingt − Maisonneuve
& Bruchon-Schweitzer 1999, S. 52
... andere Forscher fanden jedoch deutlich
schwächere Zusammenhänge. − Die
Metaanalyse von Feingold 1992 etwa findet äußerst
geringe Korrellationen zwischen schulischer Leistung und
Attraktivität (r = 0,02 für Jungs und 0,07
für Mädchen).
... dass Schüler das
Schönheitsstereotyp umgekehrt auch auf ihre Lehrer anwenden.
− z.B. Hamermesh & Parker 2003
197
... ihre
Schönheit könne mit der von Aphrodite mithalten.
− Michel de
Montaigne, Essays, Frankfurt am Main 1998, S. 534
... hängt es von seinem
Äußeren ab, ob er verpfiffen wird. − Mace
1972, Steffensmeier & Terry 1973, Deseran & Chung 1979
Für ein und dieselbe Straftat schwankte
die Buße attraktivitätsabhängig zwischen
1400 und 400 Dollar. − Downs & Lyons 1991
... häufiger angeklagt, härter
bestraft und als gefährlicher eingestuft. − Esses
& Webster 1988
Schönheit ist also eine Freundin bei
Gericht. − - wie sich Elaine Hatfield und Susan
Sprecher in ihrem Buch „Mirror, Mirror: The Importance of
Looks in Everyday Life“ ausdrücken (Hatfield
& Sprecher 1986).
198
Sie wird nun
quasi als Komplizin mitbestraft. − Sigall &
Ostrove 1975
... waren 40 Prozent von seiner Schuld
überzeugt. Im anderen nur 29 Prozent. − Kleine
Zeitung vom 22.3.97, S. 72, nach Posch 1999, S. 182
... denjenigen mit dem weniger angenehmen
Äußeren zu verurteilen. − nach
Wright 2004
199
... verbesserte
sich die Prognose der Operierten gegenüber der ihrer
unbehandelten Kollegen. − Die Behandelten
wurden um 36% weniger ins Gefängnis eingeliefert. Bei Junkies
jedoch hatte die Operation keinerlei Einfluss auf die kriminelle
Karriere (Kurtzberg et al. 1978).
... oder aber zumindest das Recht erhalten, einen
Stellvertreter zu schicken. − Wiley 1995
Die Antwort wurde, wie sich herausstellte, stark
von der Attraktivität der Hilfsbedürftigen
beeinflusst. − Einen Überblick
über diese und viele andere Studien zum menschlichen
„helping behavior“ geben Hatfield &
Sprecher (1986)
Ein alltägliches Problem mit einer
einfachen Lösung: Man muss nur gut aussehen. − Bian
1997
... ein kleiner Umweg in Kauf genommen, allerdings
nur, wenn sie auch schön ist. − Wilson
& Dovidio 1985
200
... um zu
verhindern, dass sich übermotivierte Probanden Schaden
zufügten. − „Was
Männer für eine hübsche Frau auf sich
nehmen“, Spiegel online vom 17.2.2005
... indem sie ihm ihr Hinterteil
präsentieren. − Grinde 2002, S. 187
Und zwar gilt das für Männer und
Frauen gleichermaßen. − Zebrowitz 1997,
S. 156
201
Am wenigsten
Hemmungen haben Frauen gutaussehenden Männern
gegenüber. − Nadler et al. 1982
... Therapeuten
gehen bei den Schönen automatisch davon aus, dass sie weniger
stark gestört sind. − Cash
et al. 1977b
Frauen bekommen in psychiatrischen Kliniken zum Beispiel mehr
Einzeltherapie, wenn sie schön sind. −
Chesler, P.: Women and Madness; Garden City
N.Y. 1972
Je attraktiver der
„Verkäufer“, desto eher lassen sich die
„Kunden“ etwas verkaufen. − Reingen
& Kernan 1993
Attraktive Vertreter machen mehr Umsatz als
weniger attraktive. − DeShields
et al. 1996
... genau doppelt so viel zusammenbekommen wie der
Rest. − Reingen & Kernan 1993
202
... das es in der
Spieltheorie zu Berühmtheit gebracht hat. −
Mulford
et al. 1998
203
Schönen Menschen wird beispielsweise eher ein Geheimnis
anvertraut. −
Brundage et al. 1977; Cash et al. 1975. Nach Young 1979 gilt dies auch
für die Arzt-Patient-Beziehung. Die Bereitschaft, sich einem
Arzt bzw. einer Ärztin anzuvertrauen, hängt demnach
auch von deren Attraktivität ab.
... dass in Werbespots, Anzeigen und auf Plakaten
ausschließlich schöne Menschen auftauchen.
− Benoy (1982)
Kapitel
10: Schönheitskapitalismus
204
... und auch später kommen sie schneller auf
der Karriereleiter voran. −
Einen
Überblick über die Literatur geben Solnick &
Schweitzer 1999; eine Metaanalyse der einschlägigen Studien
haben Hosoda et al.
vorgenommen (Hosoda et al. 2003)
Ob alter Hase oder blutiger Anfänger,
alle lassen sie sich von Schönheit umgarnen. −
Marlowe et al. 1996
205
Das
schönste Drittel verdient etwa 5 Prozent mehr als der
Durchschnitt, die Reizlosesten müssen einen Abschlag von 5-10
Prozent hinnehmen. − Hamermesh
& Biddle 1994
206
... dass Kunden
lieber mit attraktiven Mitarbeitern zu tun haben wollen. − DeShields et al.
1996
... in der Werbebranche auf den Grund gegangen.
− Hamermesh et al. 1997; Pfann et al. 2000
... „nicht Passenden nach
Abwägung zu kündigen“ − „Wer
nicht hübsch genug ist, fliegt“, Spiegel online,
21.1.04
... wo das Wort „Kunde“ ein
Fremdwort ist. − Der Einfluss des Aussehens auf
den Gehaltszettel ist überwiegend unabhängig von der
Art der Beschäftigung (Hamermesh und Biddle 1994)
207
... dessen
Ergebnisse sie 2004 unter der Überschrift „Why
Beauty Matters“ veröffentlichten. −
Möbius
& Rosenblat (im Druck)
Der „Arbeitgeber“ gab dabei
... eine Gehaltsofferte ab. − Der Spielerfolg des
„Arbeitgebers“ wiederum hängt davon ab,
wie akkurat er die tatsächliche Leistung
„seines“ Arbeiters eingeschätzt hat
– wenn dieser hinter den (in das Gehalt eingepreisten)
Erwartungen zurückbleibt, bekommt auch der Arbeitgeber Punkte
abgezogen.
208
Hier haftet allzu
viel Attraktivität und Modebewusstsein immer noch der Ruch des
Unseriösen an. − z.B. Snyder et al.
1988
... ein Angestellter im privaten Sektor dagegen
zehn. − Singly & Thélot 1988
Bei Frauen macht Größe keinen
Unterschied − In einigen wenigen Studien wurde
auch bei Frauen ein Einfluss der
Körpergröße auf das Gehalt gefunden. Der
Effekt war allerdings durchgängig geringer als bei
Männern.
209
... der deutsche
Durchschnittsmann ist 1,77 m groß −
Zahlen
für die USA: mehr als die Hälfte der Firmenchefs der
500 größten US-Firmen ist größer
als 1,83 m (Durchschnitt der US-Männer: 1,75. Nur eine
Mini-Minderheit von 3% ist kleiner als 1,70 (Etcoff 2001, S. 195)
Dabei wurden dem „Professor“
fünf Zentimeter mehr zugemessen als dem
„Studenten“. − Das gleiche
Phänomen: Die Größe der amerikanischen
Präsidenten wird von der Bevölkerung um 7,6 cm
überschätzt (R. Keyes 1980, zitiert nach Amadieu
1988, S. 62)
... und dieser Vorsprung bleibt auch im weiteren
Leben bestehen. − Eine Diskussion der
entsprechenden Literatur findet sich in Harris 2002, S. 272.
Selbstvertrauen scheint zumindest einer der
Schlüssel zur Schönheitsprämie zu sein.
− Persico et al. 2003
210
Ein neues Zeitalter hat begonnen: Schönheit kann Wahlen
entscheiden. − Einen
Überblick über die Literatur zum Thema
„Schönheit & Politik“ findet sich
auf
http://www.schoenheitsformel.de/politik.htm.
... (so
wie auch ihr Vorgänger Collin Powell ein attraktiver Mann
war). − In diesem
Zusammenhang sei auch an die bemerkenswerte
„Merkel-Metamorphose“ erinnert: Der Wandel von der
Oppositionsführerin über die Kandidatin bis hin zur
Regierungschefin war mit einem deutlichen, mit Hilfe kosmetischer
Künste bewerkstelligten Attraktivitätsgewinn
verbunden. Auch
in anderen Ländern werden die Eliten auf den
Regierungsbänken immer schöner (ein Beispiel aus
unserem Nachbarland: Dominique de Villepin). Das heißt nun
allerdings beileibe nicht, dass wir es bei Politikern nur noch mit
Schönheitsikonen zu tun hätten. Trotzdem sind
Phänomene wie die ukrainische Ex-Regierungschefin Yulia
Timotchenko, oder die lettische Parlamentspräsidentin Ingrida
Udre (die hierzulande durch ihre umstrittenen Wechselpläne zur
EU-Kommission Schlagzeilen machte), Symbole einer neuen Zeit
− von der Pornoqueen und italienischen Parlamentsabgeordneten
Ilona Staller alias Ciccciolina ganz zu schweigen.
211
... dass die
Schönsten fast dreimal mehr Stimmen erhalten hatten als die
Unattraktivsten. − Efran &
Patterson 1974: Die Forscher führten anlässlich von
Parlamentswahlen ein Experiment durch, bei dem Studenten die
Attraktivität der Kandidaten in drei Kategorien einteilten.
Das tatsächliche Wahlergebnis zeigte, dass die
Schönsten 32% der Stimmen, die Unattraktivsten dagegen nur 11%
erhielten.
... werden seltener unterbrochen und erfahren mehr
Zustimmung. − Horai et al 1974, Chaiken 1979
... sondern schlicht von ihrem Aussehen.
− Elder 1969. Der Effekt war bei Frauen aus der
Arbeiterklasse stärker ausgeprägt als bei Frauen aus
der Mittelschicht.
212
Je attraktiver sie
waren, desto ungebildeter war die Frau an ihrer Seite! − Udry &
Eckland 1984
... leben schwergewichtige Männer sogar
eher überdurchschnittlich häufig in einer festen
Beziehung! − Viner et al. 2005. Die
Heiratswahrscheinlichkeit eines Mannes scheint dagegen mehr von der
Körpergröße abzuhängen (nach einer
polnischen Studie von Pawlowski et al. 2000 sind die Ledigen deutlich
kleiner als die Verheirateten).
... wurden als attraktiver beurteilt als Kinder
ärmerer Eltern. − Vagt
& Majert 1979
213
... Dann werden Sie mich verstehen!“
− Sie hat das Geld
inzwischen zusammenbekommen und belohnt ihr Publikum jetzt
regelmäßig mit Bildchen und frivolen Berichten
über ihre Erfolge mit der neuen Ausstattung.
...
so steht ihnen auch die gleiche Verehrung zu.“ −
Zitiert
nach Michel de Montaigne, Essays, Frankfurt am Main
1998, S. 534
Wer mit einem angenehmen
Äußeren gesegnet ist, hat schlichtweg mehr
Bonität − Das Bild stammt von Bernd
Guggenberger (Guggenberger 1997).
...
wird weniger gehänselt, gemobbt und verprügelt ...
− Lowenstein 1978
214
Zur Klärung
der Frage haben die Ökonomen wieder mal zum Spiel gebeten.
− Solnick &
Schweitzer 1999
215
Bei Bewerbungen
für Top-Positionen werden deshalb eher die Reizloseren
bevorzugt. − Heilman &
Saruwatari 1979, Heilman & Stopeck 1985
... bekamen dagegen eher Raum, sich über
ihre Erfolge zu verbreiten. − “Die
Gunst des kantigen Kinns“, Spiegel online, o.D.
216
... empfiehlt
dementsprechend auch die Wirtschaftswoche ihren Leserinnen beim Thema
Businessmode. − Wirtschaftswoche vom 7.8.2003, S.
77
... dass im Beruf Kleidung vor allem für
die Frau wichtig ist, irrt sich gewaltig! − Scherbaum & Shepherd 1987
... verdiente 5 Prozent mehr als der Durchschnitt,
bei den Frauen waren es 4 Prozent. −
Andere Studien finden eher geringere
Schönheitsboni für Frauen als für
Männer: In ihrer Untersuchung der
Gehälter von 1062 kanadischen Vollzeit-Angestellten fanden
Roszell et al. (1989) zwar, dass Attraktivität das Einkommen
positiv beeinflusste, dieser Effekt war jedoch nur bei Männern
und nicht bei Frauen signifikant.
In ihrer Studie an Betriebswirtschaftsabsolventen wiesen Frieze et al.
(1991) nach, dass Attraktivität, ganz im Gegensatz zu
Männern, bei Frauen keinen Einfluss auf ihre
Einstiegsgehälter hatte; attraktive Frauen verdienten jedoch
später im Lauf ihrer Karriere mehr als weniger attraktive. In ihrer Stichprobe verdienten
Männer für jede
“Attraktivitätseinheit” (auf einer
5-stufigen Skala) im Durchschnitt 2600 $ mehr, bei Frauen waren es 2150
$. Auch in der bereits erwähnten Studie von
Biddle & Hamermesh (1998) über die Karriereaussichten
von Rechtsanwälten zeigte sich, dass der Effekt von
Attraktivität auf das Einkommen bei Männer
stärker war als für Frauen.
Das Martyrium der Hässlichen −
So lautet der Titel eines Buches des
französischen Historikers Jean Heritier (Heritier 1991)
... schreibt im 13. Jahrhundert Wilhem von
Auvergne in seinem „Traktat über das Gute und das
Böse“. − Wilhelm von Auvergne
(1180 – 1249), Tractatus de bono et malo, zitiert nach Eco
2004.
... es
reicht sie vor den Blicken der anderen
wegzuschließen.” −
Heritier 1991, S. 79
217
... wie
es auf Französisch treffend heißt. −
défigurer, von figure = Gesicht
218
...
heißt es in einem der am weitesten verbreiteten
Schönheitsratgeber der Renaissance. −
Agnolo Firenzuola: On The Beauty of Women
(Discorsi delle bellezze delle donne, ca. 1538), University of
Pennsylvania Press, 1992
... Leute mit „unansehnlichem
Äußeren“ von der Straße weg zu
verhaften. − Synnott 1990, S. 56
219
In der frühchristlichen Zeit ist Satan voller Grazie.
− Im
11ten und 12ten Jahrhundert kommt es dann zur
“großen Explosion des Teuflischen”, wie
der Historiker Jacques le Goff das Phänomen bezeichnet. Im 13.
Jahrhundert kommt noch einmal das alte Bild vom niedlichen Teufelchen
zum Vorschein, dann aber wird Satan endgültig satanisch wie
wir ihn kennen.
Kapitel
11: Selbsttäuschung als Programm?
221
...
fällt es ihnen schwerer, die Handlung zu verstehen.
−
Interessanterweise scheint das jedoch nur für weibliche
Charaktere zu gelten (Ramsey & Langlois 2002).
... gleich zu Beginn des berühmten
Streitgespräches Hippias major. −
Platon, Hippias major, hier frei zitiert nach
Hauskeller 1994 S. 15ff.
222
... seine
Stufenleiter des Schönen. −
siehe
Hauskeller 1994 S. 42-54
223
„Sein
Antlitz schien wie das eines Engels.“ −
Theklaakten,
zitiert nach Stemmler 1988, S. 73.
Das Wort „schön“ oder
„Schönheit“ kommt im Neuen Testament nicht
ein einziges Mal vor. − Stemmler 1988, S. 57
... fragt Paulus im Korintherbrief. − 1.
Kor. 6,19
224
... da nicht nur
die Guten, sondern auch die Bösen daran teilhaben. −
Stemmler 1988, S.
171
... denn pflege man das eine,
vernachlässige man das andere. − Stemmler
1988, S. 57
... „dass das Innere noch
schöner war als das Äußere“
− Stemmler 1988, S. 71
225
... dass sie Esau
und nicht Jakob zur Frau gegeben werden soll. −
Stemmler
1988, S. 45
... der “Schönste der
Sterblichen” − Erratum: Das Zitat muss
heißen “die schönste Gestalt eines
Menschen” (Dürer, nach Trapp 2003, S. 105.
... zuweilen sogar mit einer
(stoffverhüllten) Erektion. − Dabei wird
die im 16. Jahrhundert herrschende Mode der
„Schamkapseln“ (Penisfutteral) aufgenommen.
226
... wird die
Fahne des Schönheitsstereotyps erst recht hochgehalten.
− Aber auch die
Renaissance ist der körperlichen Schönheit
gegenüber alles andere als frei von Ambivalenz. “Die
strahlende Schönheit des Körpers wird nur durch das
Auge erkannt. Das Gelüste des Tastsinnes hingegen ist eine Art
von Unkeuschheit und die Verirrung eines niedrigen Menschen. ... Die
entartete Liebe ist ein Absturz vom Anschauen zum
Berühren”, schreibt Marsilio Ficino, der
Begründer des Neoplatonismus (zitiert nach Hauskeller 1994 S.
90ff, Auslassungen von mir, UR).
... dass „irgendeine Entwicklung ... den
normalen Gang unterbrochen hat“. −
Michel de Montaigne, Essays, Frankfurt am Main
1998, S. 534
227
... die
„weder Mensch noch Dschinn entjungfert hat“
− 55. Sure. Die Zahl
von „72“ Jungfrauen stammt nicht aus dem Koran
selber, sondern aus den Hadithen.
228
In den 90er Jahren
untersuchte Karen Dion, die „Erfinderin“ des
Halo-Effekts, chinesische Studenten aus Torontos Chinatown. −
Dion et al. 1990
... Sorge um andere und Rechtschaffenheit.
− Dabei wurde „Sorge“ mehr den
(schönen) Frauen und „Rechtschaffenheit“
(„integrity“) mehr den (schönen)
Männern zugeschrieben (Wheeler & Kim 1997).
... der das Gute und das Schöne
sprachlich nicht auseinanderhalten konnte. − Das
griechische „kalos“ heißt gut und schön
gleichzeitig.
Ein einziger Begriff bedeutet
„gut“ oder „schön“, je
nach Kontext. − Zu den afrikanischen Sprachen
siehe Boesen 1999. Weitere Beispiele, v.a. aus den indogermanischen
Sprachen finden sich in Henss 1992 S. 86ff.
229
... rief der
Maler David voll revolutionärer Inbrunst im Konvent aus.
− Friedell 1976, S.
857
Die guten Geister sind auch die schönen
– und umgekehrt. − Z. B. Henss 1992, S.
90
Die alten Äypter kannten für
Schönheit und Sonnenlicht nur ein einziges Wort −
„nfr“ ... − Der Stamm
„nfr“ ist auch in „Nofretete“
(wörtlich übersetzt: „Die Schöne
ist gekommen“) enthalten (Stemmler 1988).
230
... bezeichnet
gleichzeitig den rechtgläubigen Muslim (von daher
„Pak-istan“, das „Land der
Sauberen“). − Ein Beispiel aus
einer afrikanischen Sprache: Im Fulfulde, der Sprache der afrikanischen
Fulbe-Viehhirten heißt „laabi“: sauber,
rein und hell, leuchtend, strahlend (Boesen 1999, S. 200ff).
231
... geht auf das
lateinische „villanus“ zurück, den
ungebildeten Hinterwäldler. −
Amadieu
2003, S. 49
... waren ihr gegenüber offener und
lächelten mehr. − Langlois et al. 1990
Das Klischee muss also schon im Kopf sein, wenn
die Kleinen anfangen, die Welt auf zwei Beinen zu erkunden. −
Ramsey et al. 2004, Ramsey & Langlois 2002
Dieses Reaktionsmuster bildet sich schon im
Krabbelalter – ab dem 9. Monat – heraus.
− Rubenstein & Langlois 2000; Ramsey et
al. 2004 – in dieser Studie wird der Nachweis erbracht, dass
Säuglinge spätestens mit 6 Monaten unterschiedlich
attraktive Gesichter in zwei getrennte Kategorien fassen. Allerdings:
Kategoriebildung heißt noch lange nicht Stereotypbildung. Die
Autoren stellen hierzu eine kognitive Hypothese zur Diskussion, die
jedoch so spekulativ ist, dass hier nicht darauf eingegangen werden
soll.
232
Registrieren die
Kleinen etwa schon im Säuglingsalter, dass die
Schönen bevorzugt werden? −
So
eine der Spekulationen von Ramsey et al. 2004.
233
Wenn
„schön“ und „gut“
(genauso wie „sauber“ und
„mächtig“) dabei in einen Topf geraten,
dann deshalb, weil es für „positive“
Bewertungen nun einmal nur einen einzigen Topf gibt. −
Zwei
neuere Studien scheinen diesen Befund zu stützen: Das Team um
Thomas Jacobsen von der Universität Leipzig zeigte
Versuchspersonen in der Magnetresonanzröhre verschiedene
Muster geometrischer Formen, die sich in ihrer Komplexität und
Symmetrie unterschieden. Das bei der ästhetischen Bewertung
der Reize aktivierte neuronale Netzwerk scheint sich zumindest zum Teil
mit dem Netzwerk zu überlappen, das immer dann aktiv ist, wenn
wir Menschen und Vorgänge moralisch bewerten (Jacobsen et al.
2006).
Dass unser Wahrnehmungsapparat „schön“ und
„gut“ von Anfang an in einen Topf wirft, zeigt auch
ein trickreiches Experiment von Ingrid Olson von der University of
Pennsylvania und ihrer Kollegin Christy Marshuetz von der Yale
University. Sie setzten ihren Versuchspersonen für einen
winzigen Bruchteil einer Sekunde (genau: 13 Millisekunden)
unterschiedlich schöne Gesichter vor. Obwohl es den Personen
unmöglich war, die Gesichter bewusst wahrzunehmen, konnten sie
deren Attraktivität doch ziemlich akkurat einschätzen
(Sie kennen ein ähnliches Experiment aus Kapitel 3). Der Clou
des Ganzen besteht im zweiten Teil des Experimentes: Die Forscherinnen
blendeten nach jedem Bild einzelne Wörter ein – und
stellten fest, dass positiv besetzte Begriffe wie
„Glück“ oder „Lachen“
deutlich schneller erkannt wurden, wenn sie auf ein attraktives Bild
folgten. Schönheit, so die Forscherinnen, ist im Hirn demnach
mit anderen „positiven Konzepten“
verknüpft. Die Erregung breitet sich offenbar von einem
„positives Konzept“ (wie Schönheit)
automatisch auf alle anderen positiven Konzepte aus − und
macht die dort gespeichertemn Informationen damit leichter abrufbar
(Olson & Marshuetz 2005).
234
... das Alter und die sexuelle
Ausrichtung“ umfasst)Entwurf zur
Europäischen Verfassung (Artikel
II-81, Nichtdiskriminierung) −
...
und mit diesem Wissen unsere Entscheidungen und Einschätzungen
kritisch überprüfen. −
Devine
1989
... dass auch ihr Verhalten gegenüber
Kindern möglicherweise vom Schönheitsstereotyp
beeinflusst ist. − Maisonneuve &
Bruchon-Schweitzer 1999, S. 52
Nach einer französischen Strudie sind es
eher die jungen Lehrer und Lehrerinnen, die weniger vom Stereotyp
beeinflusst werden. − Bruchon-Schweitzer 1990
Kapitel
12: Schön, smart und glücklich?
236
„Attraktive Kinder und Erwachsene“
...„verhalten sich positiver als unattraktive Kinder und
Erwachsene.“ − Langlois et al.
2000
... kurz: sie sind selbstbewusster. − Die
entsprechende Literatur wird in Feingold 1992 diskutiert. Siehe auch
Persico et al. 2003. In der Langlois-Studie wird eine
Effektstärke für „Selbstbewusstsein und
Selbstachtung“ von 56/44 angegeben. Eine
französische Studie von Marilou Bruchon-Schweitzer an 273
Studenten fand eine Korrelation zwischen fremdeingschätzter
Attraktivität und Selbstwert von r = 0,25 bei beiden
Geschlechtern (Bruchon-Schweitzer 1990). Der Zusammenhang
dürfte möglicherweise deshalb relativ deutlich
ausgefallen sein, weil das Attraktivitätsspektrum der
Versuchspersonen recht breit war – sie waren aktiv
für die Kategorien „très beau, moyen,
très laid“ ausgesucht worden. Der
Selbstwertunterschied zwischen der oberen und der unteren Kategorie
wird in einer anderen Publikation von Bruchon-Schweitzer auf einer
Skala von 0 bis 40 folgendermaßen angegeben: 20,29 versus
15,84 (Frauen), 20,18 versus 16,10 (Männer)
(Bruchon-Schweitzer 1989).
... die Unscheinbaren dagegen warteten geschlagene
9 Minuten. − Jackson & Huston 1975
... dass sie „empathischer“
und „sozial kompetenter“ sind – sich also
auch mehr um die anderen sorgen. − Langlois gibt
als Effektstärke bei „sozialer Kompetenz“
55/45 an.
Die Mehrheit der Studien sieht dagegen keinen
Unterschied zwischen den Geschlechtern. − Nach
einigen Untersuchungen gilt das für Männer mehr als
für Frauen, z. B. Reis & Wheeler 1991: Die Studie ist
Teil einer als „Rochester Interaction Record“
bekanntgewordenen Untersuchung, in der das tatsächliche
Sozialverhalten von Menschen über Tage akribisch protokolliert
wurde. Attraktivität bei Männern (aber nicht bei
Frauen) zeigte sich darin als guter
„Prädiktor“ für den offenen und
angstfreien Umgang mit anderen − je attraktiver, desto
kontaktfreudiger (auch in sexueller Hinsicht) und selbstsicherer waren
die Männer. Langlois (Langlois et al. 2000) konnte in ihrer
Metaanalyse bei der Sozialkompetenz allerdings keinen Unterschied
zwischen den Geschlechtern dingfest machen.
237
Die
Gefängnisse scheinen tatsächlich von weniger
attraktiven Menschen bevölkert zu sein. −
Cavior
& Howard 1973
Bei Erwachsenen allerdings ergibt sich gerade mal
ein Mini-Effekt von 52/48. − Die bislang
umfangreichste Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und
Attraktivität stammt von der Arbeitsgruppe um Linda Jackson an
der Michigan State University (Jackson et al. 1995). Schönheit
war demnach bei Kindern mit höherer intellektueller Kompetenz
verbunden, bei Erwachsenen war der Zusammenhang deutlich
schwächer (Die bei Kindern gefundene Korrelation war zwar
statitisch eindeutig, die Effektstärke mit r = 0,2 jedoch nur
mäßig. Bei Erwachsenen betrug die Korrelation r =
0,12). Wenn man aus dem Datenmaterial eine so genannte
„outlier-Studie“ (deren Ergebnisse völlig
aus dem Rahmen fallen) und die weiter unten beschriebene Studie von
Umberson & Hughes (1987), die wegen der Tatsache, dass sowohl
die Attraktivität als auch die Kompetenz der Kandidaten von
derselben Person eingeschätzt wurden, in die Kritik geraten
war, ausschließt, ergibt sich fast eine Nullkorrelation. Das
Ergebnis steht im Einklang mit der Metaanalyse von Alan Feingold
(1992), in der sich zwischen der Testintelligenz und der
Attraktivität von Erwachsenen so gut wie kein Zusammenhang
finden ließ.
Dieses Bild wird auch in einer Studie von Leslie Zebrowitz
bestätigt, die sich auf drei große
Längsschnittstudien stützt, die auf seit 1928
gewonnene Daten zurückgreift: Am deutlichsten ist auch hier
der Zusammenhang zwischen Schönheit und Intelligenz bei
Kindern. − Bei Jugendlichen und im mittleren Erwachsenenalter
scheint er dagegen weniger ausgeprägt zu sein. Und bei
älteren Erwachsenen ergibt sich wiederum eine
„Nullkorellation“ – also kein
aussagekräftiger Zusammenhang (Zebrowitz et al. 2002). Auf die
Daten dieser Studie greift eine Nachuntersuchung aus dem Jahr 2004
zurück (Zebrowitz & Rhodes 2004): Dabei zeigte sich,
dass zwar in der oberen Hälfte der
Attraktivitätsverteilung kein Zusammenhang zwischen
Attraktivität und Intelligenz feststellbar war, wohl aber in
der unteren (auf die von diesem Befund gestütze so genannte
„bag genes“ Hypothese geht Kapitel 7 ein).
Von den vielen sonstigen Einzeluntersuchungen zum Zusammenhang von
Intelligenz und Attraktivität sei hier nur noch eine
erwähnt, und zwar die des Marburger Entwicklungspsychologen
Detlef Rost. Er untersuchte 224 Grundschulkinder, von denen ca. die
Hälfte hochbegabt waren, und fand dabei keinen Unterschied in
der Attraktivitätsbewertung von Hoch- und Normalbegabten (Rost
1993).
In den wenigsten Studien wurde allerdings die
Körpergröße – eminenter
Attraktivitätsfaktor bei Männern –
berücksichtigt. Aus mehreren Untersuchungen weiß
man, dass die Körpergröße bei
Männern mit der Intelligenz zusammenhängt –
nicht dramatisch, aber doch verlässlich. In einer schwedischen
Untersuchung an 32887 Rekruten beispielsweise steigerte sich die
durchschnittliche intellektuelle Leistung kontinuierlich mit der
Körpergröße (Tuvemo et al. 1999). Siehe
auch: Teasdale et al. 1991: Größe und Intelligenz
korrelierten in dieser Studie mit r = 0,2. Der Zusammenhang scheint
auch bei Kindern zu gelten, und zwar v.a. im unteren Bereich der
Wachstumskurve (eine Review gibt Wheeler et al. 2004).
239
... sind sie
sogar eine echte Enttäuschung. −
Die
in der Langlois’schen Metaanalyse für den
Zusammenhang zwischen Attraktivität und
Persönlichkeitseigenschaften angegebenen Zahlen
müssen mit Vorsicht interpretiert werden. Denn die Studie
weist einen schwer wiegenden methodischen Mangel auf: die untersuchten
Parameter werden nicht sauber in die Bereiche
„tatsächliches Verhalten/Eigenschaften“
und „von anderen zugeschriebenes
Verhalten/Eigenschaften“ getrennt. So wird z.B.
„beruflicher Erfolg“ unter der Kategorie
„tatsächliches Verhalten/Eigenschaften“
geführt (in die – richtigerweise – auch
die „gemessene Intelligenz“ einsortiert ist). Nun
wissen wir jedoch (aus Kapitel 9 und 10), dass der
größere berufliche Erfolg der Schönen mehr
mit den Erwartungen der anderen zu tun hat als mit
ihren tatsächlichen Fähigkeiten.
Dasselbe Problem bei den Parametern „Beliebtheit,
Sozialkontakte“ (bei denen immerhin eine
Effektstärke von 65/35 angegeben wird): Auch hier hat der
gemessene Wert nicht unbedingt etwas mit den tatsächlichen
Persönlichkeitseigenschaften zu tun – attraktive
Menschen sind nunmal schon aufgrund des
Attraktivitätsstereotyps überdurchschnittlich
beliebt.
Die unsaubere Trennung zwischen tatsächlichen und
zugeschriebenen Eigenschaften dürfte dazu führen,
dass die Effektstärken beim tatsächlichen Verhalten
eher übertrieben dargestellt werden – womit sich
vielleicht auch der teilweise Widerspruch der Langlois’schen
Zahlen zu denen einer älteren Metaanalyse von 93 Studien aus
dem Jahr 1992 erklären könnte, in der deutlich
geringere Korrelationen zwischen Persönlichkeitseigenschaften
und Attraktivität festgestellt worden waren (Feingold 1992).
Der größte Teil der in beiden Metaanalysen erfassten
Studien ist darüber hinaus mit einem anderen, prinzipiellen
methodischen Problem behaftet: da das
„Untersuchungsgut“ fast nur Studenten, mithin
Angehörige der bürgerlichen Mittelschicht umfasst,
ist die Varianz in den untersuchten Eigenschaften im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung deutlich eingeschränkt.
Insbesondere der durch die „bad genes Hypothese“
(Kapitel 7) ins Blickfeld geratene untere Bereich des Spektrums ist in
den Untersuchungen fast vollständig ausgeblendet. −
Dieser Umstand dürfte nun allerdings den gegenteiligen Effekt
wie die Vermischung von tatsächlichen und zugeschriebenen
Eigenschaften haben – nämlich den, dass die
Effektstärken systematisch unterschätzt
werden (siehe dazu auch weiter unten in diesem Kapitel).
240
... ist von der
„Umwelt“ viel weniger beeinflussbar, als dies
klassischerweise angenommen wurde.- Das soll nun nicht
heißen, dass der Rosenthal-Effekt nur Schall und Rauch
wäre. Seine Wirkung wurde mittlerweile in hunderten von
Studien eindrucksvoll bestätigt. Es scheint jedoch so, als ob
seine – unstrittige − Wirkung auf das menschliche Verhalten
allzu leichtfertig auf die menschliche Persönlichkeit
übertragen worden wäre – vielleicht aus dem
überbordenden Optimismus der sozialwissenschaftlichen Sturm-
und Drangzeit heraus, die den Menschen als unbegrenzt formbares Produkt
seiner Umwelt sah.
„abgebunden wie Gips“
− James 1980. Siehe auch Harris 2002, z.B. S.
425ff.
242
... als in der
Welt der smarten 20-Jährigen aus den amerikanischen
Vorstädten. − Möglicherweise
ist dies mit ein Grund, warum eine der wenigen Studien, die einen
wirklich repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung
berücksichtigt, deutlich höhere Korrelationen
zwischen Attraktivität und Persönlichkeitsmerkmalen
gefunden hat (Umberson & Hughes 1987, s.u.). Das Gesagte soll
aber nicht die Kritik entkräften, die Ed Diener und andere an
der in der Studie verwendeten Methode der Schönheitsmessung
vorgetragen haben: Die Fragebögen wurden nicht von den
Befragten selber, sondern von den Interviewern ausgefüllt
– welche wiederum auch diejenigen waren, die die
Attraktivität der Befragten beurteilten. Damit könnte
dem Wirken des Attraktivitätsstereotyps Tür und Tor
geöffnet gewesen sein.
Erste Ergebnisse unterstützen die
„Bad-genes“-Hypothese. −
Zebrowitz & Rhodes 2004
244
... sondern auch
glücklicher, zufriedener und weniger gestresst. − wobei der
Zusammenhang zwischen Glück und Attraktivität
deutlich stärker war als der zwischen Glück und
beruflichem Erfolg (Umberson & Hughes 1987).
... erst dann, wenn man ihn in einem Experiment
überprüft hat. − Neben der
Tatsache, dass die Untersuchten den Untersuchern bekannt waren, bezog
sich die Kritik auch auf die Frage: Möglicherweise
lässt sich der Zusammenhang zwischen Glück und
Attraktivität ja schlicht darauf
zurückführen, dass die Glücklicheren mehr
lächeln? Oder einfach mehr für ihre
Schönheit tun, z.B. mehr Wert auf Make-up, Frisur und tolle
Kleidung legen? (Diener et al. 1995)
... auf jeden Fall deutlich geringer als in der
Studie von Umberson. − Die Korrelation zwischen
„physical attractiveness und „social
well-beeing“ betrug je nach Medium (Foto, Video,
Life-Situation) r = 0,17-0,24.
... ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Glück und
Schönheit ist nur bei Männern zu finden. − Die
Korrelation lag für Männer bei r = 0,23-0,33,
für Frauen bei r = 0,1–0,18.
„Manche Frauen macht Schönheit
glücklich, andere unglücklich“ − Kiyotaka
Watanabe in Taschen 2005, S. 275
245
„Die
Schönen“, so Ed Dieners Antwort, „sind mit
der affektiven Seite ihres Lebens zufriedener.“ −
Der
ensprechende Korrelationskoeffizient betrug 0,18-0,23.
Auch Campbell et al. 1976 kommen zu diesem Ergebnis:
„In the affective side of their lives, attractive people are
clearly more positive.“ Auch nach Blumstein & Schwarz
1983 berichten attraktivere Frauen über ein zufriedeneres
Sexleben und von treueren Partnern als weniger attraktive. Nach
Murstein & Christy 1976 und Murstein 1972 gilt dieser
Zusammenhang (dass die Zufriedenheit mit der Ehe von der
Attraktivität des Partners abhängt ) nur für
Männer.
Auch die Untersuchung von Judith Langlois (Langlois et al. 2000) kommt
zu einem ähnlichen Ergebnis: die sexuellen Erfahrungen der
Schönen – Männer wie Frauen
gleichermaßen − scheinen tatsächlich
reichhaltiger zu sein, sowohl in qualitativer – sie sind
zufriedener mit dem, was sich unter der Bettdecke abspielt –
als auch quantitativer Hinsicht. Langlois teilt das, was Mann und Frau
miteinander machen, in zwei Bereiche ein: Unter der
Überschrift „Erfahrungen mit dem anderen
Geschlecht“ fasst sie Häufigkeit von Verabredungen,
Mangel an Angst vor Verabredungen, Selbstbehauptung bei Verabredungen;
unter „sexuelle Erfahrung“ dann das, was sich unter
der Bettdecke abspielt: Häufigkeit von Sex, Anzahl der
Partner. Das Ergebnis: klarer Vorteil für die Attraktiven,
sowohl beim Ausgehen (Effektstärke 63/37) als auch nach dem
Heimkommen (58/42).
Die eigene Beziehung wurde darin als umso
befriedigender eingestuft, je attraktiver der jeweilige Partner ist ...
− Sangrador & Yela 2000
... denen der Schwung abhandengekommen ist.
− Rowe & Penton-Voack 2005
246
... rappeln sich
die guten Gefühle langsam wieder auf und erreichen im Lauf der
Zeit wieder ihr Ausgangsniveau.) − sog.
„Abnutzungs-Theorie“ (Adaptation theory, siehe
Brickman et al. 1978. Danach ist fürs Glücklichsein
„temperament“ (also Persönlichkeit)
wichtiger als „ressources“ (Geld und
Schönheit). Siehe auch Myers 2004.
...
dass sie es an „Mitgefühl mit den
Unterdrückten der Welt“ mangeln ließen.
− Dermer &
Thiel 1975
248
... ist dann
enttäuscht, dass sie sich doch so verhalten wie ganz normale
Menschen. − Andreoni &
Petrie 2005. Dieselbe Erklärung taucht auch bei Eckel
& Wilson 2004 und Eckel & Wilson (im Druck) auf, die
ebenfalls die Wirkung von Attraktivität in wirtschaftlichen
Austauschbeziehungen mit Hilfe der Spieltheorie untersucht haben:
„Subjects expect attractive first
movers to be more generous than others. Since attractive persons are
not more generous, this leads to disappointment, which is then punished
in the second stage of the game. Dasselbe Muster zeigte sich ja auch in
dem Ultimatum-Spiel von Solnick und Schweitzer (1999),
das Sie in Kapitel 10 kennengelernt haben: „The
relationship between attractiveness and bargaining decisions is
complicated by the finding that subjects also demanded more from
attractive people. This result suggests that the benefits of physical
attractiveness may be context dependent. People may be both more
generous to and more demanding of attractive people“.
Am
Ende waren es gerade die Superattraktiven, die leer ausgingen.
− Krebs &
Adinolfi 1975.
249
Am besten scheint
frau also zu fahren, wenn sie zwar schön ist, aber nicht zu
schön. − Gallucci &
Meyer 1984. Die Abwertung der Superschönen war allerding in
der bereits erwähnten Studie von Dermer & Thiel (1975)
nicht nachgewisen worden. In beiden Studien waren jedoch, entgegen
aller Erwartung, die negativen Zuschreibungen im Wesentlichen
unabhängig von der Attraktivität der Bewertenden. Nur
„elterliche Fähigkeiten“ wurden den
Attraktiven in der Dermer & Thiel Studie ganz besonders von den
unattraktiven Bewertern abgesprochen. Eine gute Diskussion der Studien
zum negativen Stereotyp findet sich bei Henns 1992 S. 64ff.
...
so fühle ich das Verlangen der Männer, die mir
begegnen.“ − Sandor Marai: Die
Gräfin von Parma, München 2003
250
Die
Testosteronausschüttung der Probanden war durch den Kontakt
mit der Schönen um glatte 30 Prozent angestiegen. −
Roney
et al. 2003
251
Diejenigen
jedoch, die ihrer Schönheit auch selbst gute Noten gegeben
hatten, wiesen auch deutlich höhere Zufriedenheitswerte auf.
− Die Korrelation
betrug r = 0,39, die Autoren nennen dies einen „moderaten
Effekt“ (Greitemeyer & Brodbeck 2000).
252
... allerdings
nur, wenn man sich selbst auch schön fühlt.
− Auch hier kann
sich Ed Diener bestätigt fühlen, dessen Studie
(Diener et al. 1995) einen deutlichen Zusammenhang zwischen
gefühlter Schönheit und Wohlbefinden zutage
gefördert hatte. Siehe auch Lerner et al. 1973:
Selbstwertgefühl und Zufriedenheit mit dem eigenen
Körper korrelierten hier deutlich, und zwar bei Frauen (mit r
= 0,43) noch etwas mehr als bei Männern (r = 0,33). Der Befund
wurde von Stokes et al. 2003 repliziert: (subjektives)
Körperbild und allgemeine Lebenszufriedenheit waren auch in
dieser Studie voneinander abhängig.
Erstaunlicherweise hat aber die gefühlte Schönheit
offenbar ziemlich wenig mit der tatsächlichen
Schönheit zu tun. − Nach Feingold 1992
korrelieren beide Attraktivitätsskalen im Mittel nur mit r =
0,24. Die Größenordnung wird auch von Greitemeyer
& Brodbeck (2000) repliziert, hier betrug die Korrelation bei
Live-Situationen 0,33. Bei Diener 1995 finden sich Korrelationen
zwischen objektiver und subjektiver Attraktivität von 0,21
(Fotos) und 0,34 (Video).
Dass Zufriedenheit mehr mit der „gefühlten
Schönheit“ als mit der „objektiven
Schönheit“ zusammenhängt, geht auch aus der
Metaanalyse von Alan Feingold (Feingold 1992) hervor: die Korrelation
von Wohlbefinden zu fremdeingeschätzter Attraktivität
war hier durchgängig geringer als die zur
selbsteingschätzen Attraktivität. In dieselbe
Richtung weisen auch die Ergebnisse der Langlois’schen
Metaanalyse (Langlois 2000): die Kategorie „Geistige
Gesundheit, Wohlbefinden, Emotionale Stabilität“
hing deutlich stärker von der selbsteingeschätzten
als von der fremdeingeschätzten Attraktivität ab
(Effektstärken 54 / 46 versus 58 / 42). Auch in der
Längsschnittstudie von Rosenblum et al. 1999, in der 115
Jugendliche im Alter von 13, 15 und 18 Jahren untersucht wurden, zeigte
sich, dass Körperbild und Zufriedenheit mit dem eigenen
Aussehen nur wenig mit der fremdbestimmten Attraktivität (und
auch wenig mit dem BMI) zu tun hatten. Eine Diskussion der relevanten
Literatur findet sich in Niketta 2000. Zur Frage, ob die geringe
Korrelation zwischen selbst- und fremdeingeschätzter
Attraktivität möglicherweise (auch) auf einem
statistischen Artefakt beruht, siehe: Henss 1992, S. 104f.
Nur wenige Menschen etwa schätzen sich
als unterdurchschnittlich schön ein ... − Henss
1992, S. 104f
Männer
neigen eher als Frauen dazu, ihr Äußeres zu
überschätzen ... −
Gurman
& Balban 1990. Bei niedrigem Selbstwert ist die
Einschätzung eher akkurat.
...
ganz so, wie das von ihrem höheren Selbstwertpegel her auch zu
erwarten wäre. − Marsh 1989
dass sich ihr Aussehen im Lauf des Lebens stark
geändert habe − und zwar eher zum Positiven.
− Berscheid et al. 1972
Kapitel
13: Schönheit, Liebe und Prostitution
254
... das man mit Fug
und Recht als die Geburtsstunde der modernen
Attraktivitätsforschung bezeichnen kann. − Walster et al.
1966
255
...
zählte demnach nur ein einziger Faktor: dessen
Schönheit. − Die Korrelationen
betrugen r = 0,78 für Männer und r = 0,69
für Frauen und sind damit sehr hoch. Der Nebenbefund, dass
Frauen sich offenbar weniger vom Aussehen beeindrucken lassen, wurde
bis auf die heutigen Tage immer wieder zuverlässig
reproduziert (siehe Kap. 6).
Schönheit ist für Platon das
„Liebreizendste“ − Platon, Phaidros,
zitiert nach Grassi 1980, S. 112.
... sondern trägt mit Beschwerde seine
Bürde weiter“ − Platon,
Symposion, zitiert nach Hauskeller 1994, S. 50.
256
Danach paaren
sich bei auf Dauer angelegten Beziehungen Partner mit
ähnlichem Kontostand auf der Schönheitsbank.
− In einer
Metaanalyse von Alan Feingold betrug die Interpartnerkorrelation der
Attraktivitätswerte r = 0,39, und ist damit substanziell
(Feingold 1988). Siehe auch Murstein 1972.
Dabei ist es in aller Regel der besser aussehende
Partner, der in einem fremden Bett auftaucht. − Hatfield
et al. 1979
Wenn ein Schöner einen weniger
schönen Partner hat, verfügt er oft über ein
geringeres Selbstwertgefühl. − Murstein
et al. 2002
257
... das Ergebnis
des Computer-Dance (und vieler anderer psychologischer Experimente)
− Einen
Überblick gibt Henss 1992 S. 34ff.
... Sie wären zusammen mit 199 anderen
auf eine Party eingeladen. − Die Idee stammt aus
Hassebrauck & Küpper 2002, S. 119.
258
...
wählte er durchweg die Schönste. −
Huston
1973
259
...
wählen sie sich schon im Kindergartenalter die
Schönsten aus. − Langlois
& Stephan 1977, Langlois & Styczynski 1979
... spielen mehr und besser miteinander als Kinder
aus unterschiedlichen Schönheitsklassen. − Langlois
& Downs 1979
260
Erst mit 21
Jahren verringert er sich etwas, verschwindet jedoch nie ganz.
− Die Arbeitsgruppe
um Marsh (1989) befragte 12000 Kinder und Jugendliche. In der 2. Klasse
waren noch die Mädchen mit ihrem Aussehen zufriedener als die
Jungs, in der 3. und 4. Klasse lagen beide Geschlechter
ungefähr gleichauf, ab der 5. Klasse hielten sich die
Mädchen für weniger attraktiv, und dieser Unterschied
im Körperkonzept wurde bis zur 9. Klasse immer
größer. Erst im Alter von 21 Jahren verringerte er
sich wieder, verschwand jedoch nie ganz. Siehe auch: Vagt et al. 1985:
darin zeigten sich 15jährige Frauen deutlich weniger zufrieden
mit ihrem Aussehen als gleichaltrige Männer, und ihr
Wohlbefinden war eher als bei den Männer mit ihrem Aussehen
assoziiert.
In einer Untersuchung von Davies & Furnham (1986) nahm die
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei Frauen vom 12. bis
zum 18. Lebensjahr beständig zu. Die am häufigsten
genannte „Problemzone“ waren die Hüften
− nur jedes dritte Mädchen war mit diesem
Körperteil zufrieden.
Wer
weniger zu bieten hat, muss seine Ansprüche senken.
− Siehe z.B. Kurzban
& Weeden 2005.
... wie eine polnische Studie nachgewiesen hat.
− Pawlowski et al. 2000
261
... eine
„sehr vernünftige Verrücktheit“.
− Illouz 2003, S. 192
... schreibt der englische Dichter John Keats im
Jahr 1819 an seine Verlobte Fanny Brawne. − Marwick
1988, S. 207
... schreibt hundert Jahre später Keats Dichterkollege William
Butler Yeats in dem Gedicht „Für Anne
Gregory“. − William Butler Yeats: „For
Anne Gregory“, in: The Winding Stair and Other Poems,
1933.
262
... bei ihrer
Wahl nach dem Äußeren gegangen zu sein. −
Hadjistavropoulos & Genest 1994
263
In Liebesdingen
sind Frauen rationaler als Männer. −
Illouz
2003, S. 203
Männer können ihren sozialen
Erfolg in sexuellen Marktwert umrubeln, Frauen werfen ihre
Schönheit in die Waagschale. − Eine
faktenreiche historische Analyse zum Thema
„Schönheit als Vehikel des sozialen
Aufstiegs“ liefert der Historiker Arthur Marwick in seinem
Werk „Beauty in History“ (Marwick 1988,
insbesondere S. 89ff und 144ff).
264
... als wenn man
die Frau für eine Fremde ausgibt. −
Sigall
& Landy 1973, Berscheid &
Walster 1974
265
... zwischen 1800
und 2000 Modelagenturen, die etwa 70 000 haupt- und nebenberufliche
Models vertreten ... − Hochrechnung
aufgrund von Zahlen des Verbandes lizensierter Modellagenturen
(VELMA).
Der geschätzte Jahresumsatz der Branche
liegt bei 14,5 Milliarden Euro. − nach einer
Schätzung der Gewerkschaft Verdi (http://www.arbeitsplatz-prostitution.de)
... Pamela Anderson, nach dem Geheimnis ihres
Erfolgs befragt − SPIEGEL 27/2003
266
... erkannte
schon die Feministin Rita Freedman. −
Freedman
1989, S. 63
268
Aristoteles:
„Arbeit und Tugend schließen einander
aus.“ − Braig &
Renz 2001, S. 96
„Müßiggang ist wider
Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat.“ − Luther,
zitiert nach Braig & Renz 2001, S. 105. Zur Geschichte unserer
Einstellung zur Arbeit siehe: Axel Braig und Ulrich Renz:
„Die Kunst, weniger zu arbeiten“, S. 93 –
125. Mehr zu dem Buch unter www.arbeitswahn.de.
269
... mit den
heutigen „Society-Damen“ nicht zu vergleichen ...
− Marwick 1988
... ihre „corporate identity“
übernehmen soll, sich als ganzer Mensch
„einbringen“ und „Leistung aus
Leidenschaft“ erbringen soll ... − Der
Kampf um die Herzen der Angestellten greift zunehmend auf eine
quasi-religiöse Symbolik zurück − siehe
hierzu den Spiegel online-Essay des Autors: „Enron oder die
Macht der Visionen“,
http://arbeitswahn.de/visionen.html.
Kapitel
14: Ausweitung der Problemzone(n)
278
... Das Modediktat
betrifft den Körper“ − Ebba Drolshagen, in
Posch 1999, S. 34
...
ist längst keine Frage der Scham mehr, sondern eine Frage der
richtigen Figur. − Die neue Moral
wird in einer, „Soziologie des nackten Busens“
genannten Studie des französischen Soziologen Jean-Claude
Kaufmann auf den Punkt gebracht. Über mehrere Wochen
beobachtete und interviewte er mit seinem Team die
„Bewohnerinnen“ eines Nacktbadestrandes, zeichnete
das kleinste Detail auf. Auf den ersten Blick scheint „alles
zu gehen“. Was geht, ist bei näherem Hinsehen jedoch
strengstens reglementiert: jede Frau muss sich nach genauen Regeln
richten, die von ihrer Figur, ihrem Alter und ihrer sozialen Herkunft
abhängen. Sie muss die Blicke, die auf ihrem Körper
liegen richtig interpretieren und durch die richtigen Posen und Gesten
adäquat auf sie reagieren (Kaufmann 2002).
279
...
schätzungsweise 180 Milliarden Dollar Jahresumsatz.
− „Pots of
promise“, The Economist,
22.5.2003
L'Oréal machte im Jahr 2004 bei 14,5
Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 2,1 Milliarden. −
SPIEGEL 10/2005, S. 88
280
Zunächst
kamen die Achselhaare ins Visier ... −
Bei
ihrem ersten Auftauchen waren Achselhaare noch höchst
sexualisiert − einen Blick in die Achselhöhle einer
Bühnenschönheit zu erhaschen galt geradezu als
erotische Offenbarung.
92 Prozent der amerikanischen
Schülerinnen und Studentinnen entfernen sich
regelmäßig Bein- und Achselhaare ... − Tiggemann
& Kenyon 1998
281
... ein
Unternehmen entwickelt Strumpfhosen mit „haarwuchshemmenden
Aktivkörpern“. − Es handelt sich um
das Unternehmen Cognis Textile Technology („Geheimwaffe gegen
den Mief“, SPIEGEL 9/2004).
282
Ein
„Sozialexperiment gigantischen Ausmaßes“
− Guggenberger 1997
283
... für
deutlich weniger attraktiv hielten als die zweite Gruppe. − Crouch &
Degelman 1998. Siehe auch Cattarin et al. 2000, Turner et al. 1997
... durch den Vergleich mit anderen
gleichermaßen „runterziehen“. −
Henderson-King
& Henderson-King 1997, Monro & Huon 2005
... suggerierte, dass es sich um Models handelte.
− Cash et al. 1983. Cash, T.F., Cash, D.W.,
& Butters, J. (1983).
284
... als mit
Michael Ballack. − Dagegen
demonstrierte der Sozialpsychologe Thomas Mussweiler, dass wir bei
unserer Selbsteinschätzung durchaus unrealistische Vergleiche
heranziehen. In einem seiner Experimente sollten zwei Gruppen von
Versuchspersonen ihre eigene Sportlichkeit einschätzen. Der
einen Gruppe wurde dabei der Name des Papstes
„subliminal“ präsentiert, d.h.
für den Bruchteil einer Sekunde – unterhalb der
bewussten Wahrnehmungsschwelle − in das Gesichtsfeld
eingeblendet, der anderen der Name „Michael
Jordan“. Die Jordan-Gruppe hielt sich für deutlich
unsportlicher (Mussweiler et al. 2004).
... von 23 auf 56 Prozent bei den Frauen und von
15 auf 43 Prozent bei den Männern. − Umfragen
für Psychology Today, nach Posch 1999.
Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch in
Deutschland nachweisen. Dabei scheinen, was die Unzufriedenheit mit dem
eigenen Körper angeht, Männer und Frauen immer enger
zusammenzurücken (Kluge et al. 1999).
Die kosmetische Industrie verfügt
über ein jährliches Werbebudget von 40 Milliarden
Dollar − Die Firmen der
Schönheitsindustrie geben nur 2-3% ihres Umsatzes für
Forschung & Entwicklung aus – verglichen mit 15% in
der pharmazeutischen Industrie. Auf der anderen Seite stecken sie
20-25% in Werbung und Promotion („Pots of promise“,
The Economist, 22.5.2003).
... für ihr Idealgewicht würden
sie fünf Jahre ihres Lebens opfern. − Posch
1999, S. 150
... wenn es die genetische Veranlagung zur
Fettleibigkeit hätte. − Spiegelreporter
01/2001, S. 34
286
... ist unser
heutiger Weg zum jeweiligen Schönheitsideal ein Spaziergang.
− „Kaum
ein Körperteil, das man in unnatürlicher Weise
irgendwie verändern kann, ist verschont geblieben“,
schreibt Darwin über seine Erlebnisse auf seiner
5-jährigen Reise um die Welt. „Das Maß an
so verursachtem Leiden muss extrem gewesen sein, denn viele der
Eingriffe nehmen Jahre in Anspruch; in der Vorstellung der Menschen
müssen sie demnach als zwingend notwendig erachtet worden
sein.“ (Darwin 1871, nach Cunningham & Shamblen 2003
S. 209f; Übersetzung von mir, UR)
... um den Körper zum Glänzen zu
bringen ... − Etcoff 2001, S. 12
287
Erst danach fragt
er noch: „Fehlt es dir etwa an Brot oder Nahrung?“
− Gilgamesch-Epos,
sechste Tafel,
http://www.pinselpark.org...
Kapitel
15: Schönheit in Zeiten ihrer Machbarkeit
288
... zum
Vorzugspreis von 149 Euro an. − „Wer
schön sein will, muss laufen“, Spiegel
online vom 8.12.2004
... heißt es etwa auf der Internetseite
der Berliner Charité. −
http://www.aesthetik-forum.de...
... lautet etwa die
„Philosophie“ einer großen Klinik-Kette.
−
www.moser-kliniken...
... haben 70 Prozent der Deutschen mittlerweile
keine Einwände gegen Schönheitschirurgie mehr.
− Anika Geisler:
„Schönheitsoperationen“, Stern
46/2004
... würden einen Eingriff machen lassen,
wenn er nicht so teuer wäre. − Emnid
für Brigitte, Dossier zu
Schönheits-OP, Brigitte 8/2004
In Amerika haben sich 5 Prozent der
College-Studenten bereits unters Messer begeben. − Sarwer
et al. 2005. Siehe auch: Pearl & Weston 2003
289
... verdienen
weniger als 50 000 Dollar im Jahr, 30 Prozent sogar weniger als 25 000.
− Etcoff 2001, S. 126
„smart operations for smart
people“- www.beauty-pro.de
... werden auf Ratingseiten im Internet stolz der
Öffentlichkeit zur Bewertung vorgelegt. − z.
B.
www.ratemyimplants.com.
... und Augenlidkorrekturen (334 052). −
Weitere Zahlen der American Society for Aesthetic
Plastic Surgery finden sich auf
www.cosmetic...
... innerhalb von vier Jahren alle anderen
Verfahren überholt hat. − Zahlen nach
American Society of Plastic Surgeons, www.plastic...
... der Umsatz der Branche beträgt
hierzulande rund 1,6 Milliarden Euro. − Nach
Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für
Ästhetische und Plastische Chirurgie, DGÄPC, Welt
am Sonntag, 18.9.05.
290
... mit dem
Ergebnis zufrieden. − Es handelt sich
dabei allerdings eher um eine Trendaussage, da die meisten Studien zu
dem Thema erhebliche qualitative Mängel aufweisen. Siehe dazu
den Reviewartikel von Castle et al. 2002.
Männer, jüngere Patienten,
Depressive oder Angstgestörte scheinen dagegen weniger zu
profitieren ... − Davis et al. 2002
... die sich den Busen durch Silikonimplantate
hatten vergrößern lassen. −
Koot et al. 2003
... und auch die Anzahl der Einweisungen in
psychiatrische Kliniken lag deutlich höher. − Einen
Überblick über die Literatur geben McLaughlin et al.
2004. Siehe auch: Sarwer et al. 2003, Jacobsen et al. 2004.
291
...
beschäftigte in der Nachkriegszeit 22 Vollzeit-Retoucheure.
− Nach Peter W.
Engelmeier: Beauties. Augsburg, 1999 (Augustus
Verlag)
...
setzt sich Dove an die Spitze
der Bewegung. −
www.initiativefuer...; www.campaign...
297
...
anlässlich des ersten öffentlichen Auftritts der
jungen Mutter Pooth nach der Entbindung. − Bild.T-online
vom 4.5.2004
„Sie fasteten, turnten und
kotzten“ − Die Formulierung stammt von
Waltraud Posch (Posch 1999).
298
... scheinen die
festgefügten Dogmen von früher allmählich
ins Wanken zu geraten. − Z. B. Flegal et
al. 2005. Das letzte Wort in der derzeitigen
„Idealgewichtsdebatte“ ist allerdings mit
Sicherheit noch nicht gesprochen. Der Trend geht aber weg von dem
einfachen Paradigma „Je schlanker desto besser − je
dicker, desto schlechter“ hin zu einer differenzierteren
Betrachtung.
... und in Brasilien gibt es mehr “Avon
Ladies” (900 000) als Männer und Frauen in der
Armee. − „Pots of promise“, Economist
vom 22. Mai 2003
299
... Federn und
Perlen tragen und sich schminken.“ −
zitiert nach Dorothy Schefer: What is
beauty? Paris 1997 (Ed.
Assouliné), S. 72
Kapitel
16: Jenseits des Schönheitswahns
301
...
„übernahm der Schönheitsmythos dessen
Funktion als gesellschaftliches Herrschaftsinstrument.“
− Wolf 1991, S. 13
...
vom Lippenstift
bis zum High-Tech-Epiliergerät -, sind es fast zwei Drittel.
− Riordan 1997, S.
XVff
302
... Ich habe es
nicht über mich gebracht, die Pressekonferenz
aufzusuchen.“ − DIE ZEIT
50/2004, S. 44 ff, www.zeit.de...
... falschen Wimpern und Büstenhaltern
gefüllt wurde. − Freedman 1989, S. 7
... trotzdem hatte die Bewegung ihren Namen weg:
„Bra-Burners“. − Die
frühe Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft beklagte schon
1792, dass die Frauen „eifrig ihren Körper
schmücken und putzen, damit er bei den Männern
Beachtung findet“ (zitiert nach Posch 1999, S. 21,
Umstellungen von mir). In der modernen Frauenbewegung wurde die
Tradition, Schminke und Mode abzulehnen, bereits von Simone de Beauvoir
begründet (Marwick 1988, S. 29).
303
... bekam eine
modebewusste Aktivistin von einer Mitstreiterin zu hören.
− Friday 1997, S.
312
„Ein voller Busen ist in Wirklichkeit
ein Mühlstein am Hals einer Frau.“ − Greer
2000, S. 34
304
...
während die Ärzte ihre Kunst auf das „rein
medizinisch“ Indizierte beschränken wollten.
− Haiken
1997
309
Yuppies, die
hinter dem großen Geld her sind, sind im Durchschnitt
unglücklicher als solche, denen Geld egal ist. −
Myers 2000
Je mehr sich eine Frau
mit ihrem Körper beschäftigt, desto unzufriedener ist
sie mit ihm. − Z. B. Ackard et al. 2000.
Siehe auch Kasser & Ryan 1993 und 1996): Danach sind
“innere Lebensziele” (wie “sich selbst
annehmen”, “der Gemeinschaft helfen”,
“Mitgliedschaft in Vereinen etc.”,
“Gesundheit”) für die Lebenszufriedenheit
entscheidender als “äußere
Ziele”, insbesondere das Streben nach materiellen Werten,
Attraktivität und Ansehen.
311
Dasselbe scheint
nach einigen Studien aber auch für sehr attraktive Menschen zu
gelten. − In der Frage der
„distinctiveness“, also der Unterscheidbarkeit
attraktiver Gesichter herrscht alles andere als Einigkeit in der
Forschergemeinde. David Perrett etwa spricht von „low
distinctiveness of attractive faces“ und macht dafür
den hohen Gehalt an Durchschnittlichkeit verantwortlich (Perrett et al.
1994, er bezieht sich dabei auf Light et al. 1981). Andreas
Müller (Müller 1998 in Hassebrauck & Niketta
1998, S. 150) dagegen schreibt „Die Mehrheit der Studien
zeigt, dass attraktive Gesichter eher besser erinnert werden, da sie
atypischer sind, d.h. eben nicht ein Normalgesicht“ und
bezieht sich dabei u.a. auf eigene Studien. Nach Rhodes &
Tremewan 1996 werden attraktive Gesichter aus einer Menge weniger
leicht herausgepickt, der Zusammenhang ist jedoch nur
mäßig. Mallet &
Lallemand (2003) zeigen, dass 10-Jährige
attraktive fremde Gleichaltrige besser erkennen, aber nur, wenn diese
männlich sind; bei weiblichen Gesichtern wurden eher die
unattraktiveren besser erkannt. Für die Versuchspersonen
von Maner et al. (2003) dagegen traf das genaue Gegenteil zu: Sie
konnten attraktive Frauen besser wiedererkennen als unattraktive, und
unattraktive Männer eher als attraktive. In der Studie von
Deblieck & Zaidel (2003) hatten weibliche Versuchspersonen ein
besseres Gedächtnis für attraktive Gesichter (egal,
ob diese männlich oder weiblich waren), männliche
Versuchspersonen erkannten jedoch unattraktivere Gesichter leichter
wieder. Wickham & Morris (2003) kommen zu dem Schluss, dass die
Wiedererkennbarkeit von Gesichtern nicht von ihrer
Attraktivität abhängt. Attraktive Gesichter streuen
demnach über alle Bereiche von Unterscheidbarkeit. Siehe auch:
Becker et al. 2005.
... nicht in der Lage, allzu wählerisch
zu sein ... − Menninghaus 2003, S. 28
312
... Exzesse an
Leidenschaft und Feuer der Sinnlichkeit“ −
Marwick
1988, S. 70
313
...
„durchaus sexuell anziehend“ seien ... −
Posch 1999, S. 133
314
„Lehre
uns bedenken, dass wir sterben müssen“. −
Psalm 90, 12
...
stellt soeben
„Nature“, die führende
Wissenschaftszeitschrift der Welt in einem Leitartikel fest. − “Good
eggs” (Editorial), Nature, 2004, 432, S. 7013
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